Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

DOI Heft:
Nummer 17
DOI Artikel:
Frankfurt a. M. Kunstbrief
DOI Artikel:
Kunstchronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0309
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. s7

4- Die Aunst-Halle -4——

269

nralern" üblichen. Mas er uns aber diesmal im Kunst-
verein zeigte, hätte auch ohne die gefährliche Konkurrenz
Lenbachs einen schweren Stand- Auch Angeli hat ein
Miquelbildnis gemalt, und die hiesige Stadtverwaltung hat
es für das neue Rathhaus erworben .... wer Angelis
rückständige Technik noch nicht genügend gekannt hat, der
kann sie bei den hier gezeigten Arbeiten gemächlich studiren.
Das ist wiener Schule aus den sechziger Jahren, mit der
ganzen selbstgefälligen Rückständigkeit und der Impotenz
einer längst überholten Kunstübung. — Ueber den gegen-
wärtigen Stand der deutschen Aquarellkunst orientirt
uns die im Kunstverein gezeigte Sammelausstellung erster
deutscher Aquarellisten, von den vertretenen Kleistern
nenne ich nur die Namen Ludw. Dettmann, Hans von
Bartels, Max Fritz, Skarbina, Arthur Kampf und
Hans Herrmann, die uns Blätter von durchwegs künst-
lerischem Charakter vorführen. Da die Sammlung schon
früher durch gelegentliche Ausstellungen bekannt geworden
ist, brauche ich nicht näher darauf einzugehen. Franz
Staffen-Berlin behandelt in seinen Belgemälden land-
schaftliche Motive mit zartem Naturgefühl und moderner
Stilempfindung. Line Sammelansstellung von Lugenie
Bandell-Frankfurt steht zu sehr unter dem Einfluß
Trübners, als daß von einer einigermaßen selbstständigen
Kunstart gesprochen werden könnte. — In seiner letzten
Neuaufstellung brachte der Kunstverein eine Anzahl Por-
träts von Karl Marr-München, die durch die Schlichtheit
der Auflassung und die meisterliche Technik hervorragen-
Die Vffiziersbildnisfe von Fritz Rhein-Kassel sind wohl
in erster Linie als interessante Farben- und Lichtprobleme
gedacht; eine geschlossene Bildwirkung wird dadurch freilich
nicht erreicht.
In Permes Kunstsalon dominirtc eine Kollektiv-
Ausstellung des Frankfurters Rudolf Gudden. Sic
giebt wiederum einen Beweis von der erstaunlichen Viel-
seitigkeit des begabten Malers, von den Porträts erschien
mir eine Serie von Waidmannsbildnissen etwas summarisch
in der Farbenwahl und in der Hintergrundbehandlung;
eine Reihe Landschaften aus der Eifel enthielten dagegen
große malerische Feinheiten und seine eigentliche Spezialität
zeigt uns Gudden wieder in ein paar superb studirten
holländischen Interieurs. — Der Brüsseler Paul Mathieu
entzückt in seinen Landschaften durch die große, feierliche
Ruhe seiner Stimmung und durch die überzeugend
natürliche Art, wie er die geheimsten Regungen der Natur
im Bilde festzuhalteu weiß. Am liebsten malt er uns den
stillen Abendfrieden, der sich in der späten Dämmerstunde
über einsame flandrische Gehöfte niedersenkt, oder die
schwere, feuchte Luft, die nach einem Regentag das tiefe
leuchtende Grün der Bäume und der Auen so frisch und satt
durchtränkt.
Im Porträt interessirte Max Schüler-Frankfurt
mit zarten Pastellen von Lleonora Düse, der Primadonna
Bellincioni und der Soubrette Fritzi Schefl. Awei originelle
Proben neuitalienischer Kunst bildeten die Landschaften
von Beppo Liardi und Guglielmo Liardi. Diese
beiden venetianer, Vater und Sohn, sind in ihrer künstle-
rischen Art sehr verschieden, während der eine in seinen
venetianischen Lagunenbildern und Marinen aus dem
italienischen Mittelmeer sanfte, zarte Töne anschlägt und
irr den grauen, silberigen Stimmungen den Marinen von
Fragicwomo ähnelt, folgt der jüngere Tiardi dem großen

Segantini und giebt, wie dieser, große herb empfundene
Elegien aus dem Leben des Land- und Hirtenvolkes der
italienischen Berge. Lin „Pastorale" mit der weichen,
träumerischen Dämmerstimmung und der fein künstlerisch
gehandhabten Technik erscheint für Beppo Eiardis Kunst-
richtung besonders typisch. — Hermes hat seit Beginn des
Vormonats feine neuen Räumlichkeiten an der Goethestraße
bezogen. Line Reihe apart ausgestatteter Räume, die
durchwegs in lichtem Dekor, Weiß-Gold mit Hellem wand-
bespann, gehalten sind, bilden für die Besucher dieses
Salons eine Art Sehenswürdigkeit, deren Besichtigung allein
schon einen Besuch lohnt.
Bei Schneider-Andreas, wo die heimische Kunst
eine besondere pflege erfährt, brachte Gustav Kampmann-
Karlsruhe eine reichhaltige Kollektion zur Ausstellung.
Seine Landschaften sind unglaublich zart und sensibel im
Ton, zuweilen in einem Maße, daß sie fast die Wirkung
der bekannten Landschaftslithographien des Karlsruher
Künstlerbundes üben. Für „moderne" Interieurs sind
Kanrpmanns Landschaften in ihrer zarten, lichten Stimmung
der prädestinirte Wandschmuck. Rudolf Bereuy brachte
vier bemerkenswerthe Arbeiten zur Ausstellung. Die Dar-
stellung eines „venetianischen Senators" fesselte vor Allein
durch den feinen Akkord, der in dem zarten weiß des
Hermelins, dem glühenden Roth des Talars und dem
marinen Braun des Hintergrundes zum Ausdruck kommt.
,Adagio", das Bild eines Eello spielenden jungen Mannes
und das Porträt von Herrn Rich. Gans iin Reitanzug
uiid in ganzer Figur sind malerisch fein empfundene
Leistungen. Seine treffliche Eharakterisirungsgabe be-
thätigt Bervny in dem Bilde: „Andacht", das uns eine
Reihe Typen betender Landleute in einem stimmungsvollen
Milieu veranschaulicht.
Lilie kleine Sammlung französischer Bilder enthielt
zwar Namen von gutem Klang, aber doch wenig hervor-
ragende Leistungen von rein künstlerischer Bedentnng.
Auch ein Damenbildniß von Whistler war nicht der Art,
um diesem raffinirten Farbenneurastheniker hier Freunde
zu werben, im Gegentheil, das Publikum zeigte sich über
das Bild nicht wenig entrüstet. Line Reihe von Pastell-
köpfen von Fr. Men shausen-Lasfel, ein Paar talentvolle,
von Thoma beeinflußte Bilder von M. La Roche-Basel
seien von den neuaufgestellten Werken noch weiterhin ge-
nannt. — Bei Goldschmidt brachte der Karlsruher Land-
schafter Friedr. Kallmorgen und der Berliner Land-
schafter Willy Hammacher interessante Kollektionen;
namentlich des Letzteren groß und monumental aufgefaßten
Küstenschil derungen vom italienischen Mittel-
durch die ernste, großzügige Art der Natur-
vv.
L
RunstchromK.
* Berlin. Altmeister Ad. Menzel hat der großen
Kunstausstellung noch nachträglich eine im vorigen Jahre
gemalte kleine Gouache, „Besuch im Walzwerk", von deren
Besitzer einsenden lassen. Das Bildchen zeigt noch immer im
beträchtlichen Maße die fesselnden Eigenschaften Menzelscher
Malkunst. — Maler Koch-Honnef hat vor Kurzem in einer
Atelierausstellung den Beweis ernster künstlerischer
Bestrebungen erbracht. Man sah eine Anzahl fein be-
handelter Landschaften in Wasserfarben, mehrere tüchtig

Marnie- und
meer fesseln
anschanung.
 
Annotationen