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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 19
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Dworaczek, Wilhelm: Revue der Ausstellungen
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0345
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Nr. sp

4- Die Aunst-Halle -s-

30s

stevue cler Husztellungen.

Von Münchener Kunst.
Der ständigen Ausstellung der Münchener Künstler -
genossenschaft ist jetzt im Gebäude des alten National-
museums eine Anzahl Parterresäle eingeräumt worden.
Die Ausstellung repräsentirt sich hier in den lichtreichen
Räumen besser, als früher in dem abgegrenzten Stücke
des Glaspalastes, das bei bewölktem Pimmel sich recht
düster ausnahm. Die meisten der ausgestellten Werke sind
uns von früheren Ausstellungen in Erinnerung. Die Ge-
mälde sind gut gehängt, so daß der Gesammteindruck
ein recht freundlicher ist. Bei einer in erster Linie Ver-
kausszwecken dienenden Ausstellung kann natürlich der
mittelgute „Zimmerschmuck" nicht fehlen, doch sehen wir
auch vortreffliche Sachen von Strützel, Andersen-Lundby,
Douzette, -Lud. Corregio, Rasch u- A. In Raudners
Schleißheimer Kanal ist der Dunst technisch sehr reizvoll.
Eine lieblich-einfache „Maria" sandte Buttgereit, sehr
fein ganz in bläulichen Tönen gehalten, dagegen wirkt
Iochmus' „peilige Familie" etwas unruhig. Rudolf
Epps Bauern wirken trotz des Feiertagsmäßigen gar
nicht festlich, und F. A. Bredts „Eitelkeit" ist eine
elegant hingestrichene Malerei, die in den Lichtwirkungen
viel Können verräth. L. G.
Von Wiener Kunst.
Die Gallerte Miethke bringt Kollektivausstellungen
von El. v. pausinger, Michetti, Schwaiger, B. Knüpfer
u. A- pausingers graziöse und gefällige Art des
Pastellporträts ist bekannt. Er malt mit begreiflicher Vor-
liebe bildhübsche Damen, und man muß ihm zugestehen,
daß er ihren Reizen mit sehr viel technischer Findigkeit
und großer Liebenswürdigkeit gerecht zu werden vermag.
Man läßt sich um seines feinen Farbensinns und seiner
charmanten Technik willen seine künstlerisch etwas fröhliche
und kokette Art nicht ungerne gefallen. B. Knüpfer
haben wir schon besser gesehen. Er ist schwerer und
stumpfer in der Farbe geworden. Michetti und
Schwaiger sind mit kleinen Kollektionen, Stuck, v. Uhde
und Valloton mit werthvollen Einzelwerken sehr gut ver-
treten. Der Llou der kleinen Ausstellung ist p. Makarts
Plafondgemälde. Man sollte die in der Sezession vor
Klimts „Medizin" sich ereifernden Parteien zu diesem
Bilde führen, vielleicht wäre ihnen dann ein Maßstab
zur Beurtheilung der dekorativen Malerei gegeben. Pier
mag auch die landläufige Phrase von der Unbeständigkeit
der Makartschen Farbenpracht wieder einmal ncl nhsnränm
geführt werden. Das im Besitz des perrn Miethke befind-
liche Bild hat nichts von seiner eminenten Leuchtkraft ver-
loren. Eine Fülle kleiner und geistreicher dekorativer
Einfälle vereinigt sich mit einer schwungvollen und
prächtigen Komposition zu einer zwingenden Gesammt-
wirkung. Pier mag man die große Kunst der Konzeption
bewundern, die eminent malerische Erfindung, welche jedes
Fleckchen Leinwand bedeutsam zu verwerthen und die
Farben zu Akkorden von berauschendem Wohlklang zu ver-
mengen wußte. Für diesen großen Farbensymphoniker
wird nach unserer Meinung die Zeit der richtigen werthung
erst kommen, bis man seine künstlerischen «Dualitäten mit
Objektivität und ohne die stereotypen Schlagworte, welche
heute von dem Namen Makart unzertrennlich erscheinen —
einzuschätzen vermögen wird! — Ernst Berger in
München stellt eine „Kollektion von Versuchen zur Geschichte
und Entwicklung der Maltechnik vom Älterthum bis in
die neueste Zeit" aus, welche namentlich Seitens der Kunst-
akademie besondere Beachtung verdient. Pier ist mit
großem Fleiß und theilweise großer Geschicklichkeit ein
überaus werthvolles und interessantes technisches Studien-
material geboten. Der Künstler zerlegt die' Werke der
großen Meister bis aus die älteste Zeit zurück in ihre
technischen Elemente, und giebt so, unterstützt durch ein-
gehende künstlerische und chemische Studien, sehr werthvolle
Behelfe zum verftändniß und zum genauen Studium der
verschiedenen Malweisen der künstlerischen Epochen und
ihrer vornehmlichsten Individualitäten, wie wir hören,
hat der Künstler diesen sehr mühsamen Zyklus von Studier:

und Bildern im Auftrage der bayerischen Regierung aus-
geführt. Etwas Aehnliches als Lernmaterial für unsere
Akademien zu schaffen, wäre eine dankenswerthere Auf-
gabe für ein Unterrichtsministerium, als
stützung jener modernen Bestrebungen ist,
künstlerischen Idealen beginnen und mit
enden.
L
Kunstchromk.
* Berlin. Max Klinger hat in letzter Zeit sich
wiederholt bemüht, als peld der Feder zu glänzen. Ver-
wegener ist selbst der selige Don Ouijote mit seiner Lanze
gegen die Unholde dieser schlechten Welt nicht vorgegangen,
als der berühmte Leipziger Graphiker mit seinem Gänse-
kiel gegen die „Berliner Testamentskünstler", deren „Spe-
zialität" es angeblich seit zehn Jahren gewesen sei „an
zwei Millionen Mark Stiftungen — in wiederholten Einzel-
fällen" zu unterschlagen. Mit solcher Enthüllung hat Klinger,
ungeachtet der angeblich aktenmäßigen Beweise, die in
seinen pänden seien, so lange gewartet, bis ihm ganz zu-
fällig Reinhold Begas durch eine Bemerkung über die
Kunst der Sezession daraus brachte — sich selbst als Mit-
wisser und Dulder von verbrecherischen Handlungen öffent-
lich zu denunziren.
* Berlin. Die Königliche Akademie hat die
„Chronik" des Jahres Mkt. (899 bis Mkt. (900 unlängst
herausgegeben. Die Chronik berichtet wie alljährlich über
die Personalien der Mitglieder der Akademie und über die
Verwaltung der mit ihr verbundenen Lehrinstitute. Den
Anhang bilden die Nekrologe auf die Verstorbenen. Zuletzt
gestorben sind hier Karl Becker und A. Grth, auswärts
Paul de Vigne, w. Leibl, A. Böcklin und Max Schmidt.
Neue Mitglieder wurden A. pertel und A. Kampf, von
auswärts G- Melchers. In den Senat trat E. Bracht neu
ein. Die Chronik regt den Bau eines deutschen Atelier-
hauses in Rom abermals an.
* Berlin. Im Gebäude der großen Kunstausstellung
sind die Modelle von verschiedenen Konkurrenzen gegen-
wärtig ausgestellt. Außer den 6 t Entwürfen, die zur
R. Wagner Denkmals-Konkurrenz eingingen, sieht man
hier die Modelle eines Monumentalbrunnens für
Oppeln, die im engern Wettbewerb zwischen den Bildhauern
Gomanski, Felderhoff, Klimsch, Wenk und wernekinck ent-
standen; Gomanski (Berlin) erhielt den Vorzug. Ferner
ausgestellt sind die Modelle eines engern Wettbewerbes
um die Gruppen „Krieg" und „Frieden" für die Außenseite
der im Bau begriffenen Gberlansitzer Ruhmeshalle
in Görlitz, die Arbeiten der Bildhauer Prof. Behrens
(Breslaus, Pros. Calandrelli, Günther-Gera, pidding und
Lederer ausgeschrieben worden. Liner der von Lederer
in Berlin eingesandten beiden Doppelentwürse ist zur Aus-
führung bestimmt.
* Dresden. Im Kgl. Kupserstichkabinet sind die
Neuerwerbungen in einer Ausstellung vereinigt, die vor-
wiegend Arbeiten deutscher Graphiker u. a. von Max Feld-
bauer, E. Kirchner, Toni Stadler, Fritz Lrler, A. Kamps,
Walter Conz, A. Zimmermann, Iettmar enthalten. —
Der hiesige Maler Prof. L. Simonson-Castelli hat den Auf-
trag erhalten, an der St. Andreaskirche zu viareggio bei
Pisa den (2 iw langen Giebel mit einem Fresko „Christi
pimmelsahrt" und ferner die Kuppel der St. paulikirche
in viareggio mit einer „pimmelsahrt des Apostels Paulus"
zu schmücken.
* Leipzig. Line kunstgewerbliche Ausstellung
für Bekleidung findet zwischen (H.—so. September tyo;
im Krystall-Palast statt. Außer Geschäftsfirmen werden
sich die Künstler an der Ausstellung betheiligen, an der
Spitze der Leipziger Künstlerverein, von welchem Mit-
glieder die Anfertigung des Plakats, des Diploms, der
Medaille und der Postkarte übernommen haben. — Im
Salon Mittentzwey-Windsch giebt es eine Sonderaus-
stellung des Weimarer Landschafters L. von Gleichen-Ruß-
wurm, von pleinairistischen Oelgemälden, Aquarellen und
Zeichnungen. — In der Kunsthalle Beyer A Sohn inter-

es die Unter-
welche mit den
dem Geldsäckel
P. w-m.
 
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