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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Von Berliner Kunst
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0144
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Die A u n st - t) a l l e.

s22

Nr. 8

einsamen Schneelandschaften der pochkarxathen schildert, immer
fesselt bei aller Frische der Pinselführung ein weicher sensitiver
Zug der Malerei, der als nationale und persönliche Marke
vom Beschauer unmittelbar empfunden wird. . . Ich werde
mich freuen, dein jungen Maler auf weit.ren Stufen seiner
Entwickelung zu begegnen.
Man ist sehr nervös geworden in den Reihen der hiesigen
„Sezession". Die Herren der Münchener Sezession haben
in Berlin kaum den Wunsch ausgedrückt, ihre Bilder einmal
an anderer Stelle als in dem höchst ungemütliche!: kleinen
Charlottenburger Pause, wo an eine größere Entfaltung ihrer
Arbeitei: überhaupt nicht zu denken ist, auszustcllen, als man
diesseits sofort mit einer an Paroxysmus streifenden Aufregung
antwortete, von Abfall und Verrath an der „idealen" Sache
sprach, mit Streichung der Münchener Genossen hier und mit
Austritt aus deren Reihen drohte. Mas jene zu thun sich
erlaubten, hatten übrigens früher, im Frühjahr ;y02— wie bei
dieser Gelegenheit bekannt wird — auch die Stuttgarter Se-
zessionisten in München nicht unterlassen, und sie hatten bei
ihren dortigen freunden ohne Weiteres die Zustimmung er-
halten, kollektiv im Glaspalast auszustellen. Somit maskirt
dieser jüngste etwas wunderliche Zornesausbruch, gegenüber
dem freimüthigen und begreiflichen Wunsche der Münchener
Sezession, ihre Leistungen in Preußens pauxtstadt wieder ein-
mal unter angemessenen räumlichen Bedingungen unserem
Publikum vorzuführen, in der That einen hohen Grad heimlich
zugestandener Schwäche. Man versteht dies Verhalten freilich
um so mehr, als man hier erst kürzlich auch durch den Abfall
einer Gruppe eigener Freunde eine,: sehr empfindlichen Verlust
erlitten und auf die Mitwirkung nahezu der besten Vertreter
heimischer Landschaftsmalerei verzichten mußte. Nun hat die
Loslösung der numerisch wohl stärksten auswärtigen künst-
lerischen Pilfstruxpe hier das Gespenst des rapiden Nieder-
gangs von Neuem aufgeweckt, und dieses Ereigniß kam offen-
bar so überraschend, daß die litterarischen Parteigänger dcr
Berliner Gruppe in ihrer plötzlichen Angst wahre Purzelbäume
in einigen Blättern schlugen und die Münchener Sezession für
unfähig, die „ideale" Mission derer um Liebermann zu begreifen,
für „moralisch todt" u. dgl. mehr erklärten.Iene hat inzwischen das
Beste, was unter solchen Umständen einstweilen zu thun war,
offiziell beschlossen: nämlich auf alle die formlosen Angriffe
der bisherigen Freunde zu schweigen, um jede Verschärfung des
unprovozirten Streites zu vermeiden. Unprovozirt insofern,
als eine rein wirthschaftliche Angelegenheit auf das Gebiet
hoher Kunstpolitik gelenkt, sogar zu einer Kabinetsfrage ge-
macht wurde. . . Und wie eine Varistäbühne in den Zeitungen
meldet, daß sie für die ausgeschiedenen Mitglieder neue eben-
bürtige Spezialitäten eingestellt habe, so erklären soeben die
hiesigen perren öffentlich, daß sie für die Münchener bereits
vollgiltigen Ersatz gefunden hätten; Trübner und Tuaillon
werden sogar in den Vorstand treten. So etwas überrascht
Keinen. Von Anfang an ist die Berliner Sezession auf der
Jagd nach berühmten Namen gewesen: Menzel, Leibl, Böcklin,
Tboina mußten herhalten. Diese Tendenz bildet eins ihrer
„idealen" Interessen; über andere ließe sich später einmal
reden. Und wenn sie jetzt auf Grden und Medaille:: pfeift,
wie sie sich dessen rühmt, so weiß Jeder, daß es nur darum
geschieht, weil ihr die „säuern" Trauben leider zu hoch hängen.
G. G.

Xunrtckromk.
Berlin. Kgl. Nationalgallerie. Die neuen Er-
werbungen sind im 2. Lornelius-Saal ausgestellt.
* Berlin. Unvergessen ist noch die vandalische Ver-
stümmelung einiger Köpfe an den Denkmälern der Sieges-
allee. Und nun sind abermals ähnliche Zerstörungen an
öffentlichen Denkmälern vorgekommen: an der prometheus-
gruppe von G. Lessing am Marstallgebäude, am Sockel des
Großen Kurfürsten - Denkmals Schlüter's und an Skulpturen
der Kaiser Wilhelm- und der Roßstraßenbrücke. Der Polizei-
präsident hat sogleich ;ooo Mk. Belohnung für die Ermittelung
der Thäter angekündigt, ohne daß bisher die Nachforschung
Erfolg hatte. — Der Sitzungssaal des Teltower Kreis-
palastes zu Berlin hat einen Bilderschmuck erhalten, der
jetzt vollendet ist. Neuerdings ist das letzte und vierte Ge-
mälde hinzugekommen, das die Wilhelminische Epoche darstellt.
Es ist ein Werk von Prof, Röchling und zeigt Kaiser Wilhelm I.
auf dem Manöver bei Groß-Ziethen (ff8?6). — Der Kaiser-
hat dem Museum für Meereskunde neun Melgemälde
überwiesen, welche Erlebnisse der zweiten deutschen Nordpolar-
Expedition, der pansa - Germania - Fahrt, darstellen. Die Ge-
mälde sind Werke des verstorbene!: Marinemalers Wensel.
* Dresden. Mit der künstlerischen Ausschmückung
der Kuppelhalle des städtischen Aus st e ! lun g sp al aste s
wurde vom Rathe Prof. Gußmann beauftragt und ihn: hier-
für ein ponorar von Z2 000 Mk. aus dem Verschönerungsfonds
der Vr. Günhschen Stiftung bewilligt. Außerdem bewilligte
der Rath zu Ankäufen auf der im Jahre ;gOZ hier statt-
findenden Sächsischen Kunstausstellung den Betrag von 8000
Mark. Ferner hat der Rath auf Ansuchei: der Kommission
für die Nationale Kunstausstellung den noch rückständige!:
Fehlbetrag der letzten Internationalen Kunstausstellung von
übernommen. Dani: hat er noch die Ueberlassung des
Ausstellungspalastes für diese Ausstellung genehmigt und die
Summe von 20 000 Mk. zum Garantiefonds bewilligt, unter
der Voraussetzung, daß auch die Sächsische Staatsregierung
eine gleich hohe Garantiesumme zur Verfügung stellt und daß
noch ein Garantiefonds von mindestens 60 000 Mk. aus Privat-
kreisen gezeichnet wird.
* Florenz. Ein neues Dante bild niß glaubt der
italienische Kunsthistoriker Lhiapxelli in der Kapelle der Strozzi
in Santa Maria Novella entdeckt zu haben, und zwar auf
dein Fresko des Grcagna „paradiso". Diese Entdeckung kann
von großer Bedeutung sein, da aus der Zeit Dante's bisher
das berühmte Bild Giotto's in der Kapelle del Podesta für
das einzige gehalten wurde. Dieses stellt Dante als alten
Mann dar, während das Bild des Mrcagna einen jungen
Dante der Nachwelt überliefert hat.
* Ls an: bürg. Neuerwerbungen der Kunsthalle. Im
Mittelpunkt derselben stehen zwei ältere Malereien Ad. Menz el's:
Aufbahrung von Märzgefallenen auf dem Gensdarmeninarkt
Pgx8i und „Bon 8oiv, ESSwnrs". weiter find hervorzuheben
ein Bild von Earl Blechen „Palmenhaus auf der Pfauen-
insel", eine große Tiroler Landschaft von Fearnley p83o),
eine um t825 gemalte südliche Landschaft von Ernst Fries.
Kicker den Hamburgern erwähnen wir R. F. wasmann mit
einem ;8-tZ gemalten Porträt, Ehr. Morgenstern mit einer-
herrlichen Landschaft, Perm. Kauffmann mit einer „Sturmflut
auf der Elbe ^8Zy". Ferner Werke von Balthasar Denner,
Jakob Denner, Phil. D. Runge, Jul. Milde, M. Gensler,
A. F. Vollmer, Val. Ruths, Earl Albrecht.
Pannover. Die Einweihung des Künstlerhauses
im alten Museumsgebäude hat, nach der Neugestaltung der
Räume, am Januar stattgefunden, zugleich wurde das
60. Stiftungsfest des Künstlervereins gefeiert. Der Festpräsident
Prof. Vermann Schaper begrüßte die zahlreich erschienenen
Ehrengäste. Stadtbauinsxektor Aengeneyndt gab einen Ueber-
blick über die 60 jährige Geschichte des Vereins.
* peidelberg. An Wilhelm Trübner ist von seiner
Vaterstadt der Auftrag ergangen, zwei große Wandbilder
für die Neue Stadthalle zu malen, wobei Episoden aus
der Geschichte peidelberqs zur Darstellung gelangen sollen.
* Karlsbad. Pier plant man den Bau einer Kunst-
halle für permanente Ausstellungen.
* München. Die Neue Pinakothek ist von Werken
so überfüllt, daß die Frage eines Neubaues bezw. einer be-
 
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