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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Berliner Kunstschau
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Kunstchronik
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Nr. (2

Die Aunst-Halle.

(85

effanten Neuling lernt man A. von Suckow kennen, mit
Bildern von idealem Gepräge in Stoffwahl und Farbengebung.
Ernst Heilemann hat in der Darstellung zweier Japanerinnen
eine koloristisch dankbare Aufgabe prächtig gelöst. Leistikow's
übliche dekorative Gruncwaldlandschaft wirkt sehr echt in der
Stimmung, von dem Engländer I. weiß fällt eine dunkel-
tönige Landschaft mit einem melancholischen Wasser auf.
F. possart hat das sorgsam gemalte Bildniß seines berühmten
Bruders ausgestellt. L. Ury's Salon-Interieur wirkt trotz selt-
samer Verzeichnungen und eines rothglühenden Sonnenflecks
koloristisch vornehm. Schließlich glaube ich mir einige Namen
von Malern hier nicht versagen zu sollen, deren Arbeiten,
außer den bereits erwähnten, Aufmerksamkeit verdienen:
F. Skarbina, C. Kappstein, A. Kampf, Bischof-Culm, H. Bruck,
V. H. Engel, H. Hübner, p. Höniger, Georg Koch, I. Laing,
Linde-Walther, M. Tilke.
Die Kunstausstellung Wertheim führt uns wiederum
eine Anzahl meist jüngerer Künstler mit Einzelarbeiten und
Kollektionen vor. Sie präsentirt uns u. a. die bis dahin un-
bekannte sympathische Erscheinung einer Berliner Malerin,
Hanna Mehls. Ihre Spezialität ist das stille Gewässer
eines Weihers, eines Kanals, eines Landhafens — und die
Abendstimmung. Auf dem Wasser schleichen lautlos Kähne,
ruht eine sanfte Melancholie. Lin bläulich-grauer Ton, aus
dem die Mondsichel nur mit spärlichem Glanze hervortritt, ist
diesen fein empfundenen Landschaften eigenthümlich. Daneben
tönen die starken Klänge moderner Naturalisten wie Blech-
musik neben einem Violinsolo. So arbeitet Bernhard Butter-
sack, der eine Reihe Studien von Wald und Feld darbietet,
mit breitem pinsel auf tiefgestimmte, kräftige Farbeneffekte hin.
Ebenso zeigt Franz Türcke kleine, derb wiedergegebene Natur-
ausschnitte und zwar in Pastell. Zu edlem Kunstgenuß laden
noch weniger die beiden naturalistischen Szenerien „Unwetter"
und „wildes Wasser" von w. Stumpf, Leipzig, ein; der
Künstler gefällt sich in einer trüben, hellbraunen Gesammt-
färbung seiner Schilderung, deren Monotonie wohl an die Dar-
stellungen des Stuttgarters G. Reiniger erinnert, ohne die
Wucht und Plastik seiner Vorbilder zu erreichen. Als Zeichner
gehört H. Münchhausen, Berlin, zu dieser Gruppe; sein
Studienfeld sind die ländlichen Bezirke hier und dort, Acker,
weiden am Bach, Mühle, Dorfkirche, auch Bauerntypen, Alles
mit energischen, schwarzen Kreidestrichen sicher auf das Papier
gesetzt. Das Ausgeglichenste bietet in dieser Richtung ohne
Frage Max Uth in einer Anzahl von kleinen, echt malerischen
Naturausschnitten, Studien in Aquarell von Hof und Gasse.
Auch K. F. Kappstein weiß, wie immer, mit seinen Land-
schaften, deren Thierstaffage — dieses Mal sind es u. a.
kämpfende Birkhähne — bekanntlich seine eigentliche Domäne
bildet, angenehm zu fesseln. Ein Neuling ist für uns Walter
(Pu eck, Leipzig, dessen markig gezeichnete Herrenbildnisse eine
nicht gewöhnliche Fähigkeit in der malerischen Lösung physio-
gnomischer Aufgaben bekunden.

Unsere MiHung.
Unter den jüngeren böhmischen Malern der Gegenwart
besitzt Lmil Holarek eine eigenthümliche künstlerische Physio-
gnomie. wir wiederholen nur, was an anderer Stelle von
ihm gesagt wird: „Sowohl durch seine soziale Tendenz, seinen

religiösen Geist, seine ätzende Ironie, als auch durch sein tief-
gehendes Gefühl und seine festgefügte, gereifte Welt- und
Lebensanschauung" hebt sich sein Werk von den Schöpfungen
seiner Genossen ab. Seine Arbeiten zeichnen sich „durch die
Bestimmtheit in der Durchführung der Idee, durch treffenden
Ausdruck, feste Charakteristik der Personen . . ., sowie durch
die Technik, der er sich bisher vorwiegend gewidmet hat —
die Federzeichnung, aus." So gehört auch die vorliegende
verkleinerte Abbildung einem Zyklus von zehn Federzeichnungen,
„Lin Traum" betitelt; sie bildet das Schlußblatt dieser Folge
von gedanklich schönen und tiefempfundenen Kompositionen.
Wer Weiteres über die Zyklen von Federzeichnungen Holarek's
„Die Nacht" und „Reflexionen aus dein Katechismus" (50 Bl.j
kennen lernen will, den verweisen wir auf den kürzlich er-
schienenen, reich illustrirtcn Kunstverlags-Katalog (pr. Mk. 2,—)
der Firma B. Koei, Prag 325, welcher Reproduktionen jener
Werke u. a. Arbeiten böhmischer Meister enthält.

Xunrtckromk.
* Altona. Maler Momme-Nissen aus München wurde
beauftragt, ein Bildniß des Senators Schütt für den Sitzungs-
saal der Armenkommission im Rathhause zu malen.
-'-'Berlin. Vom neuen K aiser Fr i edr ich - Museu in.
Der Kaiser hat aus Sanssouci eine Statue der Venus von
Pigalle dem Museum zur Verfügung gestellt unter der Be-
dingung, daß eine Kopie davon beschafft werde. Ebenso sollen
die von Schadow und Tassaert geschaffenen Marmorstatuen
von sechs Generalen Friedrichs des Großen, welche sich jetzt
in der Haupt-Kadettenanstalt zu Groß-Lichterfelde befinden, dem
Museum überwiesen und daselbst zusammen mit einer Marmor-
nachbildung des Schadow'schen Standbildes Friedrichs des
Großen im Landeshause zu Stettin, in den Nischen des Hinteren
Treppenhauses aufgestellt werden. — Der Abbruch des letzten
Berliner Panoramas, des von A. v. Werner, Bracht u. A. ge-
malten Sedanpanoramas steht bevor.
* Breslau. Das Bilderwerk Schlesischer Kunstdenk-
mäler, welches im Auftrage des Provinzialausschusses, von
dem vormaligen Provinzial-Konservator, Geh. Regierungsrath
Lutsch bearbeitet, von dem Museum der bildenden Künste her-
ausgegeben wird, hat nach fünfjähriger Arbeit fertiggestellt
werden können. Ls besteht aus 232 in drei Mappen ver-
theilten Tafeln in Großfolio-Format, von denen t52 mit
Photolithographien und 80 mit Zinkätzungen nach Zeichnungen
bedruckt sind, die insgesammt tt2t bildliche Darstellungen ent-
halten.
* Düsseldorf. Das Konnte der nationalen Aus-
stellung ;y02 hat jetzt über die Vertheilung der ca. t Million
betragenden Ueberschüsse der Ausstellung entschieden. Außer-
Düsseldorf sind die Städte Dortmund, Münster, Essen und
Elberfeld für Ausstellungs- und Museumszwecke bedacht
worden.
* Genua. Das Dxfer eines wahnsinnigen Restaurators
Namens Vrfeo-Grfei, dem die Leitung der hiesigen Pinakothek
0 klassische Malwerke anvertraute, sind folgende Gemälde ge-
worden: A. van Dyck, Bildniß des Marquis und der Marquise
Brignole-Sale, Lastelli, Raub der Sabinerinnen, Paris Bor-
done, Bildniß eines Mannes, Lukas von Leyden, Der heilige
Hieronymus, Carlo Maratta, Heilige Familie, Baffano, Die
Schmiede des Vulkan, Guido Reni, Die heil. Jungfrau, Ber-
nardo Strozzi, Charitas.
Graz. Das Kunstgewerbemuseum erwarb neuer-
dings eine Sammlung deutscher Kunstmedaillen und Plaketten,
von Ad. Hildebrand, Sturm, Bosselt, R. Mayer, Sandreuter,
Kowarzik.
* Hannover. Lin Vaterländisches Museum soll
am t. April eröffnet werden.
X' Jena. Lin Institut für Malerei und Kunstgewerbliches
Zeichnen will die Karl Zeiß-Stiftung hier eröffnen.
 
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