Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 8.1903

DOI Artikel:
Harrach, Max: Darmstädter Kunstbrief
DOI Heft:
Berliner Ausstellungen
DOI Heft:
Kunstchronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0108

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
90

Die A u n st - Ls a l l e.

Nr. 6

dekoration. Namentlich in der Möbelindustrie haben
die Darmstädter Bestrebungen mannigfache Erfolge zu
verzeichnen und eine bekannte Darmstädter Firma, die
in diesem Genre arbeitet, ist fortdauernd stark mit Auf-
trägen versehen. In der Kleinkunst, besonders in Luxus-
und Schmucksachen, hat die Aunstindustrie die Verbreitung
des Darmstädter Genres erfolgreich übernommen.
Max parrach.

berliner Mrrtellungen.
Weihnachten ty02.

/ Weihnachtsausstellungen dieses Jahres sind so viele,
daß wir uns die übliche kritische Besprechung der
Salons versagen müssen und uns auf eine kurze Uebersicht des
Gebotenen beschränken. An die Spitze dieses Berichts sei aber
die Kgl. G emä ld e g allerie gestellt, die zwar keine Ausstellung
veranstaltete, indeß durch Einordnung eines neuen Rubens
von großen Dimensionen (3.5 X 2.5 in) den Kunstfreunden eine
rechte Weihnachtsfreude bereitete. Sier lernt man bei uns
endlich den gewaltigen Shakespeare der Malerei kennen, in der
wunderbaren Kampfesszene, die aus dem zu Boden geschmetterten
Saulus plötzlich einen bekehrten Paulus machte, in dieser farben-
reichen Darstellung voll leidenschaftlichster Erregung, die so viel
Verwandtschaft mit der Münchener Löwenjagd von ^6l8 besitzt,
daß man ihre Entstehung wohl in dieselbe frühe Zeit legen
darf. Das Gemälde stammte aus der Sammlung Miler zu
Leigh Court in England und wurde durch den Pariser Kunst-
händler Sedelmeyer erworben.
Die am meisten zeitgemäße Veranstaltung ist die alljährlich
wiederkehrende Weihnachtsmesse, die der Verein der
Künstlerinnen und Kunstfreundinnen in einem Sause
der Leipzigerstraße eröffnet hat. Diese Ausstellungen, die vor
allem dem geschäftlichen Zweck dienen wollen, beweisen doch
auch nebenher, wie die weibliche pandarbeit sich von Jahr zu
Jahr immer mehr nach der künstlerischen Seite hin erweitert
und so Mittel und Wege findet, allen Gegenständen des
Gebrauchs und des Luxus ein veredeltes apartes Gepräge zu
verleihen. In dieser Pinsicht ist auch auf der gegenwärtigen
Weihnachtsmesse mancher künstlerische Fortschritt zu verzeichnen,
der hoffentlich seinen Lohn findet.
Berlin hat in diesen Wochen auch wieder einen Salon
für Plastik erhalten, den an dieser Stelle der Leipzigerstraße
früher bereits eine andere Firma unterhalten hatte. Jetzt ist
es die bekannte Bildgießerei p. GladenbeckäcSohn A-G.,
die einer umfassenden Zusammenstellung von kleinen Bronzen
nach Meistern wie Begas, Breuer, Brütt, Eberlein, Lambeaux,
Stuck, Serter, Klinger, Mägnussen u. v. A. auch plastische
kunstgewerbliche Gegenstände aller Art hinzugefügt hat, so
daß man in diesen Räumen einen bedeutenden Eindruck von
der Perstellung künstlerischer Metallarbeiten jener Firma empfängt.
Aehnliche Zusammenstellungen von plastischen Arbeiten bietet
auch das p o h enz ollern-Kunstgc w erb eHaus, in dessen
Räumen z. Z. noch eine weibliche ,,vereinigung für Kunst-
gewerbe" ihre Werke zu einer sehenswerthen Spezialaus-
stellung, der dritten in diesen Räumen, zusammengestellt hat.
Unter den Bildersalons führt Ld. Schulte mit seiner
reichhaltigen Auswahl wie gewöhnlich Sen Reigen an. Sier

nimmt der Franzose Gaston la Touche mit seinen ebenso
farbenprächtigen wie eleganten Schilderungen des pariser
pighlifes so sehr den Besucher gefangen, daß man für die
koloristisch eintönigen Porträts des Berliners Karl Ziegler
wenig Interesse mehr übrig behält. Daneben sehen wir tüchtige
Bildnisse von Ramon-Garrido, A Parlade, LH. p. Shaunoix
Neven-du-Mont, N. Bachmann, eine Anzahl stilisirter Land-
schaften von Karl Saider, farbenfrischer Lntendarftellungen
von A. Köster, landschaftlicher Bilder des Schotten Cameron,
Kennedy, Dekkert, Whitelaw Pamilton, Reid Murray, prächtiger
Märchenschilderungen in Wasserfarben von Max. Liebcnwein,
sowie Werke von Schönleber, Sans, Bohrdt, Bronzen von
Sandor Iaräy, und einer köstlichen Auswahl der bekannten
farbigen Glasgefäße von Emile Galls.
Die Ausstellung im Kunstsalon Wertheim bringt dieses
Mal eine umfassende Kollektion Bilder deutscher und aus-
ländischer Künstler, darunter die Düsseldorfer Ludw. Keller,
S. Nordenberg, F. Westendorp, die Münchener w. v. Beckerath,
p. Lrodel, w. (veffken, F poch, Ludw. Adam Kunz, L. Th.
Meyer-Basel, R. pietzsch, p G. Schäfer, die Berliner Gskar
Frenzel, p. Klohß, A. Liedtke, Sans Looschen, K. Wendel,
ferner G. Iernberg, Königsberg, Max Thedy, Weimar, und
von Ausländern u. a. R. Sellwag, St. Ives, und I. G.
Sesselbom, Stockholm.
Der Salon Cassirer enthält im Mittelpunkt eine kleine
Uebersicht über das Schaffen des sehr produktiv gewesenen
Pariser Meisters G. Courbct, des Begründers des Naturalismus
in Frankreich. Und endlich bildet bei Keller LR einer eine„Gtto
Eckmann-Gedächtnißausstellung" das gegenwärtige Novum, um
das sich der wichtigere Theil dieser Räume, der künstlerische
Weihnachtsbazar zweckentsprechend gruppirt. F. I.

RlmUckronik.
* Berlin (Lharlottenburg). Der akademische Verein
„Motiv" hat sich durch Reimer 6c Körte ein monumentales
„Motivhaus" erbauen lassen, das kürzlich durch einen Fest-
akt eröffnet wurde.
* Chemnitz. Den Bismarck-Thurm wird Architekt
Jakob Berns-Remscheid erbauen.
* Düsseldorf, vom Prinzen Georg von Preußen wurde
die Kunstakademie zur Erbin seiner hinterlassenen Kunst-
gegenstände ernannt; auch die städtische Geinäldegallerie
wm de letztwillig berücksichtigt. Für letztere wurden 3 Gemälde
bestimmt: pübncr „Rasender Roland", penry Ritter, Genre-
bild, und ein Iugendwerk von A. Achenbach von t83x.
* Görlitz. Die festliche Einweihung der Ruhm es Halle
und des Kaiser Friedrich-Mut eums fand am 28. Nov. statt.
* Pannover. Das alte Provinzial-Museum trägt von
jetzt an die offizielle Bezeichnung: Künstlerhaus der Stadt
U. — Das Kestner-Museum erwarb Lenbach's Bildniß des
Grafen von waldersee.
* Magdeburg Die 6 alttestamentarischen Darstellungen
P <37—-t -->-2), die perr Kleinau bei der Versteigerung des alten
von wespien'schen Patrizierhauses in Aachen kürzlich erstand,
wurden nach gründlicher Reftaurirung im Gesellschaftshause des
Friedrich Wilhelms-Gartens ausgestellt.
* Paris. Das Louvre-Museum wird zur Aufnahme
der dem Staate geschenkten großartigen Kunstsammlungen des
Mr. Th. Thierry um mehrere Säle erweitert werden. Die
Sammlungen bestehen aus t2 Corots, Daubignys, ll E.
Delacroix, t2 Dupres, P7 Decamps, l0 Diaz', 2 Fromentins,
7 Isab ys, 5 Neissoniers, 6 Nillets, ;o Rousseaus, t l Troyons,
div. Ziems, vollons u.v. a., aus fast durchweg erstrangigen Werken,
für die der Besitzer bis 200,000 Frks. das Stück gezahlt hatte.
 
Annotationen