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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 7
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Berliner Kunstschau
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Allgemeine Kunstchronik
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H06

°-^ö Die Kunst-Halle. K—«-

Nr. 7

auf dem Schoße der mütterlichen Beschützerin, während der
Bär, dieses getreue Thier der Stadtgöttin sich hündisch an
die Kniee seiner Herrin schmiegt und geduldig aus seinem
zottigen Rücken ein drittes munteres Rinderpaar trägt, das
sich eben mit den Wasser: des Mars schmückt. Neben den:
Thron denke ich mir noch einige Instrumente Eurer Haupt-
industrien und sonstige Attribute Eurer Thätigkeit."
„wie ich nun so in meine Gedanken vertieft den:
Strome der Menschen folgte, hörte ich plötzlich die Stimme
eines Schutzmanns: Männeken — immer rechts gehen b
Ich erhob mein Antlitz. . . Und was sah ich, ihr Götter?
Lin Kolossalbild in Bronze auf braunem Granitsockel, die
Statue einer Jungfrau, deren anmuthiges bekränztes Haupt
fast die Höhe der benachbarten Häuser erreichte. ,Ahap
bemerkte ich zu zwei neben mir stehenden Herren, ,Ihr
Berliner habt da eine famose Brunhilde bekommen; wie
siegesgewiß sie dasteht, mit Panzerhemd und Mantel be-
kleidet, die Rechte entschlossen auf ihren Schild gestützt, die
Linke gebieterisch weit von sich gestreckt, zwar etwas kon-
ventionell in der bewegten Haltung, gleich einer Heldin der
Mpernbühne, aber nichtsdestoweniger eine höchst respektabel
wirkende Figur voll Kraft, Schwung und Formenadel. . /
Die Herren, die ich also unterhielt, musterten mich erst von
unten bis oben, schüttelten dann ihre Köpfe und fragten
mich endlich, ob ich denn fo kurzsichtig wäre, daß ich die
Mauerkrone der ,Berolina^ und den heraldischen Bären nicht
sehen könnte . . . ,Die Krone sehe ich jetzt freilichtz erwiderte
ich, ,aber den Bären . . . Donnerwetter! Da hinter den:
Schilde versteckt, ja, jetzt erkenne ich das gute Biestchen
auch . . / Und ich Thor hatte die Statue für eine Brunhilde
gehalten, die hier als freundliche Wegweiferin den Leuten
die Landsbergerstraße zeigen will. ,Ls ist doch gut, daß
man von so eingeweihten Bürgern rechtzeitig belehrt wirdtz
setzte ich in meiner verbindlichen Art hinzu und machte mich
dann wieder auf den weg zum — Helikon. . ."
„Dich aber, Bruder in Apoll, frage ich nach meiner
Rückkehr kollegialisch: von welchen Gesichtspunkten geleitet,
hast Du die Reichsmetropole, von deren bewundernswertster
Fertilität man in allen Lrdtheilen und Ländern augenfällige
Beweise besitzt, als gepanzertes, sprödes, unnahbares, jung-
fräuliches Wesen verkörpert? was mich betrifft, so habe'
ich schon vor einem Vierteljahrtausend stets meine Sinn-
bilder aus dem Wesen der Begriffe, die ich personisizirte,
heraus gestaltet, habe die geschaffenen Gestalten durch eigen-
thümliche Formen und Attribute für Iedermaun überzeugend
erklärt. Ich habe mich nicht auf jungfräuliche Schönheit
und Anmuth beschränkt, oder glaubst Du wirklich, daß
allein die Göttin Berlin diese Ligenschaften besitzt — nicht
auch die Göttin — Schien elbein?"
.... Wir meinten, das uns in dankenswerther Bereit-
willigkeit zur Verfügung gestellte Schreiben des Herrn
P. p. Rubens ohne Kommentar abdrucken zu sollen.
8.
* Bei Schulte sind, außer den erwähnten Malereien,
noch Werke ausgestellt von folgenden Berliner Künstlern:
Paul Barthel, B. v. Bassewitz, I. Beckmann, L. Brennicke,
P. Brockmüller, A. Lalandrelli, Th. von Lckenbrecher,
R. Eichstädt, F. Lncke, L. Finzelberg, Ismael Gentz,
G. Günther-Naumburg, L. Gumpertz, R. Hansche, L. v. Hart-
wig, Lhs. M. Horsfall, Anna Jäger, Alex. IarLy, L. Kapx-
stein, G. Meyer-Ball, Müller-Kurzwelly, Müller vom Siel,

PH. Panzer, L. Passim, N. Pfretzschner, Max Rabes,
G. M. Ritschel, L. Rodenwaldt, L. L. Schirm, L. Schön,
L. K. v. Sivers, M. v. Stuckrad, A. Tobias, L. vorder-
meyer, A. Westphalen, B. Iickendraht.


Allgemeine Kunstchronik.
* Lin neues Bismarck-Denkmal. In der Künstler-
Werkstatt von Max Unger (Berlin), ist das große Gips-
Modell zu einem Bismarck-Denkmal für Forst in der
Nied er lau fitz ausgestellt. Diese betriebsame Stadt
wünscht den: Schöpfer des Deutschen Linheitsgedankens für
feine Handelspolitik, der Forst den wirthschaftlichen Auf-
schwung verdankt, ihre Huldigung in monumentaler Form
darzubringen. Nachdem man sich über den Ausstellungs-
platz und die nöthigen Geldmittel geeinigt, wurde auf der
großen diesjährigen Berliner Bismarck-Konkurrenz, die neben
vielen: Wunderlichen auch manches Gute gezeitigt, Umschau
gehalten und von Seiten des Städtischen Denkmals-Aus-
schusses, ohne Veranlassung einer neuen Ausschreibung, den:
Meister Max Unger der Auftrag zu den: Forster Denkmal
ertheilt. . . Das Monument stellt Bismarck stehend in der
bekannten Uniform seiner Halberstädter Kürassiere dar, die
Figur ohne Plinthe 2,SH m, mit dieser 2,6H m hoch. Der
Sockel ist in grau röthlichen: schwedischen Granit 2,?H m
hoch, übertrifft also die Höhe der eigentlichen Bildsäule um
ein Geringes. Der Altreichskanzler erscheint in dem Alter,
welches er zur Zeit der Aufrichtung des deutschen Reichs
(;8K) hatte, dargestellt. Lr wendet sich mit sicherer Energie
in: Blick halb nach rechts. Der linke Arm, vom Leibe etwas
abstehend, stützt sich kräftig auf deu Pallaschkorb, wodurch
das unbeugsam Feste der ganzen Figur noch gewinnt. Die
Vertreter der Stadt Forst haben eine gute Wahl getroffen,
das Werk ist wohl gelungen, gehört zu de:: hervorragenden
statuarischen Huldigungen des großen Mannes und wird
wie dem Künstler selbst, so der Stadt Forst dauernd zur
Ehre gereichen. bl. Kr.
* Der Berliner Vorort Lichterfelde hat einen eigenen
Kunstklub, der im Festsaal des dortigen Rathhauses kürz-
lich seine erste Ausstellung eröffnete. Es sind K Künstler
(;2 Maler, ; Bildhauer, 3 Architekten, t Tylograph) ver-
treten, sämmtlich dort wohnhaft, die zum Theil klangvolle
Namen besitzen: Jul. Schrader, Hans Scherenberg, B.Genzmer,
H. Lüders u. a. Gerühmt wird das geschmackvolle Arrange-
ment der Ausstellung.
* Aus Düsseldorf wird uns Folgendes berichtet: Der
Dezember brachte uns diesmal gleich zwei Ausstellungen.
Neben der alljährlichen des Künstlervereins Lucas, die
am l5. eröffnet wurde, eine zweite des akademischen Vereins
Laetitia. Die Laetitia hatte im vorigen Jahre den Tag
ihres vjährigen Bestehens durch eine sehr interessante Aus-
stellung gefeiert und glaubte dieselbe auch Heuer wiederholen
zu sollen. Diesmal ist der Erfolg nur ein mäßiger, von
Münchener Mitgliedern sind Wislicenus mit einigen
symbolistischen, in der Farbe uninteressanten Bildern,
Strahtmann mit seiner stilisirten „Salambo" u. dergl.,
Th. Th. Heine mit einigen ebenfalls wunderlichen Sachen
vertreten, von Düsseldorfern sandte Schneider-Didam einige
ansprechende Bildnisse, die zum Theil nur skizzirt, nicht alle
auf derselben Höhe sind. Hugo Zieger erweist sich als viel-
 
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