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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Münchner Kunstbericht
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Berliner Kunstschau
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In eigener Sache
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(52

Die Aun st-Halle.

Nr. (0

von Wagner's interessirt besonders ein Porträt Hugo
wolf's, kurz vor der Erkrankung des Tondichters skizzirt,
dann einige prächtigen Kohlestudien, aus denen ein
zielsicheres Rönnen spricht. Eine Anzahl hübscher, frisch
gemalter Sachen und eine nicht mindere bescheidener
(Qualität ergänzen die etwas groß gerathene Kollektion.
Otto Wolff zeigt eine Anzahl Porträts meist von
Leuten, deren Aehnlichkeit hier nicht schwer nach-
zuprüfen ist, sie sind sehr lebensvoll gestaltet, koloristisch
bemerkenswerth, aber in der Haltung manchmal von
etwas markirter Nonchalance. F. Gino Parin ist ein
uns noch unbekannter Name und doch kannten wir das
flott und frisch gemalte Männerbildniß und einige der
in bläulich - mystischem Lichte sich sehnsüchtig reckenden
Frauengestalten. Dem besseren Gedächtniß eines
Kollegen bleibe überlassen, festzustellen, ob diese
hysterischen, koketten Dämchen („Ü08 pxäuäis", llortus
00UÄU8U8) früher einen Friedr. Pollack ihren künst-
lerischen Urheber nannten? Für solche sinnlich-über-
sinnlichen Allegorien wirken Parin's Farben zu derb.
Manches an diesen Krafft - Lbing'schen Versuchs-
objekten macht dadurch einen unerfreulichen Eindruck.
Willroider bringt eine Serie Handzeichnungen, Land-
schaftsskizzen in glänzender Technik hingestrichen, von
prächtiger plastischer Wirkung, in einem eminent male-
rischen Ton.
Leopold Gustav.

Zerliner Xunrkciull.

^Vange und schwer hat Hans Thoma um Anerkennung
und Erfolg ringen müssen, erst dem Fünfziger war es
beschieden, Verständnis; für seine Art zu finden und hohen Ruhm
zu ernten. Freilich fehlt es auch heute nicht an solchen, die
ihm nachsagen, daß er überschätzt werde. Aber, die das thun,
verstehen ihn nicht und begreifen nicht das wesentliche, Starke,
Fortwirkende in seiner Erscheinung. Freilich Konzessionen
macht er heute so wenig, wie er sie je gemacht hat, er ist
starr und mit deutscher Zähigkeit seinen eigenen Pfad gegangen,
immer mit dem sicheren Vertrauen im reinen Herzen, dem er
auch wohl hier und da Worte lieh: „weine Zeit kommt auch
noch!" — was ihm dennoch von außen gekommen ist, war
nichts, als etwas, das seiner ursprünglichen Anlage gleich-
geartet war, und dies hat er durchaus selbstständig verarbeitet
und mit Eigenem verschmolzen. Da aber stand Dürer obenan I
wenn man die Ausstellung durchwandert, die jetzt bei
Keller A Reiner zu sehen ist, und die eine ganze
Reihe von Gemälden, übermalten Drucken, Steindrucken,
Algraphieen und Radierungen Thoma's aufweist, so empfindet
man es wohl, daß diese aus deutscher Innigkeit und gemüths-
tiefer Naturanschauung geborenen Arbeiten nur dem etwas
sagen, nur dem ganz verständlich sein können, der sich mit
gleicher Innigkeit in sie versenkt und sie ebenfalls mit dem
Herzen betrachtet. Ls wird einem begreiflich, daß auch heute
noch viele sehr verständige Leute Hans Thoma ablehnen, in-
dem sie zunächst iu's Feld führen, daß er sich oft genug, ja
sehr oft die gewagtesten Verzeichnungen leiste. In der That,
das läßt sich nicht leugnen; man braucht nur die Gemälde
„Lhristus und Magdalena", „Nextunszug" und „Bogenschützen"
anzusehen, um auf unbegreifliche Mängel der Zeichnung an

Thier- und Menschengestalt zu stoßen. Aber dieselben Bilder
ziehen uns dennoch immer wieder an; sie sind in Hinsicht auf
Empfindung und inneren Gehalt so schön und poesievoll, daß
jene äußeren Fehler kaum noch in's Gewicht fallen.
Allein das Schönste, was Hans Thoma zu geben vermag,
das ist doch in seinen Landschaften oder sonstigen Darstellungen
aus seiner Heimath, aus dem herrlichen Schwarzwald, nieder-
gelegt. — In Gemälden, wie: „Herbstmorgen im Schwarzwald",
„Schwarzwaldbach", „Schwarzwaldhaus", „Schwarzwald mit
Jäger" ist eine Schönheit und Größe, eine Tiefe der Poesie
und des Naturgefühls, daß man sich sagt, sie seien mit dem
Herzen gemalt. Ls geht ein leises Klingen aus von diesen
schlichten, stillen, kerndeutschen, altmeisterlichen, ewig jungen
Werken, das in uns nachtönt lange Zeit, und wir meinen ein
altes Märchenbild zu sehen, wenn wir den jungen Dorfgeiger
anschauen, der einsam im kleinen Gärtchen sein Lied in die
stille Mondnacht hinausgeigt. Thoma ist eine herbe und doch
liebliche, eckige und doch auch wieder zarte Künstlernatur, ein
echter, machtvoller Vertreter der „Heimathkunst". Nicht im
gewöhnlichen Sinne räumlich kleiner Bezirke, nicht ein Süd-
deutscher nur ist er, nein, obwohl auch in seinem geistigen
Bilde alle feinen und kleinen Züge ausgeprägt erscheinen, wie
in seinen Zeichnungen und Gemälden, so sind doch dort wie
hier die großen Linien das Vorwiegende, er ist der ganz
einzigartige Vertreter deutscher Heimathkunst, im Sinne des
großen deutschen Vaterlandes!
Lin ganz junger Maler war es, dessen erste „Sonder-
ausstellung" dieser Thomaausstellung bei Keller L Reiner
voraufging, und hinter dessen Werken alles was
gleichzeitig dort zu sehen war, ganz zurück trat.
Arthur Johnson. Amerikaner von Geburt, hat er säst seine
ganze künstlerische Ausbildung an der hiesigen Königl. Kunst-
akademie genossen, abgesehen von dem, was er auf größeren
Reisen getriebenen selbstständigen Studien verdankt. Seine hier
ausgestellten Gemälde „Sonnenkuß", Sonnenrausch", „Land-
schaft" u. a., zeigten eine Kraft der Naturempfindung, eine
Wucht und Schönheit der farbigen Wiedergabe, die wir nur
bei wenigen unserer ersten Meister zu finden gewohnt sind.
Diesen malerischen Vorzügen hielten die zeichnerischen durchaus
die Waage und sie traten mit größerer Deutlichkeit natürlich
in den zahlreichen figürlichen und landschaftlichen Zeichnungen
zu Tage, die Johnson ausgestellt hatte. Auf die weitere Ent-
wicklung dieses noch nicht Dreißigjährigen darf man gespannt
sein; der künstlerische Ernst, der neben sprechender Genialität
aus seinen bisherigen Arbeiten spricht, giebt schöne Gewähr
für eine glänzende Zukunft!
Paul warncke.

Zn eigener Zache

AHm ausdrücklichen Linverständniß mit Herrn Prof.
Os R. Begas hat in voriger Nummer der „Kunst-
Halle" die vielbesprochene Immediateingabe, deren
Abschrift aus seinen Händen kam, Veröffentlichung ge-
funden. Ls heißt hier: „Der eigentliche Grund für dieser:
Schritt (sein Abschiedsgesuch) ist nach eigener Aussage
des Meisters die von ihm empfundene Mißstimmung
 
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