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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 11
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Herain, Jan; Kamper, Jaroslav: Das Lusthaus der Königin Anna in Prag
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Gustav, Leopold: Münchener Böcklinfeier
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Ruhemann, Alfred: Von belgischer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0195
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Nr. fs

DieAunst-^alle

f67

von etwa fünfundzwanzig Jahren seine Schüler, die Maler
K. Lhota, K. Svoboda, I. Trenkwald, Läufer und Thiele
durch.
Gegenwärtig steht das herrliche Lusthaus leer, nur in
einer Halle im Erdgeschoß werden die Gypsmodelle zu den
Statuen für das Denkmal des Kaisers Franz am Franzens-
quai aufbewahrt. Dieselben stammen aus dem Jahre
und sind ein Bild des berühmten Bildhauers Joseph
Max.
Herain und I. Kämper.
X
Psy belKischep ^unsk.
von Alfred Ruhemanu, Brüssel.
(Schluß.)
der Skulptureuabtheiluug konzentrirte sich das
Interesse auf den blutjungen van Biesbroeek,
der neben einem Meunier, Lambeaur und
Dillens sich in pa.is den großen Preis geholt
batte, van Biesbroeck schafft in Gent und mit
Vorliebe Grabdenkmäler für Arbeitermouumente. Gr
scheint ein so eingefleischter Freund der sozialistischen
Realistik zu sein, daß er am liebsten Abgüsse nach
dein Lieben und von seinen Proletariermodellen für
seine Merke verwendet. Au hundert charakteristischen
Merkzeichen ist das uachzuweiseu. Ls ist das wenig
korrekt und eines schaffenden Künstlers würdig und
die Stunde, ihm das zu sagen, wäre vielleicht schon
gekommen, wenn Van Biesbroeek nicht in der selbst-
ständigen Behandlung nackter Torsen eine Meister-
schaft bekundete, welche an die von Meunier und
Lambeaux heranreicht. Also auch van Biesbroeck
dürfte für später im Auge zu behalten sein.
Nach dem Salon begannen alsdann die Aus-
stellungen der verschiedenen Kuustgruppen im Museum
für Neuere Kunst. Das ist Jahr für Jahr der
ewige Turnus: „Labeur", „SillouI „Loeiete Kowals
äs8 ^Huurellistes belZ^", „Bonk , „illibre
Kstllüticzue", „8ooi6tk äe.« Beunx ^.rt8" und eine zweite
Aquarellisteuvereiuigung noch seit vorigem Jahre.
Daneben laufen im „Oerolk ^.rtisküius ot Inttorairs"
Wochenausstellungen von zwei und drei sich nä lloo
zusammenfindenden Mitgliedern dieses vornehmsten
Brüsseler Klubs, der ehemals nur eiuen Küustler-
verein darstellte; im Rubens Klub und bei Tlarem-
baur finden sie nicht, daß das genug Kunstbrod für
eine Bevölkerung von 600000 Seelen ist, die im
Uebrigen sich für Kunstgenüsse nur interessirt, wenu
sie gratis zu haben sind. Daher preßt sich an den
Eröffnungstagen der Ausstellungen oben genannter
Kunstringe das „tont Bruxelles" in den vier reser-
virten Sälen des Museums, so daß die Bilder und
Merke überhaupt nicht zu erschauen sind, während
an den folgenden Tagen in denselben Räumen der
souveränste Frieden herrscht, was nun brachten uns
die bisherigen Sonderausstellungen an Neuem und
Ueberraschendem? Wohl gemerkt, ich setze voraus,
daß die allgemeine Physiognomie der heutigen bel-
gischen Kunst hinlänglich bekannt ist, so daß ich nicht
nöthig habe, sie eingehend zu betrachten. In zwei
Morten will ich aber nochmals einen Anhalt für die
Schätzung dieser Kunst geben: Landschafterei und in
der Skulptur Anlehnung und Nachahmung an
Meunier und Lambeaux. Letzterer beeinflußt selbst

die Malweise vieler der Jüngeren. Also. Im
„Labeur" Fortschritte zu verzeichnen von Auguste
Oleffe, eiuem jungen Maler der Küste; in der
Skulptur solche von Baudrenghien. Die Ausstellung
des „SillonN die vorzüglichste Vereinignng der
jüngeren Meister, war diesmal ein starker Erfolg.
In den letzten Jahren hatte den Führer dieser
Gruppe, Bastieu, und seine Gefolgsleute Blieck,
Smeers, um nur die vollendeteren zu nennen, eine
gewisse Raserei ergriffen, alles schwarz zu sehen.
Natur und Menschen wurden grau und schwarz hin-
geklext; es sollte das nach altvlämisch und altnieder-
ländisch schmecken, war aber nur Katzenjammer-
stimmung und Farbenblindheit, eine "Manie, zu
der die Manier der Belgier, die Farben furchtbar-
dick aufzutragen und sich in Kraft und Bewegung
nicht genug thun zu könuen, leicht verleitet. Die
jungeu Meister haben noch zeitig eingesehen, wohin
sie diese trübe Schwarzkunst führen würde, vielmehr
die presse hat sie auf diese elende Verblendung mit
der Nase stoßen müssen, und so hat der diesjährige
„Sillon" plötzlich in Hellen Farben geprangt. Da
aber diese Vereinigung von jungen Künstlern über-
haupt das Barometer für die Zukunft der belgischen
Kunst ist, so hatte der „Sillon" auch aus einem
anderen Grunde noch diesmal einen Erfolg, der ver-
merkt werden muß. Er bewies uns nämlich, daß die
hiesigen Jüngeren sich endlich daran erinnern, daß
die Landschafterei, wenn sie nicht in großem Maß-
stabe und ganz besonders genial betrieben wird wie
von einem Tourtens oder Gilsoul, doch eine
verhältnißmäßig sehr billige Kunst ist, und daß die
alten vlämen meistens doch das Genre und das
Porträt geehrt haben. Mit Gouweloos, der eben-
falls dem „SilloiO entstammt und unbedingt der
belgische Meifterporträtist der Zukunft, ein Künstler
von Gottesgnaden ist, wird der junge Swyucope,
der Gewinner des Godecharles Preises, die prächtige,
üppige vlämische Kunst des Linst sicher zu neuen
Ehren bringen. Er ist kühn in seinen Entwürfen,
plastisch und koloristisch in hoben: Grade, er ist selbst-
ständig und kann vor Allem zeichnen. Das können
unter den belgischen Malern nämlich sehr wenige.
Nächstens mehr.
T
Mäycheyer Höchliyfeier.
Lreigniß vom Tode Arnold Böcklins ' hat auch
im öffentlichen Leben der Kunststadt München nicht
so nachgezittert, wie es die Höhenkunst des ver-
storbenen Meisters erheischt hätte. So war es eine
Pflicht, daß wenigstens die Künstlerschaft in einer
U-odtenfeier Arnold Böcklins gedachte. Die Trauerfeier,
welche am (H. Februar im Künstlerhause stattfand, war
reich an intimer Stimmung und hinterließ auf die Theil-
nehmer eine tiefe Wirkung.
Mit Richard-Strauß' weihevoller Hymne, die ein un-
sichtbares Mrchester (im Nebenraume) ertönen ließ, wurde
die Feier eingeleitet. Noch bildete die üppipe Renaissance-
pracht des Saales zu der schwarz gekleideten Versammlung
einen eigenartigen Kontrast. Bei den letzten Tönen der
Hymne erloschen dann die Lichter, langsam theilte sich die
Gardine. Auf lorbeer- und blumenumranktem Sockel wird
Hildebrandts Büste Arnold Böcklins sichtbar. Der vom
wiener Dichter Hugo von Hofmannsthal verfaßte Prolog
wurde von Frl. Swoboda (von unserer Hofbühne) im
Kostüm eines florentinischen Jünglings gesprochen.^ Antike
Fackelträgerinnen standen ihr zur Seite. Die Verse fließen
 
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