Die Kunst-Halle (8.1903)

Nr. 23

Die A u n st - H a H e.

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dürfte. Lin stimmungsvolles Bildchen ist M. Hünten's
Märzlandschaft. L. v. Lrnst bringt eine große Herbst-
landschafts die trotz mancher Reize der Farbe etwas
massiv und unwahrscheinlich wirkt. A. Schlüter ist nur
mit einer kleinen Moorlandschaft vertreten. Westendorp
bringt einige Sachen, die von der Ausstellung der
Kölner Künstler her bereits bekannt sind. Lin reizvolles
Bildchen ist eine Dorfansicht von Greeff; desselben
Waldinneres ist zwar vom rein malerischen Standpunkt
aus kein schlechtes Bild, dürfte aber im Motiv etwas
langweilen. Line feine Stimmungsskizze ist ein „Abend"
von Heinrich Deiters, der außer einem sommerlichen
Waldbilde noch einen „Herbst am Bach" ausstellt:
herbstlich gefärbte Bäume am Waldbach, mit einem
träumerischen Ausblick in's Feld. Ist es seine besondere
Stärke, den Lrnst der herbstlichen Landschaft wieder-
zugeben, so ist der knospende Frühling das eigentliche
Gebiet seines Sohnes Hans Deiters. Fanget an!
nennt er sein Bild. Wie singt Walter Stolzing: Fanget
an! so rief der Lenz in den Wald! Ls ist nicht Vielen
gegeben, diesen: herrlichen Meistersingermotiv ein ähn-
liches Lcho zu wecken. Im Hintergründe Männer,
frische Knaben, die an den blühenden Büschen entlang
mit Pferd und Geräth wieder auf's Feld ziehen, im
Vordergrund, am eisbefreiten Bach, wasserschöpfende
Frauen, junge Mädchen, Kinder, die die ersten Blumen
pflücken, und das Alles im Hellen Licht des wieder-
kehrenden Lenzes, im Gefühl der wiedererwachenden
Lebenslust und Arbeitskraft! Dieser leichten, künst-
lerisch aus einem Guß hingeworfenen Wiedergabe
einer Idee gegenüber hat die „Sorge" von Paula
Monje einen schweren Stand; trotz der gediegenen
Arbeit haftet dem Bilde etwas Mühsames an. Besser
gelungen ist ein lebensgroßes Damenporträt derselben
Künstlerin. Lin schlichtes, gut gemaltes Herrenxorträt
bringt A. Axmacher.
Das Interieur ist durch Prof. Llaus Meyer und
Otto Kirberg gut vertreten. Ludwig Wessel's „In
der Klosterwerkstatt" würde mehr ansprechen, wäre das
Motiv etwas leichter und freier behandelt. Hendschel
illustrirt eine Szene aus you Mo it", Ldm. Massau
bringt ein liebevoll durchgeführtes „Altes wirthshaus",
Felix Schmidt eine kleine Kollektion Zeichnungen.
Lin Iägerporträt von Prof. I. Leisten ist etwas glatt
und süßlich in der Farbe. Ferner möchte ich noch
H. L. Pohle und die Landschafter Böhmer und Ham-
büchen nennen. Tast not 1oa8t, ist Professor Kröner
sehr gut mit einem größeren Werke „Frühmorgen im
Teutoburger Wald" vertreten, landschaftlich ein sehr
reizvoll behandeltes Bild, mit meisterhaft gezeichnetem
Hirschwild im Vordergründe, gegen das fein „Im
Monat Mai" (ein sein Gehörn schälendes Böckchen
unter Blüthenbäumen) in Farbe und Kraft der Be-
handlung allerdings etwas abfällt.
I. Nießen.

Unsere MilSung.
Nachdem wir schon in Nr. 2( dieses Jahrgangs einige
Proben moderner Sitzmöbel gebracht, lassen wir hier aus der-
selben Sammlung („Der moderne Stil", Verlag von Julius
Hoffmann in Stuttgart) mehrere Bronzen und Schmuckobjekte
folgen, deren formale Schönheit und Ligenart Anerkennung
verdient.

Aunrtckronik.
* Berlin. Altes Museum am Lustgarten. Nach
den „Amtlichen Berichten" sind folgende Neuerwerbungen zu
verzeichnen. Die Sammlung der antiken Griginalskulpturen
wurde bereichert durch einen römischen Porträtkopf, nach
Frisur und Gesichtstypus den sogen. Lucilla-Köpfen nächst
verwandt, Geschenk einer ungenannten Gönnerin. Durch
Kauf wurden für die Sammlung erworben ein unvollständiges
Votivrelief aus Rhodos (Viergespann mit Mann und Frau
auf dem Wagen) und zwei männliche Porträtköpfe aus der
Zeit der ausgehenden römischen Republik. Das Kupferstich-
kabinet zählt unter seinen Neuerwerbungen auf: Kupferstiche
und Radirungen von I. Seb. Beham, Luk. von Leyden,
Rembrandt (Darstellung Lhristi iin Tempel, Landschaft mit
dem Kanal), Lallst, Goya („Tauromachie"); bei den Werken
neuerer Kunst sodann sieben Radirungen und achtzehn Litho-
graphien von Ludwig von Gleichen - Rußwurm, sämmtlich
Geschenke von Frau Prof. Bertha Frenzel, die kurz vor ihrem
Tode ihren Besitz an Gleichen - Rußwurm'schen Arbeiten
zwischen dem Dresdener und dem Berliner Kupferstichkabinet
getheilt hat; ferner Blätter von Graf Kalckreuth, Menzel
(Zeitungsleserin, Radirung), Thoma, Lorot, Daubigny, Manet,
Constable, Whistler u. A — getreu dem neuen Programm,
auch die ausländische moderne graphische Kunst eingehend zu
berücksichtigen.
* Bonn. Universität. Dem Kabinet für mittelalter-
liche und neuere Kunst sind von der Generalverwaltung
der Kgl. Museen zu Berlin (9 Gemälde aus deren Depots
überwiesen worden. Ls sind dies 8 italienische Gemälde,
darunter zwei sehr große Stücke, eine Verkündigung in der Art
des Raffaelino del Garbo und eine Madonna mit Heiligen
von Lorenzo Luzzi. weiterhin ältere Niederländer, darunter
eine der besten Kopien der bekannten Komposition von
Hieronymus Bosch, „Die Anbetung der Könige", endlich zwei
ältere deutsche und 5 holländische Bilder, unter ihnen die
schöne Ruisdael'sche Waldlandschaft aus der Sammlung
Suermondt. Uebrigens sind dem Kabinet bereits (87 5 von
den Berliner Königlichen Museen über 4(0 Gemälde geschenkt
worden, von anderer Seite wurden dem Institut 6 italienische
Originalskulpturen übergeben, vor allem einige Florentiner
Madonnenreliefs und ein knieender Lngel aus der Robbia-
Schule.
* Flensburg. Die Einweihung des neuerbauten Kunst-
gewerbemuseums fand am (5. August statt.
* München. Der imposante Bau der Gallerie Heine-
mann, der jetzt als Zierde des Marimiliansplatzes fertig
steht, ist nach den Plänen von Prof. L. Seidl zur Aus-
führung gelangt. Die monumentale Front, bekrönt von der
Gestalt der „Kunst", erhebt sich in 5 Stockwerken ganz aus
weißem Sandstein, parterre und Hauptgeschoß dienen ledig-
lich Ausstellungszwecken.
* Nordhausen. Rathhaus-Anbau vom Magistrat
geplant. Kostenanschlag: Zoo 000 Mk.
* Nürnberg. In der Heiliggeistkirche beginnen in
nächster Zeit unter Leitung von Prof. Haggenmiller - München
und unter Mitwirkung des Malers pfleiderer-München die
Wiederherstellungsarbeiten von aufgedeckten Freskenmalereien.
Ls handelt sich um die Darstellung der vierzehn Nothhelfer
(bei der Sakristei), des Todes der Maria, von zwei Jünger-
paaren (im Lhor) und der Oelbergszene.
* Osnabrück. Ain Goetheplatz soll ein Theater er-
baut werden. Lin Komito wird demnächst die Vorarbeiten
in die Wege leiten.
* Ouedlinburg. Auf Veranlassung des Kultusministers
soll der hiesige neue Stadtverordnetensitzungssaal mit
Wandgemälden geschmückt werden. Mit der Anfertigung
von Entwürfen wurden sechs jüngere Künstler beauftragt.
Zur Darstellung gelangen die Schlacht am Hackelteiche zwischen
den Bürgern Ouedlinburgs und dem Grafen v. Regenstein
((336) und die Einführung der Reformation in Stadt und
Stift (Quedlinburg ((539). Die Entwürfe sind bis Anfang
Januar (90H der Landeskunstkommission einzureichen.