Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 8.1903

DOI issue:
Keramische Ausstellung
DOI issue:
Von Berliner Kunst
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0143

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 8 D i e A u n st - H a ll e. H2 s

findet auch besondere Beachtung Tamille Naudot mit seinen
zarten K jonr-Porzellanen mit Transparent-Email. -
Noch stattlicher ist die Gruppe Deutschland - Oesterreich.

Von Miner Runrt.

Die Familie von Heider in Schongau a. Lech, Mutz in Altona,
Prof. Läuger in Karlsruhe u. A. wetteifern in ihren besten
Erzeugnissen mit Gebr. Meinhold in Schweinsburg, Reinhold
pauke in Höhr, Kurt Randhahn, A. Seiffert in Bunzlau,
I. von Schwarz in Nürnberg und Kirsch L Tschiesche in Weiß-
kirchlitz oder mit den vorzüglichen österreichischen Fachschulen
von Gablonz, Bechyn und vor allein Teplitz. Die böhmischen
Porzellanfabriken sind durch die feinen Malereien von Pirken-
hammer und durch die gelungenen Service von Klösterle ent-
sprechend repräsentirt, ebenso Ungarn durch die Erzeugnisse von
Hüttl. Auch die bekannten Fabriken von Rießner, Stellmacher
L Kessel in Teplitz, Villeroy <L Boch in Mettlach, sowie
Zsolnaj in Fünfkirchen haben ihre besten Erzeugnisse ein-
geschickt.
Bekanntlich haben sich in neuester Zeit auch die Damen-
Ateliers der Kunstkeramik mehrfach bemächtigt, und auch für
diese Gruppe bietet die Ausstellung sehr hübsche Proben des
Ateliers H. Laukota in Prag und I. Glaßner in Troppau
Einzelne wichtige Firmen, welche die Ausstellung nicht direkt
beschickt haben, sinö dennoch in charakteristischen Objekten vor-
handen, welche hauptsächlich dem Reichenberger Privatbesitz
entnommen wurden. Zu näherem verständniß dient dem Be-
sucher eine technologische Zusammenstellung aller keramischen
Erzeugnisse, von Prof. A. willert beigesteuert.
Sind schon in diesen Abteilungen sehr namhafte Werthe
vertreten, da es sich um die besten und vielfach noch nicht ein-
mal in Düsfeldorf oder Turin bekannt gewordenen keramischen
Kunstobjekte handelt, so wird doch noch die Kostbarkeit durch den
Reichthum der historischen Gruppe wesentlich überholt. Dank
der liebenswürdigen Mitwirkung einiger der bedeutendsten Kunst-
sammler ist es möglich geworden, im Anschluß an die ständigen
Sammlungen des Museums ein beinahe vollständiges Entwicklungs-
bild der gesummten Keramik zu geben. Im Mittelpunkte des
Interesses stehen namentlich unter den Majoliken und Fayencen
diejenigen aus dem Besitze des regierenden Fürsten Liechtenstein
in Wien, sowie des Herrn von Lanna in Prag, unter den
deutschen Steinzeug-Objekten besonders die Gegenstände des


er diesmalige Hauptmeister des Kunstsalons von Ed.
Schulte, der in Paris lebende Spanier H. Ang lada,
ist ganz dazu angethan, das Stammpublikum dieses

vornehmsten Berliner Salons aus dem seelischen Gleichgewicht
zu stürzen. Lin koloristischer Feuerwerker wie Anglada, mit
dieser Vorliebe für grün nüanzirte, satanisch schillernde Farben
hätte früher Motive ü la „Versuchung des heiligen Antonius"

gewählt, heutzutage zieht es solche Temperamente mit Gewalt

an die Stätten des glänzendsten verworfensten Lasters, in
pariser Balllokale, wo elegante Tretins im Kreise geschminkter
Grazien sich bewegen. Nirgends vermag die entfesselte Ent-
artung so intensiv zu wirken, als in Verbindung von körper-
licher Fratzenhaftigkeit und übersinnlich gesteigerter Farbigkeit,
die im vorliegenden Falle überdies auch den spanischen Kolo-
risten verräth. . . Lin schärferer Kontrast, als ihn hierzu die
nordischen Landschaften von Anshelm Schultzberg bilden,
ist schwer denkbar. Unbeweglich daliegende schneebedeckte Höhen-
züge, grüne Tannenwälder und überschneite Flächen — Alles
sehr sorgsam gezeichnet, glatt gemalt und trotzdem von großer
Naturanschauung, kräftiger echter Empfindung zeugend. Das
Hauptstück des Saales ist aber Karl vinnen's stattliche Lein-
wand: „Nittagsbrüten". Lin von Sonnenstecken belebter
Waldessaum mit einer nach vorn schauenden phlegmatischen
Kuh, ein köstlich frischer Naturausschnitt, mit vollendetem
Können, ungezügelter Freude für jegliches Detail und doch
breit gemalt. . . In einem Nebensaale hat eine respektable
Gruppe Glasgower Landschaftsmaler erneute Zeugnisse ihrer
distinguirten Malkunst gegeben: A. Kay's schottische Flußufer,
Docharty's malerische Dorfpartien, Henderson's prächtige
Baumgruppen, A. K. Brown's intim aufgefaßte, aber formal
reizlche ländliche Gegenden fesseln den Freund dieser Glas-
gower Kunst von Neuen:, ohne ihm eigentlich Neues zu bieten,
von L. Bracht ist wieder eine seiner eigenthümlichen Baum-
schilderungen, nach der Staffage „Der Wilderer" benannt, vor-
handen; auch sein Schüler Günther Meltzer ist gut vertreten.

Herrn Ov. Figdor in Wien, sowie des Kunstgewerbe-Museums
in Köln, unter den alten europäischen Porzellanen jene des
Herrn Or. von Dallwitz in Berlin und des Prager kunstgewerb-
lichen Museums, unter den Altwiener porzellanen vornehmlich
jene der Herren Karl Mayer und S. von Netaxa in Wien, in
der Gruppe der englischen Keramik die Wedgwood-Arbeiten
aus dem Besitze des Herrn Rathbone in London, unter der
japanischen Keramik speziell die reiche Kollektion des Ham-
burgischen Museums, in der prähistorischen Gruppe die Gefäße
des Teplitzer Museums rc. Als erstmalige Vorführungen
mögen namentlich die Zusammenfassung der ältesten Steingut-
und Porzellan-Lrzeugnisse von Böhmen in der Anordnung
nach den verschiedenen Manufakturen und die Gruppe kera-
mischer Fälschungen der verschiedensten Provenienz genannt
sein. Die vielen wissenschaftlich interessanten Ergebnisse dieser
überaus reichhaltigen keramischen Ausstellung wird vr. Gustav
E. pazaurek bei nächster Gelegenheit verarbeiten.

Im Atelier des Radirers Hermann Struck hat ein junger
polnischer Maler Arnold Neumann eine größere Zahl land-
schaftlicher Studien ausgestellt, die er — der flüchtige Schüler
der Krakauer Akademie — in stiller Zurückgezogenheit, ohne
bestimmenden Einfluß von außen, lediglich auf das Vorbild
der Meisterin und Spenderin Natur angewiesen, geschaffen hat.
Niemals hätte sich bisher die Kritik gegen die modernen Ver-
leugner aller künstlichen Tradition zu ereifern brauchen, wenn
die autodidaktischen Dränger immer wirklich die Ausgewählten
unter den Berufenen gewesen, wenn nicht so viel und oft
gerade im Namen der Natur gesündigt worden wäre, vor
diesen Arbeiten Neumann's hat man indeß die Hoffnung, daß
hier ein ernstes wahres Talent das erstrebte Ziel auf einein
künstlerisch berechtigten Wege erreichen werde. Sympathisch
berührt zunächst die Einfachheit der zumeist aus der Umgebung
von Krakau geschöpften Motive, der jugendliche Reiz, der wie
ein sanfter Hauch auf diesen ungesuchten Frühlingsmotiven

mit den knospenden Kastanienzweigen, den röthlich und violett

blühenden Sträuchern und Bäumen ruht. Aber wenn auch
der Künstler auf andern Bildern gegenständlich vielfältiger
erscheint, hier bald die von stillen Dörfern, Kapellen, Ruinen
nur selten unterbrochenen Gegenden der Weichsel, bald die
 
Annotationen