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Die R u n st - p a l l e.
Nr. 5
geboten. Das Büchlein empfiehlt sich als Führer, denn es
ist von einem Manne geschrieben, der die Geschichte des
Baues kennt, der dem Schöpser des großen Merkes mit
Begeisterung in alle Theile des Bauses solgt und den Ein-
druck des Gesehenen zu schildern versteht. Mehr als Be-
schreibung wird in solchen schnell fertig gewordenen Ela-
boraten iudeß nicht geboten, und es wäre thöricht in den
Verfassern etwas Anderes als die literarischen Anwälte
der Architekten zu erblicken. Meder vermag auch hier perr
v. M. das Objekt von der Zinne der baugeschichtlichen
Benrtheilung zu würdigen, noch versucht er cs kritisch zu
betrachten. Bei der geringen Zahl gleich ungeheuerer mo-
derner Bauten in Deutschland stellt sich leicht nach Vollendung
eines solchen eine Ueberschwänglichkeit der Anerkennung ein,
sür die es gar keine Unterschiede mehr giebt. Den Iustiz-
palast den: Reichshause in Berlin, Bossmann, einen:
Mallot au die Seite stellen, könnte doch nur laienhafte An-
schauung. Mallot stand seiner Ausgabe als durch und
durch gereister Meister gegenüber, großartig und zugleich
grundnaiv empfindend; er würde heute dieselbe Aufgabe
zweifellos ganz übereinstimmend lösen und etwa nur in der
Wahl seiner künstlerischen Mitarbeiter vorsichtiger sein. Boss-
mann, der wenigstens stellenweise über die Entlehnung
klassischer Vorbilder nicht hinauskam, ist erst während der
Beschäftigung mit seinem Merke zu den einzelnen Resultaten
seiner Baugestaltung herangereist, er hat offenbar noch nicht
durchweg Zeit gehabt, die Eindrücke seiner dauernden fleißigen
Studien, den gesammelten architektonischen Musterapparat
in der Esse seiner Phantasie zu einen: originellen persönlichen
Ganzen durchzuschmelzen. Dies soll durchaus kein Vorwurf
für den jüngeren Meister sein; es muß nur einmal ehrlich
ausgesprochen werden und es muß zugleich auch gesagt
werden, daß, trotz bedeutender baukünftlerischer Schönheiten
in: Innern und an den Fronten, die Gruppirung der Massen
des Aeußern Manches zu wünschen übrig läßt, daß hier
neben kraftvollen und eigenartigen, auch konventionelle und
selbst triviale Bausormen vorkomme::, daß die schinächtige
Ruppel, die sreilich von gewissen Punkten aus wirkungsvoll
erscheint, als Ruppel des Gebäudes eigentlich wenig Be-
rechtigung hat, da sie streng genommen lediglich einen aus
die Mitte gestülpten Raum überdeckt. Wer derartigen Ein-
wänden nicht zugänglich ist, der wird in der volkmar'schen
Schrift gewiß jede ihn: ausreichende Belehrung finden.
s Lhicago tSZZ. Die Architektur der Rolu in-
dischen Meltausstellung. Nach amtlichen Ouellen be-
arbeitet von Franz Iafsv. Mit 28 Tafeln und 30 Ab-
bildungen. Berlin Verlag von Iulius Becker.
Eine Monographie der Rolumbischen Meltausstellung
zu Ehicago, geschrieben von einem bewährten Fachmann,
der Rünstler und Techniker zugleich ist, kann nur warn:
empfohlen we:den. Jaffa ist in der Lage, Dank seiner Er-
fahrungen und Forschungen, die Ergebnisse der voraufge-
gangenen Völkerwettkämpfe zum vergleich heranzuziehen,
um dadurch einen Maßstab sür die riesenhafte Ausdehnung
und die wahrhaft pomphafte Gestaltung des jüngsten Ehi-
cagoer Unternehmens zu gewinnen. Er bespricht die ver-
schiedenartigen Etablissements des Terrains am Michigan
See, sowohl die Hauptgebäude für Ausstellungszwecke und
die Staatsgebäude, als auch die zum Theil hochoriginellen
Vergnügungsstätten des abseits gelegenen Midway Plaisance.
Das interessante statistische Material, welches die einzelnen
Abschnitte enthalten, sichern den: mit farbigen Situations-
plänen, mit vorzüglichen Autotypien und Textbildern reich-
geschmückten Buche eine bleibende wissenschaftliche Be-
deutung.
Der Amateur-Photograph.
* Line Mattirungsmaschine hat 6. Brand kou-
struirt. Dieselbe ist eine peißsatinirmaschine mit heizbarer,
mutter, hohler Stahlwalze, durch welche die Mattirnng auf
das glänzende Ropirpapier aussatiuirt wird, vermittelst
einer zweiten hochpolirten Malze kann man mit der Maschine
auch pochö^M erzeugen. Mattirte Eelloidinbilder lassen
sich ohne Nachtheil abwascheu, auch ist Retouche mit Blei-
stift oder Pinsel leicht anzubringeu. Glänzend satinirte
Bilder können nachträglich mattirt werden.
(Eder's Jahrbuch tSstö.).
* Zerbrochene Platten, deren Gelatinehaut ganz
geblieben ist, lassen sich durch Uebertragung aus ein neues
Glas auf folgende Art retten. Man legt die Platten
einige Minuten in ein starkes Alaunbad, wäscht kurze Zeit
und taucht dieselbe dann in eine Lösung von Fluorwasser-
stoff ft: M). Die Säure greift das Glas an und von:
Rande nach innen fortschreitend, löst sich die Baut nach und
nach ab. Mill man das durch dies Experiment bedingte
Ausdehnen der Baut vermeiden, so legt mau diese in eine
Schale mit Spiritus uud Master zu gleichen Theilen. Die
abgelöste Bant sängt man unter Master aus einer mit
dünner Gelatineschicht übergossenen Glasplatte auf. Mill
man eine ungewöhnlich starke Vergrößerung des päut-
chens herbeiführen, so legt inan dasselbe in folgende Lösung:
Master ;oo, Fluorwasserstoff Glycerin xs, Zitronensäure
;o Theile. Bierin dehnt sich die Baut säst bis zur doppelten
Größe aus, das Bild büßt aber viel von seiner ursprüng-
lichen Dichtigkeit ein.
(Photographische Eorrespondenz.)
* Mondscheinphotographien, die sich von Tages-
ausnahmen kaum unterscheiden, werden bei 20—30 Minuten
Expositionszeit durch das Licht des Vollmondes ermöglicht
Ls empfehlen sich windstille Nächte, keinensalls ist der Be-
ginn der Dämmerung abzuwarten.
* Bei Anwendung des Lisenentw icklers war es
bisher ängstlich befolgte Vorschrift, die Eisenlösung in die
Oxalatlösung zu gießen. Die Praxis hat ergeben, daß das
Mischen der beiden Lösungen auch umgekehrt ersolgen kann.
Dabei ist jedoch Folgendes zu beachten:
Man gieße das Eisen langsam in das Oxalat,
oder: man „ „ Oxalat schnell in's Lisen.
* Patentanmeld u n gen: Firma Benry Bill 6: Arthur
Lewis Adams in London. Mechselvorrichtung für geschnittene
Films. — Firma Lgg-Schädler L Eie. in Zürich. Magazin-
camera, bei welcher der Plattenwechsel in: Lxpositionsranm
bewirkt wird.
* Lin neuer Lehrstuhl der Photographie.
Vr. B. Riesenfeld, der Vorsitzende der Schlesischen Gesell-
schaft von Freunden der Photographie, ist zum Lector der
Photographie an der Universität Breslau ernannt worden.
* Für dasAufziehen vonBildern wird flüssige
Gelatine vielfach den: Stärkekleister vorgezogen. Rezept:
Lhloralhydrat 250, Gelatine qM, warmes Master xooo
* A. M., Berlin. Die Beantwortung Ihrer Anfrage
liegt eigentlich außerhalb des Rahmens dieser Rubrik. Mir
theilen Ihnen aber doch betreffs der sogenannten Natural-
photographien gern mit, daß solche von dem hiesigen
Bosphotographen E. Brasch, Leipzigerstraße st bis zur
Lebensgröße angefertigt werden. Derselbe hat sich durch
d:ese Bilder aus den: Gebiete der Fach-Photographie ein
eigenes Feld erobert. Die Aufnahmen geschehen während
einer kurzen Belichtnngszeit p/^ Sekunde) bei Magnesium-
Blitzlicht.
*
Die R u n st - p a l l e.
Nr. 5
geboten. Das Büchlein empfiehlt sich als Führer, denn es
ist von einem Manne geschrieben, der die Geschichte des
Baues kennt, der dem Schöpser des großen Merkes mit
Begeisterung in alle Theile des Bauses solgt und den Ein-
druck des Gesehenen zu schildern versteht. Mehr als Be-
schreibung wird in solchen schnell fertig gewordenen Ela-
boraten iudeß nicht geboten, und es wäre thöricht in den
Verfassern etwas Anderes als die literarischen Anwälte
der Architekten zu erblicken. Meder vermag auch hier perr
v. M. das Objekt von der Zinne der baugeschichtlichen
Benrtheilung zu würdigen, noch versucht er cs kritisch zu
betrachten. Bei der geringen Zahl gleich ungeheuerer mo-
derner Bauten in Deutschland stellt sich leicht nach Vollendung
eines solchen eine Ueberschwänglichkeit der Anerkennung ein,
sür die es gar keine Unterschiede mehr giebt. Den Iustiz-
palast den: Reichshause in Berlin, Bossmann, einen:
Mallot au die Seite stellen, könnte doch nur laienhafte An-
schauung. Mallot stand seiner Ausgabe als durch und
durch gereister Meister gegenüber, großartig und zugleich
grundnaiv empfindend; er würde heute dieselbe Aufgabe
zweifellos ganz übereinstimmend lösen und etwa nur in der
Wahl seiner künstlerischen Mitarbeiter vorsichtiger sein. Boss-
mann, der wenigstens stellenweise über die Entlehnung
klassischer Vorbilder nicht hinauskam, ist erst während der
Beschäftigung mit seinem Merke zu den einzelnen Resultaten
seiner Baugestaltung herangereist, er hat offenbar noch nicht
durchweg Zeit gehabt, die Eindrücke seiner dauernden fleißigen
Studien, den gesammelten architektonischen Musterapparat
in der Esse seiner Phantasie zu einen: originellen persönlichen
Ganzen durchzuschmelzen. Dies soll durchaus kein Vorwurf
für den jüngeren Meister sein; es muß nur einmal ehrlich
ausgesprochen werden und es muß zugleich auch gesagt
werden, daß, trotz bedeutender baukünftlerischer Schönheiten
in: Innern und an den Fronten, die Gruppirung der Massen
des Aeußern Manches zu wünschen übrig läßt, daß hier
neben kraftvollen und eigenartigen, auch konventionelle und
selbst triviale Bausormen vorkomme::, daß die schinächtige
Ruppel, die sreilich von gewissen Punkten aus wirkungsvoll
erscheint, als Ruppel des Gebäudes eigentlich wenig Be-
rechtigung hat, da sie streng genommen lediglich einen aus
die Mitte gestülpten Raum überdeckt. Wer derartigen Ein-
wänden nicht zugänglich ist, der wird in der volkmar'schen
Schrift gewiß jede ihn: ausreichende Belehrung finden.
s Lhicago tSZZ. Die Architektur der Rolu in-
dischen Meltausstellung. Nach amtlichen Ouellen be-
arbeitet von Franz Iafsv. Mit 28 Tafeln und 30 Ab-
bildungen. Berlin Verlag von Iulius Becker.
Eine Monographie der Rolumbischen Meltausstellung
zu Ehicago, geschrieben von einem bewährten Fachmann,
der Rünstler und Techniker zugleich ist, kann nur warn:
empfohlen we:den. Jaffa ist in der Lage, Dank seiner Er-
fahrungen und Forschungen, die Ergebnisse der voraufge-
gangenen Völkerwettkämpfe zum vergleich heranzuziehen,
um dadurch einen Maßstab sür die riesenhafte Ausdehnung
und die wahrhaft pomphafte Gestaltung des jüngsten Ehi-
cagoer Unternehmens zu gewinnen. Er bespricht die ver-
schiedenartigen Etablissements des Terrains am Michigan
See, sowohl die Hauptgebäude für Ausstellungszwecke und
die Staatsgebäude, als auch die zum Theil hochoriginellen
Vergnügungsstätten des abseits gelegenen Midway Plaisance.
Das interessante statistische Material, welches die einzelnen
Abschnitte enthalten, sichern den: mit farbigen Situations-
plänen, mit vorzüglichen Autotypien und Textbildern reich-
geschmückten Buche eine bleibende wissenschaftliche Be-
deutung.
Der Amateur-Photograph.
* Line Mattirungsmaschine hat 6. Brand kou-
struirt. Dieselbe ist eine peißsatinirmaschine mit heizbarer,
mutter, hohler Stahlwalze, durch welche die Mattirnng auf
das glänzende Ropirpapier aussatiuirt wird, vermittelst
einer zweiten hochpolirten Malze kann man mit der Maschine
auch pochö^M erzeugen. Mattirte Eelloidinbilder lassen
sich ohne Nachtheil abwascheu, auch ist Retouche mit Blei-
stift oder Pinsel leicht anzubringeu. Glänzend satinirte
Bilder können nachträglich mattirt werden.
(Eder's Jahrbuch tSstö.).
* Zerbrochene Platten, deren Gelatinehaut ganz
geblieben ist, lassen sich durch Uebertragung aus ein neues
Glas auf folgende Art retten. Man legt die Platten
einige Minuten in ein starkes Alaunbad, wäscht kurze Zeit
und taucht dieselbe dann in eine Lösung von Fluorwasser-
stoff ft: M). Die Säure greift das Glas an und von:
Rande nach innen fortschreitend, löst sich die Baut nach und
nach ab. Mill man das durch dies Experiment bedingte
Ausdehnen der Baut vermeiden, so legt mau diese in eine
Schale mit Spiritus uud Master zu gleichen Theilen. Die
abgelöste Bant sängt man unter Master aus einer mit
dünner Gelatineschicht übergossenen Glasplatte auf. Mill
man eine ungewöhnlich starke Vergrößerung des päut-
chens herbeiführen, so legt inan dasselbe in folgende Lösung:
Master ;oo, Fluorwasserstoff Glycerin xs, Zitronensäure
;o Theile. Bierin dehnt sich die Baut säst bis zur doppelten
Größe aus, das Bild büßt aber viel von seiner ursprüng-
lichen Dichtigkeit ein.
(Photographische Eorrespondenz.)
* Mondscheinphotographien, die sich von Tages-
ausnahmen kaum unterscheiden, werden bei 20—30 Minuten
Expositionszeit durch das Licht des Vollmondes ermöglicht
Ls empfehlen sich windstille Nächte, keinensalls ist der Be-
ginn der Dämmerung abzuwarten.
* Bei Anwendung des Lisenentw icklers war es
bisher ängstlich befolgte Vorschrift, die Eisenlösung in die
Oxalatlösung zu gießen. Die Praxis hat ergeben, daß das
Mischen der beiden Lösungen auch umgekehrt ersolgen kann.
Dabei ist jedoch Folgendes zu beachten:
Man gieße das Eisen langsam in das Oxalat,
oder: man „ „ Oxalat schnell in's Lisen.
* Patentanmeld u n gen: Firma Benry Bill 6: Arthur
Lewis Adams in London. Mechselvorrichtung für geschnittene
Films. — Firma Lgg-Schädler L Eie. in Zürich. Magazin-
camera, bei welcher der Plattenwechsel in: Lxpositionsranm
bewirkt wird.
* Lin neuer Lehrstuhl der Photographie.
Vr. B. Riesenfeld, der Vorsitzende der Schlesischen Gesell-
schaft von Freunden der Photographie, ist zum Lector der
Photographie an der Universität Breslau ernannt worden.
* Für dasAufziehen vonBildern wird flüssige
Gelatine vielfach den: Stärkekleister vorgezogen. Rezept:
Lhloralhydrat 250, Gelatine qM, warmes Master xooo
* A. M., Berlin. Die Beantwortung Ihrer Anfrage
liegt eigentlich außerhalb des Rahmens dieser Rubrik. Mir
theilen Ihnen aber doch betreffs der sogenannten Natural-
photographien gern mit, daß solche von dem hiesigen
Bosphotographen E. Brasch, Leipzigerstraße st bis zur
Lebensgröße angefertigt werden. Derselbe hat sich durch
d:ese Bilder aus den: Gebiete der Fach-Photographie ein
eigenes Feld erobert. Die Aufnahmen geschehen während
einer kurzen Belichtnngszeit p/^ Sekunde) bei Magnesium-
Blitzlicht.
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