Die Kunst-Halle (1.1895/1896)

Nunrnrer 19.

Berlin, 1. Juli 1896.

I. Iahrg.


Zeilschrist für die Menden MO

und das Aunstgewerbe

i.

Neapel.
von Helen Zimmern.

Herausgeber: Dr. Georg Galland.
Redakteur: Fritz Stahl.

Rünstlerischer Arb eitsm a r kt: 2 Zeilen kostenlos.
Geschäftsstelle: Berlin w. 8, wilbelmstraste F7.

ämtern (postzeitungs - Preisliste Nr. 3IS7). Insertionspreis für die drei-


ls ich kürzlich einige Wochen irr Neapel weilte, hielt ich natürlich
Umschau im dortigen Kunstleben, zu sehen, was es daselbst Neues
gäbe. In dieser Hoffnung wurde ich indessen einigermaßen ent-
täuscht, denn ich fand die Stadt in künstlerischer Hinsicht noch so ziemlich
auf dem Punkt, wie vor zehn Jahren; freilich auch nickt zurückgegangen,
insofern die damals hervorragenden Künstler noch ganz auf der Höhe ihres
Könnens stehen. Aber es fehlt den: jungen Nachwuchs die Inspirations-
fähigkeit, es fehlt an frischen Kräften von Originalität und Bedeutung.
Line Bestätigung dieses Eindrucks erhielt ich durch Gespräche mit ersten
Meistern der Malerei und Bildhauerkunst, wie Domenico Morelli und
Francesco Ierace.
Seltsamerweise hat Neapel in keiner von den bildenden Künsten,
weder in der Malerei, noch der Baukunst oder Skulptur, jemals unter
den Städten Italiens einen besonders hohen Rang eingenommen; sogar
hinter vielen bedeutend kleineren Orten, wie Ferrara, Parma, und Perugia,
welche sich alle rühmen dürfen, Künstler von unsterblichen Namen hervor-