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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 16
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Thomas, Bertha: Die Royal Academy of Arts, [1]
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Feld, Otto: Der Salon der Champs-Elysées
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0284

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246

—-->-H Die Kunst-Halle.

Nr. f6

eingereichte Petition urkundlich verbriefte Korporations-
rechte erhielt, war zu dem Zweck zusammengetreten,
eine Akademie für unentgeltlichen Kunst-Unterricht zu
stiften und jährlich eine sämmtlichen Künstlern von
Bedeutung zugängliche Ausstellung zu veranstalten.
Der König war sehr freigebig gegen die Gesellschaft.
Gr räumte ihr eine Zimmerflucht in seinem privat-
palais Lomsrsst 80U8S ein und versah sie mit reich-
lichen Geldmitteln aus seiner Schatulle, bis durch die
Ausstellungseinnahmen nach mehreren Zähren die
finanzielle Unabhängigkeit der Akademie gesichert war.
Aus dieser Vorgeschichte der Akademie stammen die
engen Beziehungen zwischen ihr und der Krone, deren
formelle Sanktion zu allen Verfügungen der Gesell-
schaft offiziell erforderlich ist, um dieselben rechts-
kräftig zu machen. Dieser Umstand erhöht das
Prestige der Akademie, ihr dabei thatsächlich völlig freie
Hand in ihren Angelegenheiten lassend. Und allen
Versuchen, dem Parlament Anspruch auf Einmischung
in dieselben zu erwirken, hat sie bisher energisch und
siegreich widerstand geleistet.
Als Georg III. das Lomsrsst Rouse der Nation
als Baustelle für das zu errichtende Negierungsge-
bäude verkaufte, reservirte er der Akademie das Necht
auf einen Theil des neuen Palastes. Später wurde
ihr statt dessen ein Flügel der National-Gallerie zur
Benutzung überlassen und dann das alte LmstmAwu-
Rouse, ebenfalls ein Staatsankauf, nebst dem dazu
gehörenden Terrain, auf welchem (868—6s) das
jetzige Galeriegebäude aus eigenen Rütteln der
Akademie aufgeführt wurde. Ueberhaupt empfängt
sie weder, noch bedarf sie staatlicher Subvention.
So erfreut sich die Gesellschaft seit länger als
einein Jahrhundert eines stets wachsenden Wohl-
standes, der sich theils durch ihre Ausstellungen und
den Katalogverkauf, theils durch reiche Vermächtnisse
angesammelt hat. Nicht nur haben Tausende von
Künstlern in den Klassen der Akademie freie Aus-
bildung genossen; es ist auch ein bedeutender Pensions-
fonds für bedürftige Künstler, wie deren Wittwen und
Kinder geschaffen worden. Gesetzlich völlig unab-
hängig gestellt, ist das Institut nur einem Einfluß
von außen unterworfen: den: der öffentlichen Mei-
nung. Die zunehmende ästhetische Bildung und Ver-
edelung des Kunstgeschmacks der Bevölkerung sind
die Faktoren, von denen der Fortbestand einer schon
wahrnehmbaren fortschrittlichen Bewegung innerhalb
der Akademie abhängig sein wird. Denn was man
ihr in: Wesentlichen vorwerfen kann, ist eben der
Umstand, daß durch sie das britische Publikum bisher
mir allzu treu repräsentirt wurde, in seinen Neigungen,
seine,: Vorurtheilen und Antipathien, in seiner Vor-
liebe für das Genrehafte, das Anekdotische in der
Kunst, seinem Widerwillen gegen das Ungewöhnliche,
gegen Alles, was excentrisch oder auffällig erscheint,
und schließlich seiner Stumpfheit gegen künstlerische
Eigenart vom Schlage Derer, welche vorgefaßten

Ideen die Gefolgschaft verweigern. Nossetti, Whistler,
Burne-Iones u. A. mußten sich den Weg zur öffent-
lichen Anerkennung bahnen, ohne Beachtung seitens
der Akademie. Indessen ist es ihr nicht selten ver-
gönnt gewesen, ehemalige Opponenten in ihrer Rütte
zu begrüßen. Leider ist die schon halb und halb
bewirkte Versöhnung mit dem (885 zum „Associate"
der Akademie erwählten Sir Edward Burne-Iones
rückgängig geworden. Offenbar fehlte von beiden
Seiten der ernstliche gute Wille, und so kam es zum
Bruch.
Der neue Präsident vereinigt die Vorzüge eines
Malers von eminenter Bedeutung mit denen einer
in vielen Zügen den britischen Typus repräsentirenden
Persönlichkeit. Ein schlichter männlicher Tharakter
mit zäher Arbeitskraft und großer Energie ausge-
rüstet, ist der in: hohen Grade beim Publikum be-
liebte Sir John Millais der denkbar fähigste Ver-
treter, den die Akademie finden konnte.
In: Alter von sechsundzwanzig Jahren war der
jetzige Präsident Associate, und zehn Jahre darauf
ordentliches Mitglied der Akademie, deren Schüler er
schon als elfjähriger Knabe gewesen. Als eifriger
Anhänger der Präraphaeliten zur Zeit des Höhe-
punktes ihres Einflusses, bekundete er in vielen seiner
schönsten Werke den Geist dieser Schule; wohingegen
in seinen späteren Malereien vielfach d:e Neigung zu
trivialen Motiven hervortrat. In jüngster Zeit wieder-
um hat er, namentlich in: Porträt und der Landschaft,
Hochbedeutendes geleistet. Alles in Allein, quantita-
tiv wie qualitativ, dürften wenig englische Maler
ihren: neuen akademischen Oberhaupt künstlerisch
überlege:: sein.
(Schluß folgt.)

Der Salon der Ehamps-ElMes.
Von Gtto Feld, Paris.

(j^^ie geringe Zahl der von einigen wenigen Engländern,
Belgiern und sehr, sehr wenigen Deutschen aus-
gestellten Kunstwerke verschwindet in der 3902 Nummern
enthaltenden Ausstellung in den Champs-Elysees fast voll-
ständig und das Feld bleibt fast gänzlich den hier heimischen
Künstlern überlassen. So mußte inan also annehmen, daß
dieser Salon, giebt er auch nicht ein Bild des gegenwärtigen
internationalen Kunstschaffens, doch die zeitgenössische
Kunst Frankreichs spiegele. Aber auch das ist nicht der
Fall, und wir müssen um jenes Gesammtbild zu erhalten,
dem nicht eben gar zu erfreulichen Eindruck, den wir hier
empfangen, das Erinnerungsbild hinzufügen, das die fran-
zösische Kunst, wie sie im Salon des Lhamp de Mars sich
zeigt, uns zurückgelassen.
Talent, Fleiß, Können sind in diesen vierzig Sälen hier
reichlich aufgespeichert, lvir werden kaum einer Arbeit
 
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