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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 8
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Berliner Chronik
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Die Kunst-Halle. s»-°

Nr. 8

in Berlin rechtzeitig die Interessen der Gruppen zu ver-
treten hätten, schlüssig zu werden, wie wir hören, hat der
König von Schweden bereits vor einiger Zeit einen Dele-
girten für die internationale Ausstellung ernannt.
wie man sich denken kann, werden dieses Wal für den
verkauf die Chancen sehr günstige sein. Die gleichzeitige
Gewerbe-Ausstellung in Treptow wird ein Publikum
aus allen Ländern und Erdtheilei: nach Berlin locken. Die
Reichsmetroxole wird auch in den heißesten Sommermonaten
MS voll von reichen Fremden sein. Außerdem dürfte die
übliche Lotterie von Kunstwerken ein besonders günstiges
Resultat erzielen, wir erwähnen schließlich, daß die Sen-
dungen sämmtlicher Künstler, die sich betheiligen wollen,
zwischen den: t2. und 25. März im Ausstellungsgebäude
(Moabit) einlaufen müssen, und daß die internationale Aus-
stellung die Zeit von: 3. Mai bis 30. September um-
fassen soll.
* Zugleich mit dem Beginn der Ausstellung nehmen
die übrigen Veranstaltungen, welche das Jubelfest der
Akademie der Künste zu bilden bestimmt sind, ihren
Anfang. Hierzu hat, wie verlautet, der Kaiser aus seinem
Dispositionsfonds die Summe von 50 ooo Mk. bewilligt.
Zur Vorbereitung des Festprogramms war eine engere
Kommission gewählt worden. In dieselbe wurden entsandt:
vom Senat die Herren Becker, Ende, Blumner, Graf
Harrach, Freiherr von Herzogenberg, Joachim, Iordan, von
Moltke, Hans Müller, Schaper und Anton von Werner;
von der Genossenschaft der ordentlichen Mitglieder der Aka-
demie die Herren Max Koner, Menzel, Skarbina und
I. Raschdorff; vom Lehrerkollegium der Kunsthochschule
die Herren Bracht, Scheurenberg und Ianensch. Das von
dieser Kommission entworfene Programm hat u. A. die
folgenden Veranstaltungen in Aussicht genommen: t- öffent-
liche und interne Festsitzungen (2.—Mai Ms), gelegentlich
der Eröffnung der internationalen Knnst - Ausstellung;
2) dreitägiges Musikfest unter Leitung des Kapellmeisters
der Akademie Prof. Dr. Josef Joachim. Auf diesem Musik-
fest, das gleichfalls in den ersten Tagen des Mai stattfinden
soll, gelangen Werke von Mitgliedern der Akademie zur
Aufführung; 3. eine von der akademischen Hochschule für
die bildenden Künste zu veranstaltende Ausstellung von
Werken früherer Schüler dieser Anstalt in den Räumen des
Akademiegebändes. Als Festgab e der Akademie wird, neben
anderen Festschriften, eine illnstrirte Geschichte der Aka-
demie erscheinen. Für eine plaquette oder Erinnerungs-
medaille ist ein Wettbewerb ausgeschrieben worden, der
eine rege Beteiligung von Seiten der Bildhaner-Mitglieder
der Akademie fand. Außerdem arbeitet Prof. Siemering,
im Auftrage, an einer Erinnerungstafel, die in Bronce ge-
gossen werden soll und die Bildnisse des Kurfürsten
Friedrich III., des Stifters der Akademie, und Kaiser
Wilhelms II., sowie eine allegorische Darstellung der Künste
enthalten wird.
* In voriger Woche trat der vom Kaiser schon vor
längerer Zeit gefaßte Plan, die Sieges-Allee in Berlin
mit den Gestalten von Fürsten der brandenburgisch-preußi-
schen Lande und den Hermen verdienter historischer Persön-
lichkeiten zu schmücken, in das erste Stadium der Verwirk-
lichung. Die genannte Allee liegt im Thiergarten und
leitet zum Siegesdenkmal des Königsplatzes. Die geplanten
Bildwerke, die in nischenartigen Plätzen zwischen den Bäumen
stehen werden, repräsentiren also eine für Preußen's Haupt-

stadt sehr naheliegende und verständliche Idee. Und wenn
uns aus dein Alterthum, etwa in Athen, Pergamon oder
Rom, eine analoge Gesammtschöpfung erhalten geblieben
wäre, so wäre natürlich alle Welt davon begeistert. Da
inan auswärts aber gern Alles, was in Berlin künstlerisch
geschieht, herabzieht und historische oder sonstige parallelen
nur dann für uns gelten läßt, wenn dadurch irgend ein
Mangel in Preußen's Hauptstadt aufgedeckt und betont
werden kann, so erlauben sich gewisse Leute schon
jetzt über die „Puppenallee" im Berliner Thiergarten zu
spötteln, als wenn solche „Puppenalleen" nicht überall dort,
wo sie von wirklichen Künstlern geschaffen wurden, das
Entzücken Aller finden. Glücklicherweise liegt der Gesammt-
entwurf und die Oberleitung bei einem Manne wie Rein-
hold Begas, von dem man wohl ein Werk von großer
künstlerischer Bedeutung erwarten darf. Kürzlich hat der
Kaiser selbst, der die Kosten der 3t. resp. 32 Denkmäler-
Gruppen aus Tyroler Marmor (50 000 Mark für je ein
Standbild und zwei zugehörige Hermen) bestreiten wird, bei den
Bildhauern Walter Schott und Mar Unger die beiden
ersten Bestellungen gemacht. Es sollen die Standbilder
Albrecht's des Bären und Mtto's mit dem Pfeil
sein; den letzteren dürfte der Künstler als jugendlich heroische
Erscheinung auffassen, wie sein Bild aus den Geschichts-
blättern auf uns wirkt. Die Skizzen von Begas haben
übrigens schon die Billigung des hohen Bestellers gefunden
und werden mithin der Ausführung der Einzelwerke zu
Grunde gelegt werden.
* Denkmäler und Porträts. Das geplante Stand-
bild des Volksmannes Schulze-Delitzsch wird auf dem
Platze am Ausgang der Wallstraße, unweit der Waisen-
brücke, zur Aufstellung gelangen. — Prof. Siemering
arbeitet zur Zeit fleißig an dem Haydn-Mozart-Beethoven-
Denkmal für den Thiergarten, das an der Ecke der Lennü-
straße errichtet werden soll. — Die Bildnisse der verdienten
Chirurgen Karl Ferd. von Gräfe (Vater des Augen-
arztes) und Ad. von Bardeleben, gemalt von Martin
Körte-Berlin, werden demnächst den Sitzungssaal des Langen-
beckhauses schmücken. — Lin Porträt des Stadtoerordneten-
vorstehers I)r. Langerhans, der kürzlich seinen 75. Ge-
burtstag feierte, soll Max Koner für einen der Säle des
Rathhauses malen; dein Gefeierten wurde ferner zur Lr-
innerung an jenen Tag eine reizvolle Broncestatuette der
„Berolina" (nach Prof. Hundrieser) von einen: dankbaren
Berliner Wahlverein überreicht.
* Jin Bibliotheksaale des Architektenhaufes sieht
inan zur Zeit die Ergebnisse der Schinkel ko nkurrenzen
für das Jahr MS. Es sind zwölf Entwürfe vorhanden,
die eine Nationalhalle für Kunst und Wisseilschaft, mit dein
Standort anf den: Königsplatze betreffen und sechs Ent-
würfe für die Umgestaltung der Potsdamer Brücke, die
demnächst auch durch eine elektrische Hochbahn in Anspruch
genommen werde:: wird und dem Verkehr thatsächlich nicht
länger genügt. Unter den Plänen für eine Nationalhalle
finden sich einige hervorragend monumental gedachte
Lösungei:.
* An der künstlerischen Ausschmückung der Ber-
liner Gewerbeausstellung arbeiten folgende Künstler:
Prof. Vogel liefert den plastischen Schmuck der Kuppel
des Hauptgebäudes, Nic. Geiger Springbrunnen vor dem-
felben, Max Seliger malt die Fassade des verwaltungs-
gebändes, Gieseke schmückt das Lhcmiegebäude mit
 
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