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Die Kunst-Halle — 1.1895/​1896

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Nr. 8
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Berliner Chronik
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Allgemeine Kunstchronik
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Nr. 8

Die Kunst-Palle.

s23

Skulpturenornament, Riedelinann das Fischereigebäude
init Polzskulpturen, Max Aach uralt die Wände der Sport-
abtheilung aus.
* Als Delegirte des Komitös der Internationalen Kunst-
ausstelluug wurderr von Seiten des Vereins Berliner
Künstler entsendet, und zwar in die Länder Belgien: Pros.
Lugen Bracht; Frankreich: Prof. F. Skarbina; Groß-
britannien: Prof. A. Lutterroth; München und Schweiz:
Ludwig Manzel; Italien: Prof. A. Bertel; Schweden-Nor-
wegen: Müller-Kurzwelly; Spanien: Felix posfart; Ungarn
und Polen: Iulian Falat.
Allgemeine Runstchronik.
perr v. Stieler tritt von seinem Amt als Präsident
der Münchener Künstlergenossenschaft zurück. Er
giebt Ruhebedürfniß als Grund an, und in der That ist
die Arbeitslast, die das Amt mit sich bringt, groß. Trotz-
dem ist der Grund wohl in Wirklichkeit ein anderer. Gb mit
oder ohne seine Schuld, die Leitung des perrn v. St. ist für
die Genossenschaft nicht glückbringend gewesen: Die Mit-
gliederzahl ist in ständigen: Rückgang begriffen, die Aus-
stellungen waren zumeist nicht von Erfolg gekrönt. Mir
scheint, deshalb geht er, und weil er fühlt, daß er der
durchaus nothwendigen Aussöhnung mit der Sezession im
Wege steht. Die steht zunächst freilich noch weit im Felde.
Mit der ganzen Genossenschaft, die zum großen Theil aus
lange nicht mehr bildenden Künstlern, aus Leuten besteht,
die in irgend einem bürgerlichen Beruf untergeschlüpft sind,
nachdem ihre Träume von Glück und Ruhm sich nicht er-
füllten, — mit der ganzen Genossenschaft kann die Sezession
nicht zusammengehen. Diese Leute haben sa die Jungen
Herausgetrieben. Vielleicht werden die Künstler der Ge-
nossenschaft und die Sezessioniften einen neuen Verein gründen.
Diese Lösung, von der inan schon munkelt, wäre die beste.
H. v. ä. .1.
* Aus der Architektur. In Potsdam war die
Niederlegung des alten Berliner Thores schon beschlossene
Sache. Dagegen erhob sich die Stimme aller derjenigen,
die dieses Baudenkmal der letzten fridericianischen Zeit er-
halten sehen wollten. Der Kaiser entschied schließlich, daß
das Thor um 15 Meter verschoben und den modernen Ver-
kehrsbedürfnissen entsprechend verändert werden soll. —
Mitglieder der Handelskammer in Bremen haben Z25 ooo
Mark zur Restauration ihres Amtsgebäudes, des „Schüt-
ting" am Markt, ausgesetzt. Die Fassade soll im Stile der
umgebenden Giebelhäuser ausgeführt werden. Dombau-
meister Salzmann hat einen Plan entworfen. — Sehring-
Berlin als Architekt und Andersen-Meißen als Bildhauer
haben einen Plan zur Vollendung des Doms zu Meißen
entworfen. — Der Kaiser hat zum Bau einer evangelischen
Kirche in Ponarth, für den im ganzen ;oo ooo Mark
erforderlich sind, ;o ooo Mark geschenkt.
* pubert p er ko m er, der ausgezeichnete Meister,
dessen eigenartige Ansichten über englisches Kunstgewerbe
kürzlich pelen Zimmern in der „Kunst-Palle" ver-
öffentlicht hat und dessen Bildnis; wir an der Spitze
dieser Nummer bringen, beschäftigt sich auch mit dem
Theaterbau. In einem Vortrage bemerkte er bezüglich
desselben u. a. Folgendes: Das moderne Theater habe
aus den Fortschritten der heutigen Technik nur insoweit
Vortheil gezogen, als die äußere Anordnung der Plätze und
die technische Sicherheit vornehmlich gegen Feuersgefahr sorg-

licher behandelt werde, für die Steigerung der Illusion und
für den Gewinn der Phantasie sei aber sehr wenig geschehen.
Seit Richard Wagner habe kaum ein hervorragender Künstler
sich mit den Erfordernissen des Bühnenhauses eingehender
beschäftigt. Bei Bayreuth dürfe man nicht stehen bleiben.
Man müsse Plätze schaffen, die sämmtlich einen vollen Blick
auf die Szene gestatten und eine Prüfung des szenischen
Details der Bühne ermöglichen. Der Glaube, daß eine sorg-
same Umrahmung des poetischen Werkes der intimen
Wirkung Eintrag thue, sei durch das Beispiel Wagner's
hinlänglich widerlegt. Der Prospekt, der sich aufthue, solle
in den: Sinne und Geiste des dargestellten Werkes gestaltet
sein, und inan müsse sich ebensoviel Mühe geben, die künst-
lerische Wirkung des Schauplatzes auszuprägen, wie die
Schauspieler es mit den: Inhalt der Dichtung thun müßten.
Jetzt begnüge man sich auf der englischen Bühne damit,
den Pimmel durch einige blau angestricheue Fetzen Lein-
wand anzudeuten, die herunterhingen wie die Wäsche auf
der Leine. Auch die Rampenbeleuchtung der Bühne sei
eine durchaus unkünstlerische, und was die Requisiten an-
lange, so kümmere sich kein Mensch mn den Styl der dar-
gestellten pandlung; in Shakespeare'schen Stücken kämen
die nämlichen Möbel auf die Bühne, die sich in französischen
Modesalons bewährt hätten. Das Proscenium liege fast
überall zu hoch und durchgängig sei es zu weit. Der
Künstler zeigte ein Modell eines zusammenlegbaren Pro-
sceniums, das je nach dem Lharakter der Dichtung ver-
kleinert oder erweitert werden kann und so den Rahmen
des szenischen Bildes passend gestaltet.
* Denkmäler und Gedenktafeln. Das geplante
Bismarckdenkmal in Leipzig wird auf dem Augustus-
platz vor dein Neuen-Theater zur Aufstellung gelangen; es
wird dort eine mehr charakteristische, als eigentlich monu-
mentale Darstellung gewünscht: „Der Kanzler im Eichen-
wald promenirend." — Bildhauer Franz Vogl in Wien
hat das Gyxsmodell für ein Rainrund-Denkmal voll-
endet, welches vor dem Volkstheater daselbst aufgestellt wer-
den soll. — Der Wiener akademische Senat be-
willigte die Aufstellung eines Denkmals für den verstorbenen
Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens,
Vr. Stephan Ladislaus Endlicher, im Säulengange
der Universität. — In Nürnberg läßt der Stadtmagistrat
an dein am Egydienberg gelegenen Geburtshause Johann
AdamKlein' s, des ;7<)2 hier geborenen, M5 zu München
verstorbenen Malers und Radners, eine Gedächtnißtafel an-
bringen; ebendaselbst hat man zur Erinnerung an Pans
Sachs an einen: Pause eine Lrztafel mit den: Reliefbildnitz
des Volkspoeten angebracht. — Die Schack-Galerie in
München erhält eine Widmungstafel mit allegorischen:
Figurenschmuck und einer Inschrift, die den eigenen Worten
des deutschen Kaisers entlehnt ist, der jene Galerie in der
Isarstadt beließ; außerdem zeigt die Tafel, deren Entwurf
vom städtischen Architekten F i s ch e r herrührt, das preußische
Wappen mit der Kette des Schwarzen Adler-Mrdens, sowie
das Münchener Stadtzeichen.— Zu Dillin gen in Bayern
soll ein Denkmal für Erzbischof Ulrich von Augsburg
errichtet werden. — Prof. Ferd. p ar tz er-Berlin hat
soeben ein Grabdenkmal für den pamburger Großindustriellen
pell für den Friedhof zu Gsdorf vollendet.
* In Belgien gründete man eine 8ooiot6 äe I'oenvre,
die für die künstlerische Ausschmückung in den Straßen der
Städte thätig sein will.
 
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