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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Gustav, Leopold: Die Jahresausstellung im Glaspalast
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Niessen, Johannes: Düsseldorfer Kunstbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0340

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296

Die A u n ft - H a ll e.

Nr. fft

sich in seinen Landschaften als Freund amnuthiger Linien.
Seine etwas träumerische Weise paßt nicht recht zu den
meist sehr bewußt auftretenden Herren in der blauen
Stube.
(Weitere Artikel folgen.)


Zikrelöorjer AunLtbriej.
Pfingsten ist in den unteren Räumen der städtischen
Kunsthalle die I a hres ausst ellung des Kunst -
Vereins für die Rheinlande und Westfalen
eröffnet. Sie ist eine ganz gute Durchschnittsausstellung, viel mehr
kann man beim besten Willen nicht sagen. Es muß wirklich
befremden, wenn man einestheils von einer sehr strengen Aus-
wahl hört — es sind diesmal wieder eine ganze Reihe von
Werken ausgeschlossen worden —, andrerseits so viel Gleich-
artiges und so manches direkt Minderwerthige findet. Der
große Saal ist so sparsam behängt, daß man erwarten durfte,
vor lauter auserlesene perlen zu treten; aber das ist durchaus
nicht der Fall. Zunächst macht sich, wie so oft, der große
Mangel an figürlichen Darstellungen unangenehm bemerkbar;
das Porträt z. B. fehlt ganz. Landschaften und Marinen,
Marinen und Landschaften, das ist der Charakter der Aus-
stellung, die dadurch entschieden eintönig wirkt.
Es soll damit durchaus nicht gesagt sein, daß unter diesen
Landschaften und Marinen nicht wirklich tüchtige und sogar
hervorragend tüchtige Arbeiten wären Da ist E u g en Kamp f
mit zwei Bildern, von denen namentlich die „Flandrische
Landschaft" meisterhaft behandelt ist. Vornehm in der Bild-
wirkung, erfreuen Einzelheiten, wie z. B. der Ton des dunklen
Hausdachs gegen die bewölkte Luft, durch große Finesse der
Beobachtung. Da ist Mühlig mit einem tüchtigen Bilde,
einem „Herbstmorgen". Sein „Wintertag" wird trotz der
durchdachten und geschickten Durchführung von einen: kleinen,
durchaus ungekünstelt, fast naiv frisch empfundenen kleinen
„Wintertag" von Herm. Ritzau an Natürlichkeit und Farben-
reiz säst übertroffen. Von Heinrich Deiters finden wir ein
ganz köstliches, gelbes Waldbild, Hainbuchen im Herbst,
welches den erfreulichen Beweis liefert, daß es doch noch Leute
giebt, die Bäume in ihrer Charakteristik zeichnen können, ohne
die gesammte Fleckenwirkung irgendwie zu beeinträchtigen.
Ernst Hardt ist dieses Mal weniger gut vertreten. Sein „Nach
dem Regen" wirkt mit seinen grell blauen Tönen in Luft und
Spiegelung roh, fast klobig, und „Frühlingsluft" entbehrt durch-
aus den eigentlichen Reiz des Frühlings. Eins der besten
Bilder ist Fr. v. Wille's „Weltvergessen", die alte Abtei
Himmerode in der Eifel im Schnee, ein Bild, das in der
Schlichtheit des Motivs und der Stimmung durch seine ge-
diegenen Werthe in der Gegeneinanderstellung der Töne fesselt.
Sein zweites Bild, ebenfalls ein Lifelmotiv, zeigt eine treff-
liche Beobachtung der Terrainbewegung. Der Meister der
Haide, A. Schlüter, stellt einen ernsten, dunkel überwölkten
„Haidepfad" aus. Zwei ausgezeichnete Aquarelle, „Abend-
dämmerung" und „An der Trave bei Lübeck", die ebensoviel
sicheres Können, wie eingehendes und verständnißvolles Natur-

studium beweisen, sandte Georg Hacker. „Line mondhelle
Sommernacht" von I. Bergmann hat mit einer wirklichen
mondhellen Sommernacht herzlich wenig zu thun. Man könnte
sie als ein vielleicht ganz geschicktes Farbenexperiment ebenso
gut eine Phantasie in blaugrün nennen. Ad. Linz beweist in
einer „Niederrheinischen Landschaft" wiederum sein bewährtes
Können. Glas Iernberg, jetzt Königsberger, bringt zwei
Bilder, einen „Blühenden Mohn" und einen „Abend", ein
Bild nut entschiedenen Valeurs. Lin tüchtiger Landschafter
mit frischer Beobachtungsgabe ist w. Fritzel. Seine „Mühle
am Deich" wirkt allerdings etwas herb und kühl, dagegen ist
sein „Märzabend" lebendig und sehr fein wiedergegeben.
Hübsch und stimmungsvoll sind einige leicht farbige Zeichnungen
von w. Hambüchen, besonders die „Abenddämmerung am
Hafen" verdient erwähnt zu werden. Heinrich Herrmanns ist
am besten mit einem virtuos behandelten Kircheninterieur ver-
treten; sein „Herbstnachmittag in Dordrecht" behandelt weniqer
glücklich ein ziemlich alltägliches Motiv. Lin kleines Bildchen
von H. Liesegang „Holländische Stadt" ist recht vornehm in
der Farbe.
Kräftig in der Farbe und energisch in: Strich sind die
„Rappen in: Föhrenwald" von A. Lüdecke, der es geschickt
versteht, die farbigen Reflexe und kühlen Lichter auf dem
glänzenden Fell der Thiere wiederzugeben. Lin tüchtiges Bild
ist ferner ein Eifeldorf von Erich Nikutowsky, nur ein wenig
nüchtern und spröde in der Farbe. Pfannekuchen behandelt
in seiner „Serenata" recht keck und geschickt die Reflexe farbiger
Lampions in bewegten: Wasser. Zwei große Landschaften des
verstorbenen Th. Schüz tragen ihrem Meister die verdiente
liebevolle Beachtung ein, die ihm im Leben oft genug versagt
worden ist. — Sein Sohn, Fr. Schüz, ist nut zwei italienischen
Aquarellen vertreten. Cornelius Wagner's „Herbststürme"
vermag in seiner unruhig flackernden Behandlung wenig zu
erfreuen. Westendorp bringt wieder ein Motiv aus Brügge,
den Beguinenhof im Schnee, gut beobachtet, nur ist das Motiv
etwas langweilig. Lin erfreulich frisches Bildchen ist ein
„Heller Wintertag" von Bodo Wille. In G. Ackermann's
„Gstseedorf" finden wir die bläulich violetten Schattentöne
Iernberg'scher Frühlingsbilder, viel selbstständiger und feiner-
ist sein kleines Bild „Im Hafen". Gut beobachtet ist ferner
' ein Buchenwald von Bartsch.
Nun zu den Marinen. Andreas Dirks bringt eine Nord-
see in seiner bekannten, etwas derbkräftigen Art. A. Eßfeld,
der bereits recht Tüchtiges geleistet hat, ist diesmal nur mit
zwei ziemlich schwachen Bildern vertreten, eins der besten ist
jedenfalls Günter's „Ausfahrende Fijchdampfer" mit einer be-
merkenswerth trefflichen Behandlung des röthlichen Rauchs
vor einer fein grauen Luft. Heimes „Ankunft eines Bootes"
leidet an einen: unangenehm rosafarbenen Ton in der Luft.
Ganz hübsch, aber etwas unbedeutend ist Grobe's „Ankunft
eines Fischerbootes". Carl Becker bringt einen „Sturm bei
Cuxhaven", ein fast ganz auf blau-gelbgrau gestimmtes Bild,
das aber in Bezug auf die Farbe einige Unwahrscheinlichkeiten
birgt, und eine „Brandung", die hauptsächlich den Fehler hat,
daß das Wasser nicht brandet, sondern nut seinen breit hin-
gesetzten weißen Kämmen ziemlich fest steht.
Figürliche Darstellungen sind, wie gesagt, ziemlich jpärlich
vorhanden, von Hans Deiters finden wir eine vorzüglich
modellirte weibliche Aktstudie und eine feinempfundene, (ehr
reizvolle „Apfelblüthe", arbeitende Frauen unter blühenden
Bäumen, „Allerlei Fragen" von Angermeyer ist etwas glatt
und süßlich gemalt, wenn auch mit einigen hübschen Einzel-
 
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