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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 15
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Berliner Chronik
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Allgemeine Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0270

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23^

Die Kunst-Halle. k^--

Nr. sZ

ein Bildniß A. von Werners, nach einem Gemälde
M. Koners, gehören.
* Daß die Kunsthochschule allein Jubilarin ist, wird
von Vielen bestritten. Andere behaupten dies, indem sie die
außerhalb derselben bestehende Mitgliedschaft der Akademie
eine neue, nach fremdem Nüster geschaffene Einrichtung nennen,
die erst durch die Neuorganisation des Instituts ins Leben trat
und den Zweck hat, auch Nichtlehrern der Hochschule und Nicht-
künstlern den Ehrentitel eines Akademikers resp. Senatsmit-
gliedes zu verleihen. — Natürlich lassen sich auch die Stu-
direnden der Hochschule die Gelegenheit, das Jubel-
fest in künstlerischer Weise zu verherrlichen, nicht entgehen.
Sie veranstalten am 5. Mai auf dem Treptower Terrain
der Gewerbeausstellung im Stadttheil „Alt-Berlin" einen
historischen Festzug, zu dem die Zuschauerkarte 20 Mk. kostet.
Jener Stadttheil wird in der That einen prächtigen Rahmen
für das Fest geben, das mit einem Spiel im Theater und
mit Volksbelustigungen im Freien beginnen wird, vertreter-
aller Schwester-Institute in Deutschland und der befreundeten
Hochschulen werden in einer Art Blumenkorso den imxo-
sandten Zug eröffnen, dem sich dann zunächst Herolde, Musik-
kapellen, Fahnenträger u. s. w. anschließen werden. Der
eigentliche Festzug zerfällt in 7 Gruppen; jede Gruppe hat
einen großen allegorischen Festwagen, auf welchem erste
Künstlerinnen auch die der Hofbühnen bei der Verkörperung
der Idealgestalten mitwirken werden. Die Maler eröffnen
den Zug und bringen in ihm von Axelles bis auf den
heutigen Tag die großen Meister der Palette und des
Pinsels aus allen Zeiten zur Darstellung. Die Bildhauer
folgen in ähnlicher weise und knüpfen bei Praxiteles an.
Die dritte Gruppe bringt mit Modellen die größten Bau-
werke aller Zeiten, die Architektur, zur Darstellung. Die
darauf folgende vierte Abtheilung bringt in einem groß-
artigen Wagenzug, dem Königszug, den damaligen Kur-
fürsten Friedrich Wilhelm III., den ersten preußischen König
mit deinem Gefolge, der gewissermaßen geleitet von den
schönen Künsten, denen er in Preußen neue Wege geebnet,
nach Berlin hineingeleitet wird. Volk aller Art schließt sich
diesem Zuge als fünfte Gruppe an, welcher dann als sechste
die Phantasie folgt, eine Gruppe, in welcher dem Lrfindungs-
reichthum unserer jungen Künstler voller Spielraum gelassen
ist. Die siebente Gruppe endlich ist, wie es bei den Festen
unserer jungen Künstler stets der Fall ist und wie es ja
auch der Wirklichkeit bei solchen Anlässen entspricht, dem
Humor überlassen. An diesem Festzuge sind mehr als
tooo Personen betheiligt, nur ein Theil von ihnen wird in
dem Festspiel im Theater mitwirken können, alle aber sind
bei dem großen Volksfest in Alt-Berlin dann betheiligt.
* Im Kunstgemerb e-Museum sind alte gestickte
Wandteppiche, die dem Grafen von Hohenthal gehören, nach
ihrer gelungenen Wiederherstellung durch die hiesige Firma
w. Ziesch, ausgestellt (im Lichthofe); daselbst hat man
neuerdings eine Reihe amerikanischer Erzeugnisse des Kunst-
gewerbes, welche die Staatsregiernng auf der Lhieagoer
Weltausstellung 1893 erwarb, der Sammlung einverleibt,
nachdem man sie zuerst in verschiedenen deutschen Ort-
schaften ausgestellt hatte.
* Verschiedenes. — In der Nationalgalerie
wurde am 23. April, im zweiten Korneliussaale, eine Aus-
stellung von Werken des verstorbenen Berliner Malers
Robert Warthmüller eröffnet. — Zum National-
öenkmal Kaiser Wilhelms I. haben die Bildhauer Götz
und Bernewitz die Modelle zu den Ouadrigen der Säulen-
halle vollendet; sie werden demnächst in Kupfer getrieben
werden. — Auf dem Terrain der Gewerbeausstellung
wird ein von Prof. Eberlein modellirtes Reiterstandbild
Kaiser Wilhelm II. provisorisch zur Aufstellung ge-
langen und zwar vor dem Eingang zur Sport-Abtheilung.
— Die Enthüllung des renovirten Schlüterschen Brücken-
denkmals des Großen Kurfürsten, dessen Sockel um
zwei Stufen erhöht wurde, soll Mitte Mai erfolgen. —
Bildhauer Werner Begas modellirt zur Zeit eine Büste
des Arztes Prof. Schweninger. — Im Architekten-
hause findet die Ausstellung des künstlerischen Nachlasses
des Architekten August Busse, bestehend aus architekto-
nischen Entwürfen und sehr zahlreichen malerischen Reise-
skizzen, die lebhafte Beachtung der Kunstfreunde. — Eine

Büste des Herzogs von Ratibor, des einstigen Herren-
haus-Präsidenten, ist vom Sohne des Verstorbenen dem Herren-
hause geschenkt; die von I. Böse geschaffene Büste, an
dessen Sockel das herzogliche Wappen sichtbar ist, wird
demnächst an jenen: Orte zur Aufstellung gelangen.
* Der „Verband Deutscher Illustratoren" hat
sich in voriger Woche endgiltig konstituirt, Herrn Karl Ro sch-
ling zum Vorsitzenden gewählt und im Uebrigen das Konnte
als Vorstand bestätigt. Die Mitgliederzahl ist von vorn-
herein sehr erheblich, da außer den etwa too Eheilnehmern
an den beiden Versammlungen über 70 Herren aus anderen
Kunststädten sofort ihren Beitritt erklärt haben. Die Iu-
stimmungsschreiben beweisen, wie allgemein das Bedürfniß
nach einem Zusammenschluß empfunden wird. Vor allem
aber ist es in höchstem Grade erfreulich und darf für die
Zukunft zu ähnlichem vorgehen ermuthigen, daß auch die
Träger berühmter Namen und die materiell gut
Gestellten der gemeinsamen Sache ihren Beistand
nicht versagen. Uneigennützig stehen sie mit in der
Reihe, und ehren dadurch nicht nur sich selbst, sondern
können um so mehr wirken. Einige Namen seien hervor-
gehoben! Aus Berlin: Professoren A. v. Werner, Paul
Thumann, v. Lckenbrecher, Dettmann, Fechner,
ferner Brandt, Büttner, Lüders, Stutz, Wellner
u. a.; aus München: H. v. Bartels, Klimsch, Laup-
heimer, Bromberger, Haß, Heine, Mandlick, Zopf;
aus Karlsruhe: Professoren Ferd. Keller, Grethe,
Schönleber; aus Düsseldorf: Haug, Kampf; ferner
Prof. Knackfuß (Basel) und Herm. Vogel (Plauen).
S
Allgemeine Runstchronik.
* Aus Weimar. Die hiesige Künstlergemeinde wird
mit der stattlichen Zahl von tO6 Bildern auf der Berliner
„Internationalen" vertreten sein. Die ihr dort eingeräumte
Abtheilung umfaßt in zwei kleinen Sälen 62 laufende
Meter. Als „Hängekommission" wurden die Professoren
Hagen und Thedy gewählt. Die hiesige Jury bestand
außerdem noch aus den Landschaftern Weichberger, Bunke
und dem Thedyschüler Rasch. Wie verlautet, wurde eine
große Anzahl eingereichter Werke zurückgewiesen. Hoffent-
lich ist die Auswahl derartig getroffen, daß man in Berlin
ein sympathisches Bild von dem kräftigen Streben der wei-
marer Schule empfängt. N. N.
* Aus Dresden. Der Wettin-Gbelisk mit der
Inschrift „Jur Erinnerung an die Jubelfeier 800 jähriger
Herrschaft des Fürstenhauses Wettin ;889" ist enthüllt
worden. Es ist ein Denkmal von ca. t9 Meter Höhe bei
qck/2 Ou.-Meter Grundfläche, in Kupfer getrieben; die pla-
stischen Dekorationen ans Bronze bestehen am Postament
aus Trophäen und Emblemen und zwei thronenden Kolossal-
gestalten „Gegenwart" und „Vergangenheit", die von Prof.
Schilling modellirt und in der Lauchhammerschen Fabrik
gegossen wurden. — Man hat die Errichtung eines König
Albert-Denkmals in der Residenz beschlossen und eine auf
den Ort beschränkte Sammlung hatte den vorausgesehenen
guten Erfolg. Mißlich ist es immerhin, bei Lebzeiten
eines noch so geliebten Fürsten um dessen Andenken in
Stein und Erz besorgt zu fein; künstlerisch kommt dabei
erfahrungsgemäß nicht sehr viel heraus. Entweder man
macht nur ein xorträtistisches Werk, und dann nimmt man
dem Denkmal die tiefe sittliche Idee. Oder aber man ver-
 
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