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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 17
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Allgemeine Kunstchronik
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Persönliches
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Nr. 17

Die Kunst-Palle. S—->

26Y

Künstlergenosfenschaft vertragen will, dank der endlich er-
folggekrönten Vermittlungsversuche des bayerischen Kultus-
ministers von Landmann. Will man nun entweder ge-
trennt marschiren und vereint schlagen oder umgekehrt?
Darüber scheint bis jetzt noch kein bindender Entschluß ge-
faßt zu sein, vorläufig bis zum t- März (8st8 bleibt die
Sezession in ihrem Äusstellungsgebäude an der Prinz-
regentenstraße.
* Würzburg, von dein Brande des alten Residenz-
schlofses haben die Leser schon durch die Tagesblätter er-
fahren. Den Bemühungen der durch die hiesige Garnison
verstärkten Feuerwehr gelang es den Paupttheil der Palast-
anlage, die zwischen (720—(7-^ nach den: Vorbild des Ver-
sailler Schlosses entstand, noch zu retten; aber znmal die
Fresken des Kaisersaales, die herrlichen Schöpfungen Tie-
polos, sind für immer verloren. Architekt des Palastes
war Balthazar Neumann, der den Titel eines „Fürst-
lich Lambergischen und Würzburger Oberarchitekten und
Baudirektors" geführt hat; eine erst kürzlich erschienene
Monographie von vr. Joseph Keller (Würzburg, (896)
giebt über das Leben dieses hervorragenden Baukünstlers
und über sein architektonisches Hauptwerk genauesten Auf-
schluß.
* Frankfurt a. M. Das zum Fest des Friedens-
schlusses enthüllte Kaiser Wilhelms-Denkmal ist eine
Schöpfung von Clemens Buscher-Düsseldorf, eine fast 5 Meter
hohe Reiterfigue auf stattlichem Granitsockel. Der Kaiser
ist in schlichter Packung, wie er in der Erinnerung des
Volkes lebt, bekleidet mit dein gewöhnlichen Militärmantel,
dargestellt. An der Vorderseite des Panptsockels erblickt
man drei Figuren, eine stehende, den Friedensgenius, und
zwei sitzende, Kunst und Industrie darstellend. An der Rück-
seite erhebt sich die Gestalt der „Frankfurtia", die Reichs-
insignien beschirmend. Dem Schöpfer des Denkmals, den
sich der Kaiser durch Oberbürgermeister Adickes vorstellen
ließ und mit dein derselbe eine längere Zeit in huldvollem
Gespräch verweilte, wurde der Königliche Kronen-Mrden
IV. Klasse verliehen.
* Aus Amsterdam. Die Bank von Java hat eine
neue Tausendguldennote ausgegeben. Den künstlerischen
Entwurf der Vorderseite führte Professor Rud. Stang
ans; er versah sie mit dein Bildniß des Ian pietersz.
Koen und der Gestalt des Merkur.
* In Budapest hat ein als wohlthätig bekannter
Edelmann abermals dem Unterrichtsminister l(0,500 Gulden
überwiesen, deren Zinsen zu Stipendien sür in München
und Düsseldorf studirende ungarische Künstler, vorzugsweise
Laudschafts- uud Thiermaler, ohne Unterschied der Kon-
fession bestimmt sind. Das Stipendium soll mindestens
(ooo Gulden betragen.
* Paris. Im Salon der Ehamps Llysües zerstörte
die jugendliche Gattin des Malers videl aus Eifersucht
das von diesem daselbst ausgestellte Porträt einer jungen
Dame.
* Göteborg. Maler Swen hat ein Verfahren zur
Perstellung stark leuchtender Bilder auf der Rückseite von
Glasplatten erfunden und patentiren lassen; die Erfindung
soll für Möbel und Lnrusobjekte ausgenützt werden.
* Madrid. Die Kunstausstellung „(Aranto äs bkllas
Krtss" wurde am (8. Mai in Gegenwart der Königin Re-
gentin feierlichst eröffnet.
* In New-Pork hat „Tim Kmariean ^Voman's Ka-
oa^ine" in seinen Ausstellungsräumen eine dort sehr be-
achtete Sonderausstellung von Werken des ans Düsseldorf
gebürtigen Amsterdamer Kupferstechers Prof. R. Stang
kürzlich eröffnet.

Persönliches.
Ein einzig dastehender Fall. Die philosophische
Fakultät der Universität Breslan hat dem ord. Professor
der Kunstgeschichte I)r. Richard Muth er in einem an
denselben gerichteten Schreiben einstimmig ihre Miß-
billigung über sein unlauteres Verhalten erklärt und
gleichzeitig beschlossen, von diesem Schreiben auch dein aka-
demischen Senat Mittheilung zu machen. Ferner beschloß

die philosophische Fakultät, nur die Einzelheiten der Debatte
und jenes Schreibens, nicht aber die Thatsache jenes Be-
schlusses selbst als unter das Amtsgeheimniß fallend zu be-
trachten. Die Veranlassung zu diesem wohl beispiellosen,
aber berechtigten vorgehen einer Universitäts-Fakultät gegen
ihr eigenes Mitglied, gab nicht etwa nur ein jüngstes Oor-
kommniß, worüber die „Kunst-Palle" in Nr. (3 vom (. April
(896 ausführlich und mit Erfolg berichtete, die Thatsache
nämlich, daß l)r. Muther zunächst in der „Schlesischen Gesell-
schaft für vaterländische Kultur" im Musiksaal der Universität
einen darauf in einem Berliner Blatte als „Original-
Aufsatz Muthers" erschienenen öffentlichen Vortrag über
„Goethe und sein Verhältnis; zur bildenden Kunst" hielt,
der nur ein satz- und wortgetreuer Auszug aus einein jüngst
erschienenen Buche von I)r. Theodor volbehr war, ohne in
seinem Vortrag dieses Buches nur mit einem Worte Erwähnung
zu thun, vielmehr — wie in dem Aufsatz — den Eindruck
zu erwecken suchte, als gäbe er die Resultate seiner eigenen
geistigen Arbeit, zumal er ohne Manuskript frei sprach,
d. h. einen genau memorirten Text hersagte. Lin hervor-
ragendes Mitglied der Breslauer Fakultät sprach dein ge-
schädigten Magdeburger Autor die Anerkennung dafür aus,
daß er das Plagiat „iu männlicher Weife" sofort anfgedeckt,
mit dem Zusatz des lebhaftesten Bedauerns: weil nicht auch
diejenigen Autoren ebenso gehandelt, die Muther früher in
feiner „Deutschen Buchillustration" und in seiner
„Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert"
in ähnlicher Weise ausgeschrieben, was leider zur
Folge hatte, „daß die philosophische Fakultät der Universität
jetzt einen Mann in ihrer Mitte wisse, dessen Arbeitsweise
ihr zum Mindesten nicht zur Ehre gereicht" . . . Gegen
Prof. Mnther, der auch Reservelieutenant ist, schwebt übrigens
z. Zt. bei einen: Offizierskorps ebenfalls ein ehrengerichtliches
Verfahren.
* Unter den Fürstlichkeiten, die der Berliner Kunst-
ausstellung in voriger Woche Aufmerksamkeit schenkten, be-
fanden sich auch der Kronprinz und Prinz Eugen von
Schweden. Ihr besonderes Interesse galt naturgemäß den
beiden Abtheilungen von Schweden und Norwegen. Die
Führung der beiden Prinzen übernahmen der noch hier an-
wesende Delegirte Schwedens perr Professor G. von Ceder-
ström, der Präsident der Ausstellungs - Kommission perr
F. Graf parrach und der Geschäftsführer der Ausstellung
perr Edwin Klobaffer.
* Ernennungen. Die Senatoren der Kgl. Akademie
der Künste Professoren Graf parrach, Ludwig Knaus,
Calandrelli, Fritz Schaper sind von Neuem in den
Senat der Akademie von der Genossenschaft der ordentlichen
Mitglieder bis Ende September (89? delegirt worden. —
Der Genre- und Bildnißmaler Ludwig No st er ist zum
Pof-Porträtmaler des Kaisers ernannt worden. Noster ver-
dankt diese Auszeichnung einer Reihe von Bildnissen des
Monarchen, die dieser zu Geschenken verwendete und die so
sehr seine Befriedigung erregt haben, daß er den Künstler
jetzt in der genannten Weise ausgezeichnet hat. — Das
Prädikat „Professor" haben erhalten: Der Bildhauer Karl
Krauß an der Technischen Pochschule in Aachen, der Maler
Paul Duyffke in Pamburg vom Großherzog von Sachsen-
Weimar. — l)r. Friedrich Back in Berlin, Direktorial-
assistent bei den königlich preußischen Museen, wurde zum
Museumsinspektor in Darinstadt ernannt.
* Mich aelMunkacsy veröffentlichte kürzlich „Iugend-
erinnerungen", die seit dem (5. Mai in der „Revue de
Paris" erschienen.
* Prof. Franz von Lenbach hat seinen Austritt aus
der katholischen Kirche erklärt.
* Gestorben. Der berühmte Anatom Prof. w. von
penke-Tübingen (geb. ;83^ in Jena); er lehrte an der
Tübinger Universität seit (875 und ist in Kunstkreisen auch
durch seine „Vorträge über Plastik, Mimik und Drama"
bekannt. — In Düsseldorf der pistorienmaler Jul. Röting,
Professor an der Akademie, 75 Jahre alt. — In München
der Landschaftsmaler Louis Boller in: jugendlichen Alter
voi: 56 Jahren und zwar an den Folgen eines Absturzes
in: Panoramagebäude in Schwabing, wo er neuerdings eine
Rundsicht aus der hohen Tatra vollendet hatte; Boller war
aus der Karlsruher Akademie hervorgegangen. — In Paris
 
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