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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 12
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Fechner, Hanns: Unsere Internationale Kunstausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0209

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^9

Noch einmal:
Unsere
Internationale Kunstausstellung?)
von Prof. Hanns Fechner.
^^.inige meiner Vorschläge zur Reform unserer
Runstausstellungen sind in Nr. sO der „Runst-
Halle", in: Zusammenhang mit einem „Wort
zur Verständigung", nicht zustimmend besprochen wor-
den. Ohne Widerspruch möchte ich nun jene Aus-
führungen des Herrn Herausgebers nicht hinnehmen,
um nicht falsche Auffassungen der mich leitenden Grund-
sätze aufkommen zu lassen, Auffassungen, in denen ich
mich eins weiß mit vielen meiner Rollegen, wenn
auch einige der von mir gemachten Vorschläge auf
ihre praktische Brauchbarkeit noch zu erproben sind.
Daß Rünstler, auch ohne „sentimentalen Er-
örterungen" besonders zuzuneigen, vor Allem die bei-
den letzten Absätze jenes Artikels nicht geschrieben
haben würden, darf ich behaupten: der Gedanke, daß
unsere Iahresausstellungen Runst - Jahrmärkte ohne
Jury werden sollen, kann für Rünstler kein Trost
sein, ist auch wohl nur als Ironie gemeint. Gerade
meine Mahnworte sollten dem Projekte, eine Petition
um Freiheit von jeder Jury an den Herrn Unterrichts-
minister zu richten, entgegentreten, indem sie Rüttel
und Wege weisen, wie eine nationale Runstübung
zu gedeihlicher Entwickelung zu bringen sei und uns
in's Gedächtniß rufen, daß eine Konkurrenz mit
anderen Nationen gerade auch in den bildenden
Rünsten nur durch eine Erstarkung des nationalen
Bewußtseins, des nationalen Empfindens in der Runst
möglich ist. Der Gedanke, daß man an maß-
gebender Stelle, „des ewigen Drängens der Zurück-
gesetzten und Zurückgewiesenen müde, eine Umwand-
lung der gewöhnlichen Iahresausstellungen in Runst-
Iahrmärkte ohne Jury" plane, kann von ernsten
Rünstlern nie gebilligt werden: Runstausstellungen
sollen mehr sein als ein bloßer Runstmarkt!
Einen Vorschlag, für internationale Ausstellungen
eine gemeinsame Jury für alle Nationen zu bilden,
habe ich nirgend gemacht: er lag mir ganz fern.
Ich habe nichts verlangt als die Bildung der Auf-
nahme-Jury für die gewöhnlichen Iahresausstellungen
aus einer größeren Anzahl von Personen, einer Jury,
welche so zusammengesetzt sein soll, daß alle zur Zeit
maßgebenden Runstrichtungen möglichst gleichmäßig
und gleichwerthig in ihr vertreten sind. Die Jury
bestehe aus so Rlalern, sO Bildhauern, Graphikern
H Unser gleichbetitelter Aufsatz in Nr. ;o und der
Artikel „Nationale Runst" in letzter Nummer haben in
hiesigen Rünstlerkreisen lebhafte Kontroversen hervorgerufen,
wir haben keinen Grund, die von unsern Ansichten ab-
weichenden Meinungsäußerungen zu unterdrücken und geben
daher, parteilos wie wir sind, bereitwilligst der nachstehenden
Zuschrift Raum.
Die Redaktion.

und aus einer gleichen Anzahl von Ersatzmännern,
welche gesondert in ihrem Fache zu urtheilen
haben. Den Zurückgewiesenen bleibe die Berufung
offen an eine erweiterte Jury, welche aus den Juroren
und den Ersatzmännern (also der doppelter: Anzahl)
besteht, und nur einmal zusammentritt.
Die von Iurymitgliedern ausgestellten Werke
seien als solche kenntlich zu machen.
Das war's, was ich in den: dritten meiner Leit-
sätze für die Iahresausstellung verlangte: von einer
gemeinsamen Jury für alle Nationen ist gar nicht die
Rede, und daß bei einer Iahresausstellung die etwaigen
Ausländer nicht eine eigene Jury beanspruchen dürfen,
ist doch wohl selbstverständlich, zumal dergleichen auch
im umgekehrten Falle bei den Ausstellungen der frem-
den Nationen nirgend üblich ist.
Nur alle fünf Jahre verlangte ich die Ver-
anstaltung einer Internationalen Ausstellung, welche
nicht dazu bestimmt ist, alles mögliche Fremdländische
zusammen zu bringeu, um mit möglichst großer Be-
theiligung des Auslandes zu prunkeu, sondern allein
aus künstlerischen und erziehlichen Gründen das Beste
des Auslandes den: eigenen Volke vorzuführen.
„Zweck und Bestimmung der fünfjährigen Inter-
nationalen Ausstellung, bei welcher die gleichen Auf-
nahmebedingungen gelten, wie bei internationalen
Ausstellungen anderer Nationen — d. h. jede
Nation hat ihre eigene Jury — ist es, einen Ueber-
blick der gejammten Runstentwickelung im Lause der
verflossenen fünf Jahre zu geben, um so das Beste
der fremdländischen wie der deutschen Runst mit ein-
ander in Wettbewerb treten zu lassen, den Rünstlern
neue Anregungen zu bieten, der Meffentlichkeit aber
ein Gesammtbild des künstlerischen Schaffens, Ge-
legenheit zur Verständigung über die Ausgaben und
verschiedenartigen Richtungen der modernen Runst."
Jene Vorschläge wurden keineswegs gemacht,
um „den: Einzelnen im Augenblick" zu helfen: sie
sollten ein Mahnruf an die deutschen Rünstler sein,
sich wieder daran zu erinnern, daß sie Deutsche sind.
„Jetzt, wo wir ein selbstständiges und großartiges,
würdiges nationales Leben endlich besitzen, haben wir
auch unzweifelhaft das Recht, eine lebendige und
eigenartige, nationale Runst zu besitzen, wie die Pflicht,
sie zu schaffen," — heißt es in der Flugschrift.
„Nicht in schlechter, im besten Falle doch nur gleich
guter Nachahmung fremdländischer Auffassungen soll
unsere Runst ihre höchsten Ziele erblicken, wie es
häufig leider der Fall ist, nicht in dem Nachäffen des
gedanklich uns völlig Fremden, das uns die Aus-
stellung fremdländischer Werke vorführt, sollen wir
die höchste Runstleistung sehen; in jenem falschen
Streben liegt ein schweres Verhängniß für das
deutsche Volk, ebenso wie für die deutsche Runst, und
nicht eindringlich genug muß hiervor gewarnt wer-
den: wahrhaft aus dem deutschen Volke soll eine
 
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