Nr. 9 Die R u n st - p a l l e.
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schwung genommen hat. Seit vorigem Winter nach dem
großen staatlichen Ausstellungsgebäude auf der Brühl'schen
Terrasse übergesiedelt, hat er seither von der größeren Be-
wegungsfreiheit in den für ihn fast allzu stattlichen Bäumen
im ausgedehntesten Maße Gebrauch gemacht und durch
große Sonderausstellungen der Entwürfe und Studien von
Prof. Permann Prell, des Prof. Gey'scheu Nachlasses,
einer sehr ergiebigen Nadir-, Steindruck- und Polzschnitt-
vorführung, sowie eben jetzt in einer von den Gesellschaften
,,Rrti st, ^mieitiao" in Amsterdam und „vnRüri Ltnäio"
im paag organifirten, überaus sehenswerthen Polländer-
Ausstellung seine internen wie externen Besucher des
Gefteren höchlichst erfreut uud belehrt.
Daß unsere Rgl. Gemälde-Galerie bei Ergänzung
ihrer Bilder durch Erzeugnisse der neuen Runstanschauungen
muthig voranschreitend selbst einen tüchtigen Strauß mit
dem in diesen Dingen natürlich sehr verständnißlosen sächsi-
schen Landtag und einer kurzsichtigen Lokalpresse nicht scheut,
daß ferner die Verwaltung des Rgl. Ruxferstich-Rabinets
durch Vierteljahrs-Ausstellungen aus lehrreich zusammen-
gestellten Neuerwerbungen für volkstümliche Bereicherung
der Renntniß modernen Fortschritts auf diesem Gebiete
eifrig besorgt ist, daß endlich Prof, prell sein zweites ganz
anders als das erste meisterlich gelungenes der im Auftrage
der Stadt Danzig für das dortige Rathhaus gemalten, großen
Wandgemälde: den glänzenden Empfang einer städtischen
Ehrengesaudtschaft nach Venedig durch den Dogen Marino
Grimmani — kürzlich vollendet und nach dort abgeliefert
hat: die Bunde von diesem Allen dürfte wohl bereits in
weitere Rreise gedrungen sein. Endlich mag aber auch noch
der reichbeschickten und ihrer Volkstümlichkeit wegen viel-
besprochenen Ausstellung von Einsendungen zum Wettbewerb
um ein Ludwig Richter-Denkmal für Dresden hier
kurz gedacht fein, eine Ausstellung, die freilich, schon durch
den gefällten Preisrichtcrspruch, zum Theil ganz merkwürdige
Perspektiven eröffnete und einige gar trostlose Schlaglichter
auf unsere heutige „Volkskunst" werfen mußte. Noch un-
längst, anläßlich der jüngsten Preisschmückung der öffentlichen
und Privatgebäude zum Sedan - Fest hatte sich Dresdens
Rünstlerschaft von einem Theil der hiesigen presse derbe
und bittere Wahrheiten sagen lassen müssen, weil sie hoch-
müthig fernab gestanden und, sich für solche Arbeit zu gut
haltend, die künstlerische Seite der Dekorationsfrage ganz und
gar den Tapezierern und Zimmerleuten überlasten hatte.
Pier aber, und nirgends anders, lägen die Wurzeln neuer
Rraft; in diesem Punkte vor Allem könnten die dunklen
Anfänge eines alle Bevölkerungsschichten der Stadt gleicher-
weise mit der Zeit mächtig ergreifenden, auch die wohl-
habendere Bürgerschaft mit regerer Rauflust allmälich
wieder durchdringenden Runstsinnes zielbewußt-thatkräftig
angebahnt werden. Daß wir recht bald in diesen Blättern
von solchen Strömungen freudig zu berichten haben, in
denen wir das A und O eines wahrhaftigen „Runstlebens",
die allerbeste Gewähr für einen durchschlagenden Erfolg
der Dresdner Internationalen Ausstellung des Jahres t8st7
schon heute sehen würden — das walte Gott und der hl.
Geist der dreieinigen bildenden Runst!
I)r. Rrtbur Lviäl.
Nus der LunstlMeratnr.
(pierzu 2 Abbildungen.)
T^ie künstlerisch illustrirte weihnachtslitteratur erreichte
im verflossenen Jahre nicht ganz die frühere Leistungs -
höhe auf diesen: Gebiet. Es ist das wohl auch ein deut-
liches Zeichen der Zeit. Die große Billigkeit der markt-
gängigen Litteraturwaare legt den perren Verlegern immer
mehr Zurückhaltung auf, wenn es sich um sehr kostspielige
Publikationen handelt. Freilich heben sich dann die wenigen
außerordentlichen Erscheinungen um so wirksamer von den
illustrirten Durchschnittsbüchern ab. Dies gilt u. a. von den
beiden Monographien, die den großen Schöpfern im Reiche
der Töne und der Farben, Richard Wagner und Adolph
Menzel gewidmet sind, deren Textverfasser pouston Ste-
wart Lhamberlain und Max Iordan sind. Beide Werke
sind in der Münchener Verlagsanstalt für Runst und Wissen-
schaft (vorm. Fr. Bruckmann) erschienen. Nicht auf ihren
Text haben wir hier hinzuweisen, sondern lediglich auf die
Illustrationen der einen Biographie, die poesievollen Vignetten
und Umrahmungen von Alexander Frenz: ideale Zeich-
nungen, die, obwohl antik empfunden, dem mystischen Zauber
der Tondichtungen Richard wagner's dennoch herrlich ent-
sprechen und die Wolfgang von Dettingen, indem er
kürzlich in unserer Zeitschrift (Nr. 6) die originelle schöpfe-
rische Begabung des rasch bekannt gewordenen jungen
Düsseldorfer Malers geistvoll erörterte, mit wenigen Worten
also iuterpretirte: „Diese tief empfundenen, wundersam
poetischen Allegorien weissagen ihrem Meister noch manchen
Rampf mit einer der antikisirenden Schönheit abgeneigten
Welt, aber endlich auch die Eroberung Aller, die sich der
Runst in keiner Gestalt, weder jenseits des schlichten Realis-
mus, noch diesseits neuidealistischer Schwärmerei, ver-
schließen."
Auch auf ein in Italien, in abgeschlossenen pesten,
mit italienischem und deutschem Tert, erscheinendes Pracht-
werk soll heute die Aufmerksamkeit unserer Leser gelenkt
werden. Die Publikation nennt sich einfach „Roma". Ihr
Verleger ist L. Bruckner, Rom, via Frattina t22; und die
Verfasser des Textes, welche „die Ewige Stadt in ihren
heutigen und unsterblichen Erinnerungen, in den Rünsten,
der Geschichte, im Glauben, seit der klassischen Zeit bis zur
Gegenwart" zu schildern versuchen, sind Giulio Marchetti
und der unseren Lesern bereits bekannte Alfred Ruhe-
mann. Die beiden ersten Lieferungen enthalten stimmungs-
volle Schilderungen des Ianiculum-Pügels (il Oiuuwolo)
und des Tiber (il Ikvore). Um von der Schönheit des
reichen illustrativen Theiles dieses Unternehmens, an
welchem zahlreiche hervorragende zeitgenössische Rünstler
— erwähnt seien nur Lorelli, Barbudo, Gallegos, piu
Ioris, F. pradilla, Sartoris, Siemiradzki, Valles, Fimenes
— mitwirken, einen Begriff zu geben, reproduzireu wir
das Bild der Ponte (Puattro Lapi von L. Roesler-Franz,
was aber die Eigenart des Textes der „Roma" betrifft,
so mögen statt einer Rritik die Worte des deutschen Ver-
fassers selbst sprechen, einige Sätze, die dem Ianiculum-
peft entlehnt sind und sich auf das altehrwürdige Rloster
Sau Vnofrio beziehen. — — — — — — — —-
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schwung genommen hat. Seit vorigem Winter nach dem
großen staatlichen Ausstellungsgebäude auf der Brühl'schen
Terrasse übergesiedelt, hat er seither von der größeren Be-
wegungsfreiheit in den für ihn fast allzu stattlichen Bäumen
im ausgedehntesten Maße Gebrauch gemacht und durch
große Sonderausstellungen der Entwürfe und Studien von
Prof. Permann Prell, des Prof. Gey'scheu Nachlasses,
einer sehr ergiebigen Nadir-, Steindruck- und Polzschnitt-
vorführung, sowie eben jetzt in einer von den Gesellschaften
,,Rrti st, ^mieitiao" in Amsterdam und „vnRüri Ltnäio"
im paag organifirten, überaus sehenswerthen Polländer-
Ausstellung seine internen wie externen Besucher des
Gefteren höchlichst erfreut uud belehrt.
Daß unsere Rgl. Gemälde-Galerie bei Ergänzung
ihrer Bilder durch Erzeugnisse der neuen Runstanschauungen
muthig voranschreitend selbst einen tüchtigen Strauß mit
dem in diesen Dingen natürlich sehr verständnißlosen sächsi-
schen Landtag und einer kurzsichtigen Lokalpresse nicht scheut,
daß ferner die Verwaltung des Rgl. Ruxferstich-Rabinets
durch Vierteljahrs-Ausstellungen aus lehrreich zusammen-
gestellten Neuerwerbungen für volkstümliche Bereicherung
der Renntniß modernen Fortschritts auf diesem Gebiete
eifrig besorgt ist, daß endlich Prof, prell sein zweites ganz
anders als das erste meisterlich gelungenes der im Auftrage
der Stadt Danzig für das dortige Rathhaus gemalten, großen
Wandgemälde: den glänzenden Empfang einer städtischen
Ehrengesaudtschaft nach Venedig durch den Dogen Marino
Grimmani — kürzlich vollendet und nach dort abgeliefert
hat: die Bunde von diesem Allen dürfte wohl bereits in
weitere Rreise gedrungen sein. Endlich mag aber auch noch
der reichbeschickten und ihrer Volkstümlichkeit wegen viel-
besprochenen Ausstellung von Einsendungen zum Wettbewerb
um ein Ludwig Richter-Denkmal für Dresden hier
kurz gedacht fein, eine Ausstellung, die freilich, schon durch
den gefällten Preisrichtcrspruch, zum Theil ganz merkwürdige
Perspektiven eröffnete und einige gar trostlose Schlaglichter
auf unsere heutige „Volkskunst" werfen mußte. Noch un-
längst, anläßlich der jüngsten Preisschmückung der öffentlichen
und Privatgebäude zum Sedan - Fest hatte sich Dresdens
Rünstlerschaft von einem Theil der hiesigen presse derbe
und bittere Wahrheiten sagen lassen müssen, weil sie hoch-
müthig fernab gestanden und, sich für solche Arbeit zu gut
haltend, die künstlerische Seite der Dekorationsfrage ganz und
gar den Tapezierern und Zimmerleuten überlasten hatte.
Pier aber, und nirgends anders, lägen die Wurzeln neuer
Rraft; in diesem Punkte vor Allem könnten die dunklen
Anfänge eines alle Bevölkerungsschichten der Stadt gleicher-
weise mit der Zeit mächtig ergreifenden, auch die wohl-
habendere Bürgerschaft mit regerer Rauflust allmälich
wieder durchdringenden Runstsinnes zielbewußt-thatkräftig
angebahnt werden. Daß wir recht bald in diesen Blättern
von solchen Strömungen freudig zu berichten haben, in
denen wir das A und O eines wahrhaftigen „Runstlebens",
die allerbeste Gewähr für einen durchschlagenden Erfolg
der Dresdner Internationalen Ausstellung des Jahres t8st7
schon heute sehen würden — das walte Gott und der hl.
Geist der dreieinigen bildenden Runst!
I)r. Rrtbur Lviäl.
Nus der LunstlMeratnr.
(pierzu 2 Abbildungen.)
T^ie künstlerisch illustrirte weihnachtslitteratur erreichte
im verflossenen Jahre nicht ganz die frühere Leistungs -
höhe auf diesen: Gebiet. Es ist das wohl auch ein deut-
liches Zeichen der Zeit. Die große Billigkeit der markt-
gängigen Litteraturwaare legt den perren Verlegern immer
mehr Zurückhaltung auf, wenn es sich um sehr kostspielige
Publikationen handelt. Freilich heben sich dann die wenigen
außerordentlichen Erscheinungen um so wirksamer von den
illustrirten Durchschnittsbüchern ab. Dies gilt u. a. von den
beiden Monographien, die den großen Schöpfern im Reiche
der Töne und der Farben, Richard Wagner und Adolph
Menzel gewidmet sind, deren Textverfasser pouston Ste-
wart Lhamberlain und Max Iordan sind. Beide Werke
sind in der Münchener Verlagsanstalt für Runst und Wissen-
schaft (vorm. Fr. Bruckmann) erschienen. Nicht auf ihren
Text haben wir hier hinzuweisen, sondern lediglich auf die
Illustrationen der einen Biographie, die poesievollen Vignetten
und Umrahmungen von Alexander Frenz: ideale Zeich-
nungen, die, obwohl antik empfunden, dem mystischen Zauber
der Tondichtungen Richard wagner's dennoch herrlich ent-
sprechen und die Wolfgang von Dettingen, indem er
kürzlich in unserer Zeitschrift (Nr. 6) die originelle schöpfe-
rische Begabung des rasch bekannt gewordenen jungen
Düsseldorfer Malers geistvoll erörterte, mit wenigen Worten
also iuterpretirte: „Diese tief empfundenen, wundersam
poetischen Allegorien weissagen ihrem Meister noch manchen
Rampf mit einer der antikisirenden Schönheit abgeneigten
Welt, aber endlich auch die Eroberung Aller, die sich der
Runst in keiner Gestalt, weder jenseits des schlichten Realis-
mus, noch diesseits neuidealistischer Schwärmerei, ver-
schließen."
Auch auf ein in Italien, in abgeschlossenen pesten,
mit italienischem und deutschem Tert, erscheinendes Pracht-
werk soll heute die Aufmerksamkeit unserer Leser gelenkt
werden. Die Publikation nennt sich einfach „Roma". Ihr
Verleger ist L. Bruckner, Rom, via Frattina t22; und die
Verfasser des Textes, welche „die Ewige Stadt in ihren
heutigen und unsterblichen Erinnerungen, in den Rünsten,
der Geschichte, im Glauben, seit der klassischen Zeit bis zur
Gegenwart" zu schildern versuchen, sind Giulio Marchetti
und der unseren Lesern bereits bekannte Alfred Ruhe-
mann. Die beiden ersten Lieferungen enthalten stimmungs-
volle Schilderungen des Ianiculum-Pügels (il Oiuuwolo)
und des Tiber (il Ikvore). Um von der Schönheit des
reichen illustrativen Theiles dieses Unternehmens, an
welchem zahlreiche hervorragende zeitgenössische Rünstler
— erwähnt seien nur Lorelli, Barbudo, Gallegos, piu
Ioris, F. pradilla, Sartoris, Siemiradzki, Valles, Fimenes
— mitwirken, einen Begriff zu geben, reproduzireu wir
das Bild der Ponte (Puattro Lapi von L. Roesler-Franz,
was aber die Eigenart des Textes der „Roma" betrifft,
so mögen statt einer Rritik die Worte des deutschen Ver-
fassers selbst sprechen, einige Sätze, die dem Ianiculum-
peft entlehnt sind und sich auf das altehrwürdige Rloster
Sau Vnofrio beziehen. — — — — — — — —-