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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 12
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Allgemeine Kunstchronik
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Persönliches
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Aus der Technik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0217

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Nr. s2

Die Kunst-Palle. g--<>-

s87

Kupferstich-Saminlung des Prinzen Lugen von
Savoyen soll demnächst in der wiener Pofbibliothek
aufgestellt und der öffentlichen Benutzung übergeben werden.
* Aus Rom. — Die Abbildungen der Reliefs an der
Mark Aurels-Säule, die im vergangenen Jahre im
Auftrage des Kaisers photographirt worden sind, werden
demnächst in einem Bande von ;2H Tafeln in Folio heraus-
gegeben werden. Zum Tert liefern Mommsen und Lalde-
rini einen Beitrag, Beschreibung und Erklärung der Reliefs
fuhren die Professoren L. Petersen und A. v. Domaszewski
aus. Ls sind 2H8 photographische Aufnahmen gemacht
worden; die Vervielfältigung erfolgt durch Lichtdruck. Aus-
gewählte Theile der Reliefs sind durch den römischen Gyps-
gießer piernovelli auch abgeformt worden. Die General-
verwaltung der Berliner Museen hat dnrch ihre Formerei
es übernommen, die Ausgüsse herzustellen und durch Ver-
kauf zu verbreiten.
* Archäologisches. — In der letzten Sitzung der
amerikanischen archäologischen Schule zu Athen erläuterte
Perr Andrews eine Inschrift am Parthenon, die inan
bisher nur aus zurückgebliebenen Nägellöchern, dicht unter
dem Gstgiebel des Tempels, gemuthmaßt hatte. Aus der
Entzifferung der erhaltenen Nägelspuren der verlorenen
Weihinschrift ergab sich, daß diese sich auf Kaiser Nero und
den Archon Llaudius Novins Philinus bezieht und um das
Jahr n. Ehr. gesetzt worden ist. — Nach seinen Beob-
achtungen und jüngsten Ausgrabungen muthmaßt Prof,
w. Dörpfeld, daß der Tempel der Aphrodite Pandemos
nicht auf der Südwestecke der Akropolis, wie man bisher
annahm, lag, sondern am südwestlichen Abhang des Burg-
hügels. Kuweit hiervon wurden nach und nach HO Marmor-
statuetten jener Göttin ausgegraben, die anscheinend aus
jenem peiligthum stammen.
Persönliches.
* Die Kgl. Akademie der Künste in Berlin hat
zu ordentl. Mitgliedern gewählt: die Maler Pans perr-
mann, Prof. Jul. Iakob, Georg Koch in Berlin und
Fritz v. Uhde in München; die Bildhauer Prof. Max
Baumbach in Berlin und Prof. Rud. Weyr in Wien,
die Architekten peinrich Seeling und Baurath p. Eggert
in Berlin, Ferdinand Weld ahl, Direktor der Kunstakademie
in Kopenhagen, und den Tonkünstler Philipp Rüfer in
Berlin. Die Gesammtzahl der ordentlicher: Mitglieder um-
faßt jetzt Z68 Künstler des In- und Auslands.
* Prof, wiese führt zur Zeit das für die Muscums-
vorhalle am Lustgarten bestimmte Standbild A. Schlüter's
in Marmor aus. Das Modell hierzu unterscheidet sich in
einigen Punkten von den: ursprünglichen Gypsmodell des
Künstlers, welches sich auf der Berliner Kunstausstellung
von Z8Y2 befand.
* Bildhauer Siegfried Schellbach führte kürzlich
seine gelungene Porträtbüste des Philosophen Nietzsche in
einer Vorlesung des Universitätsprofessors Runze, den Stu-
direnden der Philosophie in Berlin vor. Der Professor wies
auf die gemeinsamen Merkmale der slavischen Gesichtszüge
des Kopfes und der Nietzsche'schen Gedankenwelt hin, denn
beide fesseln trotz ihrer Disharmonie ungemein.
* Bildhauer parro Magnussen hielt sich in voriger
Woche vorübergehend in Friedrichsruhe auf, um ein Relief-
porträt Bismarck's zu modelliren. Ls handelt sich um
ein vom Künstler der Stadt Kiel zu verehrendes Schmuck-
stück an einem Denkmalsgitter.
* Prof. Anton von Werner verewigt nachträglich
die 90. Geburtstagsfeier des Grafen Moltke oder genauer
die persönliche Gratulation des Kaisers an diesen: Tage.

Besteller dieses mit interessanten Porträts versehenen Ge-
mäldes ist Kaiser Wilhelm.
* Maler Osmar Schindler, dessen Plakatentwurf
für die Dresdener Kunstausstellung den zweiten
Preis erhielt, hat die Ausführung des Entwurfs erhalten,
nachdem sich die mit den: ersten Preis ausgezeichnete Arbeit
als ein geschicktes Plagiat herausgestellt.
* Regierungsbaumeister Menken-Berlin hat unter
sechs Konkurrenten den ersten Preis im Wettbewerb um
den Neubau einer katholischen Pfarrkirche zu Frankfurt
a. M. erhalten; ihm ist die Ausführung der Kirche über-
tragen worden.
* Maler Gustav Adolf Amberger (geb. Ml zu
Solingen) starb am 27. Februar in Baden-Baden. Er galt
als der letzte Schüler von Cornelius und war ein Vertreter
der stilisirten idealen Landschaftsdarstellnng.
* Joseph Munsch, pistorien- und Genremaler in
München (geb. ;832 zu Linz), starb in voriger Woche. Er
ging von dem konventionellen Ritterstück ans, und erst all-
mälich brach sein frischer gesunder pumor in seinen: künst-
lerischen Schaffen durch, das freilich in letzter Zeit erlahmte.
Prof. Donndorf in Weimar foll für den ver-
storbenen Erbgroßherzog von Sachsen ein Denkmal aus-
führen, welches den neuen Karl-August-Platz in Weimar zu
schmücken bestimmt ist.
Gestorben ist Prof. Melchior zur Straßen (geb.
Z829 zu Münster i. w.), Direktor des städtischen Kunst-
gewerbemuseums zu Leipzig. Er war als Bildhauer ehe-
dem noch unter Rauch in Berlin thätig, lehrte vorüber-
gehend an der Nürnberger Kunstschule, von wo er M5 nach
Leipzig berufen wurde. Pier verdankt man ihn: u. a.
mehrere Statuen in der Universitäts-Bibliothek und in:
Museum.
* Ordensverleihung. Den: Architekten Karl
Posfack er in Berlin der württembergische Olga-Orden.
* Geheimrath Prof. p. Ende, Präsident der Berliner
Akademie der Künste, zum Ehrenmitglied der ^oaclemia
Reals 8an Imea in Ron: ernannt.
* Maler Karl Klinisch - Wilmersdorf, Maler G.
Tippel-Berlin und Prof, panns Fechner haben in der
oben erwähnten Plakat-Konkurrenz der Schultheiß-
Brauerei in Berlin den I., II. bezw. III. Preis (2000, ;ooo
bezw. 500 Mk.) erhalten.
*
Aus der Technik.
Die ^-Strahlen und der anatomifche Unter-
richt für Künstler. Darüber äußert sich perr Pro-
fessor I)r. p. Virchow in einem dankenswertsten Schreiben
an uns wie folgt: „wie Sie denken können, habe ich von
Anfang an lebhaftes Interesse an der Frage gehabt, in
welcher weise sich die Photographien nach Röntgen'schem
Verfahren auch für den Kunst-Unterricht verwerthen
ließen, was ich in der gegenwärtigen Phase dieser neuen
Technik — soweit nur Aufnahmen bekannt geworden sind
— antworten könnte, ist Folgendes: Zunächst ist das Ver-
fahren noch so sehr im Fluß, daß man nicht sicher beurtheilcn
kann, ob das, was man heute sagt, nicht schon morgen
durch neue Erfahrungen überholt ist. Einstweilen aber ist
die ganze Anordnung der zu photographirenden Theile,
der Lichtquelle und der Platte gegenüber, eine derartige,
daß inan nur gewisse, sozusagen zwangs mäßige Stell-
ungen aufnehmen kann, welche für das verständniß und
Studium natürlicher und mannigfacher Paltungen nur einen
indirekten Werth haben. Demnächst ist sehr zu beachten,
daß naturgemäß ein Verfahren, welches die von der Platte
entfernteren Punkte in andern: Maßstabe zur Darstellung
 
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