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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 17
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Feld, Otto: Bei Boldini
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Thomas, Bertha: Die Royal Academy of Arts, (Schluss) [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0300

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260

- --^z Die K u n st - H a l l e. <>-

Nr. s?

Ja, das ist einfach unübertrefflich! Und derselbe
Künstler macht dann wieder jene entzückenden In-
terieurs! —
Uebrigens," unterbrach er sich, „was wird Menzel
wohl dazn sagen? — ich habe auch eiuige Architekturen
gemacht und will noch mehr versuchen. Ich will in
diesen: Sommer nach München gehen, dort sollen
schöne, alte Kirchen sein. Dort finde ich wohl etwas
Anregendes. Außerdem will ich ein paar Soldaten-
bildchen malen. Ich habe, in Dresden war es glaube
ich, sehr malerische Uniformen gesehen."
Ich wußte in der That nicht, daß Boldini noch
Anderes als Bildnisse male.
„Ls ist meine Erholung," sagte er, „wein: ich
diese kleine:: Sachen, die mich malerisch reizen,
für mich mache. Im vorigen Herbst habe ich in
Versailles eine ganze Anzahl solcher Bildchen gemacht,
Einzelnes davon ist z. Z. mit in Berlin. Ich freue mich
auf meine serienreife nach Deutschland, ich habe in:
letzten Sommer dort viel Interessantes gesehen..."
Aber es war nun Zeit, Abschied zu nehmen.
Leise begann es draußen zu dämmern. Dinerstunde! —
Geheiligte Zeit in Paris! —



Die Rogal Neadem^ of NrLs.
von B. Thomas-London.
(Schluß.)
n den Hauptzügen ist die Konstitution der Akademie
seit ihrer Gründung ziemlich unverändert ge-
blieben. Sie hat zwei Klassen von Mitgliedern:

erstlich die eigentlichen Akademiker, vierzig an der Zahl,
einschließlich des Präsidenten, der aus ihrer Mitte
gewählt wird, und zweitens die „Associates" (Bei-
geordnete), deren gegenwärtig dreißig existiren. Va-
kanzen werden durch Wahl in einer Generalversamm-
lung der Mitglieder beider Klassen besetzt. Irgend
welcher Aussteller der Akademie kann Associate werden;
zu Akademikern aber sind nur die Associates wähl-
bar. Und Letztere erlangen keineswegs alle den Rang
erstklassiger Mitglieder. Die Wahl von Damen ist
zulässig, doch weisen die Listen keinenveiblichen Namen
auf, außer zu Anfang, wo Marie Moser, die Blumen-
malerin, und AngelikchKauffmann unterchen ursprüng-
lich ernannten Mitgliedern eingetragen sind. Auch
eine gewisse Anzahl Nichtkünstler gehören der Gesell-
schaft als Ehrenmitglieder an, und in letzterer Eigen-
schaft ebenfalls Ausländer, von den hervorragenden
Künstlern, welche zu „Honorar^ ^orsig n^oullsmieiuiis"
ernannt sind, war es zuletzt Adolf Menzel, dem diese
nur sparsam ertheilte Huldigung dargebracht wurde.
Wenn sich ein Akademiker oder Associate zum Rück-

tritt veranlaßt fühlt, so steht ihm dies nnter Beibe-
haltung der würde eines Ehrenmitgliedes frei — eine
erst seit wenigen Jahren eingeführte Neuerung.
Den Vorstand (Eouncil) bilden eingerechnet des
Präsidenten neun Akademiker, von denen jährlich vier
ausscheiden, so daß sämmtliche der Neihe nach zur
Leitung herangezogen werden. Den: Vorstand liegt
die Entscheidung über die Annahme der zur Aus-
stellung eingesandten Werke ob, und eine Kommission
von fünf Vorstandsmitgliedern hat die Hänge-Arrange-
ments zn treffen.
Die Ausstellung wird jedes Malan: ersten Montag
in: Mai eröffnet. Die von einen: Künstler auszu-
stellenden Arbeiten dürfen die Zahl acht nicht über-
steigen. Doch ist die Akademie verpflichtet, von jeden:
ihrer Mitglieder acht Werke anznnehmen, deren vier
Anspruch auf Ehrenplätze haben; was in unerhörtem
Mißverhältniß zu dein verfügbare:: Naum steht. In-
dessen muß hier der Billigkeit wegen konstatirt werden,
daß die Herren nicht entfernt daran denken, von diesem
übertriebenen Vorrecht vollen Gebrauch zumachen. So
sind bei der Durchschnittsziffer der Gelgemälde, welche
die zu diesen: Fach gehörenden Akademiemitglieder in
letzter Saison in: Ganzen ausstellten, noch nicht drei
auf jeden Künstler gekommen. Trotzdem mußten die
Näunuichkeiten beträchtlich vergrößert werden, um
den Anforderungen der außenstehenden Künstlerschaft,
sowohl des Inlandes wie anderer Länder, gebührender-
maßen zu genügen. In den für Gelgemälde be-
stimmten Sälen können nur etwa sOOO Bilder plazirt
werde::. Ein Saal ist für Aquarelle reservirt, ein
anderer für „Lluok unll ein dritter für archi-
tektonische Zeichnungen, was die Skulptur-Abtheilung
betrifft, so dürfte angesichts der hier zu Lande neuer-
dings bethätigten Nührigkeit in der Bildhauerkunst
der Naum dafür sich demnächst als total unzureichend
erweisen.
Die bisherigen Versuche, durch Ausstellungen der
Zurückgewiesenen die Akademie zu beschämen, sind völlig
erfolglos gewesen, obgleich das Vorkommen unge-
rechter Entscheidungen nicht zu bestreiten ist. Das
vor etwa fünfzehn Jahren in's Leben getretene Kon-
kurrenz-Unternehmen ist kein solches in: feindlichen
Sinne, und die in der Grosvenor-Galerie zusammen-
getretene, jetzt in der New Gallery alljährlich aus-
stellende Vereinigung hat von Anfang an seitens
hervorragender Akademiker Unterstützung gefunden.
Und sie ist nicht ohne stimulirenden und heilsamen
Einfluß auf das ältere uud größere Institut ge-
blieben. Heute, wo sogar eiuige kühue Neuerer in
die Reihen der Akademie-Mitglieder ausgenommen
sind, weisen die beiden Gesellschaften keine cha-
rakteristischen Unterscheidungsmerkmale mehr auf,
denn ihre notablen Aussteller sind, mit Ausnahme
Sir Edward Burne-Iones, dieselben.
Radikale Reformen, zu denen es an Vorschlägen
der verschiedensten Art nicht gefehlt hat, dürften vor-
 
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