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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 13
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Stahl, Fritz: "Berlin wird Kunststadt!"
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Galland, Georg: Aus Berliner Kunstwerkstätten, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0227

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Nr. (3

0-H Die Kunst-Halle. k>-<-

G5

verschweigen, daß auch die Zahl der guten Hand-
lungen größer ist als anderswo. Wenn man die
Bazare gut ansieht und vor den guten Geschäften
-zufällig die Augen zumacht, dann gewinnt man
natürlich ein falsches Bild.
*

Und nun nach alledem muß man bedenken, wie
sung Berlin als Großstadt ist. Da sollte es unmög-
lich sein, daß es, nachdem in so kurzer Zeit ein so
erheblicher Anfang gemacht ist, einst oder bald Kunst-
stadt sein wird? Natürlich ist die Urbarmachung
schwerer, als alten Boden zu bebauen. Und jeder
wird die Hand davon lassen, der nicht freudiger Hoff-
nung fähig ist. Aber er soll sich dann auch nicht
nebenbei hinstellen nnd mit nörgelndem: „Es wird
doch nichts!" die anderen stören oder ihnen den Ukuth
rauben wollen. Wer hier mitarbeiten will, sei es
als Künstler oder als Mittler, der muß viel Geduld
haben und viel Liebe. Man braucht deshalb wahr-
haftig nicht alles zu loben, im Gegentheil, soll etwas
Gutes werden, dann muß der Kritiker zu tadeln, der
Künstler den Tadel zu ertragen verstehen.
Wer an der ganzen Sache kein Interesse hat,
nur so weit die Kunst liebt, wie sie der werthen
Persönlichkeit neue Sensationen schafft, und deshalb
hier, wo alles im Werden ist, nicht findet, was er
sucht, der mag ruhig doch in Paris, London oder
München spazieren gehen. Uns soll er unsere Kreise
nicht stören durch grundloses Aburtheilen in Bausch
und Bogen!

Nus Berliner Runstwerkstätten.
von Georg Galland.

Ernst Vastanier.
ürzlich suchte ich nach längerem Zeitraum wieder
die stille Arbeitsstätte Bastani er's in der
Wilhelmstraße auf. Gr hatte sich, durch-
drungen von der Bedeutung des Atelierbesuches, so-
fort bereit erklärt, gelegentlich Kunstliebhaber mit
seinen Arbeiten, mit dem Verfahren und den Eigen-
schaften der Schmelzmalerei bekannt zu machen.
Und ich hielt mich verpflichtet, ihm im Namen unserer
Leser im Voraus Dank auszusprechen. Gerade die
edlen Erzeugnisse des Miniaturmalers bedürfen für
Viele fachmännischer Erläuterung und einer auf diese
Werke konzentrirten Aufmerksamkeit. Denn neben dm
ungleich mehr auffallenden Schöpfungen der „großen"
Malkunst in den öffentlichen Ausstellungen entgehen
sie nur zu leicht dem Beschauer. Und wie schade ist
dies um jene Kunst, die selbst mit ihren, in's graue
Alterthum zurückreichenden handwerklichen Abarten das
höchste Entzücken erregt. Wer heut ein mit Email

reichgeschmücktes Werk des Mittelalters oder eines
jener köstlichen Neliefschmelzstücke, die aus den ge-
schickten Händen eines Finiguerra oder Tellini her-
vorgingen, sein eigen nennt, dürste nicht wenig stolz
darauf sein.
Heute zählt zu den allerersten seines Kunstfaches
Ernst Bastanier. Sem Nus datiert nicht etwa erst
von gestern. Wer einmal eine Geschichte der in den
siebziger Jahren bei uns entstandenen Bewegung auf
kunsthandwerklichem Gebiete schreiben wird, muß auch
der Verdienste Bastanier's um die Neubelebung der
künstlerischen Schmelzmalerei, die schon in: alten Berlin
betrieben wurde, hervorragend gedenken. Durch un-
ermüdliches Selbststudium in alle Feinheiten und Thi-
kanen dieser unglaublich schwierigen Technik einge-
drungen, erreichte er nach und nach die künstlerische
Höhe der besten alten Meister, eine Vollendung, zu
der natürlich, neben dem ausgesprochenen Talent,
eine Summe von Erfahrungen nöthig war, die durch
das bloße Studium von Vorbildern, durch Anregung
und Lehre auch nicht im Entferntesten zu ersetzen find.
Man muß diese Erfahrungen persönlich gemacht haben,
die hundertfältigen Schwierigkeiten, die fatalen Ueber-
raschungen, die das Schmelzverfahren im Muffelofen
häufig mit sich bringt, selbst durchlebt haben — de-
zennienlang, um endlich die nahezu unfehlbare Hand,
das auch durch die Nothglut des Schmelzofens nicht
zu täuschende sichere Auge zu erlangen — um mit
einem Worte die Höhe der Meisterschaft glücklich zu
erklimmen.
Bastanier hat diese Höhe allmälich erklommen.
Man vergegenwärtige sich nur, was das heißt. Ein
Emailbild entsteht nicht so rasch wie eine Porzellan-
malerei, die ja auch wiederholten Brennens benöthigt.
Es ist das Produkt einer ganzen Neihe künstlerischer
und chemischer Vorgänge, und in dein vollendeten
Werke giebt sowohl der Künstler, als auch der Tech-
niker und der geduldige Mensch sein Bestes und Mög-
lichstes. Das Email ist ein Glas von niedrigem
Schmelzpunkt (800 o 0.). Dieses ursprünglich farb-
lose Glas verbindet sich im Feuer, dank seinem Ge-
halt an Bornatrium, mit fast allen Metalloxyden und
erhält dadurch, je nach der Natur der Oxyde, die
verschiedenen Färbungen. Diese Metalloxyde liefert
der Chemiker als Pulver, das der Maler mit Gel
angerührt mittelst eines Pinsels auf die Kupfer-
oder Silber platte aufträgt. Email wird bekannt-
lich auch für Thon und Glas verwendet; doch gehört
derartiges in's Gebiet der Keramik.
Es soll hier nicht von rein kunsthandwerklichen
Schmelzarbeiten, von den verschiedenen Gattungen des
als Inkrustation von Gefäßen, Geräthen u. dgl. ver-
wendeten Emails gesprochen werden, also weder von
dem small obamplsvs und small sloisouns — worin
wir besonders die Japaner seit der pariser Welt-
ausstellung von (867 bewundern — noch auch von
dem altitalienischen Reliefschmelz (small äs basse
 
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