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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 17
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Berliner Chronik
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Allgemeine Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0308

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268

Die Kunst-Halle. g--<

Nr. s?

symbolistischen Farbendeutungen. Gewiegte Musikkenner
verstehen überdies noch nicht einmal die Absicht nnd nennen
den Unfug auch noch Unsinn. — Zwei Lorots und ein
Mädchenkopf von F. A. Kaulbach seien wenigstens er-
wähnt. Unter den Skulpturen fällt ein wunderfeincr Mäd-
chenkopf von Mrs. Gnild auf. 8.
* Internationale Kunstausstellung. Der Kaiser
hat 20 große und 70 kleine goldene Medaillen in Aussicht
gestellt. — Jur Verlag von Rud. Schuster, Berlin, ist soeben
der illustirte Katalog der diesjährigen internationalen
Kunstausstellung erschiene». Der stattliche Band ent-
hält außer dem Text (II. Auflage), dem die Saalnummcrn
beigefügt sind, ca. 230 Illustrationen der ausgestellten Kunst-
werke.
* Die Landeskunstkommission hat ihres Amtes
in der Ausstellung am Lehrter Bahnhof frühzeitig ge-
waltet. Ueber ihre Bilderankäufe für die öffentlichen Kunst-
sammlungen haben wir unten (vergl. „Vom Kunstmarkt") be-
richtet. Für die National-Galerie fiel im verstossenen
Jahre so wenig ab, daß man beim Anblick dieser erwählten
wenigen Werke geradezu peinlich davon berührt wird. Man
denke ein Porträt von Herrn von Voigtländer gemalt, und
ein Kriegsbild von Werner Schuch — außer der früher
schon erwähnten Landschaft des verstorbenen Munthe. Man
spricht auch davon, daß die National-Galerie für's erste
noch keine Mittel zu kostspieligen Ankäufen habe.
Die Jury der Berliner Kunstausstellung soll wieder
einmal das Vertrauen, das man ihr anfänglich allseitig ent-
gegengebracht, nicht verdient haben. Uns geht von ge-
schätzter Seite ein Schreiben zu, in welchem darüber lebhaft
Klage geführt wird, daß der Münchener Exter, der doch
für die Pinakothek gut genug ist, dieses Mal mit allen
Bildern refüsirt wurde. Auch Arbeiten von Höuiger, Leisti-
kow, Uth, Baluschek u. a. begabten jungen Malern seien
abgewiesen worden. Wir kennen die abgewiesenen Ar-
beiten nicht, können daher auch kein Urtheil über deren
Aufnahmefähigkeit und über das Urtheil der Jury fällen.
Sollten aber wirklich wieder nachträgliche Aufnahmen erst
durch Einwirkung einflußreicher Freunde der Refüsirten vor-
gekommen sein — wie in dem Schreiben behauptet wird —
so wäre Derartiges freilich im hohen Maße bedauerlich.
* Im Interesse der Künstler und Kunsthandwerker,
welche für die Stadt arbeiten, hat der Berliner Magistrat
eine Vorlage an die Stadtverordnetenversammlung dahin
gehend beschlossen, daß die Verwaltungsstellen, welche Kunst-
oder Kunstgewerksarbeiten vergeben, nach freiem Befinden
bis zu einem Fünftel der Bestellungssumme Vorschüsse
leisten können. Junge talentvolle Künstler und Guvriers
sind oft nicht im Stande, die vielen kostspieligen Auslagen
für ihre bestellten Werke machen zu könuen; derartigen
Persönlichkeiten will man städtischerseits väterlich unter die
Arme greifen. Da dergleichen Vorschüsse verloren gehen
können, wenn der Künstler stirbt oder arbeitsunfähig wird,
so ist Genehmigung des Grundsatzes durch Gemeinde-
heschluß nothwendig.
* Die Bewohner von Berlin 0. haben beim Ma-
gistrat Vorstellungen erhoben, daß auch die Plätze der
äußeren Luisenvorstadt von der Kunstdeputation für die Er-
richtung von Denkmälern in Betracht gezogen werden mögen.
— Das ist hübsch von den 0. - Berlinern, daß sie das Be-
dürfniß nach künstlerischem Schmuck empfinden und ihm
Ausdruck geben. Und deshalb verdient ihr Wunsch Er-
hörung.
* Ein Denkmal für das Grab Paul Mtto's auf dein
alten Jakobi-Kirchhof hat Hugo Lederer geschaffen. Eine
in den Sandsteinblock eingefügte Bronzetafel zeigt zwischen
Säulen das Porträtrelief des Künstlers. Sehr fein und
stimmungsvoll ist die allegorische Darstellung des Rahmens:

die Kunst giebt dem Tode das Handwerkszeug des ver-
storbenen.
* Olympia-Ri esentheater nennt sich ein neues
Bühuengebäude in Berlin, das Hugo Fritz au der Alexauder-
straße für ca. ^ooo Personen jüngst vollendete. Es ist ein
eiserner Hallenbau ohue Ränge nur mit einem aufsteigenden
Parterre, ähnlich dein Bayreuther Festspielhaus.
* Jin Verein für Deutsches Kunstgewerbe
hielt an: 13. Mai Prof. Döpler d. I. einen Vortrag über
Ziele und Zwecke der Glasmalerei, im Anschluß an eine
Konkurrenz uni den Entwurf eines Glasfensters für die
Villa Schröder-Poggelow in Berlin, von n eingegangenen
Arbeiten erhielten den Preis <Ioo Mk.) ein anonymer
Entwurf, den 2. Preis (200 Mk.) Prof. Mar Koch.
* Im Königlichen Museum für Völkerkunde
hielt Herr Vr. Max Ohnefalsch-Richter einen Vortrag über
seine Ausgrabungei:, die er unlängst ans Lypern im
Auftrage des Kaisers und der Rud. Virchow-Stiftung unter-
nommen hatte. Es war dein Archäologen gelungen, da-
selbst eine bisher unbekannt gebliebene antike Stadt in der
Erde zu eutdccken. Der Vortrag verbreitete sich ferner
namentlich über jene Festungstheile aus althellcnischcr Zeit,
die ehedem das berühmte Heiligthum der idalischen Aphro-
dite auf der Insel umgaben. Line Reihe von Funden
wurde in Lichtbildern vorgeführt und erläutert.
*
Allgemeine Runstchronik.
Aus Weimar. Als Preisrichter für die Berliner
Jubiläumsausstellung wurden von der Weimarer Lokal-
kunstgenossenschaft der Landschaftsmaler Prof. Paul Rics;
und der bekannte Fignrenmaler Prof. Fritjof Smith ge-
wählt, von denen letzterer der hiesigen Kunstschule als
Lehrer augehört, ersterer die selbstständige Künstlerschaft
vertritt. Als Abgeordneter für die gleichzeitig (Anfang
Juni) in Berlin tagende Delegirten-Versammlung der All-
gemeinen deutschen Kunstgenossenschaft wird der Schrift-
führer der Lokal-Kunstgenossenschaft Albert Schmidt (früherer
Böcklin - Schüler) entsendet. Die Versammlung soll eine
Reform der deutschen Kunstgenoffenschaft vorbereitcn, die in
einer zweiten Versammlung im Herbst vollkommen be-
schlossen werden soll. Auch von Seiten Weimars liegen
bestimmte Anträge und Reformvorschläge vor, während zu-
gleich ein völlig neuer Grganisatious- und Aktions - Plan
für die w irth schaftlich en Bestrebungen der Allgem.
deutschen Kunstgenossenschaft, von einer privaten Vereini-
gung hiesiger Künstler ausgehend, der Versammlung
Seitens der Weimarer Genossenschaft zur Beachtung em-
pfohlen werden soll, wir kommen auf dieses wichtige
Vorhaben) welches der Allgem. deutschen Genossenschaft
eine selbstständigere Stellung im Kunsthandel zu erringen
geeignet ist, noch zurück. II. U.
* In Weimar stellt die Firma A. Thorndickc-Bcrlin
eine Sammlung von Glasgemälden, die nach den: Actz-
vcrfahren des Malers O. Dillmann in München erzeugt
siud, aus. Die Ausstellung fand sowohl von Seiten des
Großhcrzogs wie auch beim kunstfreuudlichen Publikum leb-
hafte Anerkennung, wir werden über diese farbigen Glas-
bilder noch ausführlich berichten.
* Dresden. Der hiesige Kunstgewerbe-Verein
fordert seine Mitglieder zu einer geschloffenen Schaustellung
ihrer Erzeugnisse auf der Ausstellung des sächsischen Hand-
werks und Kunstgewerbes, Dresden MS auf. Die Aus-
stellung wird an: 20. Juni eröffnet werden.
* Detmold. Am 26. und 27. Mai hielt hier der
„Verein deutscher Zeicheulehrer" seine 13. ordentliche Haupt-
versammlung ab.
* Worms. Der hessische Kunstverein hat hier kürzlich
eine Ausstellung von Gemälden und kunstgewerblichen
Gegenständen eröffnet.
* München. Man feiert es als ein kunstgeschicht-
liches Lreigniß, daß die Sezession sich von nun an mit der
 
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