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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 18
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Sepp, Josef: Einwirkung der Kunst auf Religion und Völkerleben, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0315

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Nunrnrer 18.

Berlin- 15. Juni 1896.

I. Iahrg.


Jeilschrift für Sie NöniSeil Milfle

und das Aunstgewerbe

Herausgeber: Vr. Georg Galland.
Redakteur: Fritz Stahl.

Aünstlerischer Arb ei t s m ar kt: 2 Zeilen kostenlos.
Geschäftsstelle: Berlin lv. 8, wilhelmstraste 17.

ämtern (postzeitungs - Preisliste Nr. 3IS7). Insertionspreis für die drei-


Einwirkung öee Kunst auf Religion unö
Vökkerleöen.
von Prof. I)r. Josef Sepx, München.

unst und Religion scheinen in der Weltgeschichte bsand in bsand zu
geheik. Oder hatte der Kunstmonarch der Neuzeit, König Lud-
wig Augustus von Bayern, nicht ein Recht zu behaupten: eine
Religion, welche die Kunst verleugne, könne unmöglich die wahre sein?
Bei den bsellenen, diesem geborenen Kunstvolle, übten die Künstler geradezu
Einfluß auf die Entwicklung der Mythologie seit Pesiod, das Bild war
ihnen Mittel zur Bildung, und wenn die Bibel schreibt: Gott schuf den
Menschen nach seinen: Ebenbilde, so schufen die griechischen Meister das
Ideal der Gottheit nach menschlicher Gestalt. Unter dem Meißel
Pygmalions gewinnt die Göttin der Schönheit Leben: find doch die
Landestöchter wandelnde Göttinnen. Wie aber kommt es, daß das Volk
Israel, welches ganz in Religion aufging, so daß der jüdische Staat
darüber zu Gruude ging, dermaßen kunstfeindlich dasteht, daß die semitische
Sprache nicht einmal einen Namen für die Kunst hat — sie brauchen dafür
Ehokmah, Weisheit, und der Künstler ist ihnen ein Kochemer! „Die Götter
der peiden sind Dämonen", spricht der psalmist 96,5, namentlich in Ansehung
 
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