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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 8
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Berliener Kunstschau
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Berliner Chronik
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Nr. 8

Die Runst-Palle. K-<>- (2s

Holländer zeigt. Die moderne Lichtmalerei in ihrer größten
Feinheit vertritt Gotthard Kühl, dessen Bilder durch
ihre Stimmung und immer wieder neue Farbenakkorde in
der hohen Oktave wirken. Ludwig Dettmann bereitet
uns mit einer „Abendsonne" an der Ostsee eine starke
Ueberräschung. So leuchtende Töne hat man noch nie
bei ihm gesehen, er bevorzugte die matten Töne. Man
darf begierig sein, ob er sich eine neue Art schaffen wird.
In dem jungen Berliner p. Rosenberg tritt uns ein
talentvoller Anfänger entgegen. Nan sieht nicht recht, wo-
mit er malt, er scheint ein schwieriges und schwerfälliges
Material zu haben. Dielleicht nicht aus freier Wahl. Seine
Skizzen wollen sehr von fern gesehen sein. Da erreicht
wenigstens die „Mondnacht im Winter" mit einem Motiv
aus München eine sehr starke wirkunq.
D. 8t.
* Dom Salon Schulte ist diesmal nicht viel zu
sagen: es sind 70, sage: siebenzig Landschaften von
Larl peffner ausgestellt und über HO, sage, vierzig
Porträts, peffner hat Motive aus Deutschland, England,
Bolland und Italien behandelt, aber der Vielseitigkeit der
Motive entspricht keine Vielseitigkeit des Ausdrucks. Die
Bilder sind auf den dekorativer: Effekt hin gemalt, den sie
ja auch meist erzielen, was peffner kann, würde genau
so deutlich aus einem Bilde werden als aus den siebenzig.
Aehnlich geht es mit den fleißig und mit Geschmack ge-
malten Porträts des Düsseldorfer Max Volkhart, von
denen wir auch mehr als ein Dutzend finden. Freilich
spielen sie mit den erwähnten Vorzügen, gegenüber dem
Durchschnitt, schon eine gute Rolle. Fenner-Behmer
hat Fortschritte gemacht, wenn es seine Absicht ist, sich nach
Riesel hin zu entwickeln. Aber für diese elegante Korrektheit
ist sein Talent doch zu schade. Ls ist ja vielleicht ganz
hübsch zu zeigen, daß man es kann. Aber deshalb braucht
man es dann noch nicht auch zu wollen. Frischer und
feiner ist der junge Bennewitz von Loefen, trotzdem er
doch auch mitunter gezwungen ist, sich den nun einmal ge-
wünschten traditionellen Formen zu fügen. Man sieht
überall die Absicht, in die Tiefe zu gehen, und die ganze
Ausdrucksweise und Farbenstimmung der Ligenart des
Modells anzupassen. Seine Studie des „lesenden Mädchens"
in Blau und Grün zeigt, wohin eigentlich wohl seine Nei-
gungen gehen. Sie ist ein reifes und ausgeglichenes Stück
moderner Malerei. Fritz Burger's Bildnisse, die schon in
der Münchener Sezession spielen, sind in den freieren
Formen gehalten, die man in Paris für das Porträt zu-
läßt. Aeußerlich treu und im Ausdruck charakteristisch,
fesseln sie auch durch vornehmen Ton.
V. 8t.
* Im Salon Gurlitt finden sich, außer den oben be-
sprochenen Werken, noch bemerkenswerthe Arbeiten von
pieronymus Lairati (München), B. A. Liljefors (Upsala),
A. Böcklin, James Patensen (Schottland), Whitelaw pamilton
(Glasgow); ferner 2t Griginal-Radirungen von Jos. Israels
(paag) und Bilder von Vilma Parlaghy, pendrich, L. perr-
mann, L. Ury, R. Fowler, Phil. May u. A.
* Bei Schulte hat die berühmte Bildhauerin Llisa-
beth Ney, die jetzt in Berlin lebt, ausgestellt, ferner noch
folgende Maler: Pans von Bartels, München, p. von
Berlepsch, München, Th. Bohnenberger, Stuttgart, p. Lor-

rodi, Nom, M. Lrelinger, Berlin, w. Döring, Berlin,
Rose Fischer, Berlin, L. Freyberg, Berlin, Larl Gehrts,
Düsseldorf, L. penseler, Berlin, Ad. pölzel, München,
L. Poppenrath, Berlin, G. Jacquet, Paris, p. Kober-
stein, Berlin, F. Rozics, München, L. Lebiedzki, F. Lech-
ner, Berlin, von Ledebur, Berlin, R. Leipold, München,
R. Lixps, München, M. Ludwig, Berlin, L. Marr,
München, R. Morgen, Berlin, Andrea Petersen, Taormina,
G. Romin, Berlin, A. p. Schram, Wien, Fr. Schwinge,
Pamburg, pel. Sietze, Berlin, w. Simmler, Berlin, L. R.
von Sivers, Berlin, w. w. Sturtzkopf, Berlin, u. A.


Berliner Chronik.
* Internationale Kunstausstellung ;896. Die
Vorarbeiten für das große Unternehmen, zu dessen Theil-
nahme die Akademie der Künste, zur Feier ihres
200jährigen Bestehens, gemeinsam mit dem Verein Ber-
liner Künstler, die Künstlerschaft der ganzen Welt ge-
laden, nehmen einen erfreulichen Verlauf. Draußen in
Moabit ist man rüstig bei der Arbeit, unter Geheimrath
Lnde's sachkundiger Oberleitung, den mächtigen Lisen-
Glaspalast theilweise umzubauen und im Innern zweck-
mäßiger zu gestalten, während die im Park befindliche so-
genannte Maschinenhalle für eine Architektur-Aus-
stellung reservirt bleibt (vergl. die Rubrik „Kunst- und
Künstler-Vereine). Die Ausstellungskommission steht unter
dein Vorsitz des Professors Grafen von Parr ach, dessen
Persönlichkeit für eine energische, unparteiische Führung der
Geschäfte bürgt. Das Ehrenpräsidium aber hat die
Kaiserin Friedrich; während der Kaiser Patron der
Ausstellung ist. Die erwähnte erste pandlung war, daß
inan das Programm des Unternehmens in deutscher, fran-
zösischer oder englischer Sprache an die interessirten Künstler-
kreise des In- und Auslandes sandte. Alsdann wurde die Frage
des Modells einer Medaille, die auch dieses Mal als Aus-
zeichnung in den üblichen Variationen verliehen werden wird,
durch einen Wettbewerb, zu welchem 38 Entwürfe eingegangen
waren, der Lösung nahe geführt. Fünf der Entwürfe von
pidding, Lepke, Felderhoff, Rosse und Schulz
wurden prämiirt. Der Kaiser, der auf Vorschlag einer
internationalen Jury die Medaillen verleihen wird,
dürfte demnächst die Entscheidung für das auszuführende
Modell treffen.
Die Dispositionen, die für die Ausstellung getroffen
sind, entsprechen, nach den: Programm, im Allgemeinen den-
jenigen früherer internationaler Veranstaltungen. Die Aus-
stellung soll sich in Gruppen nach Kunststädten resp. Kunst-
ländern gliedern; für die deutsche Kunstgenossenschaft ist
eine Gruppenbildung mit den Lentren Berlin, München,
Düsseldorf, Dresden, Karlsruhe und Weimar in's Auge ge-
faßt. Jede dieser Gruppen hat ihre eigene Aufnahme-Jury,
die nur die eingereichten Werke der zur betreffenden Gruppe
gehörigen Künstler zu prüfen und zuzulassen hat. So weit
als thunlich und nicht räumliche Schwierigkeiten dagegen
sind, wird auch die pängekommission bei der Aufstellung
der Gemälde die Gruxpenbildungen berücksichtigen. Ls
empfiehlt sich für die auswärtigen Künstlerschaften so früh
wie möglich über die Persönlichkeiten ihrer Delegirten, die
 
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