DOI issue:
Nr. 20
DOI article:Meissner, Franz Hermann: Unsere Nationalgallerie, [1]
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0351
Nuinnrer 20.
I. Sahrg.
Berlin- 15. 2Nlli 1896.
Jeilschrist sm die Mende» Mffe
und das Aunstgewerbe
Herausgeber: Du. Georg Galland.
Redakteur: Fritz Stahl.
Erscheint am p und sä. des Monats. Abonnements zum Preise von 2 Mk.
pro Vuartal (Einzelnumnier HO Pf.) bei allen Buchhandlungen und Post-
ämtern (postzeitungs - Preisliste Nr. ZY67). Insertionspreis für die drei-
Geschäftsstelle: Berlin W. 8, NAlhelmstrahe F7.
Inhalt: Unsere Nationalgallerie. von Franz Permann Meitzner. —
Die Internationale Kunstausstellung, von Fritz Stahl. lieber die Nach-
bildung des nach eitlem Gemälde gestellten lebenden Bildes, vom Amtsgerichts-
ratb G r ü n e w ald. — Kunstgewerbl. Schulausstellungen. von Fr. F i s ch b a ch.
Düsseldorfer Brief, von R. p. — wiener Kunst, von Paul Wilhelm. —
Die Kunst in pesten. - Paris lyOO. von .G. G. — Kunstchronik; Person-
Unsere Maiisnakgallerle.
Line zeitgemäße Betrachtung von Franz Hermann Meißner.
or einen: halben Jahr ist der Geheimrath Iordan mit einein hohen
> Orden geziert in den Ruhestand versetzt worden, nachdem er seit
Eröffnung der Nationalgallerie i. I. s876 als deren leitender
Direktor gewirkt. Mau hat von den Ursachen dieses Rücktritts, der mit
einer sensationellen Todtsage verknüpft war, viel und lange gesprochen, —
man hat allerlei Vorkommnisse persönlicher Natur dafür heraugezogen, und
ich hörte sogar behaupten, daß Herr Iordan zufrieden mit der von unbe-
kannter Haud in die Welt hinein telegraphirten Todtsage sein konnte, da
sie seinem Abtreten eine glänzendere Form gab. Fama hat sogar nach
Beziehungen zwischen der Sensationsnachricht und den pensionirungsgründen
geforscht, aber da ist sicher viel Klatsch thätig gewesen, so daß man zur
Skepsis Ursache hat. Wie dem auch sei und welcher äußere Anlaß zu
Iordan's Rücktritt vorgelegen haben mochte, so bleibt doch sicher, daß
eine starke Verstimmung der Kunstkreise von seltener Linmüthigkeit bei dieser
pensionirung mitgewirkt. Nach anfänglichen unbestreitbaren Verdiensten
um die Gallerte und die Monumentalkunst in Preußen, begann Iordan
seinem Amt in einem unzulässigen Grade nicht mehr gewachsen zu sein, und
während fast alle Berliner Sammlungen sich in regen: Aufschwung und
I. Sahrg.
Berlin- 15. 2Nlli 1896.
Jeilschrist sm die Mende» Mffe
und das Aunstgewerbe
Herausgeber: Du. Georg Galland.
Redakteur: Fritz Stahl.
Erscheint am p und sä. des Monats. Abonnements zum Preise von 2 Mk.
pro Vuartal (Einzelnumnier HO Pf.) bei allen Buchhandlungen und Post-
ämtern (postzeitungs - Preisliste Nr. ZY67). Insertionspreis für die drei-
Geschäftsstelle: Berlin W. 8, NAlhelmstrahe F7.
Inhalt: Unsere Nationalgallerie. von Franz Permann Meitzner. —
Die Internationale Kunstausstellung, von Fritz Stahl. lieber die Nach-
bildung des nach eitlem Gemälde gestellten lebenden Bildes, vom Amtsgerichts-
ratb G r ü n e w ald. — Kunstgewerbl. Schulausstellungen. von Fr. F i s ch b a ch.
Düsseldorfer Brief, von R. p. — wiener Kunst, von Paul Wilhelm. —
Die Kunst in pesten. - Paris lyOO. von .G. G. — Kunstchronik; Person-
Unsere Maiisnakgallerle.
Line zeitgemäße Betrachtung von Franz Hermann Meißner.
or einen: halben Jahr ist der Geheimrath Iordan mit einein hohen
> Orden geziert in den Ruhestand versetzt worden, nachdem er seit
Eröffnung der Nationalgallerie i. I. s876 als deren leitender
Direktor gewirkt. Mau hat von den Ursachen dieses Rücktritts, der mit
einer sensationellen Todtsage verknüpft war, viel und lange gesprochen, —
man hat allerlei Vorkommnisse persönlicher Natur dafür heraugezogen, und
ich hörte sogar behaupten, daß Herr Iordan zufrieden mit der von unbe-
kannter Haud in die Welt hinein telegraphirten Todtsage sein konnte, da
sie seinem Abtreten eine glänzendere Form gab. Fama hat sogar nach
Beziehungen zwischen der Sensationsnachricht und den pensionirungsgründen
geforscht, aber da ist sicher viel Klatsch thätig gewesen, so daß man zur
Skepsis Ursache hat. Wie dem auch sei und welcher äußere Anlaß zu
Iordan's Rücktritt vorgelegen haben mochte, so bleibt doch sicher, daß
eine starke Verstimmung der Kunstkreise von seltener Linmüthigkeit bei dieser
pensionirung mitgewirkt. Nach anfänglichen unbestreitbaren Verdiensten
um die Gallerte und die Monumentalkunst in Preußen, begann Iordan
seinem Amt in einem unzulässigen Grade nicht mehr gewachsen zu sein, und
während fast alle Berliner Sammlungen sich in regen: Aufschwung und