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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 23
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Kunstchronik
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36^

Die Kunst-Halle.

rrr. 23

mit Erfolg gelöst haben? Ein weiteres Bedenken ruft an
den Entwürfen der Berliner Preisbewerbung der Lichthof
hervor. Rann man etwas widersprechenderes zusammen-
fügen als einen möglichst nach mittelalterlicher Art gestalteten
Backsteinbau und einen modernen Lichthof? Ist denn ein
solcher nöthig? Rann er nicht viel besser durch eine große
mittelalterliche Halle ersetzt werden? wie viel wirksamer
würde eine derartige Halle mit großen Fenstern und hohem
Dach in die Erscheinung treten als die häßlichen Glaskästen
des Oberlichts, denen neben den ästhetischen auch viele kon-
struktive Mängel anhaften? Ferner sollte bei derartigen
Musenmsbauten auch die Lrweiterungsfähigkeit berücksichtigt
werden, damit nicht Platzüberstuß zu herrschen braucht, aber
auch eintretendem Platzmangel abgeholfen werden kann.
Wählt man von vornherein einen genügend großen Bau-
platz und greift zu einer gruppenförmigen Bauweise, die
sich allen Bedürfnissen eng anxaßt, so hat man einerseits
nicht nöthig, gleich einen Bau hinzustellen, den man mit
den vorhandenen geringen Sammlungen nicht ausnutzen
kann, und andererseits kann inan bei jeden: Zuwachs für-
bequeme Unterbringung desselben Bath schaffen. Schließlich
sei noch ein Wunsch hier vorgetragen, der vielleicht da und
dort Widerspruch Hervorrufen dürfte: Man mache die
Innenräume nicht zu prachtvoll, man schaffe einfache, aber
wirkungsvolle Hintergründe für die Sammlungsgegenstände,
die neben zu großem Reichthum der Architektur nur zu
leicht ihren Reiz verlieren, der häufig allein gerade in der
Einfachheit und Schlichtheit beruht. Beispielsweise werden
in dem so reich ausgestattetcn Berliner Gewerbemuseum
viele ausgestellte Gegenstände durch die Umgebung völlig
todt gemacht. Für eine schwarze Schmiedearbeit ist eben
eine einfache Helle wand ein besserer Hintergrund als eine
braune Täfelung oder eine Ledertapete, während umgekehrt
Helle Stoffe, weiße Stickereien u. s. w. des dunklen Grundes
bedürfen.
* Berlin. Der vom Bildhauer R. von Uechtritz
gekaufte Brunnen wird in: nächsten Frühjahr an der Ecke
der Rosenthaler- und Weinmeister-Straße zur Aufstellung
gelangen. Die geeignete architektonische Umrahmung wird
vom Regierungsbaumeister Otto Stahn geschaffen werden.
— Die Eröffnung des Rongresses D eutscher Architekten-
und Ingenieur-Vereine wird am 30. August in den
Festsälen des Rathhauses in feierlicher weise stattfinden.
Die Begrüßung der Theilnehmer Namens der Hauptstadt
wird durch Herrn Bürgermeister Rirschner geschehen.
* Dresden, von der Runstgenossenschaft wird für
Anfang Oktober ein großes historisches Künstlerfest in der
„Alten Stadt" und dem „Wendischen Dorfe" vorbereitet. Da
das Fest kein eigentlich öffentliches werden soll, sind Ein-
ladungen in den gewünschten Kreisen bereits verbreitet wor-
den. Die Idee der Festaufführung ist eine Belagerungs-
episode aus dem dreißigjährigen Rriege. Hofschauspieler
Holthaus wird die Regie übernehmen.
* Ferd. Pauwels malt im Auftrage der sächsischen
Regierung drei Bilder für die Brautkap elle der Marien-
kirche in Pirna. Das erste zeigt Lhristus mit Martha
und Maria, das zweite die Hochzeit zu Rana.
* Bonn. Die Professoren der Universität thun Schritte
behufs Erhaltung der Reste der altrömischen Porta Paphia
in Röln, die vor ca. zwei Jahren unweit der Westseite des
Domes daselbst entdeckt wurden. Man hat in dieser Sache
sogar eine Immediateingabe an den Raiser gerichtet.
* Rulinbach. Man beabsichtigt den Thurm der ans
der besten Zeit der Gothik stammenden St. Petrikirche wieder
aufzubauen. Er wurde bereits um die Mitte des (6. Jahr-
hunderts zerstört und kein erhaltener Bauplan unterrichtet
über sein ursprüngliches architektonisches Aussehen. In
dem Architektei: I. Schmitz, den: Restaurator der Nürn-
berger Sebalduskirche, hat man den Baukünstler gefunden,
der in der Lage sein dürfte, einen Thurmeiltwurf n: den
klassischen gothischen Formen der kunsthistorisch wichtigen
St. Peirikirche zu schaffei:.
* Ost ende. In diesen: Monat wurde die (7(7 ge-
baute Rirche d>t. Morrs st I'aM durch Brand zerstört. Die
werthvollsten Runstschätze des Gotteshauses sollen ge.ettet
worden sein. Anderenfalls wäre der Verlust kein geringer,
weil in der Rirche, außer einem stattlichen Grabmal der

MO verstorbenen Gattin Rönigs Leopolds I., zwei angeb-
liche Originale des Rnbens vorhanden sind.
* Ji: London sind zwei Gemälde gestohlen mor-
den, für deren Entdeckung eine Belohnung ausgesetzt ist.
(. L. Alma - Tadema: Line liegende Orientalin. Hinter-
grund eine Gardiire. Auf einem dreifüßigen Tisch eine
Lampe. 2. I. Eonstab le; Aquarellirte Landschaft. Haus,
Bäume, am Teich eine waschende Bauernfrau.
* Für den großen Saal der deutschen Botschaft
in Rom führt in: Auftrage des Raisers Hermann Prell-
Dresden zur Zeit vier Roloffalgemälde aus. Das erste,
das 62 Ouadratmeter bedeckt, stellt das Erwachen des Früh-
lings dar. Das zweite wird den Rampf der Walküren mit
de:: Riesen schildern.
* St. Petersburg. Aus Schloß peterhof, in der
Umgebung der Residenz, sind kürzlich vier Gemälde in die
Raiserliche Sammlung der Eremitage übergeführt morden:
Lii: kleines Seestiick von Ian vau Goyen voi: Mb eine
Landschaft desselben holländischen Meisters, ein Gemälde
von Iakob A. Dyck ((600—(660) „Krieger, Frauen er-
beuteten Schmuck zeigend", und ein Werk von I. L- De-
marne (ff (829) „Jahrmarkt am bewaldeten Flußufer."
* Im Rumjanzow-Museum in Moskau, das in
der Nacht vom 23. auf den 2^. von einer Feuersbrunst heiin-
gesncht wurde, haben die Runstschätze zum Glück wenig ge-
litten. Es befinden sich daselbst 200 Gemälde, die Alexan-
der II. durch Waagei: aus den: Bestände der Eremitage
für das Musenm auswählen ließ, eine Sammlung von
Werken russischer Maler von F. G- prjäschnikow und ein
Alterthumskabinet.
K
Ausstellungen.
* Wiesbaden. Der Nassauische Runstverein
beabsichtigt im Jahre (897 aus Anlaß seines fünfzigjährigen
Bestehens eine Ausstellung von Werken nassauischer Künstler.
* Hanau. Der hiesige Runstverein eröffnete kürz-
lich in der Aula der Rgl. Zeichena^ademie eine Lilderaus-
stellung, welche als Sonderausstellungen 70 Oel- und
Aquarellstudien der Frau Hermine von Preuschen-Rom und
(82 Originalzeichnungen von L. w. Allers enthielt.
* Baden-Baden. Die im Rurhause eröffnete Kunst-
ausstellung ist von mehr als (00 Künstlern beschickt worden.
Hervorragend vertreten sind die bekanntesten Meister Karls-
ruhe's und neben ihnen fanden sich mehrere erstklassige
Maler Münchens. Schönleber sandte drei, Graf Ralckreuth
ebenfalls drei und Rallmorgen sogar fünf Gemälde. Ferner
sieht inan Zügel, Rampmann, voi: Volkmann, Larlos Grete,
Fanny von Geiger-Weishaupt; aus München: Lenbach,
F. A. Raulbach, H. Bürgel, P. Höcker, Gudden; aus Stutt-
gart: Robert Haug; aus Berliu: Max Liebermann; aus
Düsseldorf: Elaus Meyer u. v. a.
* Darmstadt. Im Herbst wird der Verein „Runft-
freund" eine Ausstellung eröffnen. Für die gleichzeitige
verloosung werden in erster Linie Werke heimischer Künstler
angekauft werden.
* Stuttgart. Die geschloffene Gemäldeausstellung
ergab für die Leitung einen Reingewinn von ca. (0 ooo Mk.
(vgl. d. Rub. „vom Runstmarkt").
* Dordrecht (Holland). Line nationale Aus-
stellung für altes und neues Runstgewerbe wird hier-
auf Anregung des Vereins „Fach und Runst" in: Jahre
(897 stattfinden. Mn eine Reklame-Marke für diese Aus-
stellung zu erhalten, ist ein Wettbewerb ausgeschrieben
worden. Die Prämie für den besten Entwurf beträgt
25 Gulden.
* Das „Institut äs Ourtbgbo" zu Tunis bereitet für
das Jahre (897 eine Kunstausstellung vor ((. Mai bis
25. Mai). Zugelassen werden nur Werke französischer,
tunesischer und außerdem solcher fremder Maler, die ihren
Darstellungen ein orientalisches Gepräge zu geben wissen.
*
Denkmäler.
* Das von Prof. Siemering für Magdeburg aus-
führte Kaiser Wilhelm-Denkmal wird znr Zeit in
Lauchhammer gegossen. Ls soll im Juli (897 fertig fein.
 
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