Nr. (2 -Die Kunst-Palle.
Titel eines Gemäldes im Zweifel ist, findet ziemlich schnell
Aufklärung und ebenso der, welcher einen bestimmten Namen
aufsuchen will.
Nur eine Erleichterung bat bisher noch kein Katalog
dem Publikum gewährt, die nur doch recht nothwendig er-
scheint. Er orientirt uns nicht über Saal und Platz,
wo die Kunstwerke hängen oder stehen. Ich will das Bild
eines bestimmten Meisters sehen, und mein Katalog giebt
mir gar keinen Anhalt, nicht die Möglichkeit, wie und wo
ich es rasch finden kann. Ich muß also auf die Suche
gehen; und für einen kurzsichtigen Sucher wird dies sehr
zeitraubend und umständlich sein.
Wie einfach ließe sich doch der Mangel beseitigen, ließe
sich auch diesem so berechtigten Wunsche des Publikums
entsprechen — wenn nur unsere Ausstellungsleitung die
wände eines jeden Saales mit K, L, 0. I) bezeichnen und
diese Bezeichnungen auch im Katalog bei jeden: Werke
angeben wollte. Dann würde sich der Katalog etwa wie
folgt ausnehmen:
Abrv, Leon, Antwerpen.
t. Kavallerie-Patrouille.V. >V l.
2. Reiter-Bildniß. I. 6. r.
3. Dame mit Windspiel.IV. I). r.
Adam, Dnlius, München.
H. Zahlreiche Familie.X. 8. 1.
Agache, Ellfr. Pierre, Paris.
5. Vanitas .IV. 6. I.
u. s. w. u. s. w.
Bei diesen doch recht einfachen vermerken bedeuten 1.
und r. natürlich links und rechts.
Lin solcher Katalog würde ein wirklich brauchbarer
Führer sein und zweifellos den größten Absatz finden.
Mit Hochachtung
Ein eifriger Ausstellungsbesucher.
Kunst- und Künstler-Vereine.
s Der Architektenverein „Dresdener Bauhütte"
feierte neuerdings fein zehnjähriges Bestehen durch ein
Stiftungsfest nebst Bannerweihe. Zum Vortrag gelangte
ein poetisches Festspiel „Das Denkmal der Germania" und
eine Festrede von Prof. L. Gurlitt, die sich über „Freiheit
und Gleichheit" mit Bezug auf den Künstler verbreitete.
Das Banner der Bauhütte, das Architekt Franz O. Bart-
mann entworfen, fand den ungetheilten Beifall der Fest-
versammlung.
* Im Nassauischen Allerthumsverein hielt Di-
rektor Friedrich Fischbach in Wiesbaden unlängst einen
Vortrag über Lorelei- und Loren-Mythen und -Sagen,
der auch für unsere Leser von einigem Interesse sein dürfte,
wir beschränken uns auf eins kurze Skizze des Vortrags.
Redner bemerkte zunächst, daß ihn das Studium der Feuer-
und Licht-Symbole in der Ornamentik in den letzten Jahren
zu den wenig bekannten ältesten Mythen der Licht- und
Finsternißmächte geführt habe. Diese sind hervorzuheben,
um die prosaische jüngste Auslegung, die Lorelei oder Lurlej
sei nur lurer, d. h. lauter Lei (Schiefer) zu widerlegen.
Ferner ist die in Büchern vielfach verbreitete Ansicht un-
richtig, die Lorleisagen seien erst im letzten Jahrhundert
entstanden. Aus dein Ouellenmaterial, welches Brentano
und Peine benutzten, ergiebt sich, daß uralte Sagen aus
Naturmythen abgeleitet waren. Die Notiz aus dem
iS. Jahrhundert, daß der Nibelungenhort im Lurlenberge
liege, begründet die Annahme, daß die Echo-Nymphe und
Schatzhüterin Lorlei dem ältesten, aber vielfach vermischten
Mythen- und Sageilkreise angehört. Aus der Eigenart des
sehr starken, fünffachen Echos hat sich die Sage entwickelt.
Das wurde etymologisch nachgewiesen. Luren heißen die
alten Bronzetromprten. wo das Echo so stark ist, daß es
in alten Lhroniken heißt, man glaube der Berggipfel stürze
herab, ist die Bezeichnung Lurlenberg oder lurende Lei,
Lurlei naheliegend. Als Schatzhüterin gehört unsere Lorelei
in die Elfenfamilie Luarins oder Lorins. Die Loringe,
Loren, Luren, Laren haben ihren Ursprung in unserer Traum-
welt und besonders im Alpdrücken. Der perr Vortragende
erörterte eingehend, wie solche Sagen und Märchen in na-
türlichster weise entstanden und praktisch gemodelt sind. Ein
endgültiger Abschluß solcher Studien sei nicht so bald zu er-
warten, da die verschütteten Ouellen nur da und dort her-
vorsickern. Nach vielen Wandlungen habe das christliche
Mittelalter nur das Dämonische und Spukhafte der pere
Lorelei festgehalten, ähnlich wie pulda Frau Venus ge-
worden. Eins peine's Lied fühlen wir heraus, daß wirklich
ein Märchen aus alten Zeiten uns in der Lorelei verkörpert
ist. Sie ist die schönste Vertreterin der Naturpoesie des
Rheines; und so sei es unsere Aufgabe, ihren Fels vor
industrieller Verunstaltung zu behüten."
n Im Berliner Gymnasiallehrer-Verein gab un-
längst Prof, perrlich, indem er feine im April t895 ge-
sammeltenReiseeindrückein p o mp ej i schilderte, dieDarstellung
eines ungewöhnlich reich ausgestatteten pompejanischen Wohn-
hauses, bei dessen Aufdeckung n. a. auch zahlreiche wohl-
erhaltene Wandgemäde gefunden wurden.
Preisausschreiben.
* Wettbewerb um den Entwurf eines Bauplanes
für ein Kurhaus in Westerland a Sylt. Programm
nebst Lageplan zu beziehen von LH. Pansen zu Schleswig,
pafenstr. 5. Preise: 2000, t200 und 800 Mk.; Ankäufe
weiterer Entwürfe zu 500 Alk. Preisrichter u. a. Bauräthe
Beisner und Mühlke zu Schleswig und Architekt Kröger-
Berlin. Termin: t- Alai 1896. Adresse: obengenannter
perr. verlangt werden 6 Zeichnungen (Lageplan t:soo;
Grundrisse, Längenschnitt, Ouerdurchschnitte, Fassaden, Per-
spektivische Ansicht — sämmtlich : 200).
* In Dresden wird ein Wettbewerb um Entwürfe für
ein Bismarck-Denkmal ausgeschrieben. Preise stehen in
Gesammtsumme von 9000 Mk. zur Verfügung. Preis-
richter sind u. a. Bildhauer Prof. Diez, Prof. Schaxer-
Berlin, Wallot, die Stadtbauräthe Bräter und Klette,
Architekt pauschild, Oberbürgermeister Beutler. Entwürfe
sind bis zum tö- Oktober einzureichen an den Denkmals-
Ausschuß, Dresden, Stübel-Allee. Bedingungen zu erhalten
im dortigen Rathhaus (Zimmer Nr. tp-
* Lin Wettbewerb zur Lrlangung von Entwürfen für
eine Turnhalle mit Vereinshaus in Schneeberg er-
geht (Termin 1. April) durch den Vorstand des Turnvereins
daselbst. Zur Preisvertheilung steht eine Summe von
300 Al. zur Verfügung, die in zwei Preise von 200 und
^00 oder von je t^o M. zerlegt werden kann. Lin dritter
Entwurf kann zum Preise von 60 Mk. angekauft werden.
Die sehr knappe Bausumme für Vereinshaus und Turn-
halle beträgt 28 000 Al. verlangt werden Zeichnungen
!l :too. Preisrichter sind Bmstr. Friedrich in Oberschlema,
Ing. Fraude und Bmstr. Görling in Schneeberg.
* Line Preisbewerbung um Entwürfe für ein Ver-
einshaus mit Saalbau des deutschen Kasinos in
Praq wird von der Direktion des Kasinos unter Verleihung
Titel eines Gemäldes im Zweifel ist, findet ziemlich schnell
Aufklärung und ebenso der, welcher einen bestimmten Namen
aufsuchen will.
Nur eine Erleichterung bat bisher noch kein Katalog
dem Publikum gewährt, die nur doch recht nothwendig er-
scheint. Er orientirt uns nicht über Saal und Platz,
wo die Kunstwerke hängen oder stehen. Ich will das Bild
eines bestimmten Meisters sehen, und mein Katalog giebt
mir gar keinen Anhalt, nicht die Möglichkeit, wie und wo
ich es rasch finden kann. Ich muß also auf die Suche
gehen; und für einen kurzsichtigen Sucher wird dies sehr
zeitraubend und umständlich sein.
Wie einfach ließe sich doch der Mangel beseitigen, ließe
sich auch diesem so berechtigten Wunsche des Publikums
entsprechen — wenn nur unsere Ausstellungsleitung die
wände eines jeden Saales mit K, L, 0. I) bezeichnen und
diese Bezeichnungen auch im Katalog bei jeden: Werke
angeben wollte. Dann würde sich der Katalog etwa wie
folgt ausnehmen:
Abrv, Leon, Antwerpen.
t. Kavallerie-Patrouille.V. >V l.
2. Reiter-Bildniß. I. 6. r.
3. Dame mit Windspiel.IV. I). r.
Adam, Dnlius, München.
H. Zahlreiche Familie.X. 8. 1.
Agache, Ellfr. Pierre, Paris.
5. Vanitas .IV. 6. I.
u. s. w. u. s. w.
Bei diesen doch recht einfachen vermerken bedeuten 1.
und r. natürlich links und rechts.
Lin solcher Katalog würde ein wirklich brauchbarer
Führer sein und zweifellos den größten Absatz finden.
Mit Hochachtung
Ein eifriger Ausstellungsbesucher.
Kunst- und Künstler-Vereine.
s Der Architektenverein „Dresdener Bauhütte"
feierte neuerdings fein zehnjähriges Bestehen durch ein
Stiftungsfest nebst Bannerweihe. Zum Vortrag gelangte
ein poetisches Festspiel „Das Denkmal der Germania" und
eine Festrede von Prof. L. Gurlitt, die sich über „Freiheit
und Gleichheit" mit Bezug auf den Künstler verbreitete.
Das Banner der Bauhütte, das Architekt Franz O. Bart-
mann entworfen, fand den ungetheilten Beifall der Fest-
versammlung.
* Im Nassauischen Allerthumsverein hielt Di-
rektor Friedrich Fischbach in Wiesbaden unlängst einen
Vortrag über Lorelei- und Loren-Mythen und -Sagen,
der auch für unsere Leser von einigem Interesse sein dürfte,
wir beschränken uns auf eins kurze Skizze des Vortrags.
Redner bemerkte zunächst, daß ihn das Studium der Feuer-
und Licht-Symbole in der Ornamentik in den letzten Jahren
zu den wenig bekannten ältesten Mythen der Licht- und
Finsternißmächte geführt habe. Diese sind hervorzuheben,
um die prosaische jüngste Auslegung, die Lorelei oder Lurlej
sei nur lurer, d. h. lauter Lei (Schiefer) zu widerlegen.
Ferner ist die in Büchern vielfach verbreitete Ansicht un-
richtig, die Lorleisagen seien erst im letzten Jahrhundert
entstanden. Aus dein Ouellenmaterial, welches Brentano
und Peine benutzten, ergiebt sich, daß uralte Sagen aus
Naturmythen abgeleitet waren. Die Notiz aus dem
iS. Jahrhundert, daß der Nibelungenhort im Lurlenberge
liege, begründet die Annahme, daß die Echo-Nymphe und
Schatzhüterin Lorlei dem ältesten, aber vielfach vermischten
Mythen- und Sageilkreise angehört. Aus der Eigenart des
sehr starken, fünffachen Echos hat sich die Sage entwickelt.
Das wurde etymologisch nachgewiesen. Luren heißen die
alten Bronzetromprten. wo das Echo so stark ist, daß es
in alten Lhroniken heißt, man glaube der Berggipfel stürze
herab, ist die Bezeichnung Lurlenberg oder lurende Lei,
Lurlei naheliegend. Als Schatzhüterin gehört unsere Lorelei
in die Elfenfamilie Luarins oder Lorins. Die Loringe,
Loren, Luren, Laren haben ihren Ursprung in unserer Traum-
welt und besonders im Alpdrücken. Der perr Vortragende
erörterte eingehend, wie solche Sagen und Märchen in na-
türlichster weise entstanden und praktisch gemodelt sind. Ein
endgültiger Abschluß solcher Studien sei nicht so bald zu er-
warten, da die verschütteten Ouellen nur da und dort her-
vorsickern. Nach vielen Wandlungen habe das christliche
Mittelalter nur das Dämonische und Spukhafte der pere
Lorelei festgehalten, ähnlich wie pulda Frau Venus ge-
worden. Eins peine's Lied fühlen wir heraus, daß wirklich
ein Märchen aus alten Zeiten uns in der Lorelei verkörpert
ist. Sie ist die schönste Vertreterin der Naturpoesie des
Rheines; und so sei es unsere Aufgabe, ihren Fels vor
industrieller Verunstaltung zu behüten."
n Im Berliner Gymnasiallehrer-Verein gab un-
längst Prof, perrlich, indem er feine im April t895 ge-
sammeltenReiseeindrückein p o mp ej i schilderte, dieDarstellung
eines ungewöhnlich reich ausgestatteten pompejanischen Wohn-
hauses, bei dessen Aufdeckung n. a. auch zahlreiche wohl-
erhaltene Wandgemäde gefunden wurden.
Preisausschreiben.
* Wettbewerb um den Entwurf eines Bauplanes
für ein Kurhaus in Westerland a Sylt. Programm
nebst Lageplan zu beziehen von LH. Pansen zu Schleswig,
pafenstr. 5. Preise: 2000, t200 und 800 Mk.; Ankäufe
weiterer Entwürfe zu 500 Alk. Preisrichter u. a. Bauräthe
Beisner und Mühlke zu Schleswig und Architekt Kröger-
Berlin. Termin: t- Alai 1896. Adresse: obengenannter
perr. verlangt werden 6 Zeichnungen (Lageplan t:soo;
Grundrisse, Längenschnitt, Ouerdurchschnitte, Fassaden, Per-
spektivische Ansicht — sämmtlich : 200).
* In Dresden wird ein Wettbewerb um Entwürfe für
ein Bismarck-Denkmal ausgeschrieben. Preise stehen in
Gesammtsumme von 9000 Mk. zur Verfügung. Preis-
richter sind u. a. Bildhauer Prof. Diez, Prof. Schaxer-
Berlin, Wallot, die Stadtbauräthe Bräter und Klette,
Architekt pauschild, Oberbürgermeister Beutler. Entwürfe
sind bis zum tö- Oktober einzureichen an den Denkmals-
Ausschuß, Dresden, Stübel-Allee. Bedingungen zu erhalten
im dortigen Rathhaus (Zimmer Nr. tp-
* Lin Wettbewerb zur Lrlangung von Entwürfen für
eine Turnhalle mit Vereinshaus in Schneeberg er-
geht (Termin 1. April) durch den Vorstand des Turnvereins
daselbst. Zur Preisvertheilung steht eine Summe von
300 Al. zur Verfügung, die in zwei Preise von 200 und
^00 oder von je t^o M. zerlegt werden kann. Lin dritter
Entwurf kann zum Preise von 60 Mk. angekauft werden.
Die sehr knappe Bausumme für Vereinshaus und Turn-
halle beträgt 28 000 Al. verlangt werden Zeichnungen
!l :too. Preisrichter sind Bmstr. Friedrich in Oberschlema,
Ing. Fraude und Bmstr. Görling in Schneeberg.
* Line Preisbewerbung um Entwürfe für ein Ver-
einshaus mit Saalbau des deutschen Kasinos in
Praq wird von der Direktion des Kasinos unter Verleihung