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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Museen und Sammlungen
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Nr. s

Die Runst-^alle.

^3

ini^en, welche erst die letzte Generation steh'aneignen
konnte. Man lerne ihn statt dessen von seinen Vor-
läufern unterscheiden, und man wird zu einem Urtheil
über den Meister gelangen, welches ihm auch die Kunst-
geschichte nicht versagen wird.
Der Porträtmaler K. von Voigtländer hat den
ehrenvollen Auftrag erhalten, ein Kniestück des Mathe-
matikers Prof. Meierst raß für die königl. National-
Galerie zu maleu.
Max Lieb er man u erkannte die Jury der Inter-
nationalen Ausstellung in Venedig für sein Porträt Gerh.
Pauptmann's den von der Provinz Venedig ausgesetzten
Preis von 5000 Franken zu. Liebermanu verzichtete auf
das Geld zu Gunsten nothleidender Künstler.
Boldini, dem ebenfalls von der Jury iu vcuedig ein
Geldpreis (ganze )6OO Franken) zugedacht war, hat diese
Auszeichnung dankend abgelehnt.
In der Konkurrenz des Vereins für deutsches Kunst-
gewcrbe um Lutwürfe für Beleuchtungskörper, welche auf
Veranlassung der Aktien-Gesellschaft Schäffer 6: Walcker
ausgeschrieben war, haben erhalten: je einen Preis
(250 Mark) G. Kehlender und Wilhelm Schwedler, je einen
2. Preis ()50 Mark) Lugen Lapieng und G. Kehlender, je
einen 3. Preis Ioo Mark) Ludwig Seipel uud Alfr.
Dolmgren.
Leopold Graf von Kalckreuth und Victor Weis-
haupt eruauut zu Professoren an der Kunstakadmie in
Karlsruhe.
Professor Deinrich Zügel, der berühmte Thiermaler,
hat seine Lehrstelle an der Karlsruher Akademie aufgegcben.
Museen und FEUNluiigen.
— Für die National-Galerie war iu der ganzen
diesjährigen Ausstellung, die bei Künstlern, Kennern und
Käufern einen so großen Lrfolg hatte, nur ein einziges
Bild gut genug: des Düsseldorfers L. Muuthe „perbst-
stimmuug". So ist der preußische Staat au der Summe
der Verkäufe, die ca. 350,000 Mar? beträgt, immerhin mit
betheiligt. Munthe ist ohne Zweifel ein tüchtiger
Meister, und dies Bild gehört zu seinen besten. Aber es ist
bezeichnend für die deutsche Kunst etwa der siebziger Jahre.
Merkwürdig, daß im Jahre ^895 nichts anderes oder nichts
weiteres zu studeu war! Ls heißt, mau warte auf die
Jubiläumsausstellung im nächsten Jahre. Ja, ist es denn
garantirt, daß zn Jubiläumsausstellungen die Werke besser
gelingen?
Im Arbeiterviertel St. Antoine in Paris be-
absichtigt der Pariser Stadtrath ein „Abendmuscum"
einznrichten, um auch deu Arbeitern den Genuß au Werken
der bildenden Kunst zu ermöglichen, das verständniß dafür
zu fördern. Ls ist unseres wissen das erste Mal, daß eine
Behörde daran denkt, etwas für den geistigen Dunger der
Massen zu thun. Namentlich in Deutschland glaubt mau
an diese Art von Dunger garnicht, jeder Dinweis darauf
wird mit einem Lächeln mitleidigen Zweifels ausgenommen,
jede öffentliche Anregung nach dieser Seite hin mit eisigem
Schweigen getödtet. Nicht einmal der so dringlich ge-

äutzerte Wunsch, nur unsere reichen Sammlungen am Abend
offen zu halten, hat auch nur ein Entgegenkommen ge-
funden. And doch ist die Sache wichtig genug. Iu
doppelter piusicht. Zuerst werden die Leute anderen,
weniger edlen Vergnügungen entzogen. Dann werden sie
unzweifelhaft in ihren Bedürfnissen wie in ihren Arbeiten
bald den besseren Geschmack merken lassen.
Für das Museum iu Darmstadt sind zwei Gemälde des
verstorbenen Deinz Deim, eine „Strickschule im Gde-t-
wald" uud ciu Bild „Musicircnde Knaben" erworben worden.
S
LeitunrMimmen.
Die „Zeit" (Wien) bringt in Nr. ^7 einen höchst
interessanten Artikel „vom Linflnß der fremden
Schulen auf die französische Malerei" von Tamille
Mauclair. „von den beiden großen Kühlungen, die
gegenwärtig diese Kunst spalten, wirkt die eine, die
realistische, plastische — das Suchen neuer Mittel —
vou Frankreich ans auf das Ausland, die andere, die
idealistische, expressive — das Suchen neuer Emotionen
— wirkt vom Auslande her aufFrankreich." Die Anhänger der
ersten Kühlung, die Lonrbet, Monticelli, Manet und die nach
ihnen sind ihm Dandwerker im höchsten Sinne, virtuosen,
die Meisterwerke der Mache hinterlassen werden, aber auf
die alle Baudelaires Trost an Manet paßt: „Sie sind der
Erste im verfall Ihrer Kunst." Sie haben auf die ganze
auswärtige Malerei eiugewirkt. Engländer, Spanier,
Norweger, Dänen, Amerikaner stehen unter ihrem Einfluß
uud verbessern noch die Mittel. Die Schöpfer des Im-
pressionismus waren „unvergleichliche Arbeiter mit unge-
nügenden Gehirnen". Die andere entgegengesetzte Kichtung,
die mit dem englischen Präraphaelismus begann, wurde
im Gegeuthcil vou Poeten, von „Menschen des Gedankens
mit unzulänglichen Dänden" geschaffen. Das größte ver-
brechen der modernen Zeit ist vergessen zu haben, daß die
Malerei gleichmäßig aus dem Unsichtbaren und dem Sicht-
baren, Inhalt und Form, besteht, daß die Kunst Materialisation
des Traumes ist. Eine Verbindung beider Gruppen hätte
Meisterwerke geben müssen. Die Wirkung der Prä-
raphaeliten, im allgemeinen der Ideologen in der Malerei,
ist in Frankreich sehr groß. Burne-Iones, Watts, Morris,
Trane, aber auch Böckliu, llhde, Mellery, Whistler, Israels,
haben Einfluß auf die jungen Franzosen gewonnen.
Lamille Mauclair glaubt zur Zeit Kräfte au der
Arbeit zu scheu, die erfolgreich an der Verstellung eines
glücklicheren Verhältnisses von Idealismus uud Kea-
lismus arbeiten.
München als Kunstmarkt. In der Zeitschrift des
Vereins österreichischer Zeichenlehrer heißt es darüber S. W
des laufenden Jahrganges: „Daß Künstler im Allgemeinen
von der Luft leben können, ist auch in der „Kunststadt"
München nachgrade zu einer unumstößlichen Gewißheit ge-
worden. Am höchsten steigert sich die verständnißlosigkeit
und Gleichgiltigkeit den Werken der Bildhauerei gegenüber.
Die letzte Ausstellung der Münchener Bildhauer iu deu
Sälen der Künstlergenossenschaft war in Bezug auf das
finanzielle Kesultat sozusagen ein Trauerspiel, vou sämmt-
licheu ausgestellten Arbeiten, worunter ausgezeichnete Werke
in kleinerem Format und genreartigem Lharakter, ist auch
 
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