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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 12
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Fechner, Hanns: Unsere Internationale Kunstausstellung, [2]
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Pictor: Weimarer Festtage
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Zimmern, Helen: Herkomer's neues Schwarzkunstverfahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.62512#0211

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Nr. f2

Die Kunst-Halle.

s8s

müller empfand, als er jenes Werk schuf, der muß
sich sagen: Ja, so charakteristisch, typisch, so echt
deutsch uud uaturwahr köuute eiu Ausländer unsere
deutschen Offiziere, selbst bei vorzüglichster Technik,
nimmer malen. In gleicher Weise deutsches Leben
richtig erfassen kann eben nur eiu deutscher Künstler.
Wenn man „Velvet" aus England statt aus
Sachsen bezieht, so schädigt man für die eigene
Person das deutsche wirthschaftliche Leben allerdings,
— obenein ohne jeden triftigen Grund, da sächsischer
Velvet dem englischen in keiner Weise nachsteht!
Ich habe an keiner Stelle auch uur angedeutet,
daß ich wünsche, die auswärtige Konkurrenz bliebe
fern: nur das eine verlange ich, daß sie keinerlei un-
gerechtfertigte Bevorzugung erfahre,*) daß sie mit den:
gleichen Maße gemessen werde, wie wir, die wir im
Auslande auch keinerlei Ausnahmestellung in An-
spruch zu uehmen haben. Tin Beispiel nur! Den
Franzosen giebt man bei uns Frachtsreiheit. Will aber
ein deutscher Künstler in Paris ausstellen, so betragen
die Kosten an Fracht, Spesen u. s. w. für ein Ge-
mälde mittlerer Größe 70—HO Mark: es fällt eben
den Franzosen selbstverständlich gar nicht ein, auch
uus Frachtfreiheit zu gewähren.


Weimarer Festtage.
Von Pictor.
^Ae schwand dahin — die Zauberpracht der drei, ja der
vier Nächte „im deutschen Märchenland", in das der
Kiinstlerverein sein Heim verwandelt hatte.-Der neue
Hausvoigt, Bildnißmaler von Aster, hatte als Erster wohl
die Grundidee des Festes gegeben und sorgte als weiser und
weißer Hausgeist in Nachtmantel und Zipfelmütze für die
würdige Durchführung.
Eigentlicher Festleiter, zugleich Schnellbildhauer und
Dekorateur verschiedener Räume im vollen Schweiß zünftiger
Arbeit und last not least Dichter des Festes war, als
König-Menschenfresser sodann auftretend, Seine Erlaucht der
Graf von Görtz, Direktor der Großherzoglichen Kunstschule,
den unlängst einer Ihrer Mitarbeiter so wenig schmeichel-
haft beurteilt hat. Der finnige „Führer durch das Künstler-
fest" ist vom Grafen Görtz geschrieben in Form eines neuen
Märchens von höchst anmuthender Sprache und Erfindung;
die trefflichen Illustrationen dazu stammen von G. Herr-
furth und G. Heil und sind gut vervielfältigt durch die
Gber-Weimarer Kunstanstalt von A. Karrer. Das Fest-
xlakat, der Theaterzettel der „unterseeischen Mxer von Gut-

*) wir brauchen nicht erst zu versichern, daß nirgends
in der „Kunst-Halle" einer Bevorzugung der Fremden
das Wort geredet wurde. Man bevorzugt nicht, man ist
nur gerecht, wenn man einen Felicien Rops über den „kern-
deutschen" (?) Gabriel Mar stellt. Auch Gerechtigkeit ist
sozusagen eine Tugend, der deutschen Nation würdig.
Die Redaktion.

heil, Dicht»,rg von Vr. Iulius Wahle", die in dem von
Professor Rieß in Böcklin'schem Stil komxonirten und in-
geniös erbauten wasserreich spielte, — sowie Anderes mehr
ist zeichnerisch von dem jungen talentvollen Künstler Easpari
in gelungener deutsch-japanischer Stilmischung erfunden.
Besonders geschmackvolle Kunstarbeit leisteten ferner
H. w. Schmidt im „Pfefferkuchenhäuschen der Knusper-
hexe", — Tübbecke in der „Verkaufshalle" für zahllose,
von hiesigen Künstlern gefertigte Majoliken, Holzmalereien,
Bild-Studien und plastische Scherze, — Starke und Weichberger
in der „Hütte der guten Hexe" und dem „wandelnden
Wald", — der Amerikaner Müller im „Winterwald" des
oberen Stockwerks, — Professor Thedy im „orientalischen
Kaffee mit Variete-Bühne" und Professor Fritjof Smith in
seinem „Nordreich". — Durch manch andere irdische, himm-
lische und höllische Regionen noch führte der Märchen-
zauber.
Von Einzelfiguren verdienen besondere Erwähnung der
„Menschenfresser" des Malers Schneider, der nach Blut
lechzend manch „süßes Menschenfleisch" erbeben machte, —
sodann die rothen verführerischen Hexen, die Frau Holle
mit ihren weißschimmernden Nordlandstöchtern und die
hellgrünen Nixen des Wasserreichs, auch das vom „Mann
im Monde" dort vorgefundene liebliche Mondweibchen, ferner
Rothkäppchen, Aschenputtel u. s. w.I
Nach dreitägigem Märchenleben ruhten die Gestalten
desselben um einen Tag, um danach ein viertes Mal ihre
Herrlichkeiten ganz besonders der Kinderwelt vorzuführen. —
Das war ein Leben, ein Iuchheien, ein Tanzen mit den
Kleinen, eine Verbrüderung von Alt und Jung, von Greis
und Kind, von Hoch und Niedrig, Reich und Arm, wie des
kühnsten Sozialisten-Apostels Phantasie es sich nur er-
träumen kann. — Auch der Protektor der Künste, der Groß-
herzog von Sachsen-Weimar, hatte seine Freude bei
persönlichem Erscheinen an diesem Kinderfest, wie schon
wiederholt beim Märchenzauber der vergangenen Tage. —
Nun ist das alles zu End', und es beginnt die ernste
Schaffens-Arbeit wieder, und das ist gut so — in diesem
Zeitalter der Feste! Die Werke hiesiger Künstler mögen
auf den Ausstellungen dieses Jahres stimmungsvollen Kunst-
genuß bieten und als erfreulicher Anschauungsunterricht
Zeugniß ablegen von dem, was im Stillen hier die kleine
Künstlergemeinde erstrebt. . .
lM

Herkomer's neues SchwarKunst
verfahren.
Von Helen Zimmern.


ür das sogenannte Monotyp eine Vervielfälti-
gungsweise vermittelst einer zahllose Abdrücke
aushaltenden Platte zu gewinnen — dieses Problem
hat den rastlos erfinderischen Geist Professor Herkomer's
schon lange beschäftigt. Als ich vor Monaten in Eng-
land war, zeigte er mir eine Anzahl Landschaften und
Porträts in Schwarz und Weiß von so außerordent-
 
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