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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Berliner Ausstellungen
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Kunstchronik
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200

Die Aunst-Halle.

Nr. (5

asiatischen Kulturvölker aus den Gebieten der Keramik, der
Metallindustrie, der Lackarbeiten, der Stickerei u. s. w.
Das Pohenzollern-Kunstgewerbehaus Ls. Pirschwald
sorgt abermals durch ein Vielerlei seiner Sonderausstellungen
für einen lohnenden Besuch seiner ausgedehnten Räume. Reich-
haltig ist dieses Mal besonders die graphische Abtheilung.
Vertreten sind zahlreiche deutsche Holzschneider des ^9. Jahr-
hunderts und sranzösische Radirer der Neuzeit. Ferner sieht
man Mriginalzeichnungen des Simplicissimus, pandzeichnungen
und Aquarelle von verschiedenen Malern, darunter den ver-
storbenen Meistern Albert Brendel und Lmil pünten. Auch
die Kunstwebereien von Ernst Volbehr und von der Insel Sylt
verdienen Beachtung.
Im Künstlerhause versucht man jetzt durch Zuziehung
von einigen englischen und schottischen Malern mehr Teil-
nahme, welche die ehrsamen Stammgäste dieser Ausstellungen
bisher so selten sanden, zu gewinnen; leider wiederum völlig
erfolglos.
Keller 6c Reimer haben mit der Kollektion neuer und
schon bekannter Bilder von Ludwig von Hofmann eine ihrer
schönsten Veranstaltungei: dieses Minters aufzuweisen gehabt.
Ls strömte hier eine heitere, farbenfreudige Poesie durch die
Zahl der Malereien von Hofmanns, durch den „Zaubergarten"
wie durch die „Erschaffung der Eva", seine Mythenschilderungen,
die wie deutsche Märchenszenen anmutheten, und endlich seine
landschaftlichen Bilder und Studien.
Im Mittelpunkt bei P. Eassirer herrschte neuerdings der
Klassiker des französischen Impressionismus Llaude Monet,
dessen Kollektion einen Zeitraum von über drei Dezennien um-
spannt. Daneben begegnen uns die Namen derjenigen
heimischen Künstler, deren Arbeiten die Spezialität dieses
Salons repräsentiren. A. d. S.


Unsere Milöung.
Nicol Bachmann, ein seit Jahren in Berlin ansässiger
jüngerer Maler, dessen Heimat Schleswig-Holstein ist, pflegt
neben dem Bildniß die Landschaftsmalerei. Für letztere wählt
er mit Vorliebe die schlichten Motive, die ihm seine Heimat
und die Mark bieten. Eine Fülle fein, beobachteten Natur-
lebens umfassen u. a. seine zahlreichen Skizzen, die er in dem
großen hauptstädtischen Parke, dem Berliner Thiergarten, zur
Minters-, Frühlings-, Sommers- und Herbstzeit mit mannigfach
wechselnden Beleuchtungen und Stimmungen inalte. Possen
wir, daß Bachmann's Talent für die völlig realistische Schil-
derung freundlich belebter Landschaften noch weiter sich günstig
entwickele.


AilllMromk.
* Berlin. Die Kunstetatsberathu n gen im preußi-
schen Abgeordnetenhause am ^7. März bewegten sich u. a. um
einzelne Berliner Museen und öffentliche Neubauten. Die
Sitzung gab wieder einzelnen Herren, die sonst zu den großen
SchweigerrOder Versammlung gehören, erwünschte Gelegenheit,
ihr Kunstinteresse vor den Vertretern der Regierung zu be-
zeugen. Neben mancherlei ernst zu nehmenden Bemerkungen
kam auch wieder viel unfreiwillige Komik zur Geltung. So

empfahl ein national-liberaler Abgeordneter, Herr von Knapp,
der gegenwärtigen Leitung der Nationalgallerie zwar nicht
die Einfuhr von Eulen nach Athen, aber die Berücksichtigung
der „sezessionistischen Kunstrichtung", weiter erfuhr man, was
eigentlich die meisten schon wußten, daß das neue Kaiser
Friedrich-Museum sämmtliche Sammlungen der christlichen
Epochen bis ^800 umfassen werde und außerdem das Münz-
kabinet. Die Herren aus den Provinzen waren natürlich
wieder für eine Entlastung der Berliner Kunst. Die Haupt-
sache war jedenfalls, daß alles bewilligt wurde; so 965 000 Mk.
für Berliner Museumszwecke, 350000 Mk. für die National-
gallerie. Ferner wurde als erste Rate 1; Million gefordert
zum Neubau der Königlichen Bibliothek, der Universitäts-
bibliothek und der Akademie der Wissenschaften zu Berlin auf
dem sogenannten Akademieviertel daselbst. Für die Akademie
der Künste ist der Ankauf des Arnimschen Palastes am pariser
Platz Nr. für 3P4 Millionen in Aussicht genommen und es
ist davon eine erste Rate von ; 00 000 Mk. in das Lxtra-
ordinarium eingestellt.
* Breslau. Vom Provinziallandtage. Die Bei-
hülfe an die Provinzialkommission zur Erhaltung uud Er-
forschung der Kunstdenkmäler Schlesiens ist von 3000 auf
sooo Mk. erhöht. Ferner sind u. a. folgende Bewilligungen
aus dem Dispositionsfonds des Landtags für ^902 beantragt:
Kunstgewerbemuseum in Breslau 2000 Mk., Provinzial-
konservator als Remuneration ^200 Mk., Holzschnitzschule in
Warmbrunn ^000 Mk., Nuseumsverein für schlesische Alter-
thümer soo Nk., Rest (V. Bands für die Inventarisirung der
schlesischen Kunstdenkmäler ^05^ Nk., Bildniß Friedrich's des
Großen für den Sitzungssaal des Landeshauses Hooo Mk.
* Charlotten bürg (Berlin). Die Kgl. Akademie des
Bauwesens, die um ihr Gutachten über den von Prof. Bruno
Schmitz angefertigten Skizzenentwurf für die künstlerische Ge-
staltung der Charlottenburger Brücke ersucht worden
war, hat den Entwurf verworfen, weil er den Vertrags-
bedingungen nicht entspreche. Ls wäre ausdrücklich die Be-
dingung gestellt, daß an der Brücke keine massigen Aus-
schmückungen und Verzierungen angebracht werden sollten; und
diese Bedingungen habe Prof. Schmitz nicht erfüllt.
* Celle. Nachdem erst im Vorjahre die Restaurirungs-
arbeiten an dem alten Patrizierhause in der Rundenstraße
beendet sind, soll jetzt das mit Schnitzereien reich verzierte
Köhler'sche paus in der Rundenstraße künstlerisch ausgemalt
werden. Der Magistrat bewilligte hierzu 200 Mk., der Ver-
schönerungsverein 50 Nk.
* Gent. Konservator Maeterlinck entdeckte ein mit K. D.
Kauninck bezeichnetes altvlämisches Gemälde des s6. Jahr-
hunderts, angeblich mit einer Darstellung der pl. Genoveva,
der Schutzpatronin von Paris, welche durch ihr Gebet die Stadt
vor Attila's oder Chilxerich's Schaaren rettet.
paag. Mo ritz Haus. Die königliche Sammlung er-
hielt durch das Vermächtniß Tombe einen Zuwachs von
i;2 Gemälden, darunter Bilder von Vermeer van Delft, Lsaias
v. d. Velde, van Goyen, G. Flinck.
* Hildesheim. Line Publikation der Kunstdenkmäler
der Provinz wird von dem Landesdirektorium geplant. Die
städtischen Kollegien sollten zu dem Merke, dessen Kosten sich
auf ;50 000 Mk. belaufen dürften, 5000 Mk. beisteuern, be-
willigten indeß nur HOOO Mk.
* Paris. Das Nu866 Xkoroau in der Rue de la
Rochefoucauld sH ist eröffnet. Das Interesse für den Besuch
der Sammlung ist aber äußerst gering.
* Posen. Der Porträtmaler Karl Ziegler-Berlin hat
vom Staate den Auftrag erhalten, gegen ein namhaftes Jahres-
gehalt das im neuen Museum eingerichtete Staatsatelier zu
beziehen, damit so in der Provinzialhauptstadt ein hervor-
ragender Künstler ansässig sei.
* Weimar. Am Großherzoglichen Residenzschlosse
sollen bedeutende Umbauten durch den Berliner Pofbaurath
Ihne demnächst begonnen werden.
* Xanten. An einem Llfenbein-Reliquienkästchen in der
ehemaligen Stiftskirche will Prof. Furtwängler-München eine
miniaturhafte Kopie des im Alterthum berühmten Herakles-
kolosses von Lysippus entdeckt haben. Das Griginal war
^2<N in Byzanz zu Grunde gegangen.
* Zwickau. Das Altarbild für die künftige Luther-
kirche soll der Münchener Maler Prof. F. von Uhde malen
P5000 Mk.).
 
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