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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 4
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Der Nachfolger Jordan's
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Zimmern, Helen: Hubert Herkomer
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Die K u n st - ch a l l e.

Nr. 4

äußerte sich wiederholt so spontan und herzlich,
daß sie selbst die Ueberraschung der doch an Vieles
gewöhnten chofkreise Hervorries. Uebrigens war
der Künstler in seinem Bkilitärverhältniß Kavallerist
und hatte als junger schneidiger E)usar den letzten
Krieg mitgemacht. Brachte ihn dieser Umstand
wohl auch den militärischen Kreisen persönlich
näher, so muß doch ausdrücklich betont werden,
daß er seine Ersolge aus künstlerischem Heide ledig-
lich seiner eminenten Hähigkeit als Echilderer und
Kolorist zu danken hat. Eo gehört sein Wand-
gemälde in unserer Ruhmeshalle, „Turin, 7. Sep-
tember s?06", wohl zweisellos zu den besten
Schöpfungen des Mrtes. Es ist dasjenige, welches,
etwa von Gesellschap's Hresken ausgenommen, den
Horderungen des monumentalen Walstiles noch am
meisten entspricht und dabei das heiße Ringen in
jener, unter Hührung des alten Dessauers, ge-
wonnenen Echlacht mit kraftvollem Realismus
zum Ausdruck bringt.
Knackfuß, der aus Bendemann's schule in
Düsfeldorf hervorging, ist jedenfalls ein ganz re-
spektabler Könner. Eeine Hruchtbarkeit und sein
unermüdlicher Hleiß, der ihn früher anstachslte, auf
etlichen Wandbildern in der sorgsamen Ausmalung
des stofflichen gradezu mit Alma Tadema zu
rivalisiren, sind ferner bemerkenswerth. Neuerdings
hat ihn sein vielseitiges historisches Wissen auch
zur Kunstgeschichtsschreibung gedrängt. Er ist be-
kanntlich Verfasser einer Geschichte der deutschen
Kunst und einer Reihe von Künstlermonographien,
die, wenn sie auch nicht wissenschaftliche Thaten
sein wollen, doch ihren Zweck vollauf erfüllen:
ü In Lübke weite Kreise für die Werke der alten
Weister zu interessiren. Also auch auf dein Ge-
biete der Volksbelehrung stehen ihm schöne Erfolge
zur Eeite.
Eein vielseitiges Wissen würde ihn daher, als
Leiter der Nationalgalerie, befähigen über Kunst-
richtungen niemals einseitig zu urtheilen, wie es
ausübende Künstler meist thun. Eo überzeugungs-
voll Knackfuß in den Traditionen der älteren Düssel-
dorfer tchstorienmalerei gewirkt hat, rühmen ihm
persönlich Bekannte dennoch wirklich modernes
Empfinden und aufrichtige Theilnahme für die
Hortentwickelung unserer nationalen Kunst, für das
Echaffen der jungen Generation nach. Ein hoch-
gebildeter Geist, der Rembrandt und Rafael, Rubens,

Wichelangelo und Velazquez gleichmäßig gerecht zu
werden wußte, wird niemals über die Aufgaben
im Unklaren sein können, die der Direktor einer
Nationalgalerie zu lösen hat. Er wird das künst-
lerisch Nationale nicht etwa allein in dem pa-
triotisch wirkenden Gegenstand erkennen, sondern
vor allem in dein künstlerischen Ausdruck und in
der Empfindungsweise.
Gleiches Lob verdienen endlich seine persön-
lichen Eigenschaften. Niemals hat er die Vortheile,
die ihm Glück und Gunst im reichsten Blaße nahe
führten, zu einem Zwecke verwendet, der nicht der
lauterste war. Wan bewundert allgemein seine
große Bescheidenheit. Zufrieden und still hat er
bisher gearbeitet; niemals und nirgends hat er sich
vorgedrängt und die Aufmerksamkeit der Meffent-
lichkeit durch die Wittel der Reklame auf seine
Werke und sich selbst gelenkt. Zedes Wort, das
über ihn in die fresse kam, ist ohne sein Zuthun
zu solcher Wichtigkeit erhoben. Ein Heind jeg-
licher Post, liebt er ein freies, ehrliches Wort.
Eich einer Partei — und wäre sie noch so mächtig
— anzuschließen, dazu dürste ein so durch und durch
edler, grader Tharakter wie Knacksuß niemals
fähig sein.
Eonrit wäre, nächst Wörmann, Hermann
Knackfuß zu den für die Nachfolge Zordan's be-
rufenen Persönlichkeiten unbedingt zu zählen. Abel-
es fragt sich sehr, ob der Eine wie der Andere
seine gegenwärtige Stellung mit dein heißen Boden
der Reichshauptstadt zu vertauschen Lust verspürt.
Wenn ja — dann wird man die Wahl gewiß
nicht zu bereuen haben. . . Gder sollte inzwischen
die Entscheidung für einen Dritten geringerer
Qualität getroffen sein, der den goldgestickten pof-
frack nicht erst beim Echneider zu bestellen brauchte?


Hubert Herkower:
Meber englisches Kunstgewerbe.
ei Professor cherkomer am Lrühstückstisch, der
in der freundlichen challe seines neuen Wuster-
Wohnhausesch gedeckt war, bildete eben dieses

erst ganz kürzlich vollendete Daheim des Künstlers
D Dilla „Lnlnlannd" bei dein Dorfe Bnshe'f, nord-
westlich von London.
 
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