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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 15
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Bücherschau
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Sprechsaal
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Juristischer Rathgeber
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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0274

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238

-Die Kunst-Halle. -—

Nr. s5

eine kurze Notiz. Der Text könnte so in jeder Zeitschrift
stehen. Das kann doch die Meinung nicht sein. — Zu
empfehlen ist die Sammlung jedenfalls. 8.
*
Sprechsaal.
Hochgeehrte Redaktion I
Im Interesse der Sache gestatte mir Ihnen mitzu-
theilen, daß die Kreid elithographie nicht so einfach und
leicht ist, wie dieselbe in Ihrem werthen Blatt (Nr. tH ge-
schildert wurde. Jeder alte Kreidelithograph (denn
junge giebt es sehr wenige) wird Ihnen bestätigen, daß ein
gutes Korn zu zeichnen, sowie die ganze Technik rc. jahre-
langes praktisches Arbeiten erfordert I Die guten Kreide-
zeichner find heut zu Tage in der Lithographie fast aus-
gestorben, ebenso wie die guten — Kreidedruckeri Die
Deutschland noch hat sind gar schnell zu zählen. Manchem
Künstler hat ein lithographischer versuch schon bittere Ent-
täuschung bereitet. . . Die heutige Lithographie ist lediglich
Geschäft I
Mit größter Hochachtung
L. Ernst
Berlin 8^V., t9-
Atelier für Lithographie, Malerei und Zeichnung.
Anmerkung der Redaktion: Der Verfasser jenes
Artikels über Kreidelithograxhie in Nr. hat wohl auch
die Schwierigkeiten der Technik nicht unterschätzen wollen.
Ihm kam es darauf an — und unsere Leser sind ihm dafür
dankbar — zu versuchen anzuregen. Jeder versuch ist
schwierig — und kein Meister fällt vom Himmel.
V
Juristischer Rathgeber.
Frage. Ist die xhotograp hische Nachbildung und
Vervielfältigung eines nicht öffentlich aufgestellten Skulxtur-
werkes gestattet?
Diese nach K 6 Ziff. 2 des Künstlergesetzes vom 9. Januar
t876 zu beurtheilende Frage ist zu verneinen. In dieser
Gesetzesstelle heißt es nämlich: „Als verbotene Nachbildung
ist nicht anzusehen die Nachbildung eines Werkes der
zeichnenden oder malenden Kunst durch die plastische
Kunst oder umgekehrt." Damit ist nur die Nachbildung
der Plastik durch die zeichnende oder malende Kunst, also
durch jene künstlerische Thätigkeit, freigegeben. Die Photo-
graphie bildet aber kein Kunstverfahren, wird insbesondere
nicht, wie in Frankreich, zur zeichnenden Kunst gezählt,
sondern ist ein mechanisches Verfahren, dem jene gesetz-
liche Begünstigung nicht zur Seite steht und das daher ohne
Genehmigung des plastischen Werkes verboten ist. Wurde
aber ein solches Werk in zulässiger weise abgezeichnet oder
abgemalt, so kann der Urheber dieser erlaubten Nachbildung
oder mit dessen Zustimmung sein Rechtsnachfolger dieselbe
durch Photographie vervielfältigen lassen, ohne daß es der
Schöpfer des Skulpturwerkes hindern könnte. Dagegen sind
die auf oder an Straßen oder öffentlichen Plätzen bleibend,
d. h. nicht blos vorübergehend oder versuchsweise aufge-
stellten Werke der Plastik nach Ziff. s tz 6 a. a. G. Ge-
meingut, dürfen daher auch ohne Einwilligung des Ur-
hebers, jedoch nicht in derselben Kunstform, wohl aber
mittelst jedes anderen, mithin auch des mechanischen Ver-
fahrens der Photographie nachgebildet und vervielfältigt
werden.
Der Amateur-Photograph.
* Für Blenden und Kasfettenschieber wird neuerdings
schwarzes Lelluloid empfohlen. Or. Precht in Heidelberg
weist darauf hin, daß Eelluloid trotz mannigfacher vor-
züglicher Eigenschaften für genannte Zwecke deshalb nicht
verwendbar ist, weil es allmälich stark eintrocknet und sich

zusammenzieht. Die Blendenöffnungen würden sich demnach
verändern und bei Kassetten wären nach einiger Zeit Un-
dichtigkeiten zu befürchten.
* Gewehrkamera. Line neue Gewehrkamera wurde,
wie die Photogr. Ehr. mittheilt, von der amerikanischen
Firma Decker erbaut: dieselbe dient dem Zweck, schnell be-
wegte Gegenstände, z. B. fliegende Vögel, zu photographiren.
Die Kamera besteht in ihren wesentlichsten Theilen aus
einem, einein Gewehrschafte nicht unähnlichen Handgriffe,
welcher gegen Schulter und Backe gepreßt wird, und einer
auf diesem Griffe befestigten Handkamera im Format
9 X l2 ein. Der Griff ist mit einem Abzüge versehen, ähn-
lich bei dem Gewehre, und durch bloßes Drücken an diesem
Abzüge wird der Momentverschluß ausgelöst.
* Malerspiegel (Eonvexspiegel mit schwarzer Unter-
lage) sind sehr geeignet, um schöne Punkte zur Aufnahme
auszusuchen. Sie zeigen die betr. Landschaft in verkleinertem
Maßstabe in richtiger Stellung und farbig. Diese Spiegel
bekommt man beim Optiker.
* Schutz von Photographien gegen Eindruck
des Poststempels. Nicht selten werden Photographien,
die man in einfachen Briefkouverts versendet, durch das
Aufdrücken des Poststempels verdorben. Um dies zu ver-
hüten, empfiehlt es sich, einen Umschlag aus schwarzem
Papier zu verwenden, auf den der Stempel, weil er nicht
sichtbar fein würde, nicht aufgedrückt werden kann. Die
Adresse kommt dann auf ein angeheftetes weißes Kartonstück.
* Ein Mittel, von harten Negativen weiche Bilder zu
erzielen, bietet die Vorbelichtung des Papieres. Wird das
Papier, bevor es in den Kopirrahmen gebracht wird, kurze
Zeit dem Tageslichte ausgesetzt, so läuft es leicht an.
Durch eine derartige Vorbeleuchtung bekommen auch die
weißen Stellen einen leichten Ton. Man braucht nicht so
lange zu kopiren und erhält weichere Bilder. Macht man
sich keiner Uebertreibung schuldig, so leidet unter dieser Be-
handlung die Klarheit des Bildes nicht, die Vorbelichtung
darf nur so weit getrieben werden, als der Ton beträgt,
um den das Bild im Goldbade zurückgeht. Das richtige
Maß ergiebt sich aus der Praxis, im Allgemeinen läßt man
bis zu einem leichten bläulichen Ton anlaufen. Bleibt vom
Vorbelichten ein leichter Ton sichtbar, so hat das nur den
Vortheil, daß beim Ausbleichen im Laufe der Zeit mehr
Töne erhalten bleiben, das Bild also im Ganzen haltbarer
ist. Das Gleiche erreicht man durch Nachbelichtung, nur
ist es hier schwerer, das richtige Maß innezuhalten.
* Lin neues Lmulsionspapier „Sport" will sich an-
scheinend die Alleinherrschaft erringen. Man hört es als
ein Universalpapier rühmen, welches jeden Wunsch verwirk-
licht. Die Schicht ist matt, aber nicht stumpf und kann durch
Satiniren jeden gewünschten Grad eines wohlthuenden
Glanzes annehmen, während sich andererseits durch Fixiren
der im Tonbad gefärbten Abdrücke im Tonfixirbade sich
leicht die Schwärze der Platinbilder erzielen läßt. Neben
dieser allgemeinen Verwendbarkeit besitzt das Sportpapier
eine Festigkeit der Schicht, welche die Anwendung von Ra-
dirgummi und Abschleifen mit feinsten Bimssteinpulver ge-
stattet. Die fertigen Bilder zeichnen sich durch Feinheit des
Aussehens, durch die weichen und dennoch in ihren Linzel-
heiten scharf erkennbaren Halbtöne und Uebergänge der
Schattirungen und durch klare Tiefen aus.

Unser Aunstblatt.
„Strikende Arbeiter" von Paul Höniger,
einem jungen Berliner Künstler, der diese Scene aus
dein modernen Leben mit scharfer Beobachtung und
feinem malerischen Empfinden geschildert hat. Die
Illustration ist in Zinkätzung von Th. wendisch,
Kunstanstalt in Berlin 80., hergestellt.
 
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