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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 22
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Bücherschau
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Der Amateur-Photograph
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Ein Aufruf
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^-4 Die Run st-Halle, g--*-

Nr. 22

rungen jenes Verzeichnis; von Reproduktionen der Malerei.
Das eigenartige Unternehmen füllt in zwiefacher Hinsicht
bestehende Lücken aus: cs dient zunächst dem Kunsthandel,
indem es für die heutigen Runstgeschäfte ein ganz unent-
behrliches Hand- und Nachschlagebuch ist und sodann in
gleichen: Maße den Kunstsammlungen und dem Kunstunter-
richt dadurch, daß es den: Fachmann bei seinen Studien die
Möglichkeit gewährt, sich über das in: Handel befindliche,
sehr zerstreute ikonographische Material leicht zu informiren.
Der Kunstgelehrte wird sich also mit Hilfe dieses beschaff-
baren Photographienmaterials, das übrigens die Berliner
Firma aus den: umfassenden Bestand ihres Lagers sofort
zu liefern in der Lage ist, gar manche Erleichterung, För-
derung und Belebnng seiner Studien verschaffen. In ein-
zelnen Fällen wird er sich sogar eine kostspielige weite Reise
schenke:: dürfen, da über die Werke nicht weniger alter
Meister sehr viele gelungene, photographische Aufnahmen
vorliegen. Die Einrichtung dieses universalen Bilderkatalogs
ist streng nach chronologischen Gesichtspunkten durchgesührt
und gleichzeitig nach den Kunstländern als in sich ge-
schlossenen Abteilungen. Das Verzeichnis; beginnt mit der
antiken Malerei, der dann die altchristliche und byzantinische
folgt. Es gruppiren sich innerhalb dieser Hauptabschnitte
die Mosaiken und Wandgemälde als Unterabschnitte. So
bald in der Kunstentwicklung an Stelle namenloser Schöpf-
ungen bekannte Werke treten, bilden deren Meister die
Untergruppen, wodurch die Benutzung dieses Katalogs eine
ungemein angenehme ist. Bei jeder zitirten Reproduktion
ist (in römischen Zahlen) das Format, unter Berücksichti-
gung von 7 Abstufungen, sowie der Preis des Blattes an-
gegeben. Außerdem ist der Standort des Originals mit
Hilfe der zuverlässigsten Bücher der Kunstlitteratur ver-
merkt. Die Arbeitsleistung in diesem systematisch ange-
fertigten und übersichtlich angeordneten Handbuch ist eine so
beträchtliche und dankenswerte, daß wir der Firma Amsler
6c Ruthardt (Gebr. Meder) für das hier Gebotene rück-
haltlos unsere volle Bewunderung aussprechen müssen.
?
Der Amateur-Photograph.
* Trocknen der Gelatinebilder. Alle Arten Ge-
latinepapiere (Aristo, Bromsilbergelatine mit Entwicklung,
glänzende nnd matte) kann inan zwischen Löschpapier trocknen,
wenn man sie, um das Wasser zu vertreiben, nach den: Aus-
waschen in Alkohol eintaucht.
* Beim Entwickeln mit Lisen-Oxa lat bedeckt
sich manchmal die Schicht mit einem gelben, sandigen Pulver.
Die Ursache ist darin zn suchen, daß in: Verhältnis; zum
oxalsauren Kali zn viel Eisenvitriol zum Entwickler ge-
nommen wurde. Derselbe Fall tritt auch ein, wenn anstatt
des neutralen oxalsauren Kalis fälschlicherweise das saure
oxalsaure Kali (Kleesalz) benutzt wurde. Abhilfe geschieht
entweder durch Zusetzen von frischer oxalsaurer Kalilösung
oder besser durch Ansetzen frischen Entwicklers mit relativ
mehr Oxalatlösung.
* Zum Putzen der Objektive bediene man sich
feiner alter Leinwand. Diese ist samischem Leder, das zu-
weilen Kalkkörnchen enthält, vorzuziehen. Die Anwendung
irgend eines putzmittcls ist durchaus verboten; man hauche
die Gläser an und reibe sie trocken.
* Die Internationale Ausstellnng für Ama-
teur-Photographie Berlin 1896, welche Anfang Sep-
tember in den Räumen des neuen Reichstagsgebäu'des er-
öffnet wird, verspricht den bisher aus allen Theilen der
Erde in großer Zahl vorliegenden Anmeldungen nach eine
überaus reichhaltige zu werden. Die Einlieferung der Aus-
stellungsgegenstände hat bis zum 20. August an Herrn
Direktor Schultz-Hencke, Berlin, Reichstagsgebäude, Königs-
platz (Zimmer Nr. 2;), zu erfolgen. Als Eröffnungstag ist
Donnerstag, s. September, in Aussicht genommen.
* Eine „Photographische Papierausstellnng"
findet auf Anregung des Süddeutschen Photographen-Vereins
in München vom bis H. September statt. Die Idee, auf
solche weise einen vergleichenden Ueberblick über den Stand

der photographischen Papier-Indnstrie, wie über den Werth
der einzelnen Fabrikate zn geben, ist eigenartig und dankens-
werth. Eine große Reihe der hervorragendsten Fabriken
hat die Betheiligung an der Ansstellung zugesichert. Aus-
kunft ertheilt der Hofphotograph B. Dittmar in München.
?
Ein Aufruf.
Man schreibt uns aus Kairo:
Der viel genannte Künstler-Philosoph Karl Wilhelm
Diefenbach ist durch den beständigen stru^ZIs kor liko und
das von so vielen Seiten an ihn: verübte Unrecht sowie
dnrch frühere Krankheiten und deren Nachwirkungen fo sehr
in seiner Gesundheit geschwächt, daß die Rettung seiner
Lebens- und Arbeitskraft nur bei endlicher Erreichung
völliger Ruhe und Erholung und völliger Lostrennung von
feinen seitherigen Verhältnissen möglich ist. Zu diesen:
Zwecke bot ihm eine ausländische Fürstin, die Herzogin
Marie von Ferrari, die Mittel zur sofortigen Reise nach
Egypten in Begleitung seiner Familie. Hierdurch der
drückendsten Lebensnoth enthoben und mit neuen Hoffnungen
erfüllt, vollendete er sofort nach seiner Ankunft in Egypten
zwei am Gardasee begonnene Gemälde, deren Erlös es
ihn: ermöglicht, eine Zeit lang seiner Erholung zu leben.
Dnrch alljährige, während der Fremdenzeit in Kairo zu ver-
anstaltende Ausstellungen hofft er die Mittel zur Errichtung
eines Heims zu gewinnen. Noch drückt ihn die Sorge um
die Erhaltung eines von ihn: bei München im Jahre 1890
erworbenen Bauerngutes in Dorfen bei Wolfratshausen.
Das Haus, dicht an der Landstraße nach Starnberg gelegen,
mit herrlicher Aussicht über das Isar- und Loisachthal nnd
die Alpenkette von Salzburg bis zur Allgäu, wollte Diefen-
bach durch Umbau zu einer Künstler-Werkstätte, die Scheune
und Stallung zur permanenten Ansstellnng feiner Gemälde
Herrichten, deren Erlös die Verwirklichung seines durch fünf-
zehn Jahre gereiften Lebensplanes: Adoptirung armer, ver-
waister, unehelicher sowie verwahrloster Kinder nnd Lr-
ziehnng derselben in seinen: Geiste ermöglichen sollte, wird
sich in den: großen Deutschland ein ideal gesinnter Fürst oder
vermögender Privatmann finden, dieses zu so edlen:, ge-
meinnützigem Zwecke bestimmte, herrlich gelegene Haus in
Oberbayern vor dem Verluste zu retten? Im Namen
idealer Menschlichkeit richte ich diese Frage an alle edel-
denkenden Männer und Frauen Deutschlands und Oester-
reichs. Der Künstler verpflichtet sich, im Falle der Rettung
des Anwesens sowie des Umbaues nach seinem Plan, binnen
fünf Jahren fünfzig seiner Gemälde zur permanenten Aus-
stellung dortselbst und zu oben erwähnten: Zwecke zu vollenden.
Ueber alle weiteren Punkte bin ich zu brieflicher Auskunft
bereit und von Meister Diefenbach bevollmächtigt. Das
Haus, welches jetzt von einen: gesinnnngsverwandtcn Mann,
Wilhelm Walther, Maurermeister, und seiner Familie, be-
wohnt und beaufsichtigt wird, kann jederzeit besichtigt und
Erkundigungen darüber bei Walther dortselbst eingezogen
werden, ebenso dnrch den Bürgermeister von Dorfen, Lorenz
Holzer. Die Uebernahme der darauf ruhenden Hypotheken,
sowie der Umbau des Hauses, müßte in kürzester Zeit er-
folgen, um dasselbe vor einer Gant-Exekution und banlichem
verfall zu bewahren.
Magdalene Bachmann,
Lehrerin der Kinder Meister Diefenbachs.
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