Die Kunst-Halle (1.1895/1896)

Nr. 5

H Die K u n st - p a l l e. g-—-

Betheiligung des Vereins in Aussicht genommen. Augen-
blicklich werden unter seiner Leitung der Thor der Lieb-
frauenkirche zu Trier und der Rathhaussaal zu Düsseldorf
ausgemalt; für beide hat der Verein namhafte Auf-
wendungen gemacht. Von den auf der diesjährigen Aus-
stellung angekauften drei Gemälden wurde das Bild „Aus
dem Mühlthal bei Wernigerode" von L. Irmer (Preis
tsoo M.) dein Museum zu Trefeld überwiesen, das von
P. Nordenberg „Tischgebet" (Preis Mm M.) der städtischen
Gemäldegalerie zu Düsseldorf, das Aquarell vou Prof. Thr.
Kröner „perbstmorgen im Reichswald" (Preis t2OO M ) dem
städtischen Suermondt-Museum zu Aachen. Zum Erwerb
von Kunstwerken zur Verloosung unter die Mitglieder sind
in diesem Jahre rund ooo M. verausgabt worden. Als
Prämienblatt für jedes Mitglied kommt der Stich Kohl-
schein's (Madonna Murillos) zur Vertheilung.
Preisausschreiben.
* Wettbewerb. Gegenstand: sarbiges, originelles
Plakat für die „Internationale Kunstausstellung Dresden
t897." Termin: 5t. Januar t896. Besondere Bedingnng:
Fertiger Entwurf, Größe 80—90 om. Adresse: Ausstellungs-
kommission (Dresden, Kgl. Kunstakademie). Preise: 600,
-too (zwei); dein zur Ausführung bestimmten Entwurf wird
noch soo Mk. zuerkannt.
* Bezüglich der Dresdener Preisbewerbung nm
2 Kandelaber, eine Denkmünze nebst Verleihungsurkunde ist
die Veränderung eingetreten, die Entwürfe nicht an die
früher angegebene Adresse zu senden, sondern: an die
tg. Bezirksschule, Dresden, Sedanstr. 29
* Konkurrenz um ein Siegesdenkmal für Kassel
(wimmel'scher Preis). Zur Ausführung gelangt der Ent-
wurf von Earl Begas, Professor an der Akademie in
Kassel.
* Erledigte Konkurrenzen, x. Leipzig, National-
denkmal zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig,
Eingegangen 32 Arbeiten. 2. Konkurrenz zur Be-
bauung des Pleißenburg - Terrains in Leipzig.
25 Entwürfe. Erster Preis (sooo Mark): stnä. m'ob.
Paul Ehmig. Zweiter Preis (2000 Mark): Architekt
p. Tscharmann. 3. Stuttgart. Aussichtsthurm in
der Umgebung. Die Ausführung übertragen an Re-
gierungs-Baumeister Earl peim (in Firma peim 6c Sipple).
Stuttgart. Sängerhalle daselbst. Erster Preis peim
6c Sipple, zweiter Preis Architekt Seitz. 5. Dresden.
Ludwig Richter-Denkmal. Der Sieger (;. Preis), Bildhauer
Kircheisen, Braunschweig, wurde aufgefordert, probe-
weise die Statue Richters pg Lebensgröße und den Kopf
außerdem in Lebensgröße zu modelliren. Der gekrönte Ent-
wurf Peter Pöppel mann's (Dresden) mißfiel den perren
Preisrichtern, weil am Sockel zwei Kinder, Knabe und
Mädchen, ein 'Buch beschauten. Das sei nicht — man
denke — monumental! Also nur immer hübsch Schablone!
Peiliger Ludwig Richter, Du trauter Kinderfreuud, uimm's
deu perren nicht übel, sie wissen nicht, was sie thun!
* Konkurrenz um ein Kaufhaus in Nürnberg
für den pofstahlwaarenfabrikanten Leykauf. Es soll gegen-
über der St. Lorenzkirche und den: Nassauer paus liegen und
sich der Umgebung harmonisch einfügen. Die Veröffentlichung
steht bevor.
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Buch erschau.
Eingegangen bis zum 20. November er.
l- Das Schöne und die bildenden Künste von Emerich
Ranzoni. Wien, A. partleben's Verlag.
2. Studien zur Geschichte der Melfarbente ch n i k von
F. G. Er ein er. Düsseldorf, L. Voß 6c Lo. ^895.
3. Rathgeber für Anfänger im Photographieren von
Ludwig David. Palle a. S. Wilhelm Knapp.
Grundzüge der Photographie von I)r. A. Miethe.
Palle a. S. Wilhelm Knapp.
5. pandbuch der Linailphotographie. 3. Auflage,
von K. Schwier. Weimar. B. F. Voigt. ;895.
* Das vornehme deutsche paus. Innenräume,
Möbel uud Dekorationen. Entworfen von Architekt per-
mann Werle, versuch einer Neugestaltung unserer deut-
scher! Wohnräume. In 6 Lieferungen (30 Kartons in Groß-
folio) ü 7,50 Mark. Kunstgewerblicher Verlag Alexander
Koch. Darmstadt. Erschienen Lieferung t—K
Jeder versuch, aus den heimischen Lebensgewohnheiten
und Bedürfnissen heraus die Räume des deutschen Wohn-
hauses zu gestalten, wird von uns mit Freude begrüßt wer-
den. Der Schöpfer dieser meisterhaft gezeichneten und kom-
ponirten Vorlagen, die den wohn-, Prunk- und Nutzräumen
der oberen Zehntausend gerecht werden sollen, Architekt
Permann Werle, versucht hier die bisher übliche An-
lehnung an englische und französische Dekorationsstyle nach
Möglichkeit zu vermeiden, um statt dessen seine eigene ge-
staltungsfrohe Phantasie walten zu lassen. Mit Erfolg kann
dies nur ein Künstler thun, der einerseits wahrhaft national
empfindet, andererseits die Bedürfnisse und Ansprüche eines
vornehmen Paushalts gründlich kennt. Werle bedient sich
einer frei behandelten Gothik, die er mit Elementen anderer
Stile nach Belieben durchsetzt. Kein Ernsthafter wird ja
die Gothik als ansschließlich deutschen Stil bezeichnen, aber
Niemand kann läugnen, daß sie sich bei uns einst Jahr-
hunderte lang mit allen baulichen Werken aus's Innigste
verschmolz, daß in ihr die edelsten Pervorbringungen unseres
Volksgeistes reiften. Werle ist mithin vollberechtigt, wenn
er sich jenen Stil seinen ganz modernen dekorativen Ab-
sichten dienstbar macht; und daß er mit solcher Bestrebung
und Richtung nicht allein steht, beweisen jetzt nicht wenige
neue Wohngebäude in den vornehmsten Berliner Straßen
mit ihrer gothisirenden Architektur.
* x. Der Kinderakt. Das Kind als Modell. 50 Blatt
Modellstudien nach Naturaufnahmen in Lichtdruck re. von
Max Peiser. Pest x mit xo Tafeln. Internationaler
Kunstverlag M. Bauer 6c Eo. Preis 5 Mark pro Pest.
2. Der Akt. xoo Modellstudien nach Naturaufnahmen
in Lichtdruck rc. vou Max Koch uud Gtto Rieth, Pest;
his 5. Preis 5 Mark pro peft.
Ls kann sich hier nicht darum handeln, die Bedeutung
von derartigen Aufnahmen nach dem menschlichen Modell
erst zu erweisen, es soll lediglich gesagt werden, ob die
obigen beiden Sammlungen ihren wichtigen Zweck, ihre den
Bildhauern, Malern und Architekten angebotene wesentliche
Unterstützung auch vollständig zu erfüllen vermögen. Das
muß unbedingt bejaht werden. Die augenfälligen Vorzüge
dieser Sammlungen sind: fast durchweg vorzügliche Modelle,
recht gelungene Aufnahmen, die der Retouche nicht bedurften,
geschmackvolle und mannigfaltige Arrangements mit theil-
weife wirkungsvoller Staffage, Körper in vielen Stellungen,
im Liegen, Schweben, Stürzen, ferner Verbindung der Mo-
delle mit Architekturen z. B. Giebeln, Gebälkstücken, Nischen
und endlich dreiseitige Vorführung des weiblichen und männ-
lichen Körpers unter Anwendung von Winkelspiegeln, wo-
durch die Muskeln genau verfolgt werden können.
*Der Bau des Reichsgerichts zu Leipzig. Line
Schilderung des Baues und seiner Einzelheiten, zugleich eiu
Führer durch seine Räume, von Volkmar Müller. Mit
Illustrationen. Berlin. Georg Siemens. Mö- 65 S.
In dieser Schrift wird eine lesenswerthe zuverlässige
Beschreibung des kürzlich vollendeten Leipziger Iustizxalastes