Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

DOI issue:
Nr. 13
DOI article:
Der erste wirthschaftliche Künstlerverband
DOI article:
Berliner Kunstschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0235

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. s3

Die Kunst-Halle.

203

wohnen, hoffentlich werden sich die Berühmten, die ja
natürlich den verband nicht nöthig haben, deshalb nicht
ausschließen. Herr Schlattmann wies mit vollem Rechte
daraus hin, daß alle das eine Interesse gemeinsam hätten,
die deutsche Illustration zu heben, die nicht schlecht bezahlt
werde, weil sie schlecht sei, sondern die schlecht sei, weil sie
schlecht bezahlt werde. Die Meisten sind geradezu zu flüchtiger
Arbeit gezwungen.
In zweiter Reihe kommt die Haltung der Verleger in
Betracht. Ein Widerstand der besseren Firmen ist wohl
kaum zu befürchten. Die leiden selbst am meisten unter
der unsauberen Konkurrenz, die von minderwerthigen Blättern
mit Hilse des Llichehandels gemacht wird, und werden froh
sein, wenn ihnen diese Konkurrenz vom halse geschafft wird.
Sobald diesem handel ein Ende gemacht ist, sind sie selbst
nicht mehr gezwungen, ihn mitzumachen. Ls haben sich
auch schon einzelne Verleger mit den Zielen
des Verbandes einverstanden erklärt. Am
besten und friedlichsten würde sich die ganze Sache ab-
wickeln, wenn diese in den Verband eintreten würden. In
den Schriststellervereinen sind ja auch viele Verleger.
Der ruhige und würdige Verlaus der Versammlung,
die maßvolle Sprache der Redner bewiesen, daß man keine
übertriebenen Forderungen zu fürchten hat. Die Künstler
verlangen eigentlich nichts anderes, als den Schutz ihres
geistigen Ligenthums, den ihnen ja das be-
stehende Gesetz schon gewährt, nun auch that-
sächlich zu genießen. Sie führen einen Kampf um's
Recht, wie er nach Ihering nur Pflicht ist. wir wünschen
ihnen Lrfolg und werden über die Fortschritte der Be-
wegung ständig berichten.
Die Kommission besteht, wie wir den Interessenten in
München, Leipzig, Dresden, Stuttgart u. s. w.
mittheilen, aus den Herren Bahr, Schlattmann,
Krüger, Lwald Thiel, Karl Röchling, Ludwig
Manzel und Prof. Lrnst Henseler.

Berliner Runstschau.
^lm „Verein Berliner Künstler" war ein Theil der
(2V Plakatentwürfe ausgestellt, die auf das Preis-
ausschreiben der Schultheißbrauerei eingegangen sind. Das
Lrgebniß ist kein grade glänzendes, trotzdem die Beding-
ungen, die guten Preise und die große Bewegungsfreiheit,
schon locken konnten. Aber es ist sicher, daß sich, wenn nur-
andere Firmen dem Beispiel folgen, ein eigener Berliner
plakatstyl entwickeln wird. Daß er nicht von vorn herein
da ist, ist kein Wunder. Die meisten Entwürfe sind zu sehr
Bild, sie fallen nicht auf und prägen sich nicht ein. wo
stilisirt ist, haben der altdeutsche Holzschnitt und das moderne
Pariser Plakat mehr Einfluß gehabt als gut ist. Das

Alterthümelnde paßt nicht gut zu dem sehr praktischen Zweck,
das Französische einfach zu übertragen geht nicht an, zunächst
schon, weil niemand bei uns die ungeheure Schwierigkeit
dieser scheinbar so leichten Technik zu bewältigen vermag,
und dann, weil es hier keinen Anklang finden würde, wo-
rauf es doch beim Plakat in erster Reihe ankommt. Im
Styl und in der Farbenwirkung scheint mir die gelungenste
Arbeit Karl Klim sch's Blatt, das den ersten Preis be-
kommen hat, trotzdem es etwas schwer wirkt. — In der
Idee möchte ich dem Entwurf von Hanns Fechner, der
der: dritten Preis errungen hat, als den glücklichsten be-
zeichnen. Er giebt einen Berliner Schusterjungen, der
triumphirend dem Münchner Kindl, einen: kleinen Mönchlein,
zutrinkt, das sich betrübt von dannen trollt. Leider fehlt es
dem Blatt an Farbe und Styl, und damit an der unum-
gänglich nöthigen Wirkung in die Ferne. Im Ganzen sind
die uralten „Ideen" und Motive überwiegend, vieles ist
durchaus unberlinisch und deshalb gerade in diesem Falle
völlig unbrauchbar. So das „Schützenlisl". An ihrer Stelle
haben dann andere Künstler zum Kredenzen des Trankes die
verschiedensten Vertreterinnen holder Weiblichkeit bemüht:
Ritterdame, Landschöne, Theaterzofe, Balletmädchen, alles
ist vertreten. Einer hat den Kellner-jungen verwendet, der
nun freilich sehr berlinisch ist, aber dafür verdammt wenig
dekorativ. Der Bierwagen mit den Fahrern wirkt schon
besser, von den Trinkern sind auch die üblichen da: der
biedere Alte, der durstige Ritter. Vielfach sind nur — wohl
auf Sutterlins Einfluß hin — die langenden Hände ge-
geben. Der trinkende oder betrunkene Bär dürfte nicht
realistisch dargestellt sein. Der „Schultheiß", den auch
Klimsch gewählt hat, dürfte nur von wenigen als An-
spielung auf den Namen der Brauerei verstanden werden,
da das Wort ja ganz außer Gebrauch ist. Unter den Ent-
würfen, die „Gerste und Hopfen" personifiziren, hätte wohl
der von Wilhelm Mayer den Preis verdient. Sicher ist
der von Tipp el mit den Gypsköpfen wenig preiswürdig.
— hoffentlich folgt bald eine neue Konkurrenz. Diese hat
klärend und lehrend gewirkt.
Im Salon Gurlitt stellt Herr Bernheim aus Paris
eine Sammlung von Werken französischer Meister aus. Sie
ist besser als die im letzten Winter. Lin Iugendbild Lorot's
hat großes kunstgeschichtliches Interesse, es zeigt den In-
timisten noch im Banne Poussins. Lin schöner Lorot aus
der späten Zeit zeigt den Meister von der besten Seite. Die
anderen Fontainebleauer sind mit kleineren Arbeiten ver-
treten, u. a. auch I. F. Mill et. Ich nenne außerdem
Meissonnier, Ribot, Roybet und den modernen Karri-
katuristen Hermann. Die Ausstellung ist im Ganzen sehr
sehenswerth, V. 8t.
In der Brandenburgia, Gesellschaft für Heimat-
kunde der Provinz Brandenburg, stellte kürzlich Bildhauer
W. Unger-Bcrlin seine zur Ausführung für die Sieges-
allee bestimmten Gipsmodelle der Statue Gtto's I. und
der Lüsten des Fürsten Przibislaw und des Abtes Sibold
von Lehnin aus. wie wir in einer früheren Beschreibung
der künftigen Ausschmückung der Siegesallee bereits mit-
theilten, werden jene Büsten oder Halbfiguren mit ihren
Pfeilerstützen eine halbzirkelförmige Marmorbank dreitheilen,
die hinter der Statue aufgestellt werden soll. Unger hat
 
Annotationen