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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 16
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Imhof, Franz: Die Berliner Gewerbeausstellung
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Budapester Brief
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Berliner Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0288

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250

Die Runst - palle.

Nr. s6

barschaft nimnit sich das längliche Fachwerkshaus der
Stadt Berlin mit seiner Ruppel und Spitze aus, zu-
gleich ein Andenken an den früheren Stadtbaurath
Blankenstein. Es steht baukünstlerisch auf keiner
höheren Stufe als die vielen Davillons der Brauereien,
Gastronomen und Cafetiers, die den östlichen Theil
dieses Spreeufers zum „Nassen Viertel" der Aus-
stellung machen.
Um zu dem entgegengesetzten Annex „Rairo"
zu gelangen, muß man den Weg über die Röpenicker
Landstraße nehmen, die an dieser Stelle durch die
neue Bahnhofsanlage der Ausstellung überbrückt
wurde. „Rairo" wurde nach Entwürfen und unter
Leitung des Baumeisters Wohlgemuth ausgeführt
als eine Zusammenstellung von Denkmälern Alt-
Aegyptens mit maurischen, türkischen und neuägypti-
schen Moscheen, Bazaren, Cafes, Wohnhäusern — in
ihrer seltsamen, üppigen, sinnverwirrenden, bestricken-
den Formen- und Farbenpracht, die sich an den
Grient und seine bizarren Bauwerke knüpft. Eine
Ueberbrückung der dritten Straße des Terrains, der
Park-Allee, führt zu der im Süden, neben dem an
besonderen Sehenswürdigkeiten reichen „Vergnüg-
ungspark", gelegenen Ausstellung der deutschen
Rolonial-Gesellschaft, die sich hier des Gewandes einer
ostafrikanischen Stadt bedient. Die sämmtlichen Häuser
dieser Stadt sind nach den Entwürfen des Malers
Hellgrewe im zanzibaritischen Baustyl ausgeführt. . .
Möge das für heute genug sein. Natürlich ver-
langt ein so riesenhafter Schauplatz mancherlei Vor-
kehrungen zum Schutz, zur Bequemlichkeit und zur
Erholung des Publikums. So breitet sich denu ein
Netz von Wandelgängen, Riosken, Pavillons über
das Gelände aus — Alles aus Holz gezimmert, ge-
schnitzt, leicht, graziös und farbig, dein Charakter des
anmuthigen Parkes entsprechend. Für den Verkehr
innerhalb der Ausstellung sorgt u. A. eine elektrische
Nundbahn. . . Zn einen: zweiten Artikel werde ich
zu schildern versuchen: welche künstlerischen Leist-
ungen auf dieser Gewerbeausstellung sich speziell an
das Interesse unserer verehrten Leser wenden.
Budapester Brief.
n der Milleniumsausstellung Ungarns hat auch die
Kunst einen beträchtlichen Antheil erhalten. Der größte
Theil der hierher gehörigen Merke hat in dein neuen
Rünstlerhause an der Andrassy-Straße seinen Sammelort ge-
funden. In diesem prunkvollen griechisch gehaltenen Kunst-
tempel sind die Hauptwerke der ungarischen Malerei, Bild-
hauerei und Architektur zu harmonischem Ganzen vereint.
Die Ausstellung zerfällt in zwei Pauptgrupxen: die erste
beginnt mit der ersten pälfte dieses Jahrhunderts und reicht
bis t886, die zweite beginnt mit diesem Jahre und bringt

eine Reihe speziell für das „Millenium" im Auftrage des
Staates oder aus eigener Initiative gefertigter Tableaux.
Vor: ihnen ist der überwiegende Theil im großen Format
angelegt und zeigt mit deutlicher Sprache den Einfluß der
deutschen, insbesondere der Münchener Schule (piloty u. a.)
auf die ungarische Kunst.
Sollen wir einige der bedeutendsten Namen darunter
nennen, so kann dies nicht geschehen, ohne Munkäcsy's
großes Bild „Die Frauen am Kreuze Christi" (Paris >895)
in erster Linie, neben Benczur's Porträt des Königs im
Grdenskleide, sowie dem Dutzend Porträts von porovitz,
hervorzuheben. Liezenmayer, Ferraris, Peske, Eisenhut,
Bihari, Mark, Spanyi, Margittay, Lotz und die übrigen
Künstler Ungarns haben sich — meist mit mehreren Bildern
— eingefunden. Die Zahl der ausgestellten Gemälde schwankt
zwischen 600 und 700.
In einer gesonderten Rotunde ist noch eine große An-
zahl von Bildhauerwerken untergebracht, welche die natür-
liche Begabung der Ungarn für diese Kunst zu erkennen
geben. Georg Zala und Rona Josef dominiren hier neben
Vastagh, Senyei, Donath, Strobl u. a. —
Auch sonst bietet die Stadt Budapest zur Zeit noch eine
Reihe künstlerischer Veranstaltungen. Im Innern der Mil-
leniums-Ausstellung selbst — das neue Künstlerhaus steht
unmittelbar vor dein Haupteingange zu derselben — sieht
man im Pavillon der Kroaten eine kleine Sammlung von
Gemälden dieses unglücklichen Volkes zur Ansicht ausge-
stellt. Auch hier begegneten wir manchem alten Bekannten,
der nun im Agramer Museum einen Ehrenplatz gefunden
hat. E. Medovic's „Verfolgung der Christen" (Vivo Olueello
Laerum), das bei seiner ersten Ausstellung im Münchener
Glaspalafte schon Aufsehen erregte. Die vielbesprochene
Persönlichkeit des Künstlers selbst ist in dem darüberhängen-
den Selbstporträt — einem Geistlichen mit Palette und
Malerkittel — zu erkennen. Den pars leoniua hat an der
kleinen Separatausstellung der Kroaten Vlaho Bukovac mit
einer größeren Anzahl von Porträts, Allegorien und anderen
Gemälden, die von der Vielseitigkeit dieses Künstlers Zeugniß
geben.
Sexaratausstellungen haben auch die Maler Munkacsy,
Feszty, Bonczur, Arpad Molnar (u- Trill) veranstaltet. . In
einem eigenen Ausstellungshause befindet sich nämlich Mun-
kacsy's letztes Werk „Voos Homo", in gesonderten Pano-
ramen das große Rundgemälde Feszty's „Die Pereinkunft
der Ungarn" und Benczur's „Eroberung von Mfen". Bei
der Beleuchtungsprobe des neuen Panoramas von Molnar
und Trill „Eingang der Hölle" (nach Dantes Oommeäiu
Divina) zeigte sich dein geladenen Publikum ein originelles
Grottenbild, das nach Schluß der Milleniums - Ausstellung
seine Rundreise in das Land des Dichters und dann nach
Deutschland und die übrigen Länder Europas antreten wird.
Die römische Akademie hat den beiden Künstlern bereits
ihre lebhafte Bewunderung ausgesprocben.
R. L.

Serliner Chronik.
s Das Kurfürstendenkmal Schlüters wurde am
Sonnabend, den 9. Mai nach der Erneuerung der Brücke, zum
zweiten Male feierlichst enthüllt. Die Brücke erhielt nun offiziell
 
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