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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Niessen, Johannes: Düsseldorfer Kunstbrief
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0341

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Die A u n st - a l l e.

Nr. t9

297

heiten. Baur jr. stellt einen „Abschied" aus, ein nur zu ost
wiederholtes Motiv: ein Reiter, der von dein weinenden
Mädchen Abschied nimmt. Gut im Ton ist seine „Wolfsjagd",
warum er aber gerade dieses Motiv als Fächer behandelt, ist
nicht recht erfindlich. Tüchtige Genrebilder sandten unter
andern Lrola, Joseph Pansen, Klingen und Ritzenhofen. Lin
reizvolles Bildchen, warm und voll im Ton, ist Paul Graf
Merveldt's „Interessante Lektüre". Fr. Vezin ist immer vor-
nehin und elegant. Diesmal engländert er ein wenig. Beine
„Stimmung" steht ganz in einem verhaltenen, fast verschleierten
Ton. Lin frisches Bild, fcharf und klar in der Komposition
ist Ungewitter's „Besuch in der Garnison". Lr erreicht be-
sonders mit seinen gelben Uniformen gegen den Schnee einen
eigenartigen Effekt. Auch seine „auffahrende preußische
Artillerie" ist eine recht lebendige Zeichnung mit flottem Strich.
Die Skulptur ist auch mit nicht einem wirklich bedeutenden
Werke vertreten. Ls sind mehrere gute und feine kleine
Sachen da, aber auf einen bedeutenden oder monumentalen
Zug muß inan ganz verzichten, pübsch ist die Büste einer
alten Frau von Kimbel, der durch die Anwendung von zwei-
farbenem Stein und durch eine zarte weiche Behandlung einen
reizvollen Effekt erzielt. Ganz allerliebst und originell ist eine
kleine Beleuchtungsgruppe von Pfannekuchen, zwei lebhaft
kämpfende Lidechsen vor einem großen Pilz, der mit seinem
put dre eigentlichen Beleuchtungskörper verbirgt. Prof. El. Büscher
hat die Entwürfe der Denkmäler Zimmermann's und Mendels-
sohn's ausgestellt, die er für die vorderen Nischen des Stadt-
theaters ausführte. Gediegene Arbeiten bringt wieder Bach-
mann jr., eine rastende alte Frau, und die sicher modellirte'
lebendige Statuette eines Ausrufers. Käsbach schickte eine
seiner allerliebsten Kinderstatuetten und ein kleines „Land
mädchen". R. Marcuse's „Fechter" ist ein vornehm durch-
gebildeter männlicher Akt in lebendiger Bewegung, in der
strengen Art der Antike. G. Deihl's „Tänzerin" ist ganz
graziös, wenn auch ein wenig unruhig in der Linie, viel besser
gefällt desselben Künstlers angeschossener Treiber, der neben
einer großen Lebhaftigkeit in der Bewegung fein entschieden
humoristisches Moment hat. Line fleißige Arbeit ist A. Frische's
Pirschkampf.
Man kann nicht gerade sagen, daß man die Ausstellung
mit einem enttäuschten Gefühl verläßt, denn es sind einige
wirklich gute Sachen dort. Den Lindruck einer reichhaltigen,
nur durch vorsichtige Auswahl maßvoll beschränkten Ausstellung
bekommt man indeß nicht, und es liegt jedenfalls weniger
an den einzelnen Werken als an der nicht eben glücklichen
Zusammenstellung, wenn das Ganze einen ziemlich lang-
weiligen Eindruck hinterläßt.
I. Ni essen.


Un5ere MilSung.
Prof, panns Fechner, Berlin, hat den deutschen Kaiser
jüngst wiederholt xorträtirt, u. a. in einen: für die Pandels
kammer zu Lasse! bestimmten Gemälde, dessen Besteller der
Monarch selbst war. Auch auf der gegenwärtigen Großen
Kunstausstellung befindet sich von Fechner ein Kniestück des
Kaisers, das sich als Kunstwerk nur richtig beurtheilen läßt,
wenn man an den repräsentativen Zweck der Leinwand denkt.

Zu diesen Arbeiten des Künstlers darf die vor zwei Iahren-
auf Stein gebrachte Zeichnung, deren Reproduktion wir dem
vorliegenden peste beilegen, als eine gewiß interessante Studie
des Kopfes Kaiser Wilhelms II. angesehen werden.


Xmutckronik.
* Altdorf. Der Verein für Geschichte und Alterthümer
des Kantons Uri beschloß den Bau eines hiesigen Museums.
* Berlin. Die Königliche Akademie der Künste hat ihre
Geschäftsräume vom Akademiegebäude Unter den Linden 28
und Universitätsstraße 6 nach Potsdamer Straße ^20 in das
Gebäude hinter dem park verlegt.
* Berlin. Die Provinzialkommission für Denkmalpflege
berieth unlängst über die Neubearbeitung des Bergauschen
Werkes: „Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Branden-
burg"; die Kosten sind mit mehr als l20 000 Mk. veranschlagt
worden. — Unter Geheimrath Prof Vtzen's Leitung wird die
frühgothische Blutkapelle in peiligengrabe (Brandenburgs
restaurirt und malerisch ausgeschmückt werden. Die Maler
Berg und A. Vetken sind mit den dekorativen Malereien und
einem Glasfenster beauftragt worden.
* Breslau. Graf Schaffgotsch schenkte dein Schlesischen
Museum der bildenden Künste das von Vilma Parlaghy ge-
malte Porträt des f Parlamentariers windthorst.
* Lasse!. Prof, panns Fechner-Berlin hat im Auftrage
des Kaisers dessen Porträt für die hiesige Pandelskammer ge-
malt. Die feierliche Uebergabe fand am Juni in einer
Festsitzung der Pandelskammer statt.
* Düsseldorf. Sitzung des Provinzialausschusfes. Dem
Kaiser Wilhelm-Museum in Krefeld wurde für l?02
ein Beitrag von zooo Mk. bewilligt unter der Bedingung,
daß das Museum sich verpflichtet, vorrömische, römische und
fränkische Ausgrabungen in dem Gebiete der rheinischen Pro-
vinzialmuseen nicht vornehmen zu lassen und derartige Alter-
thümer nicht zu erwerben.
* Florenz. Uffizien. Im Kabinet der pandzeichnungen
entdeckte man kürzlich lo Blätter mit Skizzen Michelangelos.
— Das Gebäude der schönen Künste mußte, wegen Gefahr
des Einsturzes, kürzlich geschlossen werden.
* Pannover. Seltsame Blüthen treibt hier wieder ein-
mal der hannoversche Kantönligeist! Ein Saal im hiesigen
Provinzialständehaus soll ausgemalt werden, und das preu-
ßische Kultusministerium gewährt großmüthig die erbetenen
Geldmittel. Niemand kann daher dem Ministerium das Recht
streitig machen, auch den Künstler auszuwählen; es wählte den
Berliner pistorienmaler Prof, pildebrandt. Gegen diesen
„Fremden" agitirt man hier nun in maßloser weise, dies
in einer Stadt, die seit Jahren durch den Verein zur
Förderung des Fremdenverkehrs mehr Reklame für die An-
lockung wohlhabender Fremder macht als irgend ein zweiter
Ort Deutschlands. — „Julia Lapulets Pochzeitsmorgen", das
große Gemälde F. Kaulbach's, das Kunstfreunde angekauft
haben, um es der Stadt zum Geschenk zu machen, hat 60000 Mk.
gekostet.
* Jüterbog. Der Giebel des alten Rathhauses soll
restaurirt werden. Außerdem soll von den alten Wandmalereien
in der Iakobkirche zu Neumarkt-Iüterbog als Probestück die
Passion Lhristi wiederhergestellt werden.
* Karlsruhe. Die Malerinnenschule, unter Leitung
der Professoren Kemmer und Romen, hat im Juni ihr
;8. Studienjahr beschlossen. Besucht war die Schule von
62 Schülerinnen, wovon 26 neu eingetreten waren. Die An-
stalt bezieht Unterstützungen von Regierung und Stadt. Am
Oktober beginnt das neue Studienjahr; Anmeldungen sind
vor dem t5> September an die Leitung zu richten.
* Paris. Besnard hat ein Deckengemälde für den
Theatersaal der „Lomsdie Franoaise" entworfen. Auf seinem
Sonnenwagen steht Apoll und grüßt die Statuen von Lorneille,
Racine, Molisre und Victor pugo, die man in der Säulenhalle
eines Tempels sieht.
 
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