Die Kunst-Halle — 1.1895/1896
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Nr. 15
DOI article:Allgemeine Kunstchronik
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Nr. s5
Die Kunst-Halle. g"-
235
herrlicht einen Lebenden statuarisch, und dann thut man,
was gewisse antike Imperatoren für sich selber gethan und was
freilich in den Geschichtsbüchern arg getadelt wird. — Die
„Internationale Porträtausstellung" bei Gutbier enthält
vorzügliche, zum Theil schon anderwärts gesehene Bildnisse,
von Berliner Meistern sind M. Koner (Kaiser Wilhelm),
v. parlaghy (Kaprivi), M. Liebermann (G. Hauptmann),
H. Lechner (w. Raabe), T. Stoeving (von Großheim), Dora
Hitz u. a. gut vertreten. Aus München sandten Lenbach
(König Albert), Karl Marr, lv. Trübner, Schultze-Naum-
burg treffliche Werke; und von sächsischen Künstlern ragen
außer M. Klinger, der eine in Rom gemalte große
weibliche Porträtstudie ausstellt, Karl Bantzer und Leon
Hohle hervor.
* In Leipzig soll ein neuer Konzertsaal von großen
Dimensionen im Meßpalast, der auf dem Terrain des alten
Gewandhauses errichtet wird, angelegt werden.
* Hannover. Das Provinzial-Museum hat Max
Liebermann's „Holländische Dorfstraße", eine der letzten
Arbeiten des Berliner Meisters, angekauft.
* In Münden wird das Kaiser Wilhelms-Denkmal
von Prof. Eberlein nicht zur Aufstellung gelangen. Der
Künstler hatte es seiner Vaterstadt zum Geschenk gemacht
— aber in Gips. So soll es denn, vergoldet, den Park
der Lberleinschen Villa daselbst schmücken.
* Elberfeld. Im „Museumsverein" erfreut sich eine
Sonderausstellung von Werken Lugen Bracht's allge-
meiner Aufmerksamkeit. Man bewundert dort nicht nur
seine stimmungsvollen landschaftlichen Szenerien, sondern
auch seine virtuose Schilderung der Hochgebirgsnatur.
* In Wiesbaden hat man sich für das von dem
Bildhauer I. Uphues-Berlin entworfene Kaiser Fried-
rich-Denkmal und für eine Ausführung desselben in
Bronze und grauem Granit entschieden. Der Kaiser ist in
Kürassier-Uniform und im Grdensmantel vom Schwarzen
Adler dargestellt. Die rechte Hand hält den Kommando-
stab, der sich auf den Schenkel stützt, die linke an der Hüfte
den aufgerafften Mantel. Die Vorderansicht des Postamentes
zeigt Wappen, Krone und Adler, die beiden Seitenflächen
werden zwei Reliefs aufnehmen, welche den Kaiser zu
Pferde bei Wörth und bei Sedan darstellen.
* Köln. Die Firma I. M. Heberle (H. Lemxertz'
Söhne) versteigerte am 28. und 29. April die Galerie
des Berliner Rentiers Alexis Schönlank.
* Aus Kiel. Die Ausstellung schleswig-holsteinischer
Kunst wird in diesem Jahre auch eine historische Ab-
theilung umfassen. Line Kommission hat die Aufgabe,
das Material für ältere Malerei, Architektur und Kunst-
gewerbe zu beschaffen und darauf anzuordnen. Von Malern
werden namentlich Iuriaan Ovens, Asmus Larstens, Lharles
Roß und Ludwig Gurlitt vertreten sein. Die kunstgewerb-
lichen Gegenstände werden besonders von den Kieler und
Flensburger Museen geliefert werden.
* In der guten Stadt Mainz hatte ein Mädchen-
Schuldirektor verlangt, daß während seines Vortrags im
Museum die nackten Dürerschen Gestalten von „Adam
und Lva" verhüllt sein sollten. Jede Evatochter wird na-
natürlich hinter dem Rücken des gestrengen Herrn erst recht
die verbotene Frucht genossen haben. Man ersieht daraus,
daß selbst ein Schuldirektor die Lehren der Bibel nicht zu
beherzigen weiß.
* Nürnberger Landesausstellung. Die Iuries
der beiden Münchener Künstlerkorporationen Künstler - Ge-
nossenschaft und Sezession haben in friedlichem Neben-
einander im Glasxalaste die Sichtung der für Nürnberg
bestimmten Gemälde, Bildhanerwerke, Zeichnungen rc. vor-
genommen, und gehen nunmehr die Kollektionen an ihren
Bestimmungsort ab. Dortselbst werden sie mit einer dritten
Gruppe, den Werken der Nürnberger Künstler, in dem reiz-
voll gestalteten Kunstausstellungsgebäude die bayerische Kunst
repräsentiren, und ist es in hohem Grade erfreulich, daß
die bisher getrennt aufgetretenen Vereine sich zu einem Aus-
stellungs-Unternehmen unter einem Dache geeinigt haben.
* München. An der wand eines Baurestes, der
einst zu einer Kadettenanstalt gehörte, sind unter dem Kalk-
bewurf alte Freskomalereien entdeckt worden. Nach
ihrer Freilegung sah man eine reichere Dekoration von
architektonischen und allerlei ornamentalen Gebilden.
* Im Wiener Künstlerhause erregt die Adolf
Menzel-Ausstellung noch immer bei Kritik und Publikum
einhellige Bewunderung. Man staunt über die Mannig-
faltigkeit dieses Könnens, über die zeichnerische Vollendung
des Meisters. Die Blätter widmen Menzel begeisterte
Feuilletons. Der Reichthum seiner Beobachtungen, die
kolossale Arbeitskraft, die geistige Vertiefung und der künst-
lerische Lrnst seiner Schöpfungen finden in der modernen
Kunst nicht ihresgleichen. Die Theilnahme für die Aus-
stellung im Wiener Künstlerhause ist der einen: Potentaten
dargebrachten Huldigung vergleichbar. Die Künstlergenossen-
schaft hat dem Meister die höchste der von ihr zu vergebenden
Auszeichnungen — das Lhrendiplom — verliehen. m.
* In Salzburg findet zwischen V- Juni und Ok-
tober die zwölfte Iahresausstellung moderner Kunst statt.
* Zur Milleniumsausstellung in Budapest werden die
Theatermaler Molnür und Trill ein Rundbild „Die Hölle
nach Dante" vollenden.
* Brünn. Das Gewerbemuseum hatte am 2;. v. M.
eine Ausstellung von Liebhaberkünsten" eröffnet,
an der sich nebst zahlreichen Privaten n. A. auch der
Brüuner paramentenverein, der Klub der Amateurphoto-
graxhen, die Gesellschaft der Kunstfreunde des österreichi-
schen Touristenklubs, die Gesellschaft hamburgischer Kunst-
freunde betheiligten. Zur Ausstellung gelangten die ver-
schiedensten Techniken der Textilkunst, vornehmlich Stickereien
und geknüpfte Teppiche, dann die von Dilettanten gern ge-
pflegte Lederschnittarbeit, Holzschnitzereien, namentlich der
Kerbschnitt, Malereien auf Seide, Porzellan und Holz,
Majoliken und Metallintarsia. Um den ausstellenden Dilet-
tanten zugleich gute mustergiltige Vorbilder vorzuführen,
wurden auch einzelne Firmen herangezogen, so für Leder-
arbeit Franke und Papke (Wien) und Hulbe (Hamburg),
für Kerbschnitt das Atelier von Frau Llara Roth (Berlin),
für Metallintarsia die Fachschule in Lortina d'Amxezzo.
Die Ausstellung dauert bis zum tO. Mai.
* Aus Kopenhagen berichtet die Voß. Ztg.: Behufs
Veranstaltung einer im nächsten Jahre hier abzuhaltenden
internationalen Kunstausstellung, mit der die
Wiedereröffnung der berühmten Glyptothek im nahe ge-
legenen Neu-Larlsberg verbunden werden soll, hat sich ein
Komitee, aus O. Bache, V. Bissen, L. Frölich, L. Jacobsen,
v. Klein, p. T. Kröger, I. Lange, L. Tüxen, R. P. weis
und Stephan Sinding bestehend, gebildet. Die Stadt ist er-
sucht worden, für einen etwaigen Ausfall die Deckung bis
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herrlicht einen Lebenden statuarisch, und dann thut man,
was gewisse antike Imperatoren für sich selber gethan und was
freilich in den Geschichtsbüchern arg getadelt wird. — Die
„Internationale Porträtausstellung" bei Gutbier enthält
vorzügliche, zum Theil schon anderwärts gesehene Bildnisse,
von Berliner Meistern sind M. Koner (Kaiser Wilhelm),
v. parlaghy (Kaprivi), M. Liebermann (G. Hauptmann),
H. Lechner (w. Raabe), T. Stoeving (von Großheim), Dora
Hitz u. a. gut vertreten. Aus München sandten Lenbach
(König Albert), Karl Marr, lv. Trübner, Schultze-Naum-
burg treffliche Werke; und von sächsischen Künstlern ragen
außer M. Klinger, der eine in Rom gemalte große
weibliche Porträtstudie ausstellt, Karl Bantzer und Leon
Hohle hervor.
* In Leipzig soll ein neuer Konzertsaal von großen
Dimensionen im Meßpalast, der auf dem Terrain des alten
Gewandhauses errichtet wird, angelegt werden.
* Hannover. Das Provinzial-Museum hat Max
Liebermann's „Holländische Dorfstraße", eine der letzten
Arbeiten des Berliner Meisters, angekauft.
* In Münden wird das Kaiser Wilhelms-Denkmal
von Prof. Eberlein nicht zur Aufstellung gelangen. Der
Künstler hatte es seiner Vaterstadt zum Geschenk gemacht
— aber in Gips. So soll es denn, vergoldet, den Park
der Lberleinschen Villa daselbst schmücken.
* Elberfeld. Im „Museumsverein" erfreut sich eine
Sonderausstellung von Werken Lugen Bracht's allge-
meiner Aufmerksamkeit. Man bewundert dort nicht nur
seine stimmungsvollen landschaftlichen Szenerien, sondern
auch seine virtuose Schilderung der Hochgebirgsnatur.
* In Wiesbaden hat man sich für das von dem
Bildhauer I. Uphues-Berlin entworfene Kaiser Fried-
rich-Denkmal und für eine Ausführung desselben in
Bronze und grauem Granit entschieden. Der Kaiser ist in
Kürassier-Uniform und im Grdensmantel vom Schwarzen
Adler dargestellt. Die rechte Hand hält den Kommando-
stab, der sich auf den Schenkel stützt, die linke an der Hüfte
den aufgerafften Mantel. Die Vorderansicht des Postamentes
zeigt Wappen, Krone und Adler, die beiden Seitenflächen
werden zwei Reliefs aufnehmen, welche den Kaiser zu
Pferde bei Wörth und bei Sedan darstellen.
* Köln. Die Firma I. M. Heberle (H. Lemxertz'
Söhne) versteigerte am 28. und 29. April die Galerie
des Berliner Rentiers Alexis Schönlank.
* Aus Kiel. Die Ausstellung schleswig-holsteinischer
Kunst wird in diesem Jahre auch eine historische Ab-
theilung umfassen. Line Kommission hat die Aufgabe,
das Material für ältere Malerei, Architektur und Kunst-
gewerbe zu beschaffen und darauf anzuordnen. Von Malern
werden namentlich Iuriaan Ovens, Asmus Larstens, Lharles
Roß und Ludwig Gurlitt vertreten sein. Die kunstgewerb-
lichen Gegenstände werden besonders von den Kieler und
Flensburger Museen geliefert werden.
* In der guten Stadt Mainz hatte ein Mädchen-
Schuldirektor verlangt, daß während seines Vortrags im
Museum die nackten Dürerschen Gestalten von „Adam
und Lva" verhüllt sein sollten. Jede Evatochter wird na-
natürlich hinter dem Rücken des gestrengen Herrn erst recht
die verbotene Frucht genossen haben. Man ersieht daraus,
daß selbst ein Schuldirektor die Lehren der Bibel nicht zu
beherzigen weiß.
* Nürnberger Landesausstellung. Die Iuries
der beiden Münchener Künstlerkorporationen Künstler - Ge-
nossenschaft und Sezession haben in friedlichem Neben-
einander im Glasxalaste die Sichtung der für Nürnberg
bestimmten Gemälde, Bildhanerwerke, Zeichnungen rc. vor-
genommen, und gehen nunmehr die Kollektionen an ihren
Bestimmungsort ab. Dortselbst werden sie mit einer dritten
Gruppe, den Werken der Nürnberger Künstler, in dem reiz-
voll gestalteten Kunstausstellungsgebäude die bayerische Kunst
repräsentiren, und ist es in hohem Grade erfreulich, daß
die bisher getrennt aufgetretenen Vereine sich zu einem Aus-
stellungs-Unternehmen unter einem Dache geeinigt haben.
* München. An der wand eines Baurestes, der
einst zu einer Kadettenanstalt gehörte, sind unter dem Kalk-
bewurf alte Freskomalereien entdeckt worden. Nach
ihrer Freilegung sah man eine reichere Dekoration von
architektonischen und allerlei ornamentalen Gebilden.
* Im Wiener Künstlerhause erregt die Adolf
Menzel-Ausstellung noch immer bei Kritik und Publikum
einhellige Bewunderung. Man staunt über die Mannig-
faltigkeit dieses Könnens, über die zeichnerische Vollendung
des Meisters. Die Blätter widmen Menzel begeisterte
Feuilletons. Der Reichthum seiner Beobachtungen, die
kolossale Arbeitskraft, die geistige Vertiefung und der künst-
lerische Lrnst seiner Schöpfungen finden in der modernen
Kunst nicht ihresgleichen. Die Theilnahme für die Aus-
stellung im Wiener Künstlerhause ist der einen: Potentaten
dargebrachten Huldigung vergleichbar. Die Künstlergenossen-
schaft hat dem Meister die höchste der von ihr zu vergebenden
Auszeichnungen — das Lhrendiplom — verliehen. m.
* In Salzburg findet zwischen V- Juni und Ok-
tober die zwölfte Iahresausstellung moderner Kunst statt.
* Zur Milleniumsausstellung in Budapest werden die
Theatermaler Molnür und Trill ein Rundbild „Die Hölle
nach Dante" vollenden.
* Brünn. Das Gewerbemuseum hatte am 2;. v. M.
eine Ausstellung von Liebhaberkünsten" eröffnet,
an der sich nebst zahlreichen Privaten n. A. auch der
Brüuner paramentenverein, der Klub der Amateurphoto-
graxhen, die Gesellschaft der Kunstfreunde des österreichi-
schen Touristenklubs, die Gesellschaft hamburgischer Kunst-
freunde betheiligten. Zur Ausstellung gelangten die ver-
schiedensten Techniken der Textilkunst, vornehmlich Stickereien
und geknüpfte Teppiche, dann die von Dilettanten gern ge-
pflegte Lederschnittarbeit, Holzschnitzereien, namentlich der
Kerbschnitt, Malereien auf Seide, Porzellan und Holz,
Majoliken und Metallintarsia. Um den ausstellenden Dilet-
tanten zugleich gute mustergiltige Vorbilder vorzuführen,
wurden auch einzelne Firmen herangezogen, so für Leder-
arbeit Franke und Papke (Wien) und Hulbe (Hamburg),
für Kerbschnitt das Atelier von Frau Llara Roth (Berlin),
für Metallintarsia die Fachschule in Lortina d'Amxezzo.
Die Ausstellung dauert bis zum tO. Mai.
* Aus Kopenhagen berichtet die Voß. Ztg.: Behufs
Veranstaltung einer im nächsten Jahre hier abzuhaltenden
internationalen Kunstausstellung, mit der die
Wiedereröffnung der berühmten Glyptothek im nahe ge-
legenen Neu-Larlsberg verbunden werden soll, hat sich ein
Komitee, aus O. Bache, V. Bissen, L. Frölich, L. Jacobsen,
v. Klein, p. T. Kröger, I. Lange, L. Tüxen, R. P. weis
und Stephan Sinding bestehend, gebildet. Die Stadt ist er-
sucht worden, für einen etwaigen Ausfall die Deckung bis