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Die Kunst-Halle — 8.1903

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In eigener Sache
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Kunstchronik
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Nr. fO

Die Aunst - Halle.

über die irrthümliche Auffassung seiner ganz eigenen
Art der Ausübung des Lehrberufes . . . Müssen doch
wir, seine derzeitigen Meisterschüler, am besten wissen,
wie unbegründet Beanstandungen seiner Lehrtätigkeit
sind. Da der Meister uns auf Grund der bei dieser
Gelegenheit zum Ausdruck kommenden dankbaren Ge-
sinnung das Versprechen gegeben hat, sein Lehramt
nicht zu verlassen, wenn ihm wie bisher völlige Freiheit
in seiner seit 25 Jahren bewährten Lehrmethode ge-
währleistet würde, so bitten wir Ew. Majestät rc." Es
ist demnach nur die volle Wahrheit gewesen, wenn
wir zugleich meldeten, daß Herr Prof. B. sein Amt
„nicht ganz freiwillig" niedergelegt habe. Wir
müssen daher auf das Entschiedenste gegen den Vorwurf
der „Erfindung" Verwahrung einlegen, den die „Nordd.
Allg. Ztg." gegen unsere Meldung in Nr. 9 zu erheben
sich erdreistete. Wenn aber Herr Prof. B. jetzt die
Auslassungen des offiziösen Organs für die allein
richtigen erklärt, so beweist das, nach dem offenbar
früher von ihm selbst gebilligten Inhalt der Immediat-
eingabe, nichts gegen die von der amtlichen Stelle be-
zweifelte Glaubwürdigkeit unseres Gewährsmannes,
sondern wohl nur, daß auf Seiten von N. Begas in-
zwischen eine Sinnesänderung stattgefunden, die man
vielleicht als unbeabsichtigte amtliche Beeinflussung
deuten darf, ohne dafür, wie in der viel wichtigeren
Frage des Rücktritts des Meisters, ein objektives Beweis-
mittel zu besitzen.
Wenn jenes Preßorgan ferner meint, oder sich den
Anschein giebt zu meinen, daß alle Immediatgesuche
wirklich an die beabsichtigte Allerhöchste Stelle gelangen
und, gegenüber unserm Zweifel, glauben machen will,
daß „jeder mit den preußischen Beamtenverhältnissen
Vertraute die Unmöglichkeit eines solchen Vorgangs
ohne Weiteres erkannt" habe, so dürfte dieser Appell
an den beschränkten Unterthanenverstand wohl wirkungs-
los verhallen.
Und noch eins: Wenn wirklich hier Mißverständnisse
auf beiden Seiten vorliegen — Wer trägt die Schuld
daran? Warum ist nach der Eile der Erledigung des
Abschiedsgesuches von Begas und der Wahl des Nach-
folgers — diese Wahl noch nach Wochen nicht amtlich
xublizirt worden? Warum diese merkwürdige Geheim-
haltung des einen wie des anderen Falles, da
doch beide längst vollzogene Thatsachen sind? Entsteht
da nicht leicht der verdacht, daß diese amtliche Stelle,
die sich hinter dem Dementi der „Nordd. Allg. Ztg."
verbirgt, sich in dieser Angelegenheit nicht so rein
fühle, wie sie jetzt vor der Welt gern erscheinen möchte?
Was gab es hier eigentlich zu verbergen?
Wie man in Uunstkreisen über den Fall Neinhold
Begas urtheilt, möchten wir kurz andeuten. . . Wenn
eine Größe wie Begas aus seiner akademischen Stellung
scheiden will, die er erfolggekrönt — man denke an die
stolze Reihe seiner Schüler — ein Vierteljahrhundert
inne hatte, dann — so empfinden jene Ureise — müsse
zunächst eine Pause eintreten. Der Abschluß einer so

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glanzvollen Epoche mahnt zur Einkehr. Schon der
Versuch, den Sinn des noch immer rüstig schaffenden
Meisters zu ändern, hätte wohl eine Frist verlohnt.
Zudem drängte ja noch nichts, da dessen Amtszeit erst
uach Monaten ablief. Wie lange hatte es gedauert,
ehe man s. Zt. einem Helmholtz einen Nachfolger geben
wollte. Bei Berufungen hat man im Uultusministerium
erfahrungsgemäß so selten Eile. Da vergeht oft ein
volles Jahr, bis man sich erst genügend informirt hat.
Und in der That: je größer der Gehende, um so größer
auch die Schwierigkeiten, einen Ebenbürtigen als Ersatz
zu finden, vielleicht spielt bei diesem langen Zögern
manchmal auch eine Rücksicht auf den Scheidenden,
eine recht verständliche Pietät hinein . . . Von alledem
war aber im Falle Begas nicht die Rede, weder galt
es ihn zu halten, noch ihm die Pietät des Abwartens
zu gönnen. Im Dezember gab er seinen Rücktritt
kund, im Dezember wurde der genehmigt, im Dezember
wurde dem akademischen Senat die übliche Uandidaten-
Dreizahl xräsentirt und der Nachfolger gewählt, im
Dezember kam der Bericht darüber an's Ministerium,
im Dezember reichte dies das Resultat der Wahl beim
Kaiser ein und im Dezember folgte die kaiserliche
Genehmigung.
„O schnöde Hast", möchte man mit Hamlet aus-
rufen, ohne freilich einer solchen Leistung, die in der
Geschichte bureaukratischer Arbeitsweise wohl beispiellos
dasteht, die Bewunderung zu versagen. Und diese
Leistung, die eine Angelegenheit von eminenter Be-
deutung für das künstlerische Leben Berlins betrifft,
wäre etwa aus Bescheidenheit Wochen lang geheim
gehalten worden? Nein, meine Herren. Man kann
uns nicht zwingen, daran zu glauben. <A.
W

AunLtckrvnik.
Berlin. Kaiser's Geburtstag in der Uönigl.
Akademie der Künste am 27. Januar: Die Festrede hielt
Herr Prof. W. von Mettingen über das Thema: „Das Gesetz
in der Kunst." — Das Kunstgewerbemuseum stellt das
unter Leitung seiner Lehrkräfte angesertigte Festzeug des
kaiserlichen Hofes zur Schau, das bei Grundsteinlegungen,
Enthüllungen u. s. w. gebraucht wird. Velarien mit Wappen-
adlern, Pfeilerverzierungen, Thronsessel, Lehnstühle und einfache
Stühle, Rednerpult, Tisch mit Dokumentenmappe und Schreib-
zeug, große Bodentexpiche und silbernes Geräth, Hammer,
Kelle und Mulde.. — Zum Ankauf eines Miquel-Porträts
für das Abgeordnetenhaus hat ein Anonymus 2000 Mk. zur
Verfügung gestellt.
Braunschweig. Der Neubau des Herzogl. Staats-
ministeriums ist auf ^06,000 Mk. veranschlagt.
* Brelau. Rübezahlsburg in: Ri e sen g e b ir ge.
Nach dem Unfug auf dem Hexentanzplatz im Harz, sollte etwas
Aehnliches im Riesengebirge von Berlin aus geplant werden.
Dagegen protestiren die angesehenen Kunsiinstitute Schlesiens.
Es heißt im Protest u. a.: Ein Museum des Riesenqebirges
soll das Aushängeschild für eine Verkaufsstelle von Ansichts-
postkarten, Reiseandenken u. dergl. bilden. Die einfache Hoheit
 
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