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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 14
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Geissler, Wilhelm: Die Kreide-Lithographie: eine Antwort auf den Brief eines Malers
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Feld, Otto: Die Pariser "kleinen Salons", Schluss [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0248

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2^

->—H Die Kunst-Halle, g-—

rn.

feiner der Sand, um so feiner das „Korn", das man
nach dem Abwaschen und Trocknen irgend einer
Stelle des Steines mit der Zeichenkreide prüfen kann.
Nach gewisser Zeit ist das „Korn" so fein oder so
rauh, wie man es für seinen Zweck wünscht. Der
gründlich gesäuberte und getrocknete Stein wird jetzt
zur Arbeit auf den Tisch gelegt, etwas schräg.
Rechts und links legt man zwei wenig höhere Holz-
klötze, oder man klebt auf den Stein rechts und links, hart
an den Rand, je einen Streifen dicke Pappe. Nun
legt man ein Handbrett auf die Schienen quer über
den Stein; dieses muß so stark sein, daß man darauf
drücken kann, ohne daß die Rütte des Steines
durch das gebogene Brett berührt wird. Ts sei nach
unserer Brust hin dicker, nach oben dünner. Tin
Surrogat für das Handbrett ist Flanell. Beide sollen
die Zeichenfläche schützen vor Berührung mit der Hand;
auch dürfen weder fettige Haare oder Kopfschuppen
noch Gummi auf die Bildfläche des Steins fallen.
Denn Fett zeichnet und Gummi ätzt.
Rian pause nun das Bild auf; es muß verkehrt
gepaust werden, links muß nach rechts kommen. Denn
der Druck ergiebt ein Spiegelbild der Zeichnung.
Das Pflanzenpapier ist übrigens das beste, geöltes
Pauspapier geht durchaus nicht. ll)as man mit
weichen: Bleistifte zeichnet, läßt sich von der anderen
Seite durch den Pausestift (Knochenstift) leicht so weit
abpausen, daß man genug sieht, eine Zwischenlage
von Röthel oder dergl. ist unnöthig. Alsdann beginnt
die eigentliche Ausführung auf der Steinplatte. An
das umgekehrte Zeichnen gewöhnt man sich bald;
für den Nothfall bediene man sich des Spiegels als
Hilfsmittels.
Man zeichne zuerst mit der Kreide. Sie wird
mit einem scharfen Messer geschnitten, von der Spitze
herunter. Man versuche mit breitgeschnittener Kreide
zu arbeiten, wie mit dem Menzelbleistift oder Land-
schaftsblei. Die Kreideplättchen (Tabletten) benutze
man in Stücken von mehreren Tentimetern Länge.
Man lege breite Töne damit an und beseitige event.
zugleich durch Abfegen den Kreidestaub. Man überzeuge
sich öfters am Steinrande, daß die Kreideplatte einen
gleichmäßigen Ton giebt. Ttwaige Lücken können
mit der spitzen Kreide nachgebessert werden. Auch
mit spitzem Schaber oder Messer können bei An-
wendung großer Vorsicht Fehler korrigirt werden.
Der Stein darf dadurch nur oben getroffen, nicht
tief ausgeschabt werden.
Nach Belieben wende man ferner Feder und
Tusche an. Die Tusche wird trocken in eine Unter-
tasse gerieben; wenn genug darin klebt, setzt man
weiches Wasser, Leitungs- oder Regenwasser tropfen-
weise hinzu und reibt mit dein Finger, so daß die
Tusche eben leichtflüssig, aber tiefschwarz ist und auf
dem Stein glänzend antrocknet, wenn sie mit der Feder
ausgezeichnet wird. Linien, die mit einem äußerst
feinen, spitzen Aquarellpinsel in die Kreide einge-

zeichnet werden, schmiegen sich trefflich an und machen
die Zeichnung fest und sicher.
Schaber und Messer dienen dazu, Licht in
die Zeichnung zu schaben und können, wenn sie
einen schweren Griff haben, welcher die Klinge
auf dem Stein in zitternde Schwingungen versetzt,
eine reizvolle Wirkung von Gegenständen wie Mauer-
werk, Trdreich erzeugen, wenn zu dunkle Kreidestellen
aufgelichtet werden. Manche Stellen sind vielleicht
ganz mit der Feder zu zeichnen. Auch aus der
schwarzen Tusche herausschaben kann man auf gröber
gekörnten: Stein und mit dazu bestimmter härterer
Tusche, welche Schabtusche genannt wird.
Man wird immer darauf rechnen müssen, daß
die mit der Kreide* hingesetzten Stellen einen Grad
schwächer drucken, als sie gezeichnet aussehen, da-
gegen die mit den: Schabmesser behandelten etwas
tiefer, weil der Stein bei lockerer, leiser Zeichnung
nicht recht das Fett der Kreide erhält, sie sitzt lose
oben auf. Bei der weggeschabten Tusche sitzt vielleicht
eine Spur Fett im Stein, und das Fett ist es, welches
druckt. Ist das Bild fertig, so schabe man dicht
herum einen schmalen Streifen flach aber scharf ab
und lasse die vielen Versuche am Rande auf einigen
Abdrücken mitwirken, ehe sie der Drucker abschleift.
Die Platte muß vor den: Drucken geätzt werden:
mit Gallapfelätze oder solcher, die aus nicht sauerem
Gummi, leicht und weichflüssig aufgelöst, und etwas
Salpetersäure besteht und so schwach ist, daß die
Zunge beim Anlecken den säuerlichen Geschmack leicht
verträgt. Die Aetze wird mit ganz breiten:, ganz
weichen: pinsel flott über den wagerecht liegenden
Stein weggestrichen und soll kleine schwache Bläschen
hervorbringen, wenn sie kurze Zeit auf dem Steine
steht. Sie muß völlig trocknen, ohne seitwärts fließen
zu können und muß gegen Staub sorgfältig geschützt
werden. Nach dem Trocknen wird alles abgewaschen,
die Aetze mit Wasser und weichen: Schwamn:, die
Zeichnung mit Terpentin — alles ist nun scheinbar
fort; der Stein sieht sauber aus wie zuerst, doch hat
er sauere und fettige Stellen und der Drucker
walzt nun vorsichtig fettige Farbe auf den feuchten
Stein, der nicht trocken werden darf, es sei denn in
den Arbeitspausen unter einer dünnen Gummischicht.
Und nun geht das Drucken in der presse los. Die
ersten Abdrücke werden matt, bald aber besser. Ob's
vollendet aussieht oder nicht, schicken Sie mir nur ja
ein paar Abzüge mit Ihren Randversuchen!
Die Pariser „Klemen Salons",
von Gtto Feld-Paris.
(Schluß.)
Die Ausstellung der „Loeiete internationale äs
Deinture st Koulxtnre" finden wir in der Gallerie
von Georg Petit. Der Lröffnungs - Abend war glänzend.
 
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