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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Haenel, Erich: Sächsische Kunstausstellung Dresden 1903
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Schmidt, Karl Eugen: Der Salon der Société nationale, (Schluss) [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0301

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Nr. s7

Die Aunst-Halle.

26s

Gartenzaun" sprüht ordentlich von Sonne und sonniger peiter-
keit. Neben Uhde, dessen Schaffen so in all seinen stilistischen
Linzelphasen vor uns hintritt, ist der konsequente Impressio-
nismus durch eine kleine Gruppe von Könnern vertreten, denen
das Kleid ihres künstlerischen Mutterlandes Frankreich nun
doch theilweise zu eng geworden ist. Zuerst Paul Baum,
der die flimmernde Sonne südlicher Breiten virtuos wieder-
zugeben weiß; eine Arbeit, wie die Faraglionifelsen könnte
beinahe aus Monet's Werkstatt hervorgegangen sein. Reicher
an Anschauung noch Max A. Stremel: die „Patience"
schwimmt ganz in zuckender, alle festen Formen auflösender
Innenhelligkeit, auch das „Gelbe Zimmer" zeigt ihn als
Meister der Interieurmalerei. Die Differenzirung der Töne
führt hier schon stark in das Gebiet des reinen Pointillismus
hinein. I. G. Dreydorff schildert das weben stiller Mond-
nacht mit ähnlichen Mitteln höchst feinfällig; auch B. Schrader
mit einer vorzüglichen Fliederstudie aus dem Dresdner Palais-
garten gehört hierher; w. G. Ritter taucht ein „Sächsisches
Dorf" ganz in rothcs Sonnenuutcrgangsgold; den vornehmsten
Zusammenschluß impressionistischen Tonempfindens und echter,
hier persönlich und national zugleich ausgereifter Natur-
stimmung erzielt indeß Tarl Bantzer. Desselben Künstlers
Königsporträt ist fein, ohne irgendwie zu erwärmen.
Die Zwischenstufen der Landschaftskunst von hier bis zur
fast dekorativ behandelten Vedute lassen sich durch eine ganze
Reihe vortrefflicher Werke illustriren. M. Pi etsch mann
bringt eine „Gewitterstimmung" in breitem, tonigen Vortrag,
A. Fhscher-Gurig wird der herben Luft und des räumlichen
vielerlei einer „Gstfriesischen Schiffswerft" besonders durch
die Kraft der Koloristik und überraschend scharfe Beobachtung
vorzüglich perr. 6. R. pentschel's „Auf freier pöhe" giebt
klar und einfach das Gefühl des unbegrenzten Luftraumes.
Th. peinke hält das Bild des Lustschlosses Pillnitz aus
der Vogelperspektive recht reizvoll mit den Mitteln seines
Lehrers Bracht fest, der selbst freilich erst kürzlich hier weit
erfreulichere Beweise seiner vornehmen Kunst gab. Fritz
Lrändel's Herbstrothe Kastanienallee, Feudel's diskret ge-
stimmter „Trüber Tag" aus Polland, Tarl peyn's groß-
gesehener „Gebirgsstrom" schließen sich an, weiter A. Leonhardt
mit einem, im Ton sehr einheitlichen „Frühling im Walde",
Freiherr v. Schlippenbach, B. Schröter, Otto Rossow und der
talentvolle Ad. Thamm. F. B. von Voß hat das Be-
leuchtungsproblem der dämmrigen Mondnacht am -zartesten
gelöst, Franz Kunz nähert sich in der „Sommcrfülle" mit
Erfolg dem warmen Kolorismus der Brachtschule. von be-
kannteren Größen treffen wir den Karlsruher M. Fikentscher,
der das transparente Blau des Wassers „Zu der Furt" als
fast ungebrochene Lokalfarbe leuchten läßt, den Münchener
palmiö mit zwei seiner bekannten, groß und breit aufge-
faßten Naturtypen, den Düsseldorfer p. Mühlig, der die
Wintersonne im blauschattigen Schnee meisterhaft schildert,
den Stuttgarter Alfr. Schmidt, der mit dem jungen paar
im „Abendfrieden" den Spuren L. perterichs nachgeht, dann
G. Kühl, gleich mit zehn seiner brillanten Augenblicks-
stimmungen aus Norddeutschland und Polland, und den
jungen, immer eigner sich entwickelnden Rob. Sterl.
Von ähnlicher Vielgestaltigkeit ist die Gruppe der Porträts,
die wir, dem Gegenständlichen nun einmal folgend, hier an-
schließen. wie ein alter Meister tritt M. Röbbecke's (Berlin)
höchst individuell gesehenes Selbstbildniß auf; als Malerei von
größter Solidität, erreicht das Fr. peyser's doch nicht den
Grad überzeugender Ähnlichkeit, p. von Mach zeigt auch

diesmal wieder, wieviel sie von ihrem Schwager Pepino
gelernt hat, der selbst durch zwei, farbig hervorragend durch-
gebildete Interieurs eine neue und höchst erfreuliche Phase
seines Schaffens ankündigt. L. v. Ledebur's „Westfälisches
Bauernbildniß" hat schon in Düsseldorf mit Ehren bestanden,
während p. von Blanckenburg mit einem liebenswürdig
aufgefaßten und flüssig gemalten Damenporträt debütirt.
I. Mogk bringt äußerst charakteristisch seines Meisters prell
männlich kraftvolle Erscheinung, welch'letzterem auch G. paenel,
der einen fest modellirten Kopf keck vor die Helle Luft setzt,
seine Ausbildung verdankt, p. Kießling rechtfertigt, ebenso
wie w. witting und F. Siebert, srinen Ruf als Porträtist
von Geschmack und scharfer Beobachtung.
wer sich im Vorjahr mit Sascha Schneider's „Um die
Wahrheit" abgefunden hat, wird auch in seiner jüngsten
Leistung nicht etwa eine Tendenzillustration größten Formats
oder gar eine Kette in Anschauung umgesetzter philosophischer
Deduktionen suchen, sondern mehr eine fast michelangeleske
Freude an ausdrucksvoller und mächtiger Körperlichkeit, die
hier noch mit einem sehr energischen dekorativen Empfinden
zusammengcht. Die bunte Schaar wehrhafter Männer, die da
auf sonnbeschienener Bergwiese gemessen, mit prozessionaler
würde „Zum Kampf" schreitet, wird nur ein Pedant auf
ihren, durch Kleidung und Gcwaffen mehr oder weniger
symbolisirten Ideengehalt durchprüfcn. Es find lauter fest-
umrisfene Lharaktere, die der Künstler vorführt; einzelne der
Männer, wie der tibetanische Buddhist rechts, von geradezu
unheimlicher Energie des Ausdrucks, andere, wie die beiden
Athleten, physiognomisch ganz oberflächlich behandelt. Der
Fortschritt gegenüber der älteren Arbeit liegt im Wesentlichen
auf dem Gebiet der Farbe, die weit lebendiger, stofflicher
und auch in der Gesammtheit persönlicher geworden ist.
Sorgfältigere Durchbildung der Akte wäre wohl das, was
man an der Arbeit am schmerzlichsten vermißt. Daß in
Sascha Schneider aber eine der interessantesten Persönlichkeiten
der Monumentalmalerei sich zu entwickeln ankündigt, kann
auch nach dieser neuen Leistung von keinem Einsichtigen mehr
bestritten werden.
Erich paenel.
Zer 5rlon Ser 5ociete nslionsle.
von Karl Eugen Schmidt, Paris.
(Schluß.)
^Vndlich nenne ich noch drei neue Leute: Taro-
Delvaille mit zwei großen Bildern, einmal eine
nackte Frau aus einem weißseidenen Kanapee sitzend, von
dem ein schwarzes Tuch mit langen (Quastenund blaßrothen
Blumen herabhängt, dann eine Frau im rosig ange-
hauchten weißen Morgenkleide mit schwarzer Schärpe,
bequem zurückgelehnt im Schaukelstuhl sitzend, vor ihr
ein kleines Mädchen in weiß, hinter ihr ein Frühstücks-
tisch mit farbig wirkenden Blumen und Früchten. Zn
beiden Bildern ist die Harmonie von schwarz und weiß
mit wenigen diskreten farbigen Andeutungen geradezu
virtuos durchgeführt, und einige Nachlässigkeiten in der
Zeichnung oder vielmehr in der Modellirung ver-
schwinden in dem starken und schönen Gesammteindrucke.
 
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