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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Berliner Kunstschau
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Kunstchronik
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Die A u n st - L) a lle.

Nr. 5


Porträt des Kapellmeisters Rebicck den Eindruck des Lebens
festgelegt.
Auch sonst bietet der Salon Lassirer nennenswertche Werke.
So ist Wilhelin Trübner sehr gut vertreten. Vor allen
Dingen als Landschafter in den Schilderungen von „Schloß
Lichtenberg", von „Kloster Amorbach" und „Lnnalingen und
Insel Reichenau im Bodensee", denen die gleiche Irische in der
Farbe, die gleiche Stärke der Stimmung, der gleiche deutsche
Charakter eigen ist. In zwei „Doggen"-Bildern giebt er in
fast plastisch flächiger Malerei äußerst lebensvolle Thier-
darstellungen. — Nicht entfernt aber wird der Künstler seinen:
Gegenstand in einem „Christus am Grabe" gerecht. Zwar
zeigt sich in der Malerei an sich die pand des Meisters,
zeichnerisch aber erscheint die gewaltsame Verkürzung des
Körpers etwas verfehlt, und irgend eine erhabene oder er-
schütternde Wirkung, die doch dem Gegenstand eigen sein mußte,
übt das Gemälde nicht.
Eine schöne, sehr einfache Landschaft von Walther
Leistikow, die mehr interessirt als eine zweite von ihn:, eines
seiner bekannten Grunewaldbildcr, eine überaus eindrucksvolle
Parkschilderung von Ulrich pübner, eine von Größe erfüllte
buchtige holländische Landschaft von Jakob Maris und ein
prachtvoller Monet runden, nebst einer großen Zahl feiner
japanischer Farbenholzschnitte von pokusai u. a. die sehenswertste
Ausstellung trefflich ab.
Der bretonische Ballsaal von Lueien Simon darf nicht
vergessen werden, wenn das Gemälde auch trotz aller malerischen
Vorzüge mit den beiden Werken des Künstlers, die er im Salon
Wertsten:: zeigt, einen Vergleich kaum aushält. Dort stellt
er neben einen: „Alten Clown", dessen versumpftes Gesicht
verbittert in die Welt sieht, ein Gemälde „Wahrsagerin" aus,
das in großen Zügen mit breiter Technik ein lebensvolles
Iahrmarktsbild aus der Bretagne giebt. Das dicke, schauder-
hafte Weib, das mit Siegesgewißheit auf die Dummen, die
ihren Wagen umdrängen, herabsieht, könnte eindrucksvoller
und charakteristischer nicht geschildert werden.
Ebenfalls aus der Bretagne holt Lottet seine Motive
„Das tote Kind" verrätst zwar deutlich die große Künstlerschaft
des Malers, doch haftet dem Gegenstände, der inmitten von
schreiend rothen Bändern und Blumen aufgebahrten kleinen
Leiche etwas allzu Abschreckendes an, das der Künstler fast
lnutal schildert. Wie viel tiefer spricht das ein ähnliches Motiv
behandelnde Gemälde des Worpswedcrs Mackensen zum
deutschen Perzen mit seiner Schlichtheit und Innigkeit.
Leon Delachaur' zarttönige Innenbilder haben malerische
(Qualitäten hervorragender Art und sind warn: und tief in
Empfindung und Stimmung. Man kann dies kann: von den
übrigen französischen Künstlern sagen, deren Werke wohl beim
ersten Anblick fesseln, doch bei längerer Betrachtung sehr ver-
lieren, und die neuere Kunst von jenseits der Vogesen ziemlich
schwach vertreten. Ausgenommen sei indeß noch L. Tournes
mit seinen sehr fein komponirten, brillant durchgeführten
„Mädchen bei::: Vesperbrod" und der bei uns so wohlbekannte
C. F. Nönard, der so gerne weiche Stimmungen in seinen
ruhig abgetönten Landschaften festhält.
Paul Warncke.

Unsere Milöung.
Lin Zyklus märkischer Landschaften von Max Zaeper
fand vor kurzen: im Salon Ed. Schulte in Berlin eine freund-
liche Aufnahme. Die Aquarelle Zaepers zeichneten sich durch

eine der Wirklichkeit völlig entsprechende, frische Farbengebung
aus. Der Künstler, der trotz seiner Jugend weit gereist ist,
hat sich bereits durch flotte erotische Naturschilderungen einen
geachteten Namen erworben.

Rlinztcllrsmk.

* Berlin. Aus der städtischen Kunstdeputation.
Wegen der Ucberlassung eines geeigneten Platzes für ein
Denkmal des Fürsten pardenberg wurde beantragt, den
Dönhoffs-Platz vorzuschlagen. Im Anschluß an die Be-
rathung fand eine gemeinsame Besichtigung des bekannten
Marmorstiers, eine Schöpfung des Bildhauers Geyger, im
pumboldt-pain statt. Voraussichtlich wird das Meisterwerk einen
besseren Platz erhalten.
* Berlin. Der Abendbesuch in: königlichen Kunst-
gewerbe-Museum bei elektrischem Licht wird voraussichtlich
in: November beginnen können. Ls handelt sich darum, allen
Denen, welche an: Tage die Zeit für die Museen nicht erübrigen
können, vor Allein den Arbeitern kunstgewerblichen Betriebes,
die Schätze des Museums zugänglich zu machen. Zu diesen:
Behufe ist es zweckmäßig erschienen, nicht die ganzen, durch
ihren Umfang eher ermüdenden Massen in ihrer jetzigen Aus-
stellung bei künstlichem Lichte vorzuführen, sondern in dem großen
Lichthofe des Museums Sondernusstellungen herzurichten,
die aus bestimmten größeren Gruppen des Museums erlesene
und charakteristische Stücke bringen. Die Ausstellung soll an
fünf Wochentagen ftnit Ausnahme des Montags) von NP—Op
Uhr geöffnet sein. — Jin Berliner Westen (Kantstraße
soll Mitte November ein kleiner Kunstsalon eröffnet werden,
der cs sich zur Aufgabe macht, nur Originalzeichnungen,
Aquarelle, Pastelle und graphische Originalarbeiten aller Tech-
niken, Malerradirungen, Stiche, Steinzeichnungen u. s. w zur
Ausstellung zu bringen.
* Berlin. In der neuen akademischen Pochschule
für die bildenden Künste an der pardenbergstraße hat der Unter-
richt bereits im Oktober begonnen. Die feierliche Einweihung,
zu welcher die Stadt Charlottenburg eine Festausschmückung
der Straße beabsichtigt, findet am 2. November statt.
* Fiesole. Die Villa von Arnold Böcklin ist in den
Besitz des Berliner Kommerzienrathes A. übergegangen. Der
Verkauf dec Villa ist mit dein gestammten Inhalt der ganzen
Ausstattung erfolgt; der Preis beträgt 200 ono Mk.
Jamburg. Den: Museum für Kunst und Ge-
werbe wurde, anläßlich der Jubiläumsfeier, von Freunden
des Museums ein kunstgeschichtlich werthvolles Festgeschenk in
Gestalt eines getäfelten, mit steinernen: Kann:: ausgestatteten
Gemachs aus dein (6 Jahrhundert gewidmet. Das Interieur,
das die deutsche Renaissance in herrlicher Entfaltung zeigt,
stammt aus Lüneburg.
* Karlruhe. Der Großherzog von Baden hat für den
N. und t2. Oktober, auf die Anregung des Direktors Schall
hin, eine Anzahl Kunsthistoriker nach Baden-Baden cingcladcn,
um durch sie die dem Pans Baldung zugeschriebenen, der
Gruftkapelle des Klosters Lichtenthal gehörenden Tafelbilder
in der dortigen Jubiläumsausstellung von Kunstwerken aus
Privatbesitz einer Prüfung unterziehen zu lassen und ein end-
gültiges Urteil über die Autorschaft zu erhalten. Nach den
Untersuchungen des perrn von Terey ist das mit N. U.
nachträglich signirte Werk keine Schöpfung Baldungs, vielmehr
der alten schwäbisch-fränkischen Schule.
* Kolozsvar (Siebenbürgen). Es wird hier die Gründung
einer öffentlichen Kunstsammlung beabsichtigt, getrennt
von dein siebenbürgischen Landesmuseum.
Loreto. Die von Prof. Ludwig Seitz geschaffene d eutsch e
Kapelle im gothischen Stil geht ihrer Vollendung entgegen.
* München. Prof, voi: Ruemann hat einen Löwen
aus einer Menagerie auf 6 Monate als Modell gemiethet und
in einem Raume der Akademie untergebracht, um die beiden
Löwen für die Feldherrnhalle, welche doppelte Lebensgröße er-
halten sollen, nach der Natur modelliren zu können. Der Löwe
kostet mit Miethe und Unterhalt täglich ^0 Mk,
 
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