Nc. 20
Die Kunst-Palle. g»---
3s3
dienen noch genannt zu werden, ohne daß der Katalog da-
init erschöpft wäre.
Die Landschaft ist diesmal nicht außergewöhnlich ver-
treten. Irmcr's Bild ist von einer frappanten Frische;
Karl Becker bringt eine Marine, die über seine heiteren,
vorzüglichen Arbeiten fast noch hinansgeht. Er ist vielleicht
der hoffnungsvollste unter den Düsseldorfer Wassermalern.
Pein: es, Jernberg, Sxörer, namentlich auch der
begabte peinr. Permanns bringen gute, zum Theil sehr
erfreuliche Bilder.
Düsseldorf, im Juni.
K. I'.
Wiener Runstberr ch t.
T^urch die Eröffnung des Runstsalons von 6. G. Miethke
OIL hat Wien einen bedeutenden Faktor für das künstle-
rische Leben gewonnen. In dem gräflich Nako'schen Palais
in der Dorotheergasse hat Kerr Miethke sein Kunstlager auf-
geschlagen und die Bäume, welche seine Bilderschätze bergen,
mit verschwenderischer Pracht ausgestattet. Alte und neue
Meister sind in reichlichem Maße vertreten, und die Eröff-
nung dieser herrlichen Räume fand unter den reichsten
Sympathien und dein weitgehendsten Int. resse der kunst-
liebenden Kreise statt, perr Miethke verlangt für die Be-
sichtigung feiner Gallerie kein Entree — der Eintritt wird
aber nur den mit einer Einladung versehenen Persönlich-
keiten gestattet. In dieser Institution steckt der Pakei: des
Unternehmens, den wir bei Zeiten gebessert sehen möchten.
Wäre es mcht besser, perr Miethke würde ein entsprechendes
Entree erheben, anstatt das Recht der Besichtigung der so
interessanten Exposition von seiner persönlichen Bekanntschaft
abhängig zu macheil? Die Befürchtung, daß selbst bei
vollkommen freien: Eintritt die Ausstellungsräume von
Besuchern überflnthet sein würden, können wir nicht
theilen. Leider ist bei den: Wiener Publikum ein so starkes
Kunstinteresse nicht zu befürchten! Doch nun zur Aus-
stellung selbst. Sie verdient volle Anerkennung. Gleich im
ersten Saale sesselt der große farbenprächtige „Frühling",
Pans Ma kart's letztes, leider nicht ganz vollendetes Werk:
wie alle Schöpfungen dieses wiener Meisters eine leuchtende
Farbensymphonie mit dekorativem Aufwalid, aber im Ge-
sammteindruck von überwältigender Wirkung. Sehr inter-
essant ist ein Iugendbild des verstorbenen Meisters Viktor
Tilgner von Franz Rumpel, einporträt von überraschen-
der Kraft und Lebendigkeit. Da mögen wir denn gleich
anf die polychromen Plastiken des Tilgner-Schülers Arthur
Strasser übergehen, sie gehören zu den bedeutendsten
Schöpfungen moderner Plastik. Strasser ist der kräftigste
Realist unter den Wiener Plastikern, er besitzt jene Ur-
sprünglichkeit und Tiefe des Realismus, nach der sein
Meister Tilgner, allzusehr in: Banne der Barocke — ver-
gebens gerungen. Landschaftei: sind reichlich vertreten: eii:
Meissonier, dann zwei pettenkofen, Eorot und
Pradilla, durchwegs prächtige Stückchen. Daneben zu er-
wähnen sind die Landschaftsskizzen von Glga wisinger-
Florian, ihrer kecken Sicherheit wegen, einige Studien von
Robert Ruß in satte:: Farben, ein mißglücktes, in der
Farbenkomposition ganz geschmackloses Blumenstück von
A, Moll, das nicht weit von Bö cklin's „Gott Vater und
Adam im Paradiese" hängt. Die Nachbarschaft ist er-
drückend, wem: auch Böcklin in diesem Bilde bei weiten:
nicht auf voller pöhe steht. Es hat malerische Naivitäten,
die nüchtern wirken. Mit feinem Symbolismus muthet
Gabriel Mar „perbstreigen" an, in dämmerigen Farben,
eine grüblerische Malerfaustiade. In: ersten Stock ist eine
reichhaltige Len b ach-Ausstellung zu sehen. Auch jenes
Blumenstück von Frau Wisinger-Florian ist hier vorhanden,
das, zum Erstaunen weiter Kreise, von der Jury der jüng-
sten Iahresausstellung in: wiener Künstlerhause refusirt
wurde. Endlich sei noch erwähnt, daß Pans Makart's
„Fünf Sinne" gleichfalls den Miethke'schen Salon zieren
und noch immer eines Käufers harren. Pat denn Niemand
dafür den richtigen Sinn? . . .
Auch um ein Den kn: al ist Wien abermals bereichert
worden — freilich dieses Mal um ein mißglücktes. Fried-
rich Freiherr von Schmidt, der größte Gothiker des
Jahrhunderts, steht seit einigen Tagen vor der rückwärtigen
Fassade seines Rathhauses als ein Werk des Bildhauers
L. Posmann und des Architekten Iulius Deininger.
Der arme bronzene Baumeister ist für die Ewigkeit ver-
urtheilt, sich sein Rathhans anzusehen mit einer pand-
bewegung, als wollte er sagen: „Mein Kompliment!" Die
Placirnng des Denkmals ist eine unglaublich unglückselige.
Man denke! Das Standbild zeigt der Fahrstraße, auf
welcher sich der Gesammtverkehr bewegt, den Rücken und
wendet der rückwärtigen Fasfade des Rathhauses das Ge-
sicht zu. Ein großer Künstler, den man vor sein Werk
hinstellt, der müßte doch gleichsam aus demselben her aus -
treten, seine Schöpfung hinter sich haben. Kann man sich
eine unmonumentalere quälendere Position denken, als die
des armen Schmidt, der da eigentlich für die Ewigkeit als
eitler selbstgefälliger Patron dasteht, der der Welt den
Rücken kehrt, und nur immer sein Rathhans anstarrt. Und
die schreckliche pandbewegung! wie ein Licerone, der
etwas erläutern will. Dann die unglückseligen Beine, die
von links, schräg gesehen, wie G-Beine ausschen. Dann
der herabhängende lange Gehrock, der das Aussehen ge-
steifter Leinwand hat. Ls ist einfach trostlos, wir haben
ja gewöhnlich bei unseren Denkmalkonkurrenzen unser gut
Stück Aergerniß und öffentliche Blamage zu ertragen, aber
die jüngste Leistung ist geradezu ein pusareustückchen. Aber
ein Trost bleibt noch! vielleicht wendet sich der metallene
Dombaumeister selbst von seinem Rathhaus weg und kehrt
ihn: den Rücken. Unerquicklich genug geht es darin zu!
Paul Wilhelin.
Die Kunst in Besten.
an schreibt uns aus Darinstadt:
was wir in nachstehenden Zeilen bringen, sollen
nur Streiflichter sein, welche die Kun st zustände in pessen
und speziell in Darmstadt beleuchten, Zustände, so traurig,
wie sie wohl ii: keinem Lande Deutschlands wieder gesunden
werden.
Alle schönen Reden von: grünen uüsche, alles Kokettiren
gewisser Kreise mit der Knifft, können uns über die bedauer-
Die Kunst-Palle. g»---
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dienen noch genannt zu werden, ohne daß der Katalog da-
init erschöpft wäre.
Die Landschaft ist diesmal nicht außergewöhnlich ver-
treten. Irmcr's Bild ist von einer frappanten Frische;
Karl Becker bringt eine Marine, die über seine heiteren,
vorzüglichen Arbeiten fast noch hinansgeht. Er ist vielleicht
der hoffnungsvollste unter den Düsseldorfer Wassermalern.
Pein: es, Jernberg, Sxörer, namentlich auch der
begabte peinr. Permanns bringen gute, zum Theil sehr
erfreuliche Bilder.
Düsseldorf, im Juni.
K. I'.
Wiener Runstberr ch t.
T^urch die Eröffnung des Runstsalons von 6. G. Miethke
OIL hat Wien einen bedeutenden Faktor für das künstle-
rische Leben gewonnen. In dem gräflich Nako'schen Palais
in der Dorotheergasse hat Kerr Miethke sein Kunstlager auf-
geschlagen und die Bäume, welche seine Bilderschätze bergen,
mit verschwenderischer Pracht ausgestattet. Alte und neue
Meister sind in reichlichem Maße vertreten, und die Eröff-
nung dieser herrlichen Räume fand unter den reichsten
Sympathien und dein weitgehendsten Int. resse der kunst-
liebenden Kreise statt, perr Miethke verlangt für die Be-
sichtigung feiner Gallerie kein Entree — der Eintritt wird
aber nur den mit einer Einladung versehenen Persönlich-
keiten gestattet. In dieser Institution steckt der Pakei: des
Unternehmens, den wir bei Zeiten gebessert sehen möchten.
Wäre es mcht besser, perr Miethke würde ein entsprechendes
Entree erheben, anstatt das Recht der Besichtigung der so
interessanten Exposition von seiner persönlichen Bekanntschaft
abhängig zu macheil? Die Befürchtung, daß selbst bei
vollkommen freien: Eintritt die Ausstellungsräume von
Besuchern überflnthet sein würden, können wir nicht
theilen. Leider ist bei den: Wiener Publikum ein so starkes
Kunstinteresse nicht zu befürchten! Doch nun zur Aus-
stellung selbst. Sie verdient volle Anerkennung. Gleich im
ersten Saale sesselt der große farbenprächtige „Frühling",
Pans Ma kart's letztes, leider nicht ganz vollendetes Werk:
wie alle Schöpfungen dieses wiener Meisters eine leuchtende
Farbensymphonie mit dekorativem Aufwalid, aber im Ge-
sammteindruck von überwältigender Wirkung. Sehr inter-
essant ist ein Iugendbild des verstorbenen Meisters Viktor
Tilgner von Franz Rumpel, einporträt von überraschen-
der Kraft und Lebendigkeit. Da mögen wir denn gleich
anf die polychromen Plastiken des Tilgner-Schülers Arthur
Strasser übergehen, sie gehören zu den bedeutendsten
Schöpfungen moderner Plastik. Strasser ist der kräftigste
Realist unter den Wiener Plastikern, er besitzt jene Ur-
sprünglichkeit und Tiefe des Realismus, nach der sein
Meister Tilgner, allzusehr in: Banne der Barocke — ver-
gebens gerungen. Landschaftei: sind reichlich vertreten: eii:
Meissonier, dann zwei pettenkofen, Eorot und
Pradilla, durchwegs prächtige Stückchen. Daneben zu er-
wähnen sind die Landschaftsskizzen von Glga wisinger-
Florian, ihrer kecken Sicherheit wegen, einige Studien von
Robert Ruß in satte:: Farben, ein mißglücktes, in der
Farbenkomposition ganz geschmackloses Blumenstück von
A, Moll, das nicht weit von Bö cklin's „Gott Vater und
Adam im Paradiese" hängt. Die Nachbarschaft ist er-
drückend, wem: auch Böcklin in diesem Bilde bei weiten:
nicht auf voller pöhe steht. Es hat malerische Naivitäten,
die nüchtern wirken. Mit feinem Symbolismus muthet
Gabriel Mar „perbstreigen" an, in dämmerigen Farben,
eine grüblerische Malerfaustiade. In: ersten Stock ist eine
reichhaltige Len b ach-Ausstellung zu sehen. Auch jenes
Blumenstück von Frau Wisinger-Florian ist hier vorhanden,
das, zum Erstaunen weiter Kreise, von der Jury der jüng-
sten Iahresausstellung in: wiener Künstlerhause refusirt
wurde. Endlich sei noch erwähnt, daß Pans Makart's
„Fünf Sinne" gleichfalls den Miethke'schen Salon zieren
und noch immer eines Käufers harren. Pat denn Niemand
dafür den richtigen Sinn? . . .
Auch um ein Den kn: al ist Wien abermals bereichert
worden — freilich dieses Mal um ein mißglücktes. Fried-
rich Freiherr von Schmidt, der größte Gothiker des
Jahrhunderts, steht seit einigen Tagen vor der rückwärtigen
Fassade seines Rathhauses als ein Werk des Bildhauers
L. Posmann und des Architekten Iulius Deininger.
Der arme bronzene Baumeister ist für die Ewigkeit ver-
urtheilt, sich sein Rathhans anzusehen mit einer pand-
bewegung, als wollte er sagen: „Mein Kompliment!" Die
Placirnng des Denkmals ist eine unglaublich unglückselige.
Man denke! Das Standbild zeigt der Fahrstraße, auf
welcher sich der Gesammtverkehr bewegt, den Rücken und
wendet der rückwärtigen Fasfade des Rathhauses das Ge-
sicht zu. Ein großer Künstler, den man vor sein Werk
hinstellt, der müßte doch gleichsam aus demselben her aus -
treten, seine Schöpfung hinter sich haben. Kann man sich
eine unmonumentalere quälendere Position denken, als die
des armen Schmidt, der da eigentlich für die Ewigkeit als
eitler selbstgefälliger Patron dasteht, der der Welt den
Rücken kehrt, und nur immer sein Rathhans anstarrt. Und
die schreckliche pandbewegung! wie ein Licerone, der
etwas erläutern will. Dann die unglückseligen Beine, die
von links, schräg gesehen, wie G-Beine ausschen. Dann
der herabhängende lange Gehrock, der das Aussehen ge-
steifter Leinwand hat. Ls ist einfach trostlos, wir haben
ja gewöhnlich bei unseren Denkmalkonkurrenzen unser gut
Stück Aergerniß und öffentliche Blamage zu ertragen, aber
die jüngste Leistung ist geradezu ein pusareustückchen. Aber
ein Trost bleibt noch! vielleicht wendet sich der metallene
Dombaumeister selbst von seinem Rathhaus weg und kehrt
ihn: den Rücken. Unerquicklich genug geht es darin zu!
Paul Wilhelin.
Die Kunst in Besten.
an schreibt uns aus Darinstadt:
was wir in nachstehenden Zeilen bringen, sollen
nur Streiflichter sein, welche die Kun st zustände in pessen
und speziell in Darmstadt beleuchten, Zustände, so traurig,
wie sie wohl ii: keinem Lande Deutschlands wieder gesunden
werden.
Alle schönen Reden von: grünen uüsche, alles Kokettiren
gewisser Kreise mit der Knifft, können uns über die bedauer-