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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 21
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Wirth, Albert: Maltechnisches
DOI Artikel:
Stahl, Fritz: Die Internationale Kunstausstellung: Plastik, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0374

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326

-Die Run st-Halle.

Nr. 2 s

aufgestrichen sind, wenn es kaum oberflächlich trocken ist
und es muß — gleichfalls reißen.
Line Grundbedingung ist: Jeder Auftrag — jede Farb-
schicht muß — trocken sein, ehe eine zweite darauf kommt,
sonst arbeitet die untensitzende weiter — dehnt sich und
reißt die obere auseinander. Auch ein zu dicker Farben-
auftrag auf einmal ist eine Gewaltmaßregel, besonders
gefährlich aber sind die Zwischenschichten von Lack ent-
haltenden Malbutter-Nalmitteln und das zu fette, zu ost
und zu rasch auf einander folgende Herausholen. Die
Farbe fordert ihr Recht. Erhält sie es nicht, so rächt
sie sich.
Dünn aufgetragene (nicht verdünnte) Farbe trocknet
selbstredend schneller und fester als dick aufgeschmierte.
Letztere muß mehr Zeit zum Trocknen haben, um hart zu
werden, wird nun aber eine dick aufgetragöne Farbschicht
mit einer anderen dünneren überlegt, so zieht sie die unten
noch nicht hart trockene zusammen und die Folge ist, daß
sie über kurz oder lang sich Luft schafft und ebenfalls reißt.
Daher findet man auf Bildern gut erhaltene Stellen und
zerrissene oft neben einander, weil die Unterschicht ungleich
trocken war.
Das sogenannte Herausholen geschieht oft ebenso stark
wie das Firnissen eines Bildes. Durch das häufige Wieder-
holen entsteht eine Schicht Farbe, eine Schicht Malbutter
(Retouchirfirniß) und so fort ^—6 mal aufeinander, wie
soll da ein richtiger Trockenprozeß stattfinden? Das Mittel,
eingeschlagene Stellen herauszuholen, darf nicht zu viel Lack
enthalten, sondern muß auch ätherische Stoffe haben (wie
Lopaiv), es darf nicht eine dicke Schicht zwischen den Farben
bilden, sondern muß in dieselben eindringen, ohne zu viel
Fett abzulagern. Daher sind die Lopaiv und Terpentin
enthaltenden Mittel die besten hierzu.
Auf alle Fälle muß das Herausholen, möglichst dünn
aufgerieben und vertheilt, zunächst nur auf gut getrockneter
Farbschicht Verwendung finden.
Fassen wir Alles zusammen, so reduzirt sich das Laby-
rinth von Vermuthungen und Ursachen der Zerstörung auf
ganz wenige, aber wichtige Punkte, welche wir an der Hand
der Praxis kennen lernen. Zur Herstellung dauerhafter und
haltbarer Bilder sind vor Allem obige Grundsätze zu beob-
achten, die nicht in vielen Geheimnissen bestehen, sondern
auf praktischer Grundlage ruhen. Das Gute ist stets ein-
fach und dabei gilt wie überall der schöne Satz:
wer soll Meister sein — der was ersann,
wer soll Geselle sein — der was kann,
wer soll Lehrling sein — Jedermann.


Wer Mecht hat?
Das Genie immer,
Das Talent oft,
Der Dilettant manchmal,
Der Stümper niemals.

Meld?
Der Erfolg, den unverdiente Gunst oder Vetterschaft zu
wege bringt, erweckt nicht Neid, sondern — Aergerniß.
Daran Anstoß zu nehmen ist geradezu Pflicht des ehrlichen
Mannes. 6.


Die Internationale Kunstausstellung,
von Fritz Stahl.
Plastik. II.
-A^^nter den Berliner Skulpturen steht neben der
Gruppe Breuer's iu erster Neihe der Monu-
mentalbrunneu von Ludwig Manzel, mit
dessen Wahl die Stettiner Stadtväter einen Geschmack
bewiesen haben, den man bei den Berliner Rollegen
leider oft vermißt. Wir haben bei modernen Auf-
gaben monumentalen Charakters so oft und so be-
rühmte Meister das Theatralische statt des Feierlichen,
das Aufgebauschte statt des Großen geben sehen, daß
wir die wirkungsvolle Schlichtheit der Formensprache
Manzel's um so freudiger bewundern. Besonders
fesselt die Hauptfigur, eine Verkörperung der Stadt
Stettin, in welcher der kraftvolle, fast derbe Typus
der pommerischen Frau zu vornehmer Größe gesteigert
ist. Wieder wächst die Schätzung durch den Vergleich:
wir brauchen nur an unsere charakterlose Berolina
zu deuken, die ebenso gut tausend andere Städte ver-
sinnlichen könnte. Diese Pommerin, die, mit der
Rechten auf den Anker gestützt und auf der linken
Schulter ein zusammengerolltes Segel tragend, in
einen: prunkvollen Schiffe steht, das ist und kann nur
sein: Stettin. Vorn in dein Schiffe hockt Merkur und
lugt über das Wasser hinaus, in das eben ein kräftiger
Mann und zwei freundliche Nixen es hinabschieben
wollen. Man braucht sich um den Sim: dieser ein-
zelnen Figurei: und Bewegungei: nicht so sehr zu be-
unruhigen: es kommt auf die Wirkung des Ganzen,
auf das Dekorative, auf die Form an. Und darin
befriedigt das Werk: namentlich auch n: dem ganzen
Aufbau, der frei und leicht ist.
Die übrigei: Arbeitei: großen Umfangs sind zu-
meist Denkmäler, für die sich in: neuen Reich ein be-
stimmter Typus herausgebildet hat, daß den Künstlern
fast jede Freiheit genommen scheint. Die Konkurrenzen
zeige,: das noch deutlicher als man es hier sieht.
Es ist sogar dabei gleichgültig, ob der alte Kaiser
oder Kaiser Friedrich oder Bismarck die Hauptfigur
ist. Gewisse sinnige Allegorien kehren wieder. Selbst
das große Nationaldenkmal ist ja nichts im Wesen
Verschiedenes: ein Architekt, Bruno Schmitz, allein
hat auf dem Kyffhäuser unter freilich ganz besonders
günstigen Bedingungen etwas Eigenartiges geschaffen.

6.
 
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