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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 8
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Aus der Technik
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Kuns- und Künstler-Verein
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Nr. 8

Die Kunst-Halle.

(25

dieser Angelegenheit beschäftigt. Aus den Publikationen,
welche die Verhandlungen der zusanunengetretenen Körper-
schaften und die wissenschaftlichen Erkenntnisse vermitteln,
erkennt auch der Laie sowohl die Nothwendigkeit als auch
die Dringlichkeit dieser Forderung . . . Man beliebt das
heutige Gelmalverfahren 'als ein empirisches zu be-
zeichnen, als ein solches, dem die wissenschaftliche Begründung
fehlt... Deshalb möchte ich für das empirische (d. h.
ans Erfahrung beruhende) Verfahren die wissenschaft-
liche Begründung zu geben versuchen." Und nun unter-
nimmt Verfasser es, indem er alle für das Malen in Frage
kommenden Manipulationen, alle Hilfsmaterialien des Nalers
und endlich die Farben selbst systematisch und gründlich be-
spricht, den Nachweis zu führen: daß wir es in der ganzen
Maltechnik „nicht mit unabhängig auftretenden Erfindungen,
sondern mit der stets erneuten Wiederbelebung weitverbreiteter,
uralter, vererbter Traditionen zu thun haben. Denn
zu allen Zeiten haben selbst unter den entferntest wohnen-
den Völkern recht rege Verbindungen jeder Art bestanden
und zwar viel innigere, als wir gemeinhin anzunehmen ge-
wohnt sind". Interessant ist auch die folgende Bemerkung,
die Verfasser mit Bezug auf den Werth technischer Fertig-
keiten für den Maler macht. Er empfiehlt das Muster der
alten Künstlerwerkstätte. „Sie gab dein Lernenden
die Mittel an die Hand, bei seinen: Austritt aus der Lehre
nunmehr für die von ihn: zu erhebenden materiellen Be-
dürfnifse forgen zu können. So war er also für den ganzen
Verlauf seiner künstlerischen Thätigkeit genügend ausgerüstet,
die für feine Arbeit brauchbaren Stoffe zu wählen und zu
behandeln. Das ist auch das Verlangen Lhrhardt's und
Ludwigs, die eine umfassende Materialke nutniß vom
Künstler verlangen." In der Besprechung der Gelfarben
ist die von A. Ehrhardt gegebene Reihenfolge festgehalten.
Diejenigen Farben, welche zur Zeit auf Vorschlag des
Chemikers A. Kenn von der deutschen Gesellschaft zur Be-
förderung rationeller Malverfahren in München als soge-
nannte Normalfarben anerkannt wurden, find in: Text
besonders markirt. Durch unsere Andeutungen des Inhalts
dieser Studien Eremer's wollen wir nichts weiter, als den
Künstler, der sich ernsthaft mit den bezüglichen Fragen be-
schäftigen will, zur Lektüre des Buches reizen.
* Gemälde lassen sich auf eine sehr einfache Art von
jeden: Schmutz befreien, ohne daß selbst die zarteste:: Farben
bei dieser Reinigung in irgend welche Gefahr gebracht
würden. Man pulverisirt die beste Kreide, „bewaffnet" sich
mit einem Stück weißen Flanells; diesen taucht man in
reines, kaltes Wasser, drückt ihn fest aus, taucht damit in
die Kreide und reibt nun das Bild leicht und vorsichtig ab.
Dann wäscht man mittels eines sehr feinen, gut ausge-
drückten Schwämmchens sorgfältig nach und trocknet mit
einen: ganz weichen, feinen, alten Leinentuch nach, bis jede
Feuchtigkeit verschwunden ist. Mit den: Ergebniß dieses
Verfahrens wird Jedermann zufrieden sein.
*
Kunst- und Künstler-Vereine.
- * Der „Verein Berliner Künstler", der jetzt
N Ehrenmitglieder, -M ordentliche und M außerordentliche
Mitglieder besitzt, hat in seiner letzten Hauptversammlung
den Vorstand aus folgenden Herren gewählt: Prof.
E. Körner Vorsitzender, K. Hoffacker 2. Vorsitzender,
Ernst Hausmann Schriftführer, vr. H. Seeger 2. Schrift-
führer, Prof. F. Schwenke t- Säckelmeifter, Richard Rusche

2. Säckelmeister und Hans Dahl Archivar. An Stelle des
verstorbenen Bennewitz von Loefen sou. wurde Maler Karl
Koch zum Vertrauensmann gewählt.
* Kaiserin Friedrich hat das Protektorat über den
Berliner „Verein für Griginal-Radirung ", ans An-
laß des zehnjährigen Bestehens des Vereins, übernommen.
* Der Verein für deutsches Kunstgewerbe hielt
am 8. Januar seine Generalversammlung ab, in welcher
Architekt Hoffacker über das letzte Preisausschreiben für
Broncebeschläge berichtete. Zn beiden Arten der in: Aus-
fchreiben verlangten Entwürfe waren im Ganzen 32 Zeich-
nungen und drei Modelle eingegangen. Preise erhielten:
Architekt Alfred Grenander (qM Mk.), Arthur Peschel
(250 Mk.), Architekt Willian: Müller H50 Mk.); ehrenvolle
Erwähnungen Architekt Eonrad Hörisch, Zeichner Karl
Winterhalter und Wilh. Schwedler. Aus den: durch den
Schriftführer w. Guehl vorgelegten Jahresbericht war zu
erfehen, daß die Zahl der Mitglieder gegenwärtig t35O be-
trägt. Bei der Vorstandswahl gingen hervor: als Vor-
sitzende Architekt Karl Hoffacker, Direktor Vr. P. Jessen
und Geh. Hofrath Schröer; als Schatzmeister Fabrikant
Gustav Rading (Henniger äc Komp.); als Schriftführer
Webschullehrer E. Flemming, Gobelinwebereibesitzer W.Ziesch
und Professor Schley.
§ Dresdener Kunstgewerbeverein. Der Vorstand
beabsichtigt anläßlich der 1.896er Dresdener Ausstellung ein
künstlerisch ausgestattetes Adreßbuch seiner Mitglieder her-
auszugeben. Dieses Adreßbuch soll einen Rückblick auf die
Thätigkeit des Vereins in den letzten 3 Jahren, und ein
Verzeichnis; der gegenwärtigen Mitglieder enthalten. Line
Anzahl hervorragender kunstgewerblicher Gegenstände wird
in den verschiedenen Vervielfältigungs-Techniken neben Rand-
leisten und dergl. das Adreßbuch zieren. Letzteres soll in
einer Auflage von 3—Hooo Stück nicht nur an die Mit-
glieder, sondern auch an bessere Hotels, an Freunde des
Kunstgewerbes u. s. w. unentgeltlich versendet werden.
* Anläßlich der bevorstehenden Ergänznngswahlen für
den Vorstand der Münchener Künstlergenossenschaft
hat der bisherige Präsident von Stieler sein Amt nieder-
gelegt und wird eine etwaige Wiederwahl unter keinen Um-
ständen mehr annehmen (vergl. Allgemeine Kunstchronik).
* Der verband der deutschen Architekten- und
Ingenieur-Vereine wird durch einen besonderen Aus-
schuß im nächsten Jahre eine in sich geschlossene Aus-
stellung deutscher Architektur veranstalten, die sich
ihrer Organisation und Haltung nach der allgemeinen
Kunstausstellung von 1896 anfügen wird. Nach einen: in
der D. Bztg. mitgetheilten plan ist in Verbindung mit
bayerischen und sächsischen Fachgenossen eine Liste bemerkens-
wertster Bauwerke angefertigt worden, deren Schöpfer und
Meister um die Hergabe von Zeichnungen für die Ausstellung
gebeten werden sollen. Dieser Weg, der für die anderen Künste
unseres wissens noch niemals eingeschlagen wurde, bedeutet
eine sehr vernünftige Kritik vor der Ausstellung, wodurch
gar Manchen: unnütze Transportkosten erspart werden. In
einem ausführlichen Berichte des Ausschusses war auch die
Frage erörtert worden, ob der Anschluß der Architektur-
ansstellung vielleicht an die Gewerbeausstellung von M6
in Aussicht zu nehmen sei; doch hat man davon Abstand
genommen, da es sich dabei mehr um künstlerische Leistungen
handeln soll und nicht vielmehr um eine allgemeine Aus-
stellung für das Bauwesen, das als solches in Treptow ein
besonderes Gebäude zugewiesen erhalten hat.
V
Büch erschau.
Lingegangen bis zum ?. Januar:
y Die Grundlinien der Amateurphotographie. Lin
kleines Handbuch für Anfänger, wie auch für Geübte
von Max Allihn. Düsseldorf. Ld. Liesegang's Verlag.
2. I. Raphaels. Künstlerische Photographie. Düssel-
dorf. Ld. Liesegang's Verlag.
3. Georg Galland. Die ersten Baubeamten des Kur-
fürsten Friedrich Wilhelm (;6qo—;650). Separatabdruck
aus der Zeitschrift für Bauwesen. Berlin. Lrnst K
Korn. 1896.
 
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