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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Galland, Georg: Die Reform der Künstler-Jury [3], Schluss
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Ebe, Gustav: Licht und Farbe als Ausdruckssmittel der Achitektur neuer Richtung [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0047

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Nr. 3

Die Kunst-Halle.

35

lichkeit ein Mißverständniß der Jury zu beseitigen, weil
das herrschende System nichts gegen deren Infallibilität
zuläßt.
wie nun auch das Lrgebniß der Revision sei, der
Betroffene wird alsbald zu verständigen und das
Protokoll der Hauxtjury durch einen Zusatz zu ergänzen
sein, zum wenigsten durch den Vermerk, daß eine
Revision stattgefunden habe. Hat aber die Revision die
nachträgliche Aufnahme eines anfangs zurück-
gewiesenen Werkes zur Folge, so soll dies sofort der
Sammlung eingereiht werden, und zwar, bezüglich des
Hängexlatzes, unter möglichster Berücksichtigung der
wünsche des Urhebers, dem ein ferneres Recht auf
Entschädigung — die ihm in einem Punkte nicht ver-
sagt werden möge — indeß nicht zustehen soll. —
Dies sind im Großen und Ganzen die Ansichten,
die ich mir erlaube, für eine von vielen Seiten längst
als dringend bezeichnete Reform der Künstler-Jury der
Beachtung und zunächst der Diskussion in allen inter-
essirten Fachverbänden unserer Künstlerschaften zu
empfehlen. Ich gebe dabei gern zu, daß die persön-
lichen Erfahrungen der nicht wenigen Juroren, die
ihr verantwortungsvolles Amt Jahre lang umsichtig
und gerecht verwaltet haben, sich mit dem einen oder
anderen Vorschlag nicht befreunden können, oder selbst
im gewissen Widerstreit mit Einzelheiten der obigen
Ausführungen sich befinden. Aber ich glaube anderer-
seits auch nicht, daß geringe Modifikationen mancher
Punkte die Bedeutung jener vorgeschlagenen Reformen
wesentlich herabsetzen oder diese gar gegenstandslos
machen könnten. Jedenfalls soll es den Verfasser
freuen, wenn durch eine eingehende Prüfung der An-
gelegenheit endlich der Stein ins Rollen gebracht und
dann zu dieser wichtigen Frage im Kunstleben der
Gegenwart eine lebhafte Stellungnahme in allen
Künstlerkreisen eintreten werde. Unsere Zeitschrift wird
allen durch Sachkenntmß getragenen ungetrübten
Meinungen jederzeit gern Aufnahme gewähren.


Lickt unö fsrde sl§ Mörirclumittel
i>er Mkitektur neuer lticktung.
Von Gustav Ebe, Berlin.
on der Wechselwirkung zwischen Licht und
Schatten, welche die plastischen Verhältnisse in
den Grupxirungen der Baumassen sowie in
den Linzelgliederungen zur Erscheinung bringt, ist von
jeher, in alter und neuer Zeit, der künstlerische Tharakter
der Architektur in den verschiedenen Stilperioden im
höchsten Maße abhängig gewesen, wenn die einfach
aufzeigende Eigenschaft des Lichts besonders für das
Aeußere der Bauwerke in Betracht kommt, so ist die
Art, wie die Beleuchtung dem Innern zugeführt wird,

die Lage und Größe der Lichtöffnungen vorzugsweise
als stimmungsgebendes Element zu beachten. Lin
zweites, nicht minder wichtiges Ausdrucksmittel der
Stimmung ist die Farbe, wie sie als Tönung der
Flächen und plastischen Theile, sowie in der Form von
abgeschlossenen Gemälden ornamentalen oder figürlichen
Inhalts zur Verwendung kommt.
Ls ist nur selbstverständlich, wenn die neuere
Richtung in der Architektur, ebenso wie in der Form-
gebung, so auch in der vertheilung von Licht und
Farbe neue, von der bisherigen Art abweichende Wege
einzuschlagen sucht, obgleich es sich auf letzterem Ge-
biete mehr um frische Auffassung des Gegebenen als
um Erfindungen handeln kann, da der in den alten
Stilen gezogene Kreis kaum zu erweitern sein dürfte.
was nun speziell die Farbe anbelangt, so hat es
kaum irgend eine Stilperiode gegeben — etwa mit
Ausnahme der neuklassischen — in welcher dieselbe nicht
sowohl am Aeußeren wie im Inneren der Bauten,
meist an beiden Stellen zugleich, einen die Gesammt-
erscheinung wesentlich bestimmenden Einfluß geübt hätte.
Technifch genommen ist die durch Zusammenstellung
verschiedener natürlicher Baustoffe bewirkte polychromie
und die Bemalung mittels verschiedener Pigmente auf
irgend einer Unterlage zu unterscheiden. In Aegypten
sind die Malereien meist auf einer wenig erhabenen
Modellirung in Mörtelmasse ausgeführt; in Babylonien
und Assyrien kommen neben Tönungen und Bemalungen
auf Putzgrund farbige Wanddekorationen vor, welche
durch emaillirte Ziegel bewirkt werden; die mykenischen
Grabfassaden zeigen eine Inkrustation aus verschiedenen
edelen Gesteinsarten, welche noch durch Bronzezuthaten
bereichert sind. — Alles in früheren Perioden in far-
biger Ausstattung Geleistete wird durch die Bemalung
der griechischen Tempel der Blüthezeit weit übertroffen.
Die polychromirung dieser Bauwerke erstreckt sich nicht
mehr regellos über Flächen und Gliederungen, sondern
ist an bestimmt vorbereitete Plätze gebunden und dient
außerdeni mehr als früher dem Ausdrucke statischen
Lebens. Die Ausführung der in Form und Farbe fein
gefühlten griechischen Malereien geschah entweder un-
mittelbar auf steinernem Untergründe, falls der Bau
aus Marmor hergestellt war oder auf einem feinen
Staubüberzuge, wenn geringere Gesteinsarten, wie in
den meisten Fällen, zur Verwendung gekommen waren.
Auch einzeln vorkommende Terrakottagliederungen
wurden bemalt. Indeß sind von allen Denkmälern
griechischer und älterer Kunst nur ungenügende Bruch-
stücke erhalten, wahre Schattenbilder vergangener
Herrlichkeit; und wir können uns leider die Totalwirkung
eines im vollen Glanze der Bemalung strahlenden
antiken Bauwerks nur in der Phantasie und mit Hilfe
der Beschreibungen vergegenwärtigen.
Eine etwas bessere reale Unterlage zur Schätzung
des ehemals Vorhandenen bieten uns die Reste der
malerischen Innenausstattung des römischen und xompe-
janischen Wohnhauses. Lin bedeutendes Beispiel des
ersten giebt das in den Gärten der Farnesina zu Rom
entdeckte Haus, für das zweite sind die Ausgrabungen
in den Vesuvstädten maßgebend. Die Titusbäder in
Rom konnten noch zur Zeit der Renaissance in ihren
Trümmern studirt und ausgenommen werden. An
Nachahmungen des römisch-hellenistischen Dekorations-
stils hat es in neuer Zeit nicht gefehlt; eine geistreiche
freie Uebertragung, welche sich vorzugsweise auf Motive
aus den Titusbädern stützte, lieferten die sogenannten
„Grottesken" der Renaissance, deren Gipfelpunkt die
Malereien Raffaels und seiner Schule in den Loggien
des Vatikans bildeten. Später, zu Anfang der neu-
 
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