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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 1
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Allgemeine Kunstchronik
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Atelier-Neuheiten
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Persönliches
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--^4 Die Kunst-Palle.

Nr. (

n:it Bildwerken, Genuilden, Zeichnungen und Gravuren
auch kunstgewerbliche und dekorative Arbeiten jeder Art
porgeführt werden sollen, sosern sie das individuelle Gepräge
einer persönlichen Kunstäußerung an sich tragen.
Die Künstlergesellschaft in Zürich bat eine reiche
Sammlung von Werken schweizer Künstler zur Aus-
stellung gebracht.
Professor E. Lücke arbeitet an einer Büste Kaiser
Wilhelms I., die bei Gladenbeck in Bronce gegossen werden
soll. Die Büste wird zu einen: Kaiser Wilhelms-Denkmal
gehören, dessen Grundsteinlegung kürzlich in dem märkischen
Orte Französisch-Buchholz stattfand.
Victor von Scheffel erhielt in Märzzuschlag ein
Denkmal, bestehend aus einer Pyramide von Felsblöcken
und einer schwarzen Marmortafel, die mit den: Reliefportrait
des Dichters ans Bronce und einer Inschrift geschmückt ist.
Das Reliefbild ist die Leistung des dortigen Bildhauers
Joseph Linspinner.
Kaiser Wilhelms-Denkmal zu Breslau. Der
Ausschuß hat das Modell der Reiterstatue des Bildhauers
Lhr. Behrens nun endgiltig zur Ausführung in Bronce-
guß angenommen.
I. kV. Dl eng es ist der Schöpfer eines Bismarckdenk-
mals, das in Kaiserslautern errichtet werden soll, als das
erste bayerische Denkmal für den eisernen Kanzler. Die
Statue des Fürsten in Kürassier-Uniform mißt drei Meter;
auf den Stufen des Postamentes wird nach bewährtem
Muster ein Löwe die Wacht halten.
Kriegerdenkmal in Neustrelitz. Der vom Bild-
hauer Martin Wolff geschaffene Entwurf ist daselbst im
Rathhause ausgestellt und fand den ungetheilten Beifall des
Denkmals-Ausschusses. Mit dein Künstler wurde auch bereits
über die Ausführung verhandelt.
Das in Sprottan kürzlich enthüllte Denkmal peinrich
Laubes ist eine Schöpfung von Johannes Pfuhl (Lhar-
lottenburg). Pfuhl hat den Dichter und Dramaturgen
gestützten pauxtes sitzend dargestellt, nicht gleichsam inmitten
des Volkes thronend, sondern bei emsiger stiller Arbeit. Die
Statue ist in Bronce gegossen.
Das Rathhaus in Bolsmard (Westfriesland), eines
der glänzendsteil Baudenkmäler der nordischen Renaissance,
wurde in der langen Zeit von tSAS bis MS wiederhergestellt
und kürzlich, am ^8. September, feierlichst eingeweiht.
St. Petersburg erhält ein neues Konservatorium.
Das Gebäude wird in kürzerer Zeit fertiggestellt sein und
in seiner räumlichen und künstlerischen Ausbildung, wie inan
hört, alle derartigen Anlagen in den Schatten stellen.
Man ist jetzt sehr glücklich in der Auffindung von
Werken Dürers und seines Lehrers Wohlgemnth. Nach
einer Nachricht, die in die Tagespresse gelangte, befände
sich auf einem Schlosse (Sodersleben) bei Palle eine Kreuzi-
gung Wohlgemuths. Derartige Entdeckungen sind natürlich
mit Vorsicht aufzunehmen.
Die Vortragscyclen, welche die deutschen Archäo-
logischen Institute in Rom und Athen veranstalten,

beginnen im November dieses Jahres. In Rom werden
die perren Professor Petersen und I)r. pülsen über die
Werke der römischen Antikenmuseen und die Topographie
der Stadt sprechen. In Athen behandelt Professor Dörpfeld
die hellenischen Bauwerke und die Topographien von Athen,
Piräus und Eleusis, Dr. Wolters die dortigen Antiken-
sammlnngen. Ausflüge veranstalten jene Institute einerseits
nach Pompeji, andererseits nach Delphi, Olympia, Troja
und mehreren Inseln und Küstenplätzen des Aegäischen
Meeres.
Atelier-Neuheiten.
parro Magnussen hat soeben eine Reiterstatuette
vollendet, die einem Denkmal für den Grafen Anton Günther
zu Oldenburg vermuthlich zu Grunde gelegt werden wird.
Der Graf sitzt auf einen: Rosse, dessen Schweif und un-
geheuere Mähne ansfallen. Dieses Roß „Kranich" ist historisch
und auf alten Gemälden mit solchen: Mähneschmuck dar-
gestellt. Anton Günther lebte zur Zeit des dreißigjährigen
Krieges, und sein Verdienst war es, die Schrecken des
Krieges von seinen: Ländchen fern gehalten zu haben. Auf-
gefaßt ist er in lebhafter Bewegung; einen pügel hinauf-
reitend. Die gelungene Statuette ist jetzt bei Schulte aus-
gestellt.
Persönliches.
Victor Rydberg, Professor der Archäologie an der
Universität zu Stockholm, ist gestorben.
Professor per mann Wislicenus, der bekannte
pistorienmaler, Schöpfer der Wandbilder in: Kaiserhause
zu Goslar, feierte an: 20. September seinen siebzigsten Ge-
burtstag.
Andreas Achenbach, geb. 29. September in
Kassel, beging, unter lebhafter Theilnahme der Düssel-
dorfer Künstlerschaft, die Feier seines achtzigsten Geburts-
tages.
Der rastlos thätige Altmeister — sein jüngstes Bild
„Sturm" hängt z. Zt. bei Schulte —, der vor mehr als
einen: halben Jahrhundert der deutschen Landschafts-
malerei die damals neue Bahn auf den: Wege des Realis-
mus eröffnen half, verdient wohl, daß die Nation mit
Freude uud Stolz auf das „Werk" seines langen Lebens
blicke. Seine größte Meisterschaft offenbart A. Achen-
bach bekanntlich in Darstellungen des nordischen Meeres
und mondbeleuchteter holländischer Küstengegenden, was
die Gegenwart oft irrthümlich lediglich als das Ergeb-
niß bloßer Routine betrachtet, war bei ihm doch nur
möglich durch eine tiefe Leidenschaft und dauernde pin-
neigung zur Natur des Meeres, der Nordsee, deren
elementare Wildheit, Tücke und Majestät Niemand über-
zeugender und ergreifender geschildert hat. Man thut
heut zu Tage gewissen alten Künstlern Unrecht, indem
man ihre Zähigkeit tadelt, mit der sie auf dein Stand-
punkt ihrer Jugend verharren, ohne doch zu bedenken,
daß grade solche Zähigkeit nöthig war, nur das einst
Außerordentliche jenes Standpunktes zu ermöglichen. In
Achenbachs Schöpfungen soll inan nicht Dinge ver-
 
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