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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 5
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Feld, Otto: Die Centenarfeier einer deutschen Erfindung
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Münchener Kunstbrief
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Düsseldorfer Brief
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Nr. 5

Die Kunst-Halle.

7s

Daunner die Lithographie auch über ihre schlimmsten Zeiten
fortgeholfen nnd Andere haben wenigstens die Tradition
bewahrt bis zu ihrer Wiedergeburt in unseren Tagen.

Münchener Rnnftbrief.

Mathias Schmid.
(^^er Zufall — in Gestalt eines mächtigen Schneesturmes
(As — führte mich vor etwa fünf Jahren in eine fern
von menschlichen Behausungen liegende Sennhütte in einen:
Winkel des Getzthalerferners. Die Alm stieß unmittelbar
an den Gletscher und wurde von einem alten Sennen be-
trieben. Der gastfreundliebe Mann, welcher mir mit einen:
kleinen Handbeil ein Stück drei Monate altes Brod zer-
keinerte, erregte bald durch feine bei einen: Tiroler auf-
fallenden freien Anschauungen über religiöse Dogmen meine
Aufmerksamkeit. Seine pessimistischen Ansichten über einen
Theil des früheren Klerus erläuterte er zuletzt an dem
Beispiel seines Freundes Mathias, eines Malers, der
durch seine freie Weltanschauung sich der Verfolgung des
Klerus seiner Heimath ausgesetzt habe, und als es ihn:
einmal recht schlecht ergangen sei, bei ihn: an: Fuße des
Gletschers Unterkunft gefunden habe.
Ls war dieser Künstler, von den: der alte Senne mit
einer offenen Herzlichkeit sprach, kein anderer, als der jetzige
Professor Mathias Schmid, der an: November in
München feinen sechzigsten Geburtstag beging. Lr ist ein
echtes Kind seines Volkes geblieben, sowohl in: Herzen, wie
in seiner Kunst. Von der Ungeschminktheit seiner Tiroler-
bilder giebt an: besten die unverhohlene Bewunderung
seiner Landsleute Zeugniß; ihn: ist es nie ergangen wie
jener Volksschriftstellerin, über deren Geschichten aus den
Bergen eine schlichte Bauerndirne äußerte, daß das lauter
Unsinn fei, was darin stände. Trotzdem der in: Paznauner
Thal geborene Künstler in seiner Tiroler Jugendzeit nie-
mals von: Glück begünstigt war, gedenkt er doch mit dank-
baren: Herzen seiner Landsleute, deren mühevolles Leben
er, seit feiner frühen Abkehr von der religiösen Historien-
malerei (unter Schraudolph), mit seltenem Erfolge in seinen
Gemälden darstellt.
München' s Knnstv erein hat eben eine Sammlung der
hervorragendsten derselben, soweit sie zur Zeit zu beschaffen
waren, in feinen Räumen vereinigt. Mit Geschick sind
Skizzen aus den Lehr- und Wanderjahren Schmid's (My
bis M2) neben neueren Gemälden zur Schau gestellt.
Weder Schraudolph noch Pilotp haben einst den aufstreben-
den Künstler so beeinflussen können, daß er seine eigene
Individualität jemals verleugnet hätte; dagegen hat er des
Lrsteren geistreiche Kompositionsweise, des Letzteren künst-
rische Sorgfalt sich mit freier künstlerischer Ueberzeugung
angeeignet. Wie bedeutend Mathias Schmid schon vor
einem Vierteljahrhundert gewesen ist, verräth fein ausge-
stelltes Tableau „Karrenzieher", eine mit den: Handwagen
wandernde Tiroler Familie darstellend, welche auf steilen:
Bergpfade zwei Mönchen begegnet. Das minutiös ge-
inalte Bild fällt uin so mehr auf, als es nicht weit von
einigen gleichzeitig in: Kunstverein ausgestellten skizzenhaften

Bildern von sogenannten „modernen" Künstlern hängt.
Daß Meister Mathias Schmid sich übrigens dem Fortschritt
auf den: Gebiete der Technik nicht verschloß, beweisen schon
seine flott gemalten Gelbilder der letzten Jahre, von denen
besonders die wirkungsvolle Szene „aus den Tiroler Be-
freiungskämpfen" und feine „Spötterinnen" als die be-
deutendsten hervorgehoben zu werden verdienen. Den kraft-
vollen Schlag der Bauerndirnen seiner Heimath hat der
Maler, außer in diesen beiden letztgenannten Gemälden
ohne jegliche Beigabe von Sentimentalität wiederholt ver-
werthet. Mehr intimen Reiz besitzen dagegen gewisse seiner
Studien und Skizzen, zumal von alten Tiroler Häusern und
lauschigen Stuben.
Rud. Berger.


Düsseldorfer Brief.
Lude November.
Düsseldorf, das nicht mit Unrecht den Anspruch erhebt,
neben München und Berlin als dritte deutsche Kunststadt
genannt zu werden, ist vorläufig noch immer — soll man
sagen glücklicherweise oder leider? — noch nicht in der
Lage, den Wettbewerb mit den großen Ausstellungen dieser
Städte durch eine eigene, natürlich womöglich internationale
jährliche Ausstellung aufzunehmen. Die Düsseldorfer
Künstler müssen zu den großen alljährlichen Kunstmärkten
ihre Bilder nach Berlin oder München schicken, und es ist
recht erheiternd, wie je nach der Parteirichtung, welche in
einer der beiden Städte gerade vorherrscht und je nach der
Antheilnahme der maßgebenden Presse, die Düsseldorfer
Kunst in München Triumphe feiert, in Berlin gleichzeitig
unbarmherzig „verrissen" wird; oder umgekehrt.
Zunächst folgt aus dem erwähnten Umstand, daß
Düsseldorf seine eigene Kunstsaison nicht im Sommer, son-
dern im Winter haben muß. Schon im Dezember pflegt
der vortreffliche Klub Lucas den Reigen zu eröffnen, im
Vorfrühling folgen die beiden „Salons" der Kunstgenosfen-
schaft und der fogenannten „Freien Vereinigung Düssel-
dorfer Künstler", die dann später nach einer nochmaligen
Durchfiebung nach München oder Berlin (im nächsten Jahre
wohl beide nach Berlin) schicken, und die Pfingstausstellung
des Kunstvereins für die Rheinlands und Westfalen schließt
dann die für Künstler, Kunstschreiber und Kunstfreunde
gleichermaßen anstrengende Winterkampagne. Auch an
privaten Veranstaltungen mangelt es nicht, so wenig wie
an gelegentlichen offiziellen Ausstellungen, die ein all-
gemeineres Interesse verdienen.
So sind augenblicklich in der Kunsthalle, dem offiziellen,
aber leider von der Künstlerschaft etwas stiefmütterlich be-
handelten Ausstellungsgebäude die Konkurrenzentwürfe für
zwei Preisausschreibungen sichtbar, die erst kürzlich ent-
schieden wurden. Ls handelt sich zunächst um eine Wand-
male:ei im Sitzungssaals des Rathhauses in Bochum, bei
welcher von t? eingelieferten Arbeiten — wie schon ge-
meldet wurde — der Historienmaler Fritz Neuhaus die
Ausführung, L. Küsthardt den zweiten Preis und Klein-
LH evali er den Dritten davon trug. Preisausschreibungen
haben die in der Natur der Sache liegende berechtigte
 
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